Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Verleihung des Heinz-Galinski-Preises (am 29.11.)

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    • Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Verleihung des Heinz-Galinski-Preises (am 29.11.)

      Doch als besonders traurig an der Beschneidungsdebatte habe ich empfunden, dass bei dieser notwendigen Abwägung aller Rechtsgüter in manchen Äußerungen jede Hemmschwelle verloren zu gehen schien, Juden und Muslimen in Deutschland endlich einmal zu sagen, was gut für sie sei und was die anderen von ihnen hielten, wenn sie dem nicht folgten. Es ist traurig, dass in manchen Beiträgen der Eindruck entstehen konnte, jüdischen und muslimischen Eltern liege das Wohl ihrer Kinder weniger am Herzen als anderen Eltern, nur weil sie an einem uralten Ritus festhalten und für ihn auf Rechtssicherheit auch in Zukunft hoffen, auch wenn die Mehrheit in unserem Land diesen Ritus nicht kennt.
      Ganze Rede hier.
    • "Wir alle wissen: Auch die Religionsfreiheit in Deutschland ist nicht schrankenlos. So ist und bleibt immer auch das Recht auf körperliche Unversehrtheit zu würdigen. Kinder haben Rechte, die zu bewahren und zu schützen sind. Deshalb müssen fraglos auch mögliche Risiken und körperliche Folgen einer Beschneidung bedacht werden. In der Beschneidungsdebatte muss selbstverständlich auch die Frage nach dem Kindeswohl gestellt werden; und sie muss überzeugend beantwortet werden."

      Überzeugend im Sinne des Kindeswohls.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • "...Juden und Muslimen in Deutschland endlich einmal zu sagen, was gut für sie sei und was die anderen von ihnen hielten, wenn sie dem nicht folgten..."


      Unglaublich! Es geht NOCH blöder als man es ohnehin schon gewohnt ist!


      Wer hat denn den Anspruch, Juden und Muslimen zu sagen, was gut für sie sei? Wer? Es kann doch jeder machen, was er möchte. Nur kann man seinen Kindern nicht Teile des Penis abschneiden, aber das können Christen, Atheisten, Vegetarier, Niederländer und Rockmusiker auch nicht. Das ist keine Frage der Religionszugehörigkeit. Und ich habe wirklich eine sehr eindeutige Meinung zu Kindesmißhandlung und nehme im Rahmen der Meinungsfreiheit das Recht für mich in Anspruch, diese kundzutun.
      Sätze, die mit "Ich habe doch nur...." beginnen, sind eigentlich immer der Auftakt zur Entschuldigung von mißlungenen Dingen. In diese Kategorie fällt auch der Versuch "NUR dem uralten Ritual zu folgen".
    • Da die Pro-Beschneidungs-Argumente nur dünn und nicht überzeugend sind, muss der Kritiker durch Herabsetzung und Verdächtigung unglaubwürdig gemacht werden. Hält man sich vor Augen, dass wohl die Mehrheit in Deutschland der Beschneidung aus ganz säkularen Gründen ablehnend gegenübersteht, dann kann man Frau Merkels Auftritt in diesem Punkt nur als eine peinliche Anbiederung verstehen, bei der sie die Reputation der Mehrheit der von ihr vertretenen Bürger für ein Linsengericht verscherbelt.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Ja,ja, wie wir alle wissen sind die Mitglieder der Fachgesellschaft der Kinder- und Jugendärzte, der Bund der deutschen Kriminalbeamten, der neue Richterbund oder die Mitglieder der Kindernothilfe (neben vielen anderen) allesamt Rassisten und/oder Antisemiten, da sie sich gegen Beschneidung aussprechen. Jahrzehntelang haben sich all diese Menschen getarnt, haben bestimmte Ausbildungen absolviert, Berufe ergriffen, manche haben ehrenamtlich gearbeitet und Zeit, Mühe und Geld in diesen einen Augenblick investiert: Endlich, endlich, endlich können sie nun unter dem Deckmäntelchen des Kinderschutzes mal gegen Juden und Muslime agieren indem sie Beschneidungen kritisieren. Das ist wirklich sehr wahrscheinlich. Ebenso wahrscheinlich wie die Tatsache, daß dieses "uralte Ritual" in seiner jetzigen Form erhalten bleiben sollte. Und wenn sie daran nicht gestorben sind, leben sie mit einem desensibilisierten Penis weiter.
    • Expertenanhörung 26.11.12

      Hallo Leute,

      das Beschneidungsthema hat mich seit dem Urteil des Köllner Landesgericht nicht mehr losgelassen - zugegbenermaßen nicht nur allein der betroffenen Jungen wegen. Sicherlich sind sie es, denen Schutz in unsrem Land vor weiteren religiösen Opfergaben gesetzlich gegeben werden muß. Ich bin Massagetherapeutin und gebe auch tantrische Massagen. So weiß ich nicht nur aus meinem Privatleben wie groß die sensiblen Unterschiede von beschnittenen und unbeschnittenen Männern sind.

      Entsetzen hat die Haltung der deutschen Politik zu diesem Thema bei mir ausgelöst. Es wurden viele, meiner Meinung nach, ungeheuerliche Worte für die Beschneidungsbefürwortung gebraucht. Dabei gäbe es doch nur einen einzigen Satz dazu zu sagen: Die Unversehrtheit gehört zum Grundrecht des Menschen im Geltungsbereich der Bundesrepublik, und eine Beschneidung aus religiösen Gründen ist daher ein strafrechtlicher Tatbestand, denn das Recht auf Religionsfreiheit und Ausübung bezieht sich auf den Menschen, der diese aus freien Stücken wählen kann; es legitimiert nicht ein Wunschrecht von fatalistischen Gläubigen ihren unmündigen, wehrlosen Kindern Opfergaben abzuverlangen.

      Daß unsere Regierung sich soweit herablässt sich nicht klar in dieser Sache zu äußern und zu reagieren, beschämt mich zutiefst. Deshalb auch bin ich aus Heidelberg am vergangenen Montag zur Anhörung nach Berlin gefahren. Ich wollte mit eigenen Ohren hören, mit welchen Worten sich die Beschneidungsfanatiker ins Licht setzen und auch wie der Ausschuss darauf reagiert. Ich saß 4 Stunden und schüttelte fast durchgehend den Kopf. Die meisten Beschneidungsverteidiger waren gut ausgewählte Redner, ihre Worte präzise, laut und deutlich, selbstbewusst und beinahe drohend. In der ersten Stunde gab es 5-Minuten Äußerungen von jedem geladenen Experten. Mir war zum heulen bei so viel Heuchelei. Glücklicherweise gab es in der letzten Stunde einige wirklich gute Fragen von einer Frau mit längerem blonden Haar ( leider weiß ich ihren Namen nicht mehr, sie saß neben Herrn Montag ). Sie fragte differenziert wiederholt, nach den unbeschnittenen Juden aus Osteuropa und auch nach den Juden in Israel, von denen viele sich bereits dem "Opferritual Vorhautentfernung" distanziert haben, nach deren aktuellen Platz in der religiösen Gemeinde. Immer wieder nämlich wurde von Seiten der Beschneidungswilligen mit Nachdruck erwähnt, daß es unmöglich für einen männlichen Juden sei in der jüdischen Gemeinschaft zu leben. Doch in der letzten halben Stunde musste ein Befürworter einräumen, daß es sehr wohl möglich ist in der religiösen Gemeinde auch unbeschnitten aufgenommen zu werden und jüdischen Glauben zu praktizieren und leben. Das bedeutet also, daß die deutsche Politik Fatalisten Rechte einräumen möchte!

      Ich habe, um nocheinmal alles anhören zu können, beim Rechtausschuss nach Video-, Audiomaterial oder wenigsten einem Protokoll angefragt. Bislang habe ich noch keine Antwort. Aufzeichnungen in allen genannten Medienformen gibt es. Das wurde eingangs auch erwähnt.

      Ich freue mich dieses Portal hier gefunden zu haben. Denn Anfangs kam ich mir ziemlich allein vor, denn die meisten die ich mit diesem Thema die letzten Wochen konfrontiert hatte, halten sich bedeckt, geben zu bedenken. Feiglinge alle miteinander.

      Mit besten Grüßen aus HD,

      Sandra
    • Herzlich Willkommen im Forum!

      Du bist die erste/einzige in diesem Forum, die bei dieser Anhörung dabei war. Deine Schilderung der Diskussion über die Aufnahme in den jüdischen Glauben ist eindrucksvoll und berührt einen sehr wichtigen Punkt. Bewundernswert, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, dorthin zu fahren! Wer die Dame mit dem blonden Haar war, wird jemand hier bestimmt noch rausfinden. ;)

      Ich habe noch eine sozusagen fachliche Frage: wie merkt man bei einer trantrischen Massage den Unterschied in der Sensibilität zwischen beschnittenen und unbeschnittenen Männern? Ich bin da leider völliger Laie.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Hallo SANDRA und herzlich (welcome) In diesem Forum. Es tut gut, Deinen Bericht zu lesen und vor allem Deine berechtigte Empörung zu spüren. Ich bin mir sicher, dass wir von Dir noch viel zu erwarten haben und freue mich auf Deine zukünftigen Beiträge. Es sind vor allem die Frauen, deren Zeugnis wir brauchen.
      Männern - beschnitten wie intakt - wird gerne vorgehalten, sie würden immer nur eine Seite kennen und könnten so nicht einschätzen, wie sehr sich das Empfinden nach einer Beschneidung reduziert. Frauen aber haben diesen Vergleich. Ihnen kann dieses Wissen nicht abgesprochen werden. Äußert euch und helft mit, dieses unselige Treiben irgendwann zu beenden!
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Hallo Werner, Hallo Weguer

      vielen Dank für eure aufnehmenden Worte.

      Es ist dificil über die Unterschiede der Sensibilisierungen des Penis von beschnittenen und unbeschnittenen Männer zu sprechen - gerade als Frau. Denn es gibt auch unter uns sehr verschiedene Meinungen und Vorlieben dazu. Meine Berufspraxis hat mir ein recht klares Bild in der Unterscheidung gezeigt: der unbeschnittene Penis ist in aller Regel deutlich sensibler, die Empfindungsfähigkeit größer (nicht nur um die Eichel) und es bedarf keiner Endlosstimulation des Glieds um einen Höhepunkt zu erreichen. Doch man kann sagen, daß die gesamte Sexualität eine Geschmacksfrage ist. Unstreitbar ist, daß eine Beschneidung ein gravierender Eingriff ist und die Sexualutät eines Mannes unwiderruflich verändert. Nun könnte man sagen, daß es genügend beschnittene Männer gibt die mit ihrer Sexualität zufrieden sind. Welch ein Glück! Denn es ist ja schätzungsweise gut ein Drittel der männlichen Weltbevölkerung beschnitten. Doch da bei ihnen in aller Regel eine religiöse Zwangsbeschneidung im Kindesalter vorgenommen wurde, kann ich als Vertreterin des modernen Humanismus dieser Handlung nicht zustimmen. Sicherlich kann man argumentieren, daß in jedem Elternhaus Prägung stattfindet, daß jede Kultur in uns ihre Spuren hinterlässt. Doch irreversible Körpereingriffe an den Jüngsten vorzunehmen, das sollte unvorstellbar in der heutigen Zeit in unseren Breiten mit unserem aktuellen Wissensstand sein. Wer hier großzügig mit der hiesigen Gesetzeslage umgeht, der missachtet und tritt mit Füßen alle Bemühungen die in den letzten 150 Jahren im Sinne des Humanismus und der Sozialtät gemacht wurden. Für mich gleicht es an Verrat. Wenn Politiker sich unsere Gesetze biegen und strecken wie es gerade ihrem Kurs entspricht, dann wird es nicht mehr lange dauern und die Bevölkerung macht es ebenso. Die Leute sind schon zornig genug. Unser Land, unsere Werte. Dazu sollten wir doch verflixtnocheinmal in der Lage sein zu stehen. Andere Länder tragen ihre Werte weit über ihre Landesgrenzen hinaus, verlangen von uns eine Gastfreundschaft, die meiner Meinung nach über jedes Maß hinaus schießt und absolut respektlos unseren Gestzen gegenüber ist. Und es soll nocheinmal einer wagen uns zum Schweigen unter anbetracht unserer Vergangenheit, zu mahnen. Der soll doch erstmal in sein eigenes Geschichtsbuch schauen und ich werde ihn daran erinnern, daß ich auch seine Kinder bis zum jüngsten Tag verantwortlich machen werde. Nein, aber so schnell kanns gehen mit den Emotionen wenn man als Bürger das Gefühl hat, daß Leute von außen mehr Rechte bekommen als man selbst.

      Dieses Thema bewegt mich wirklich sehr, und ich befasse mich mitlerweile täglich damit. Wahrscheinlich sind die Ungeheuerlichkeiten in anderen Bereichen nicht kleiner. Doch mir selbst geht es finanziell noch zu gut um mich mit den großen Wirtschaftsfragen wirklich auseinander zu setzen. Mit dieser Beschneidungsgeschichte aber und der Reaktion der Regierung darauf, wurde meine absolute Aufmerksamkeit erreicht. Denn es geht nicht mehr nur um Materielles um das sie uns betrügen, nein, jetzt nehmen sie uns auch noch unsere Werte. Wieviel Demut sollen wir denn noch beweisen!? Ich bin der Meinung, daß wir in Deutschland in Sachen humanistischer und wissenschaftlicher Bildung sehr weit gediehen sind. Dazu können wir stehen, darauf können wir stolz sein. Mir müssen nicht eine Loyalität bekunden, die uns letztendlich selbst verrät.

      Mit guten Wünschen für diesen Tag,

      Sandra
    • @SANDRA
      Hallo Sandra, auch von mir ein herzliches Willkommen in unserer Mitte. Jede Frau, die hier ihre Beiträge einstellt, bereichert die Diskussion. Nicht nur, weil Ihr die "andere Seite" darstellt, sondern oft genug auch eine - ich weiß nicht, wie ich es besser ausdrücken könnte - andere Choreographie der Argumente habt, die dem Anliegen und der Diskussionsatmosphäre bzw. auch dem Diskurs mit der Gegenseite gut tut. Ich freue mich auf deine weiteren Beiträge.
    • In erster Linie Mensch

      Hallo Descant,

      auf die Idee, daß mich das Beschneidungsthema als Frau vielleicht nur 2.rangig interessieren sollte, wär ich nicht gekommen. Denn es geht ja in aller erster Linie um das Kindeswohl - da spielt der geschlechtliche Status noch gar keine Rolle-zumindest nicht für mich. Ich fühle mich selbst heute mit 44 nicht zu jeder Zeit als Frau. Ich hatte schon als Kind Lieblingsspiele von beiden Rollen, war schon immer lieber Winnetou oder Robin Hood als Squaw oder Marian, und als alleinerziehende Mutter und selbständige fällt das "rein weiblich sein" ( wenns denn sowas überhaupt gibt ) sowieso mal viel und oft untern Tisch.

      Recht früh wurde meine Aufmerksamkeit auf Transexualität gelenkt. Ich konnte mit meinen 10 Jahren in ´78 und aus gut bürgerlichem Hause kommend, kognitiv nicht viel damit anfangen. Diese Frau/Mann die mir aber fast jeden Morgen im Schulbus gegenüber saß, hat mich angesprochen ohne je ein Wort an mich zu richten. Ich hörte die Beleidigungen der anderen Kinder, und sah wie traurig dieser Man/Frau war- ich hatte unendliches Mitgefühl, bekam aber auch eine Ahnung davon, was wahrer Mut bedeutet und daß das Recht auf Selbstbestimmung etwas sehr wichtiges ist. Leider wechselten wir in all den Jahren gemeinsamen Busfahrens nie ein Wort.

      Diese kleine Geschichte habe ich nur erzählt, um vielleicht deutlicher zu machen, daß es mir beim akktuellen Beschneidungsthema nicht augenscheinlich um DEN Mann geht, sondern um das Wesen das ohne selbst darüber entscheiden zu können durch die Beschneidung eine körperliche, irreversible Veränderung mit spürbaren Folgen, zugefügt bekommt. Ginge es auf politischer Ebene gerade um die Beschneidung der Frauen oder um das das Thema "medizinische, frühkindliche Entscheidung bei Intersexuellen", hätte ich mich auch darauf gestürtzt. Denn diese Themen beschäftigen sich im Kern mit der Unversehrtheit und unserem Recht darauf, und dieses ist für mich ein absoluter Wert . Daß es dann auch noch um fatalistische Religionsverfechter geht, hat zum Reagiern und Widerstehen in mir aufgerufen.

      Gibt es denn einen aktuellen Stand seitens des Rechtsausschusses?

      Viele Grüße, Sandra
    • "In erster Linie Mensch"

      Dem kann ich nur zustimmen. Trotzdem ist es m.E. wichtig, sich vor Augen zu halten, dass in der gegenwärtigen Beschneidungsdebatte zum ersten Mal Männer mit ihrer (beschädigten) Sexualität nicht nur an die Öffentlichkeit gehen, sondern versuchen, daraus eine Aktion mit einem konkreten Ziel zu machen. Das ist ziemlich einzigartig, wenn ich das richtig sehe.
      Dass Frauen als Mütter beschnittener Kinder ebenfalls leiden, wissen wir schon länger. Jetzt wird darüber hinaus immer deutlicher, dass und wie auch Frauen als Sexualpartnerinnen beschnittener Männer leiden können. Je deutlicher das wird, desto weniger man das Leiden der Frauen als "Neben-Wirkung" ansehen können.
      Warum diese Frauen bisher relativ (!) wenig ihre Stimme erhoben haben, ist eine Frage, aber mit Sicherheit keine Frage von " Schuld". Männer und Frauen bzw. Männer und Männer sitzen ja " gelegentlich" im selben Bett Boot.:)
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • (welcome) Hallo Sandra, schön dass Du hier bist, und es tut so gut zu lesen, dass es auch noch andere Frauen gibt, die das Thema so sehr beschäftigt wie mich.
      Ich wache manchmal nachts auf, weil ich wieder geträumt habe, wie der Beschneider zu meinem Mann ins Zimmer kommt und sich über ihn her macht, ich will dann nur noch schreien, es ist so widerlich, pervers. Es muss sich unbedingt was ändern, so etwas kann man Kindern nicht antun!!!
    • Männer und ihre Sexualität

      Hallo Werner,

      von der Seite hab ichs noch nicht gesehen. Und unter anderem genau wegen dieser "noch nicht in meinem Fokus" Seite, bin ich froh über dieses Forum hier. Denn auch ich möchte meinen geistigen Radius immer wieder erweitern.

      Daß Männer laut sich äußern über ein solch empfindliches Thema (denn Mann hat eigentlich keine Probleme mit der Sexualität! Wahrscheinlich auch mit der Grund, weshalb im Ausschuß keine "Beschnittenexperten" sich erklären sollten), das kommt tatsächlich einer Revolution gleich. Und dabei fällt mir weiter auf: gerade weil es so ein heikles Thema ist, und ihr trotzdem Frauen hier begrüßt, zeigt wie offen Männer auch sein können und wie demokratisch wir hier miteinander umgehen. Denn die 2. Geschichte die du ansprichst, daß Frauen (vornehmlich islamische Frauen) sich bislang nur wage zu ihrem Mißfallen an der männlichen Sexualität ihrer Partner äußerten, sagt auch, daß etwas in Bewegung ist - und wie ich finde, in eine freiheitliche individuelle Richtung.

      Wünsche noch einen schönen Samstagabend,

      Sandra
    • werner schrieb:

      Jetzt wird darüber hinaus immer deutlicher, dass und wie auch Frauen als Sexualpartnerinnen beschnittener Männer leiden können. Je deutlicher das wird, desto weniger man das Leiden der Frauen als "Neben-Wirkung" ansehen können.
      Warum diese Frauen bisher relativ (!) wenig ihre Stimme erhoben haben, ist eine Frage, aber mit Sicherheit keine Frage von " Schuld". Männer und Frauen bzw. Männer und Männer sitzen ja " gelegentlich" im selben Bett Boot.
      Es ist wirklich ein großer Schritt, das Ihr Männer euch getraut habt etwas gegen die Beschneidung zu sagen, ihr habt damit ein Stein ins Rollen gebracht!!!! Danke!!!

      Bei mir war es so, dass ich jahrelang gespürt habe, dass irgend etwas nicht stimmt, ich konnte einfach nicht sagen an was es lag und gab mir die Schuld und dachte höchstens, dass es an der Mentalität lag. Erst als ich bei, Beschneidung von Jungen, die Auswirkungen Las und fast alles auf meinen Mann passte erkannte ich unser Problem.
    • Das Gute an dieser Debatte ist doch, dass sie überhaupt stattfindet. Allein deswegen gebührt dem Landgericht Köln Dank, dass nun erstmals dieses Thema von der breiten Öffentlichkeit diskutiert wurde und viele beschnittene Männer- wie ich- und zahlreiche mitbetroffene Frauen, sich trauten, an die Öffentlichkeit zu gehen. Wobei ich die verdienstvolle Vorarbeit von anderen, wie insbesondere den Machern dieses Forums , Holm Putzke und anderen nicht vergesse. Ich glaube den Beschneidungsbefürwortern ist klar, dass sie auf lange Sicht nur verlieren können, nur dadurch kann ich mir ihre Aggressivität und ihre argumentationslose Diffamierungsstrategie erklären; je mehr betroffene Männer und Frauen an die Öffentlichkeit gehen, je mehr betroffene Eltern über dieses Ritual nachdenken werden, desto mehr werden sie in die Defensive geraten. Und irgendwann wird sich die Politik dem auch nicht mehr verschließen können. Und so wird sich der von den Beschneidungsbefürwortern errungene Erfolg im Gesetzgebungsverfahren über kurz oder lang als Pyrrhussieg erweisen.

      Zum gegenwärtigen Zeitpunkt war da mE nichts zu machen, realistischerweise war zu keinem Zeitpunkt zu erwarten, dass der Gesetzgeber ein strafrechtliches Verbot der Beschneidung durchsetzen würde. Ich habe das von Anfang an für gesellschaftspoltisch unrealistisch gehalten, und auch das Urteil des LG Köln eher als Denkanstoß gesehen; aber dennoch war der Widerspruch von unserer Seite richtig und wichtig, um den poltisch Verantwortlichen klarzumachen, dass es hier nicht um eine Bagatelle und auch nicht um Religionsfreiheit geht. Überraschend wie auch erschreckend war allenfalls, wie eilfertig und willfährig die Politik hier den Wünschen der Beschneidungslobbyisten gefolgt ist, das Ergebnis selbst hingegen war von vornherein klar, da sollten wir uns auch nichts vormachen. Um so erfreulicher, dass sich doch eine ganze Reihe von Politikern gefunden hat, die widersprochen haben.

      Der Erfolg für uns ist, dass das Thema öffentlich diskutiert wurde, und das wird nicht ohne langfristige Folgen bleiben. Auch wenn es vielleicht nicht mehr ständig in den Schlagzeilen bleiben wird und es phasenweise darum auch wieder ruhiger werden wird, so wird sich doch im Stillen ein Wandel vollziehen. Und das ist ,glaube ich, die größte Angst der Beschneidungslobbyisten- das das Thema nie wieder so ganz in der Versenkung verschwinden wird und das immer mehr betroffene Eltern darüber nachdenken, und mehr und mehr darauf verzichten werden. Es liegt aber auch an uns, dieses Thema weiterhin im Gespräch zu halten. Da sollten wir uns durch das laufende Gesetzgebungsverfahren nicht entmutigen oder frustrieren lassen. Es gilt, die gesellschaftliche Debatte am Laufen zu halten, im Kleinen wie im Großen. Und dazu müssen noch mehr betroffene Männer und Frauen ermutigt werden, sich zu äußern. Vielleicht sollten wir nochmal die Idee mit dem Buch aufgreifen...
    • picard_72 schrieb:

      Das Gute an dieser Debatte ist doch, dass sie überhaupt stattfindet.
      Gäbe es kein Internet, hätten die ihr Ding locker durchgezogen. Dann hätte es keine Debatte gegeben.
      Ansonsten, lieber Picard, gehe ich 100% konform mit deiner Einschätzung!
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Mir gefällt sehr gut was du, lieber Picard, oben geschrieben hast. Es wird wohl realistisch so, daß Beschneidung ersteinmal weiter straffrei bleiben wird. Dennoch sehe ich, ebenso wie du, daß ein Stein ins Rollen gebracht wurde mit der öffentlichen Diskussion, und zukünftig, durch die Bewusstwerdung, sich die Dinge verändern werden.

      Mir persönlich liegt sehr viel daran, daß wir unsere individuellen, erkämpften und daher nicht selbstverständlichen Freiräume und Menschenrechte nicht wieder verlieren. Manchmal habe ich aber auch Angst um sie, denn nicht überall auf der Welt wie wir wissen, ist Freiheit willkommen. Und die Geschichte um die Beschneidung hat mir wieder so deutlich gemacht, daß unsere Grundgesetze sehr wohl in Gefahr kommen können. Ich verstehe noch immer nicht, wie es rechtlich überhaupt bei uns möglich ist, in dieser Sache anders zu entscheiden, als ein Beschneidungsverbot zu erlassen. Das zeigt so deutlich, wie mächtig andere Kulturen noch immer in unserem Land sind. Ich bin mir aber , vielleicht in einer gewissen naiven Form, sicher, daß zukünftig sich auch die Dinge in anderen Ländern immer mehr in Richtung Freiheit entwickeln werden. Doch das wird noch seine Zeit brauchen.

      Auch wir werden uns weiterentwickeln, und auch einsehen, daß man nicht so einfach verschiedene Kulturen in "einen Raum" zusammen setzen kann, ohne vorher klargestellt zu haben, daß zumindest ein gemeinsamer Konsens, in diesem Fall die Grundrechte, bei allen Beteiligten auf Zustimmung stoßen muss. Letzenendes wird die gesamte Welt sich befrieden müssen, nicht der Gerechtigkeit wegen, sondern weil wir immer abhängiger voneinander werden, und das gemeine Volk sich seiner Würdenrechte bewusster.
    • SANDRA schrieb:

      ein gemeinsamer Konsens
      Genau den sehe ich nicht. Die unveräußerlichen Grundrechte werden untergraben und fallen einem ambienten Relativismus zum Opfer.
      Genau das kann man auch beobachten, wenn man die Menschenrechtserklärung von Roosevelt u.A. liest, von wegen Recht auf Arbeit usw. Sehr viel Energie wurde darauf verwendet, alle hehren Ziele dieser Erklärung im Laufe der Zeit auszuhöhlen, bis ins Absurde, in dem absolute Begriffe dem Relativismus überstellt wurden
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • SANDRA schrieb:

      Aber wie könnte es denn dann deiner Meinung nach funktionieren?
      Der Constance-Turm in Aigues-Mortes diente zur Zeit der Hugenottenkriege als Frauengefängnis. Während viele Gefangene angesichts der unmenschlichen Haftbedingungen dem Protestantismus abschworen, ging Marie-Durand aus Ardèche als besonders standfeste Hugenottin in die Geschichte ein: 38 Jahre dauert ihre Gefangenschaft, in der sie das bis heute noch sichtbare Wort "resister" auf den Rand eines Rundfensters geritzt haben soll. Die Moral: Widerstand leisten gegen eine Aushöhlung von Menschen- und Grundrechten! Wenn der Bürger seine Rechte nicht verteidigt, wird es keiner für ihn tun. Wer Macht hat, neigt schnell zu einem Missbrauch. Deswegen ist Kontrolle notwendig. :thumbup:
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • R(h)einwein schrieb:

      Wenn der Bürger seine Rechte nicht verteidigt
      Genau, wenn sich der Bürger nicht um das kümmert, was ihn sehr wohl etwas angeht, dann tun es andere.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Ich habe den Band "un-heil" gelesen und denke auch, dass ein weiteres Buch demnächst ein wirksamer Impuls sein könnte:
      Mit Fokus auf die möglichen Langzeitfolgen einer (weitgehend) komplikationslosen Vorhautamputation. Im Mittelpunkt sollten die Erfahrungsberichte möglichst vieler betroffener Männer und Frauen stehen, vor dem Hintergrund einer zusammenfassenden Schilderung aller derzeit verfügbaren Studien rund um die Sensibilitätsminderung. Hinzu kommen die Erfahrungen von Männern, die mit der reduzierten Sensibilität vielleicht gut leben können, aber unter einem Gefühl des Unvollständigseins leiden und sich in ihrem Recht auf Selbstbestimmung verletzt fühlen.
      Das ist Glatteis, denn den ursächlichen Zusammenhang können wir nie wasserdicht beweisen, auch Nichtraucher kriegen Lungenkrebs. Müssen wir auch nicht. Es liegt meines Erachtens nach an der Gegenseite, das Gegenteil zu beweisen.
      Wichtig wär noch ein Kapitel, das den Erfahrungen von "schmuddeligen Hautfetzenträgern" Raum gibt, in deren Sexualität die Vorhaut eine wichtige Rolle spielt.
      Wenn noch Platz ist darf natürlich ein geschichtlicher Abriss nicht fehlen, um zu verdeutlichen, wie sich das Kosten-Nutzen- Verhältnis dieser Operation über die Jahrtausende verändert hat.
      Ein Teil über die embryonale Entwicklung der Geschlechtsorgane von Jungs und Mädchen könnte helfen, die Schere im Kopf im Bezug auf chirurgische Eingriffe am Genital der beiden Geschlechter bewusst zu machen und die rationale Grundlage zu entziehen.
      Am Schluss sollte klar sein: Die Vorhaut ist, genauso wie die äquivalenten Gewebe bei der Frau, ein integraler Bestandteil der erogensten Körperzone und für viele Männer für eine erfüllte Sexualität unverzichtbar.

      Der nächste Anlass für die Menschen, über Zwangsbeschneidung nachzudenken, sollte doch nicht ein totes Baby sein!
    • Genau so stelle ich mir das vor. Meiner Meinung nach wurde in der ganzen öffentlichen ( nicht hier im Forum ! ) Debatte der Fokus viel zu stark auf den eigentlichen Akt der Beschneidung ( Schmerzen, Komplikationen, Betäubung ja oder nein usw ) gelegt, während die langfristigen Folgen meist weit weniger Beachtung fanden. Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich meine eigene Beschneidung ( also den Eingriff selbst ) nie als traumatisch oder entwürdigend oder schmerzhaft in Erinnerung habe. Es wurde " nach Regeln der ärztlichen Kunst " durchgeführt, unter Betäubung und verlief weitestgehend komplikationslos. Erinnerungen daran habe ich nur sehr bruchstückhaft. Dennoch hatte ich mein Leben lang - bis heute- das Gefühl, in meiner Männlichkeit verletzt und unvollständig zu sein. Das ist ein sehr subjektives Empfinden und wird sich wahrscheinlich kaum objektivieren lassen. Ich denke auch nicht, dass ich der Einzige bin, der so empfindet; seit Jahren lese ich ja schon in diversen Internetforen mit und stoße immer und immer wieder auf beschnittene Jungen oder Männer, die dort thematisieren " wie denkt ihr ( anderen , Frauen ) über Beschneidung; findet ihr das gut oder blöd oder lächerlich usw ?" Allein schon, dass dies so häufig themnatisiert wird, ist für mich ein Zeichen einer tiefsitzenden Unsichereit, Komplexen oder Verletztheit.

      Deshalb aber lege ich in dieser ganzen Debatte auch soviel Wert auf den Aspekt der Selbstbestimmung.

      Ich wiederhole hier mal was ich heute schon in einer PN schrieb: Bei einem Buch ginge es mir darum, betroffene Eltern auf der emotionalen Ebene ansprechen. Gerade Religion, Werte, Eltern-Kind-Beziehung, kulturelle Prägungen , dass ist eine Frage der Emotion, nicht der rationalen Abwägung. Mir geht es darum, diejenigen zuerreichen, die bisher eher gedankenlos einer kulturellen oder traditionellen Prägung gefolgt sind, obwohl sie ansonsten längst in der modernen Gesellschaft angekommen sind. Oder diejenigen, die bisher dem medizinischen Mythos des harmlosen, eher vorteilhaften Eingriffs auf den Leim gegangen sind. Und das erreicht man mE eher mit subjektiv gefärbten Betroffenheitsberichten. Natürlich werden unsere Gegner sagen,das das alles bedauerliche Einzelfälle sind. Aber Eltern werden sich fragen, ob ihr Kind nicht nicht auch ein solcher " Einzelfall" werden könnte. Es geht mir darum, ins Bewusstsein zu bringen, dass jeder die Beschneidung subjektiv für sich anders empfinden kann, und daher das Recht auf Selbstbestimmung in den Mittelpunkt zu rücken ist, jenseits aller medizinischen und wissenschaftlichen Studien und Abhandlungen, die immer angreifbar sind. So wie zB in dem Sachroman von Lukas Störmer " Der Schnitt" . Dieses Buch hat mich sehr bewegt, weil ich mich vielfach dort selbst wiederfinden konnte. So etwas ähnliches schwebt mir vor, nur breiter gefächert, es müssten vor allem Männer ( und Frauen ) dabei sein aus ganz unterschiedlichen kulturellen Umfeldern und die aus ganz unterschiedlichen Motiven beschnitten wurden. Und das Buch müsste gut promotet werden, vielleicht in Zusammenarbeit mit dem Humanistischen Verband Deutschland oder der Giordano Bruno Stiftung, die ja auch gute Kontakte zu Verlägen haben.
    • @ RHEINWEIN

      Widerstand - das Zauberwort für all die, die was verändert haben wollen und eine gewisse Leidenschaft in sich tragen. Ich bin dabei - wo fangen wir an zu widerstehen!?

      Bis Ende 30 war ich auch noch zu vielem bereit. Dann wurde ich Mutter, und hatte plötzlich eine Achillisferse...Heute bin ich zu bequem und oft auch zu realistisch um mir echte größere Unannehmlichkeiten zu bereiten.

      Mir ist ein Gesetz hier an dieser Stelle am vernüftigsten, und in manchen Momenten glaube ich auch noch an die Vernunft mancher Politiker ( lacht mich ruhig aus ). Widerstand funktioniert in diesem Land nicht gut. Unsere Kraft liegt woanders: die Deutschen können wirklich zupacken, sind technisch erfinderisch. Auch der Denkapparat funktioniert bei vielen vorbildlich. Alles kann man nicht haben! Im mutig sein, im Rückrad zeigen, da sind wir nicht unbedingt die Größten, und ich habe das Fehlen dieser Eigenschaft meinen Landsleuten mitlerweile nachgesehen. Zudem übt Widerstand auf die andre Seite Druck aus. Das ist nicht wirklich eine Position die ich gut dafür halte-, eine schlechte Ausgangssituation wenn man erreichen möchte, daß sich im Bewusstsein der Menschen was bewegt. Bei absolut unhaltbaren Situationen wäre Widerstand sicherlich noch immer DIE Möglichkeit schlechthin. Doch wo kann man hier widerstehen? Deshalb: bitte Gesetze für die Grundrechte, die wir ja schon haben, die verbindlich für alle gelten und an die man sich auch hält.

      Ein Buch zu schreiben- so wie es Picard oben schildert-, halte ich für eine der besten Möglichkeiten ( einen Film fände ich noch toller! ) der Öffentlichkeit das Thema näher zu bringen um damit das Recht auf Selbstbestimmung und Individualität zu sensibilisieren. Seit etwa einem Jahr gibt es jetzt immer öfter Beiträge in den Medien zum Thema: Intersexualität. Diese Leute haben wie die zu beschneidenden/Beschnittenen das gleiche Problem: die Anerkennung der Selbstbestimmung. Vielleicht kann man diese beiden Gruppen irgendwie zusammen führen, um daraus größeren Interssensgruppen zu bilden. Manchmal machts die Masse... Ich kenne einen Intersexuellen sehr gut, der wiederum andere kennt. Falls hier also interesse an dieser Idee besteht, dann bitte gerne kundtun.