Erschienen bei journalistenwatch.com, am 17.11.2012 -
Beschneidungsdebatte: Antje Yael Deusel – oder warum der Rechtsausschuss eine (weitere) Farce wird… | Journalistenwatch.com
als Antwort auf Ihren Artikel bei Zeitzeichen.net
Antje Yael Deusel - oder warum der Rechtsausschuss eine (weitere) Farce wird…
Frau Deusel hat sich als Fürsprecherin der Beschneidung bei Jungen bereits durch einige Artikel hervorgetan. Nun erscheint Frau Deusels Masterarbeit als Buch "Mein Bund, den ihr bewahren sollt". Mit dieser Arbeit schloss sie ihr Studium am Rabbiner-Kolleg in Postdam ab. Ihre Arbeit habe nicht das Ziel gehabt, zu polarisieren, sondern eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Von der Aufmerksamkeit in den Medien behauptet Frau Deusel, überrascht worden zu sein. Nunmehr darf sie, zwar förmlich als Ärztin berufen, vor den Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages treten, sie ist jedoch auch unlängst zur Rabbinerin berufen worden und seit langem rituelle Beschneiderin (Mohel).
Neben ihrer Arbeit als Gemeinderabbinerin in der israelitischen Gemeinde in Bamberg ist sie als Oberärztin in der Klinik für Urologie und Kinderurologie in Bamberg tätig; außerdem hat sie einen Lehrauftrag im Fach Judaistik an der Universität Bamberg inne.
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Beschneidung. Das Thema wurde jedoch nicht wegen der aktuellen Diskussion nach dem Kölner Urteil gewählt, sondern viel früher auf Vorschlag ihrer Lehrer.
Ihr Werk war fertig, bevor das Urteil stand. Lediglich Finanzierung und Druck haben sich etwas hingezogen, so dass die Masterthese erst 14 Tage nach dem Urteil im Sommer dieses Jahres erschien.
Mit beiden Füssen fest in der jüdischen Theologie verankert, ordnet Frau Deusel ihre Wissenschaftszitate selektiv ihrer religiösen Mission unter. Dies ist eine pseudowissenschaftliche Arbeitsweise, da sie einerseits die verfügbare wissenschaftliche Literatur nicht in ihrer Gesamtheit würdigt und sich andererseits nicht mit anderen als den ihr genehmen Ergebnissen auseinandersetzt. Auch ihre Pro-Beschneidungs-Zitate unterwirft sie keiner kritischen Erörterung. Ihr Arbeitsstil erinnert eher an mittelalterliche Scholastik als an eine Arbeit, die sich moderner wissenschaftlicher Methoden bedient.
Wissenschaftliche Ergebnisse werden nur wahrgenommen, wenn sie die religiöse Dogmatik stützen. Niemand darf von ihr erwarten, dass sie als Ärztin mit einer kritischen Haltung zur Beschneidung ihre theologische Masterarbeit entwerten oder ihre Beschneidungstätigkeit gar in Frage stellen würde. Eine Unschuldsvermutung gilt für Frau Deusel nicht. Sie weiß genau, was sie tut. Geschickt springt sie von einer Position in die andere.
Für den Leser einige Kostproben aus Frau Dr. Yael Deusels Gedankenwelt:
Frau Deusel stützt sich nicht allein auf das Argument eines uralten religiösen Rituals. Sie möchte zum Gürtel noch Hosenträger anziehen und bemüht medizinische Aspekte, um aus der Zulässigkeit eine medizinische Notwendigkeit der Beschneidung zu machen.
Wenden wir uns also ihren Äußerungen zu, wobei es zuweilen schwer fällt zu identifizieren, welche ihrer Persönlichkeit gerade spricht, Dr. Jeckyll oder Mrs Hyde?
Als Vorteil einer Beschneidung gibt sie ein geringeres Risiko für das Zervixkarzinom an, einer Gebärmutterhalserkrankung, dessen auslösender Erreger in seltenen Fällen durch den sexuellen Akt übertragen wird und gegen den es inzwischen eine Impfung gibt. In Deutschland vollziehen Jugendliche jedoch erst im Alter von etwa 15,6 Jahren ihren ersten Geschlechtsverkehr. Vor Zervix,- und Vulvakarzinomen schützen weitaus harmlosere und zudem effizientere Präventivmaßnahmen, welche keine Amputation eines Körperteils benötigen: Eine Impfung gegen HPV-Infektionen, seltener Partnerwechsel, sowie der Verzicht auf Zigaretten, welche sich immunsuppressiv auswirken können und eine Ansteckung begünstigen.
Frau Deusel nimmt sich heraus, für die Betroffenen sprechen zu können. Traumata und sexuelle Störungen werden verschwiegen und als Spinnerei abgetan. Betroffene bleiben dabei auf der Strecke. Kollateralschäden sozusagen. Seriöse Studien, welche von Medizinern und Wissenschaftlern durchgeführt werden, beruhen auf Referenzwerten, welche jedoch nur von den Betroffenen selbst beschrieben und geschildert werden können.
Ihre jüngste Produktion (Zeitzeichen - Beschneidung ist ein Potpourri aller landläufigen Theorien über die angeblichen Vorteile der Beschneidung:
Einige von uns haben im Kommentarbereich auf den genannten Artikel in "www.zeitzeichen.net" reagiert.
Diese Beiträge wurden zunächst ignoriert und stehen in unserem Forum bereit:
Rabbinerin und Urologin Yael Deusel (Bamberg) zur Beschneidung: Pflicht der Eltern (Oktober 2012)
Es kam die Sorge auf, dass zeitzeichen.net unbequeme Leserkommentare zurückhält. Inzwischen wurden sie jedoch freigeschaltet, so dass nicht mehr nur die Pro-Argumente öffentlich sichtbar sind, die sich sogar zur "Reduzierung der unsäglichen Selbstbefleckung auf ein erträgliches Maß" und zur Abkehr von der säkularen Gesellschaft löblich äußern.
Untersucht man das Impressum von zeitzeichen.net, so stellt man fest, dass die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, Herausgeberin dieser wichtigen evangelischen Online-Zeitung ist. Das wirft die Frage auf, warum dieses Portal, einem derartig unaufgeklärten, orthodoxen Standpunkt, der sich in scheinmedizinische Argumentationen kleidet, eine Plattform bietet. Inzwischen ist ein Artikel für Dezember angekündigt, lange nach Verabschiedung des Beschneidungsgesetzes. Selbstverständlich darf (unter Nennung der Quelle) der vorliegende Artikel des "Kollektiv beschneidungsforum" veröffentlicht werden.
Es ist abzusehen, dass mit der Legalisierung der Beschneidung von Jungen auch demokratische Grundsätze verbogen werden. Dies zeigt sich schon in der Vorabfestlegung des Ergebnisses und in der systematischen Ausgrenzung der Vertreter der Gegenargumente (Betroffene und Fachleute).
Dabei ist diese Debatte durch und durch eine Verliererdebatte: Die Betroffenen sind Verlierer, weil ihnen nicht die geringste gesellschaftliche Achtung zuteil wird; die öffentlichen Repräsentanten des Judentums, weil sie auf einer absolut kompromisslosen Position beharren und dadurch als starrsinnig gelten; die Politik, weil sie sich instrumentalisieren lässt und sich dabei aller taktischen Register bedient, um das anvisierte Ergebnis zu erreichen. Muslime allerdings haben sich durchaus moderat und diskussionsbereit gezeigt.
Bisher vermeidet die Politik mit allen erdenklichen Tricks, Männer, die an den Folgen ihrer Beschneidung leiden, anzuhören. Wir appellieren an alle Verantwortlichen, endlich den Vertretern dieser Betroffenen eine Stimme zu geben und sie im Rechtsausschuss ebenfalls anzuhören.
Beschneidungsdebatte: Antje Yael Deusel – oder warum der Rechtsausschuss eine (weitere) Farce wird… | Journalistenwatch.com
als Antwort auf Ihren Artikel bei Zeitzeichen.net
Antje Yael Deusel - oder warum der Rechtsausschuss eine (weitere) Farce wird…
Frau Deusel hat sich als Fürsprecherin der Beschneidung bei Jungen bereits durch einige Artikel hervorgetan. Nun erscheint Frau Deusels Masterarbeit als Buch "Mein Bund, den ihr bewahren sollt". Mit dieser Arbeit schloss sie ihr Studium am Rabbiner-Kolleg in Postdam ab. Ihre Arbeit habe nicht das Ziel gehabt, zu polarisieren, sondern eine wissenschaftliche Arbeit zu schreiben. Von der Aufmerksamkeit in den Medien behauptet Frau Deusel, überrascht worden zu sein. Nunmehr darf sie, zwar förmlich als Ärztin berufen, vor den Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages treten, sie ist jedoch auch unlängst zur Rabbinerin berufen worden und seit langem rituelle Beschneiderin (Mohel).
Neben ihrer Arbeit als Gemeinderabbinerin in der israelitischen Gemeinde in Bamberg ist sie als Oberärztin in der Klinik für Urologie und Kinderurologie in Bamberg tätig; außerdem hat sie einen Lehrauftrag im Fach Judaistik an der Universität Bamberg inne.
Die Masterarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Beschneidung. Das Thema wurde jedoch nicht wegen der aktuellen Diskussion nach dem Kölner Urteil gewählt, sondern viel früher auf Vorschlag ihrer Lehrer.
Ihr Werk war fertig, bevor das Urteil stand. Lediglich Finanzierung und Druck haben sich etwas hingezogen, so dass die Masterthese erst 14 Tage nach dem Urteil im Sommer dieses Jahres erschien.
Mit beiden Füssen fest in der jüdischen Theologie verankert, ordnet Frau Deusel ihre Wissenschaftszitate selektiv ihrer religiösen Mission unter. Dies ist eine pseudowissenschaftliche Arbeitsweise, da sie einerseits die verfügbare wissenschaftliche Literatur nicht in ihrer Gesamtheit würdigt und sich andererseits nicht mit anderen als den ihr genehmen Ergebnissen auseinandersetzt. Auch ihre Pro-Beschneidungs-Zitate unterwirft sie keiner kritischen Erörterung. Ihr Arbeitsstil erinnert eher an mittelalterliche Scholastik als an eine Arbeit, die sich moderner wissenschaftlicher Methoden bedient.
Wissenschaftliche Ergebnisse werden nur wahrgenommen, wenn sie die religiöse Dogmatik stützen. Niemand darf von ihr erwarten, dass sie als Ärztin mit einer kritischen Haltung zur Beschneidung ihre theologische Masterarbeit entwerten oder ihre Beschneidungstätigkeit gar in Frage stellen würde. Eine Unschuldsvermutung gilt für Frau Deusel nicht. Sie weiß genau, was sie tut. Geschickt springt sie von einer Position in die andere.
Für den Leser einige Kostproben aus Frau Dr. Yael Deusels Gedankenwelt:
- "Das wäre grausam. Jugendliche kriegen das im Unterschied zu Kleinkindern voll mit und haben dann Angst."
- "Für die Kinder ist es besser, das so früh wie möglich zu machen. Sobald sie ein gewisses Alter erreicht haben, kriegen die Kinder Angst vor dem Eingriff. Dem Säugling hingegen ist das egal, weil er nicht weiß, was da gerade genau mit ihm passieren wird."
- "Es geht da vor allem um die Körperhygiene. Natürlich wäscht sich ein Großteil der Männer in Deutschland gründlich, keine Frage. Aber es gibt auch viele, die tun es nicht, das kann ich aus meiner inzwischen langjährigen Erfahrung als Urologin sagen - auch wenn das keiner gerne hört. Es gibt Studien, wonach weniger als ein Drittel aller Männer eine konsequente Körper- und Intimpflege betreiben."
- Wie denkt man in Israel?
"Dort wäre es undenkbar, nicht beschnitten zu sein. Diese Vorstellung löst unter Medizinstudenten Gefühle von Ekel aus."
Frau Deusel stützt sich nicht allein auf das Argument eines uralten religiösen Rituals. Sie möchte zum Gürtel noch Hosenträger anziehen und bemüht medizinische Aspekte, um aus der Zulässigkeit eine medizinische Notwendigkeit der Beschneidung zu machen.
Wenden wir uns also ihren Äußerungen zu, wobei es zuweilen schwer fällt zu identifizieren, welche ihrer Persönlichkeit gerade spricht, Dr. Jeckyll oder Mrs Hyde?
Als Vorteil einer Beschneidung gibt sie ein geringeres Risiko für das Zervixkarzinom an, einer Gebärmutterhalserkrankung, dessen auslösender Erreger in seltenen Fällen durch den sexuellen Akt übertragen wird und gegen den es inzwischen eine Impfung gibt. In Deutschland vollziehen Jugendliche jedoch erst im Alter von etwa 15,6 Jahren ihren ersten Geschlechtsverkehr. Vor Zervix,- und Vulvakarzinomen schützen weitaus harmlosere und zudem effizientere Präventivmaßnahmen, welche keine Amputation eines Körperteils benötigen: Eine Impfung gegen HPV-Infektionen, seltener Partnerwechsel, sowie der Verzicht auf Zigaretten, welche sich immunsuppressiv auswirken können und eine Ansteckung begünstigen.
Frau Deusel nimmt sich heraus, für die Betroffenen sprechen zu können. Traumata und sexuelle Störungen werden verschwiegen und als Spinnerei abgetan. Betroffene bleiben dabei auf der Strecke. Kollateralschäden sozusagen. Seriöse Studien, welche von Medizinern und Wissenschaftlern durchgeführt werden, beruhen auf Referenzwerten, welche jedoch nur von den Betroffenen selbst beschrieben und geschildert werden können.
Ihre jüngste Produktion (Zeitzeichen - Beschneidung ist ein Potpourri aller landläufigen Theorien über die angeblichen Vorteile der Beschneidung:
- Laut Frau Deusel ist die Beschneidung weder eine Veränderung des Körperbildes zum Negativen noch ein Verlust von Funktionsfähigkeit. Ob aber die Funktionsfähigkeit, außer der Zeugung, noch eine andere Dimension besitzt, bleibt dahingestellt.
- Die Vorteile seien bekannt: Selbstschutz und Schutz des Sexualpartners. Die Urologin Deusel unterschlägt, dass Mädchen sich etwa 4 mal so häufig eine HWI zuziehen als Jungs. Sie verklärt beschnittene Männer als rücksichtsvolle und aufopferungsvolle Zeitgenossen in der Verhütung sehr seltener Erkrankungen, deren relative Häufigkeit jedoch verschwindend gering ist im Vergleich zur Komplikationsrate der Beschneidung.
- Anstatt von „Beschneidung“ spricht sie von einer „Vorhautentfernung", die natürlich „keine entstellende Wirkung" habe. Frau Deusels ästhetisches Empfinden wird den Rechtsausschuss sicher überzeugen.
- Sodann gelingt ihr der ganz große stochastische Wurf: 50% der Betroffenen + Epsilon seien mit ihrem Körper und ihrem Sexualleben zufrieden. Dass die intakte männliche Bevölkerung bis auf Ausnahmen mit ihrem Zustand zufrieden ist, bleibt unerwähnt. Frau Deusel müsste sonst in weniger triviale Gebiete der Statistik einsteigen (abhängige Wahrscheinlichkeiten). Und das wäre wenig didaktisch.
- "Die Gründe für Probleme in der Partnerschaft sind eben vielfältig". Damit deutet sie an, dass die Beschneidung als Ursache kaum infrage kommt. So werden mit einem Federstrich die Betroffenen als Hypochonder diskriminiert.
- Ihr großes Verhandlungsangebot macht Frau Deusel sodann in Form einer Beschneidung, "natürlich… nach dem jeweils aktuellsten Stand der Medizin". "Aktuell" würde zwar reichen, aber ein Superlativ macht sich immer gut! Die Aktualität bezieht sie auf die ..."Instrumente und fachgerechte chirurgische Ausführung einschließlich Sterilität und Wundversorgung sowie angemessene Schmerzstillung und Betäubung". Dabei blendet sie aus, ob die Beschneidung überhaupt noch "aktuell", sprich eine zeitgemäße rituelle Handlung ist, wie auch, was der Leser unter "geringen Komplikationsraten" (im Plural bitte schön) verstehen soll.
- Was nicht fehlen darf, ist das-kann-man-nicht-vergleichen (mit der "Genitalverstümmelung von Mädchen"). Beschneidung wäre hier als Terminus zu schwach, würde doch durch seine Verwendung der Kontrast zwischen den jeweiligen Verletzungen zu sehr verwischt. Es müssen unbedingt "Verwechslungen" vermieden werden, zwischen 2 Dingen, die Frau Deusel für "grundverschieden" hält, die nach Schweregrad sogar von der WHO verglichen werden.
- Die Taufe ist - so Frau Deusel - "auch... die Aufnahme eines unmündigen Menschen in eine Religionsgemeinschaft". Das mutet nach einem handfesten Sandkastenstreit an: "kuck mal, die machen das auch...". Weder ist je ein männlicher Säugling im Weihbecken ertrunken, noch ein Mädchen um die "Vorentscheidung für eine religiöse Erziehung und Prägung des Kindes" gebracht und dadurch diskriminiert worden.
- Fundamentalismus und Unwissenheit entdeckt Frau Deusel bei ihren Gegnern zuhauf, bisweilen aber auch "Abgründe von Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus". Dass es ein schlichtes, unaufgeregtes, humanes Anliegen sein kann, kommt ihr nicht in den Sinn.
- Da die Beschneidung nicht mehr mit "Feuermessern" vollzogen wird, sei sie weder "barbarisch" noch "archaisch". Aber um "ein bloßes Ritual geht es auch nicht", sondern um eines der grundlegenden Gebote im Judentum.
- Zuletzt, befreit Frau Deusel die neugeborenen Jungen von der Last der Verantwortung und der Entscheidung, selbst "die notwendigen Schritte" zu ergreifen, um eine "vollgültige Zugehörigkeit zur religiösen Gemeinschaft", doch wohl die der Eltern, zu erlangen.
Einige von uns haben im Kommentarbereich auf den genannten Artikel in "www.zeitzeichen.net" reagiert.
Diese Beiträge wurden zunächst ignoriert und stehen in unserem Forum bereit:
Rabbinerin und Urologin Yael Deusel (Bamberg) zur Beschneidung: Pflicht der Eltern (Oktober 2012)
Es kam die Sorge auf, dass zeitzeichen.net unbequeme Leserkommentare zurückhält. Inzwischen wurden sie jedoch freigeschaltet, so dass nicht mehr nur die Pro-Argumente öffentlich sichtbar sind, die sich sogar zur "Reduzierung der unsäglichen Selbstbefleckung auf ein erträgliches Maß" und zur Abkehr von der säkularen Gesellschaft löblich äußern.
Untersucht man das Impressum von zeitzeichen.net, so stellt man fest, dass die Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, Herausgeberin dieser wichtigen evangelischen Online-Zeitung ist. Das wirft die Frage auf, warum dieses Portal, einem derartig unaufgeklärten, orthodoxen Standpunkt, der sich in scheinmedizinische Argumentationen kleidet, eine Plattform bietet. Inzwischen ist ein Artikel für Dezember angekündigt, lange nach Verabschiedung des Beschneidungsgesetzes. Selbstverständlich darf (unter Nennung der Quelle) der vorliegende Artikel des "Kollektiv beschneidungsforum" veröffentlicht werden.
Es ist abzusehen, dass mit der Legalisierung der Beschneidung von Jungen auch demokratische Grundsätze verbogen werden. Dies zeigt sich schon in der Vorabfestlegung des Ergebnisses und in der systematischen Ausgrenzung der Vertreter der Gegenargumente (Betroffene und Fachleute).
Dabei ist diese Debatte durch und durch eine Verliererdebatte: Die Betroffenen sind Verlierer, weil ihnen nicht die geringste gesellschaftliche Achtung zuteil wird; die öffentlichen Repräsentanten des Judentums, weil sie auf einer absolut kompromisslosen Position beharren und dadurch als starrsinnig gelten; die Politik, weil sie sich instrumentalisieren lässt und sich dabei aller taktischen Register bedient, um das anvisierte Ergebnis zu erreichen. Muslime allerdings haben sich durchaus moderat und diskussionsbereit gezeigt.
Bisher vermeidet die Politik mit allen erdenklichen Tricks, Männer, die an den Folgen ihrer Beschneidung leiden, anzuhören. Wir appellieren an alle Verantwortlichen, endlich den Vertretern dieser Betroffenen eine Stimme zu geben und sie im Rechtsausschuss ebenfalls anzuhören.
- Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
- Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
- Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)