Ein Physiker analysiert die aktuelle Debatte

    • Ein Physiker analysiert die aktuelle Debatte

      Schlechte Argumente für die Beschneidung
      Damit sich aber so etwas nie wiederholt, hat Deutschland sich ein Grundgesetz gegeben, das die Menschenrechte besonders stark schützt. Und dieses Grundgesetz enthält keine besondere Erwähnung der Juden – weil nämlich “so etwas” genau so gut beim nächsten Mal einer anderen Minderheit geschehen könnte. (Damals waren es die Juden.) Die Lehre, die das Grundgesetz aus dem Holocaust zieht, ist eben nicht “Juden brauchen besonderen Schutz”, sondern “alle Minderheiten brauchen besonderen Schutz”. Wenn eines Tages ein beschnittener Mann uns fragen sollte “Wie konntet Ihr das zulassen?” – sollen wir dann antworten “Wir konnten das Unrecht nicht abwenden, weil es von Juden begangen wurde”?
      Niemand hat (hoffentlich) bestritten, dass jüdische Eltern ihre Kinder genauso sehr lieben wie christliche, atheistische oder shintoistische. Dass die Eltern im besten Glauben handeln, steht sicher außer Frage. Aber im besten Glauben hat man vor hundert Jahren auch Kinder “zu ihrem eigenen besten” geschlagen, und selbst diejenigen Mütter, die ihre Töchter beschneiden lassen (was ohne Frage unglaublich viel grausamer ist), lieben ihre Töchter genauso und glauben, zum besten ihrer Kinder zu handeln. Und genau deswegen ziehen aufgeklärte Gesellschaften der Freiheit der Eltern, ihre Kinder eigenverantwortlich zu erziehen, bestimmte Grenzen.
      Insgesamt ein sehr schöner Artikel. Einer von so vielen, die die Befürworter leider nicht einsichtig werden lassen...
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Ja, ein schöner, weil unaufgeregter und menschlicher Artikel.

      Weil aber die religiös begründete Knabenbeschneidung in einem Atemzug mit der Prügelstrafe und der FGM genannt wird, geht bei den Befürwortern natürlich sofort der Vorhang runter. Da hilft auch der Hinweis auf die " liebenden Eltern" - leider - nichts.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.