Beschneidung - Mythen, Lügen, Ideologie 1

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      Beschneidung ǀ Beschneidung - Mythen, Lügen, Ideologie 1 — der Freitag
      Vorab: Ich bin selber beschnitten, was erklärt, worum mich dieses Thema schon lange interessiert. Und auch, warum mich hier einige Beiträge regelrecht fassungslos machen.
      Ich lade jede und jeden zu einem einfachen Experiment ein: Haltet eure Zunge konsequent fünfzehn Minuten außerhalb des Mundraums. Dann zieht sie wieder ein und probiert, ob ihr die Zunge im Mund anders wahrnehmt.
      Ich möchte wetten, der Unterschied ist für jede und jeden unmittelbar nachvollziehbar.
      Was mit der Eichel nach der Beschneidung passiert ist vergleichbar: Die Schleimhäute der Eichel trocknen aus und es bildet sich permanent und irreversibel eine Lederhaut auf dieser Eichel.

      Der Grund, warum die Herabsetzung einer natürlichen Empfindungsfähigkeit – eine erzwungene Desensibilisierung - gesellschaftlich völlig anders gesehen wird, liegt im Geschlecht der Beschnittenen.
      Der Umstand, dass es dem oben zitierten Verfasser so wichtig erschien zu betonen, es erfolge keine „funktionelle Beeinträchtigung“ zeigt, er hat die Vorstellungen von seiner Funktion als Mann, er hat seine Rolle internalisiert.
      Denn die eigentliche Sexualität funktioniert ja noch – nur das dem beschnittenen Jungen extern und irreversibel und ohne seinen Willen zu berücksichtigen aufgezwungen wird, was unter gesellschaftlichem eigentlich zu verstehen ist.
      Der individuelle Wille des Jungen, seine individuelle Möglichkeit zur Wahl wird damit uneigentlich. Dieser Wille wird negiert, er ist nicht existent und hat es nicht zu sein.
      Die gesellschaftlichen Vorstellungen, wie ein Junge, ein Mann zu sein hat sind wichtiger als der Wille des Individuums - er hat sich diesen Vorstellungen zu unterwerfen.
      "Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen" (Hermann Hesse)
      "Die schönste Frucht der Gerechtigkeit ist Seelenfrieden" (Epikur)