Stellungnahme Dr. Merkel

    • Stellungnahme Dr. Merkel

      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Wow, ich habe noch immer eine Gänsehaut. Und mir fehlen schlicht die Worte um diejenigen zu bezeichnen, die diese Stellungnahme nicht berührt und zur Einsicht bringt. Ich verneige mich vor Ihnen, Herr Prof. Merkel!
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • "...eine durchgängig fühlbare Bemühtheit der Entwurfsverfasser, ein feststehendes Begründungsziel um jeden Preis zu erreichen, und eben auch um den einer ganzen Reihe unbeglaubigter Suggestionen, sachlicher Irrtümer und selektiver Wahrnehmungen des Diskussionsstands in den zuständigen Wissenschaften."

      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Der "Ethikrat" bestand - wie dieses Gremium im Rechtsausschuss - aus vielen Stimmen und die beschneidungskritischen waren deutlich in der Überzahl.
      Prof. Merkel hat mehr als einmal deutlich gemacht, was er von der Zwangsbeschneidung von Jungen hält und wozu er rät. Wäre es nach ihm gegangen, wäre schon die Empfehlung des Ethikrates eine ganz andere gewesen.
      Ich habe ihn in Interviews stets als aufrechten Kämpfer gegen diese unsägliche Praxis erlebt und sein Statement, vor allem die anprangernde Resignation zeigen deutlich, was er von der aktuellen Gesetzgebungspraxis hält. Es wäre zu einfach, ihm Versagen oder Einknicken vorzuwerfen, dafür ist das Geschäft zu schmutzig.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Ich denke, Prof. Merkel ist in einer doppelten Zwangslage: zum einen dürfte er Rücksicht nehmen auf den im Ethikrat gefundenen "Kompromiss", zum anderen sieht er die Realität: eine Mehrheit in den Parteien will den völlig unzulänglichen Gesetzentwurf durchdrücken. Da versucht er, wenigstens noch etwas Abmilderung und Präzisierung über eine Verordnung zu erreichen. Er macht aber deutlich, dass er von dem ganzen Gesetzesvorhaben nichts hält.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Wenn hier jemand lügt, bzw. die Wahrheit verbiegt, dann die Presse. Das ist in Bezug auf den Ethikrat übrigens schonmal geschehen. Der ehemalige Vorsitzende Schmidt-Jorzig hat sich privat zum Inzesturteil des EGMR geäussert, woraus mehre Pressmeldungen machten, dass der Ethikrat das Urteil begrüsst. Die Folge war, dass Schnorzig als Vorsitzender abgewählt wurde und der Ethikrat sich differenziert mit dem Thema befasst hat.

      Ähnliches findet man auch hier. In der Pressemitteilung steht "Ungeachtet tiefgreifender Differenzen in grundlegenden Fragen empfiehlt der Ethikrat einmütig, rechtliche Standards für eine Beschneidung minderjähriger Jungen aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen zu etablieren und dabei folgende Mindestanforderungen umzusetzen:"

      Da steht nicht "Wir sind einstimmig für Beschneidung", sondern "Wir sind ungeachtet aller Differenzen einmütig für MIndeststandards".

      Sowas nennt man einen Kompromiss. Diesen Kompromiss mag man gut oder schlecht finden, ich finde ihn raffiniert. Denn wenn man berücksichtigt, was Merkel in seiner Stellungnahme zum Vetorecht des Kindes geschrieben hat, dann wird aus diesem vordergründigen "Ja" zu Beschneidung ein hinterhältiges "Nein! Sobald das Kind auch nur zuckt, müsst ihr aufhören."
    • werner schrieb:

      Einfach mal lesen, was Reinhard Merkel vor dem Ethikrat gesagt hat. Dann wird seine Position klar.


      Man sollte auch die Pressemitteilung des Ethikrates mit der Stellungnahme von Herrn Merkel im Zusammenhang lesen.

      "Pressemitteilung des Ethikrates" schrieb:

      Ungeachtet tiefgreifender Differenzen in grundlegenden Fragen empfiehlt der Ethikrat einmütig, rechtliche Standards für eine Beschneidung minderjähriger Jungen aus religiösen oder weltanschaulichen Gründen zu etablieren und dabei folgende Mindestanforderungen umzusetzen:

      1. umfassende Aufklärung und Einwilligung der Sorgeberechtigten
      2. qualifizierte Schmerzbehandlung
      3. fachgerechte Durchführung des Eingriffs sowie
      4. Anerkennung eines entwicklungsabhängigen Vetorechts des betroffenen Jungen.


      "Stellungnahme Merkel" schrieb:

      III. „Natürliches Vetorecht“ des Kindes
      Ein solches Vetorecht hat der Deutsche Ethikrat in seiner Presseerklärung vom 23. August ge-
      fordert. Das meint nicht nur den verbalen Widerspruch, sondern jede deutliche, auch nur rein
      kreatürliche Abwehrreaktion. Das Zittern und Weinen des Achtjährigen reicht ebenso wie das
      Losbrüllen des acht Tage alten Babys. Die ethische Idee des Postulats ist deutlich: Jede Be-
      schneidung verletzt den kindlichen Körper mit einem gewaltsamen Akt. Diese Verletzung soll
      nicht durch einen weiteren Gewaltakt, die Beugung des kindlichen Willens, erzwungen werden.


      Das "entwicklungsabhängige Vetorecht" ist hier keine leere Floskel, sondern ein sehr geschickter Schachzug. Darauf muss man erstmal kommen.
    • Kramer schrieb:

      werner schrieb:

      Das "entwicklungsabhängige Vetorecht" ist hier keine leere Floskel, sondern ein sehr geschickter Schachzug. Darauf muss man erstmal kommen.
      "Geschickter Schachzug" ist eine sehr, sehr treffende Beschreibung. Merkel legt mit der ihm eigenen unaufgeregten und gleichzeitig unbeirrbaren Gewissheit die Finger in die zentralen "Wunden" des Gesetzentwurfs und lässt die Beschneidungsbefürworter mit ihren eigenen Argumenten auflaufen. Mehr als jeder andere entlarvt er die Widersprüchlichkeit des Gesetzentwurfs und seine offensichtliche Zielsetzung. Nachdem er in den letzten Monaten mehrfach verfassungsrechtlich unmissverständlich Stellung bezogen hat (das Freiheitsrecht der Religionsausübung endet am Eingriff in den Körper des Anderen), lässt er sich in seiner Stellungnahme für den Rechtsausschuss nicht mehr auf die in ihrer Offensichtlichkeit mehr als peinlich zu nennenden Winkelzüge seiner Kollegen ein, sondern fragt " einfach nur" nach Emla-Salbe, Komplikationsrate und der Definition kindlicher Willensäusserung. Er macht dadurch deutlich, dass die Befürworter in der Tat das " Kindeswohl" dem göttlichen Gebot im wahrsten Sinne des Wortes " opfern".
      Nein, natürlich sind religiöse Eltern durch ihre diesbezügliche Zustimmung nicht generell "schlecht". Aber dass sie keinen anderen Weg sehen, ihre Verbundenheit mit ihrer Gruppe auszudrücken, stimmt doch mehr als nachdenklich.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Danke für diesen Hinweis!

      Von kaum noch zu überbietendem Zynismus sind folgende Ausführungen:

      "Anders als Yaron erzählte Merkel keine persönliche Geschichte. Höfling nannte den Vortrag seines Kollegen später ein "bluttriefendes Drama, das über weite Teile Theater war". Der Hamburger Jurist listete in der Tat Schauergeschichten von missglückten Beschneidungen auf. Todesfälle, Amputationen, Beinahe-Unglücke. Gemessen an der Gesamtzahl seien diese Fälle verschwindend gering, aber ignorieren solle man sie trotzdem nicht. "Ein einziger Todesfall beim Piercing eines Kleinkindes – der Gesetzgeber würde das sofort verbieten!"

      Ethikratsmitglieder diskutieren über Beschneidung: "In 50 Jahren überall verboten"
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • sol1 schrieb:

      http://www.faz.net/aktuell/politik/die-gegenwart/beschneidung-minima-moralia-11971687.html


      Jetzt steht unter dem Artikel:

      Lesermeinungen (0)


      War das schon immer so, oder sind die Kommentare verschwunden (worden)?

      Die christlich-fundamentalistische Überzeugung, Masturbation sei Sünde und ihre Erschwernis durch Beschneidung daher ein gottgefälliges Werk, mag so abwegig sein, wie man will. Sie ist aber genauso religiöser Natur und damit rechtlich sakrosankt wie die Überzeugung, Gott habe Abraham wörtlich den in Genesis 17 enthaltenen Auftrag diktiert, alle Knaben am achten Tag nach der Geburt beschneiden zu lassen.


      Ja, ja, lt. AT ließ der zwangsverheiratete Onan seinen Samen zu Boden fallen und wurde von Gott zur Strafe sogar getötet. Da kommt das Kind mit einer VA ja noch billig bei weg!

      Beides praktizierte Religion, mit der selben Konsequenz für das Kind, das eine verboten, das andere erlaubt.

      How bizarre,
      how bizarre, how bizarre...
      There is no skin like foreskin