Glaubensbekenntnis

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    • Glaubensbekenntnis

      Je länger ich mir die Verschärfung der Debatte ansehe, mit Verschärfung meine ich den Kniefall weiter Teile der Politik vor diesem medizinisch gesehen groben Unfug, desto unfreundlicher, unnachgiebiger und säuerlicher werde ich.

      Unsere Zivilisation ist der Zeit des Obskurantismus entwachsen, sie hat dafür etwa von der Reformation bis zum Ende des 20. Jhd. gebraucht und jetzt wird sie -zumindest in Sachen religiöse Beschneidung - wieder schlagartig etwa ins 17. Jhd. zurückgeworfen.

      Warum kann man säuerlich werden? Weil die medizinischen Argumente gegen die Beschneidung, in Form von unzähligen Studien und konkreten Vorkommnissen, zynisch in den Wind geschlagen werden.
      Warum schlägt man diese Argumente in den Wind? Weil sie bei der Verankerung eines religiösen Dogmas stören.

      Es wird verweigert, die Existenz einer nennenswerten Anzahl von Männern anzuerkennen, die sich wünschten, man hätte sie nicht beschnitten. Und wenn sie unübersehbar und unüberhörbar werden, erklärt man augenzwinkernd, dass es viele Störungen der Sexualität gibt, sprich, dass diese Männer nicht ganz sauber sind (mental natürlich, denn am Glied genießen Sie die höchste Sauberkeit per Zwangsbeschneidung).

      Bei den deutschen Moslems scheint es eine überwiegende Mehrheit von kulturell motivierten Beschneidungen zu geben, mit einer vermuteten sehr hohen Quote. Im Judentum werden 20% der Neugeborenen beschnitten, aber dort wird ein Dogma als Primäres, konstituierendes Merkmal des Judentums, regelrecht aufgeblasen, unter Leugnung diverser geschichtlicher Wahrheiten (Wandlung von einer Beschneidung zu einer Radikalamputation der Vorhaut, beispielsweise).

      Wäre ich Atheist, würde ich, in dieser angeblich pluralistischen Gesellschaft, die Freiheit einfordern das Grundgesetz über religiöse Dogmen gestellt zu sehen, auch dann, wenn es um die Entscheidungshoheit der Eltern geht in Sachen Kindeserziehung. Denn mitnichten ist die Beschneidung eine Erziehungsleistung.
      Wäre ich Atheist könnte ich mich nur wundern, dass ein atavistisches Hirngespinnst, das in der Wirkung einer neurotischen Zwangsvorstellung entspricht, als Grundlage für eine Körperverletzung an einem wehrlosen Kleinkind staatlich sanktioniert wird und zum Gesetz erhoben werden soll. Welche Grenzen wird man bald noch übertreten?
      Wird man demnächst bei Gericht Gott in den Zeugenstand rufen? Oder zu welchen Schlussfolgerungen wird ein Gutachter kommen, den man um Stellungnahme bittet darüber, dass "der Ewige" das befohlen hat, wenn dieser Gutachter ansonsten gewohnt ist mit anerkannten wissenschaftlichen Verfahren Sachverhalte aufzuklären? und HIER? Wie ist es möglich, dass eine Frau Deusel vor dem Rechtsausschuss den "Ewigen" überhaupt erwähnt, wo sie doch offiziell als Ärztin geladen ist? Laufen wir inzwischen auf dem Kopf?

      Für einen Atheisten ist das, als würde man dem Aberglauben eine legitime gesellschaftliche Stellung verschaffen. Der Willkür werden Tür und Tor geöffnet, sofern man gesellschaftlich eine kritische Masse darstellt... Dadurch lässt sich Religion auf den Rang der Wissenschaft erhöhen. Gewissermaßen vollführen wir aktuell eine Zeitreise ins 17. Jhd.
      Da der Atheismus als Religion verumglimpft wird, sollte man ihm wenigstens eine gleichberechtige Stellung zubilligen.

      Religion besitzt durchaus einige Funktionen: Ein Atheist lebt in der unerfreulichen Gewissheit zu Staub zu werden und muss der damit gestellten Sinnlosigkeit des Daseins ohne Arsenal entgegentreten. Aus Gründen der mentalen Hygiene haben Religionen durchaus Vorteile. Das Leben wird einfacher und etwas unbeschwerter. Man entkommt damit leichter der Depression, die der Unentrinnbarkeit des Todes entspringen könnte.

      Beschneidung ist eine mutwillige und dauerhafte Markierung eines unschuldigen Kindes zur Befriedigung der seelischen und religiösen Bedürfnisse ihrer Eltern, die sich jedoch dabei einreden müssen, ihm Gutes zu tun, teilweise mit Argumenten, die zu widerlegen zwecklos ist, weil sie aus dem 19. Jhd. stammen, dem von Kellogg, und sie obendrein vermeintliche Vorteile aller Art behaupten.
      Das waren damals bigotte und sexualfeindliche Menschen, von einem körperlichen und seelischen Reinlichkeitswahn geplagt, die vermutlich mit ihrer eigenen Sexualität Probleme hatten und von denen man vermuten kann, dass Sie anderen ebenso nur eine rein utilitaristische, der Fortpflanzung dienende Sexualität gönnten.

      Das ist mein "Glaubensbekenntnis". Und ich wäre froh, wenn man es nicht einfach als pauschale Religionskritik abtut.
    • Mein Glaubensbekenntnis ist Gott. Und auch mit ihm kann ich gegen die Beschneidung sein, dazu braucht es keinen Atheismus. Ich finde es zum Beispiel von der christlichen Gemeinde unmöglich sich für so eine Praktik in der heutigen Zeit auszusprechen. Ich war kurz davor deshalb auszutreten.
    • Fidelis schrieb:

      Religion besitzt durchaus einige Funktionen: Ein Atheist lebt in der unerfreulichen Gewissheit zu Staub zu werden und muss der damit gestellten Sinnlosigkeit des Daseins ohne Arsenal entgegentreten. Aus Gründen der mentalen Hygiene haben Religionen durchaus Vorteile. Das Leben wird einfacher und etwas unbeschwerter. Man entkommt damit leichter der Depression, die der Unentrinnbarkeit des Todes entspringen könnte.
      Atheismus hat den den großen Vorzug, dass seine Vertreter im Hier und Heute leben und zugestehen, dass es nur ein Leben gibt, in dem ein Mensch seinen Glücksanspruch verwirklichen kann. Denn für Leid, Unterdrückung, Verstümmelung gibt es keine Entschädigung in einem Jenseits. Der humanitäre Atheismus steht auf den Idealen der Aufklärung. Er würde sich z.B. nie das Recht herausnehmen, mit mythologischen Argumenten einen kleinen Menschen zu Beschneiden und ihm einen Teil seiner Glückserwartungen zu rauben.
      Der Atheist sieht in seiner Existenz keinen absoluten, von Religionen vorgegebenen Sinn, der da z.B. heißt ein diesseitiges Leben als Vorbereitung für ein Weiterleben nach dem Tode. Er gibt dagegen sehr individuell und selbstbestimmt seinem Leben einen relativen Sinn. Die Angst vor dem Tod ist übrigens bei Atheisten und Gläubigen in gleicher Weise ausgeprägt. Ich habe bisher keinen Christen kennen gelernt, der endlich froh in der Erwartung des Jenseits gestorben wäre. Alle wollen möglichst lange leben und ihr Leben genießen, Atheisten wie Christen.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Lisa Menke schrieb:

      Ich finde es zum Beispiel von der christlichen Gemeinde unmöglich sich für so eine Praktik in der heutigen Zeit auszusprechen. Ich war kurz davor deshalb auszutreten.
      Da teile ich Deine Meinung absolut.


      "Jeder kann glauben was er möchte. Daß der Atheismus Vorteile hat, bezweifle ich."

      Es ist auch nach meiner festen Überzeugung egal, wo jemand seine Wertvorstellungen her bezieht, ob aus einem Glauben oder aus einem säkularen humanistischen Selbstverständnis. Wir müssen uns auf praktische Handlungen einigen, die die eine so, der andere anders begründet. Dazu bedarf es eines rationalen Diskurses.
      Dagegen bleibe ich dabei: wenn es in jemandes Wertvorstellungen nicht angelegt ist, dass er aus religiöser Mythologie ein archaisches Ritual befolgt, so hat er kein Problem, seinen säkularen Wertekanon zu befolgen und der körperliche Unversehrtheit den Vorzug zu geben. Das ist wohl offensichtlich. Und für diejenigen, die davon durch ein Beschneidungsverbot profitieren können, haben unbestreitbar einen Vorteil. Oder lässt es der Glaube nicht zu, dieses zu sehen?

      Was ich aus den christliche Kirchen an Beiträgen zu dem Thema gesehen habe, verschlägt mir teilweise die Sprache. Nicht nur dass man sich fragen kann, wie es der eine oder andere Author mit dem falschen Zeugnis wider seinen Nächsten hält. Ich frage mich auch, warum die christlichen Kirchen eine regelrechte Wagenburgmentalität an den Tag legen, um das Ritual der Beschneidung zu verteidigen. Wovor haben die denn Angst? Mir scheint so etwas wie ein angstgetriebenes roll-back der Kirchen gegen die Säkularisation los getreten zu werden. Ein Ausdruck von souveräner Selbstgewissheit im eigenen Glauben kann ich darin nicht erkennen, noch nicht einmal erahnen. Nachzulesen in den nicht gerade wenigen Beiträgen unter folgendem Link.


      Mnsteraner Forum fr Theologie und Kirche (MFThK)
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Tradition oblige

      In der Bibel stehen ja etliche - Christen und Juden verpflichtende - Gottesanweisungen, z.B. (Deuteronomium 21,21) sollen widerspenstige Söhne gesteinigt werden und in besiegten Städten alles Männliche mit der Schärfe des Schwertes erschlagen werden (Deut 20,13) um nur zwei Beispiele zu nennen. Also - die erste Satzung könnte man theoretisch noch in Hessen einfordern, denn da steht die Todesstrafe ja noch in der Landesverfassung - die zweite Satzung könnten die Israelis zumindest im Gaza-Streifen in die Tat umsetzen, vorausgesetzt es ist keine Stadt, die Gott den Israelis zum Erbbesitz gegeben hat, denn dann sollen sie keine Seele am Leben lassen (Deut 20, 16).
    • Descant schrieb:

      da steht die Todesstrafe ja noch in der Landesverfassung
      Ist das wahr? Kaum zu glauben. Das wusste ich auch noch nicht. Hessen scheint das über die Jahrzehnte gut verborgen gehalten zu haben.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Lisa Menke schrieb:

      Mein Glaubensbekenntnis ist Gott. Und auch mit ihm kann ich gegen die Beschneidung sein, dazu braucht es keinen Atheismus. Ich finde es zum Beispiel von der christlichen Gemeinde unmöglich sich für so eine Praktik in der heutigen Zeit auszusprechen.
      Genau. Und, wie wir wissen, wenden sich auch immer mehr Juden und Muslime von der Beschneidung ab, und zwar OHNE gleichzeitig Atheisten zu werden. Im Gegenteil: sie finden die Argumente gegen die Beschneidung in ihrer eigenen (!) Religion. Man muss gar nicht lange suchen... :rolleyes:
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Beschneidung ist ANTI-Religiös. In dem Sinne, dass sie dem Schöpfer G-D, der eine Kreation "wohlüberlegt" (in der Anlage perfekt) zeugt, widerspricht. Jeder Christ bewundert das Wunder der Kreation. Das Funktionieren des Hoch-Komplexen TEMPELS der Kreation, eines Lebendigen Organismus'. Das Abschneiden.eines Körperteils und die daraus resultierenden Lebenslangen Folgen eingeschränkter Sexueller Erlebnisfähigkeit ist eine Verhöhnung der Vollkommenen Schöpfung.
      Das Beschneidungsgebot ist aber mehr: Es ist eine EIGENE Religion, ein Blutopfer, welches einem Pharaonischen Fruchtbarkeitskult huldigt. Es ist eine PARASITÄRE Religion, die dem Schöpfer G-D übergestülpt wurde. Die Judaeische "Begründung", der Mensch habe den letzten Schritt zur Vervollkommnung der unvollkommen geschaffenen Kreation zu vollziehen, ausgerechnet durch Reduktiv-Chirurgie am Kindlichen Männlichen Genital, ist ein matter Erklärungsversuch und nicht durch Heiliges Schrifttum gestützt. Heutzutage wissen wir stattdessen, dass die Rabbinische "P"riesterschaft ("P" steht für die Spätere Autorenschaft des PentaTeuch) höchstselbst, das Polytheistische Blutopfer in das Element "J" (Buch des "J"ehovisten) einfügte - das Verhängnisvolle Kapitel, welches heute als "Bereshit17" bzw "Genesis17" bekannt ist, wurde erst 5 Jahrhunderte später von ihnen interkaliert, sozusagen. Bitte studieren Sie die "Dokumentarische Hypothese", welche die Evolution des PatchWorks des PentaTeuch gut erklärt.
      Als Christ sollte man sich m.E. klar sein, dass Jesus(der)Christus durch sein FREIWILLIGES, für seinen EIGENEN TEMPEL DER KREATION, SELBST entschiedenes BLUTOPFER am Kreuz einen Neuen Bund mit den Menschen geschlossen hat. Wert erhält die Nach-Folge von Jesus(der)Christus ausschließlich durch Freiwilligkeit. Nicht durch eine zwangsweise vorgenommene Einschnitzung eines Vielgötter-Kultes in Männliche Minderjährigen- oder Baby Genitalien. (Mit der dahinter in Wirklichkeit versteckten Idee, durch die Entfernung des Praeputiums sündhafte Lust zu reduzieren und dadurch eine Art von Spiritueller Hygiene zu erzwingen).
      Jeder Christ VERHÖHNT durch seine Falsche Tol(l)eranz zu dem Heidnischen Ritual, einer Schändung des Tempels der Kreation, dem Schöpfer in die Schuhe geschoben, den Neuen Bund. Dann kann er meintz'wegen gleich so KONSEQUENT sein, alle Elemente des ALTEN GESETZES" zu befolgen und z.B. ungehorsame Kinder, vorehelich geschlechtlich aktive Töchter, und nicht zu vergessen, Homosexuelle, zu töten.
      Ressource: Links zum Thema "Beschneidung"
      pastebin.com/KLQ6UBff
      Noch ne tolle Übersicht - auf Deutsch
      Zottelhexe
    • Kramer schrieb:

      ob ein Mangel an Vorteilen wirklich ein Nachteil ist?
      Das hängt davon ab, wo man den Normalfall ansiedelt: Wenn der Normalfall das natürlich 'Gegebene ist, dann ist beschnitten eher ein Nachteil. Wenn aber in bestimmten Religionen beschnitten normal ist, dann ist der natürliche Zustand eher ein Vorteil. Ich wünsche, dass der erste Fall auf der ganzen Welt als normal gelten kann. ;)
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Für mich sind das völlig falsche Gegensätze, die hier aufgebaut werden. Es gibt seit langem einen "Atheismus im Christentum" (so ein schon älteres Buch des Philospohen Ernst Bloch). Viele Menschen können heutzutage sehr wohl "Atheistisch an Gott glauben" (so ein schon älterer Buchtitel der Theologin Dorothee Sölle). Viele Menschen, zu denen ich mich auch zähle, können Gott-sei-Dank unterscheiden zwischen Obskurantismus/Aberglaube und einem Glauben, bei dem sie ihre Vernunft nicht abschalten, sondern vielmehr zur Ehre ihres Schöpfers gebrauchen.
      Alles entwickelt sich: Naturwissenschaften, Weltbilder, die Menschheitsgeschichte, auch Glaube und Religiosität. Es ist nicht anders wie bei der Individualgeschichte des Menschen vom Kind zum Erwachsenen (was manchmal ja auch schmerzvoll ist). Es gibt Reifungsprozesse.
      Die Theologin Marion Küstenmacher schrieb 2010 das Buch "Gott 9.0 - Wohin unsere Gesellschaft spirituell wachsen wird".
      Der strafende, eifersüchtige Gott, der von den Menschen das Opfer von Vorhäuten oder von Tieren verlangt, gehört geschichtlich einer Menschheitsstufe an, die Marion Küstenmacher den Versionen 3.0 und 4.0 zuordnet. Seitdem gibt es aber Gott-sei-Dank weitere Updates.
      Sehr tragisch ist es, dass die meisten Kirchen in Deutschland (entgegen ihrer eigenen theologischen Forschung) immer noch so tun, als ob Gott bei 4.0 stehen geblieben wäre, während die meisten Menschen, auch die meisten der Kirchenmitglieder, sich moralisch-ethisch, lebenspraktisch und spirituell bereits gut mit den Updates 6.0 oder höher auskennen.
      Als ein evangelischer Christ, der an die Humanität Gottes glaubt und sich (darum) vor rund 40 Jahren für den Pfarrberuf entschieden hat, leide ich an dieser Situation.
      Ich kann nicht verstehen, warum sich die beiden Großkirchen in Deutschland momentan für dieses Beschneidungsgesetz der Bundesregierung so stark machen. Ich selbst halte diesen Gesetzentwurf für skandalös verkehrt, er ignoriert die Würde des Menschen, die jedem Kind von Geburt an gegeben ist.
      Es gibt eine Bewegung im Judentum, um die Beschneidung zu überwinden: Brit Schalom. Ich wünsche dieser Bewegung viel Erfolg. Die Brit-Schalom-Gemeinden werden eines Tages ganz selbstverständlich sein und jedermann wird sich fragen, warum man im Jahr 2012 darüber überhaupt so heftig diskutieren konnte, wo doch der große Rabbiner Abraham Geiger bereits 1843 die Beschneidung einen "barbarisch-blutigen Akt" nannte.
      Es gibt eine Bewegung unter Muslimen, die ebenfalls die Beschneidung unmündiger Jungen überwinden will, zumal die Beschneidung überhaupt nicht im Koran verlangt wurde. Kein Zwang in der Religion lautet dort vielmehr einer der Grundsätze Allahs. Und wer einen Menschen schädigt, der schädigt die ganze Welt.
      Ich wünsche mir eine neue Reformation auch im Christentum, damit wir statt Gott 4.0 endlich Gott 8.0 bekennen und Gott 9.0 erwarten können.
    • Alles entwickelt sich: Naturwissenschaften,...

      Sorry fürs OT - Ich habe EINE Angelegenheit herausgefunden, die sich keineswegs entwickelt:
      Nämlich die Physikalischen Gesetze.
      (was sich in diesem Zusammenhang entwickelt und nicht mit den Gesetzmäßigkeiten selbst verwechselt werden sollte, ist das Auf-finden bzw die Formulierung(skunst) dieser Gesetzmäßigkeiten.
      Immateriell, jedoch, soweit mir bekannt jedenfalls, jeden Materiellen Vorgang bestimmend...
      Die Folgerungen sind für mich selber drastisch: Möglicherweise nie erschaffen, möglicherweise dem Physikalischen Parameter "Zeit" sich entziehend, möglicherweise ewig, könnten SIE die "Langgesuchten" sein. Entweder die Götter selbst oder aber doch erschaffen, als das Göttliche Interface zwischen Materieller und Immaterieller Welt, von den wirklichen Kreator-Göttern.
      Ressource: Links zum Thema "Beschneidung"
      pastebin.com/KLQ6UBff
      Noch ne tolle Übersicht - auf Deutsch
      Zottelhexe
    • R(h)einwein schrieb:

      Kramer schrieb:

      ob ein Mangel an Vorteilen wirklich ein Nachteil ist?
      Das hängt davon ab, wo man den Normalfall ansiedelt: Wenn der Normalfall das natürlich 'Gegebene ist, dann ist beschnitten eher ein Nachteil. Wenn aber in bestimmten Religionen beschnitten normal ist, dann ist der natürliche Zustand eher ein Vorteil. Ich wünsche, dass der erste Fall auf der ganzen Welt als normal gelten kann. ;)


      Ich meinte das mit den Vorteilen anders. Der Atheismus hat nicht die gesellschaftlichen Privilegien/Vorteile, die Religionen in unserer Gesellschaft immer noch haben. Das beste Beispiel dafür ist die Beschneidungsdebatte. Wären es die Atheisten, die aus weltanschaulichen Gründen ihre Kinder beschneiden wollen, gäbe es diese Debatte nicht. Dafür sind atheistische Gründe einfach nicht heilig und traditionell genug. Ich empfinde das - obwohl ich selber Atheist bin - nicht als Nachteil. Ich möchte für meine Weltanschauung und deren Anhänger keine Privilegien, die nicht mit guten, also von der Zustimmung zu dieser Weltanschauung unabhängigen Argumenten, begründbar sind. Gäbe es dennoch solche Gründe für atheistische Eingriffe in die Rechte anderer, weil sie sich kulturell eingeschlichen haben, wäre ich denen gegenüber sehr misstrauisch. Ich denke, die Atheisten in unserem Kulturkreis haben alle Rechte, die nötig sind, um ihre Interessen zu wahren. Das Problem sind die Privilegien der religiösen Gruppen, die müssten auf das gleiche Mass beschränkt werden.
    • @Kramer - hi, du bringst ja oft die Dinge schnell auf den Punkt, deswegen lese ich gern deine Beiträge, aber hiermit vergaloppierst du dich:
      Solange einer der Vorteile der Religionen darin besteht, dass man kleine
      Kinder verstümmeln darf, stellt sich die Frage, ob ein Mangel an
      Vorteilen wirklich ein Nachteil ist. ;)
      Deine Formulierung unterstellt, es sei das Ziel der Religion das Recht zu erhalten kleine Kinder zu verstümmeln, und damit jenen einen Recht zu verschaffen, die kleine Kinder verstümmeln wollen - das stimmt aber mit Sicherheit nicht. Das ZIel der Religion ist natürlich das, was sie jeweils betont (auch wenn der eine oder andere Vertreter vielleicht insgeheim noch/nur etwas anderes will), und die Zwangsbeschneidung ist ein Mittel dazu. Erst unter diesem Gesichtspunkt eröffnet sich prinzipiell die Möglichkeit von ihr abzurücken, da es gemeinhin alternative Mittel zum Zweck, so wie auch alternative Wege zum Ziel gibt.

      @Benni - danke für die interessanten Literaturangaben!

      @HaWeRa
      Beschneidung ist ANTI-Religiös.
      Supi. Wenn ich mit Juden oder Moslems eine Podiumsdiskussion machen könnte, würde ich sie unter diesen Titel stellen. Da wären beide Seiten sofort bei der Sache.
    • Kramer schrieb:

      Ich meinte das mit den Vorteilen anders. Der Atheismus hat nicht die gesellschaftlichen Privilegien/Vorteile, die Religionen in unserer Gesellschaft immer noch haben. Das beste Beispiel dafür ist die Beschneidungsdebatte. Wären es die Atheisten, die aus weltanschaulichen Gründen ihre Kinder beschneiden wollen, gäbe es diese Debatte nicht. Dafür sind atheistische Gründe einfach nicht heilig und traditionell genug. Ich empfinde das - obwohl ich selber Atheist bin - nicht als Nachteil. Ich möchte für meine Weltanschauung und deren Anhänger keine Privilegien, die nicht mit guten, also von der Zustimmung zu dieser Weltanschauung unabhängigen Argumenten, begründbar sind. Gäbe es dennoch solche Gründe für atheistische Eingriffe in die Rechte anderer, weil sie sich kulturell eingeschlichen haben, wäre ich denen gegenüber sehr misstrauisch. Ich denke, die Atheisten in unserem Kulturkreis haben alle Rechte, die nötig sind, um ihre Interessen zu wahren. Das Problem sind die Privilegien der religiösen Gruppen, die müssten auf das gleiche Mass beschränkt werden.
      Danke. Volle Zustimmung soweit. Traditionell verteidigen die Kirchen nicht nur ihre Privilegien und den massiven Einfluss auf die Politik. Ich habe den Eindruck, dass sie diesen gegenwärtig verstärken und ihnen die Beschneidungsdebatte gelegen kommt, um exemplarisch "klare Kante" zu zeigen und das "Vordringen" der "atheistischen" Säkularisation zurück zu drängen (es finden sich dazu auch theologische Abhandlungen). (Die Missbrauchsdebatte ist z.B. völlig vergessen). Insofern besteht noch keine Rechtsgleichheit: in den Rundfunkräten, um nur ein Beispiel zu nennen, sind die kirchlichen Vertreter noch immer massiv vertreten, wohingegen die inzwischen größte Einzelgruppe der kirchlich Ungebundenen nicht berücksichtigt sind. Sollte das keinen Einfluss auf die Programmpolitik der Sender haben?
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Fidelis schrieb:

      Wäre ich Atheist, würde ich, in dieser angeblich pluralistischen Gesellschaft, die Freiheit einfordern das Grundgesetz über religiöse Dogmen gestellt zu sehen, auch dann, wenn es um die Entscheidungshoheit der Eltern geht in Sachen Kindeserziehung. Denn mitnichten ist die Beschneidung eine Erziehungsleistung.
      Warum nur als Atheist? Tust Du das in Deiner grundrechtlichen Argumentation nicht auch?
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • HaWeHa schrieb:

      Beschneidung ist ANTI-Religiös. In dem Sinne, dass sie dem Schöpfer G-D, der eine Kreation "wohlüberlegt" (in der Anlage perfekt) zeugt, widerspricht.

      Auch wenn dieses Argument vielleicht dazu geeignet ist, religiöse Menschen von einer Beschneidung abzuhalten, ist es dennoch falsch.

      Erstens ist die Natur (manche nennen es "Schöpfung") nicht perfekt, sondern voll von Kompromissen.

      Zweitens ist der Mensch auch aus Sicht der monotheistischen Religionen alles andere als perfekt, denn wenn er es wäre, bedürfte er der Religion nicht, die im sagt, was richtig und was falsch ist (-> Erbsünde).
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Auch wenn dieses Argument vielleicht dazu geeignet ist, religiöse Menschen von einer Beschneidung abzuhalten, ist es dennoch falsch.
      Genau. Ein moderner religiöser Computer affiner Mensch könnte nämlich meinen, dass Stückchen Vorhaut ist sowas ähnliches wie das Siegel auf einer Microsoft-Software-CD. Wenn er das Ding gebrauchen will, muss er es eben kaputtmachen und darüber hinaus trotzdem noch die Lizensbedingungen bestätigen (mit welcher Nummer will ich hier nicht verraten). :P
    • Descant schrieb:

      Deine Formulierung unterstellt, es sei das Ziel der Religion das Recht zu erhalten kleine Kinder zu verstümmeln, und damit jenen einen Recht zu verschaffen, die kleine Kinder verstümmeln wollen - das stimmt aber mit Sicherheit nicht.


      Ich sehe nicht, wo meine Formulierung das unterstellt. Ich spreche ja nicht von den Zielen der Religion, sondern den Vorteilen, die sie ihren Anhängern bietet. Tatsache ist, dass religiöse Begründungen noch derart wirkmächtig sind, dass sie sogar Grundrechte von Kindern aushebeln.