Negative Auswirkungen der Beschneidung als Betroffener vor Kurzem realisiert

    • Negative Auswirkungen der Beschneidung als Betroffener vor Kurzem realisiert

      Hallo,

      ich wurde als Kind aufgrund religiöser Gründe ohne mein Einverständnis beschnitten. Vor ein paar Wochen habe ich mich mehr darüber informiert. Ich bin jetzt traurig. Meine Eltern haben das einfach zugelassen. Ich habe Probleme einen Orgasmus durch Geschlechtsverkehr, Blowjob und Handjob zu bekommen. Ich reite das Kissen, um einen Orgasmus zu bekommen. Dabei habe ich keine Erektion. Bis zum Alter von 22 Jahren war ich Jungfrau. Ich war verzweifelt also habe ich ein Bordell besucht. Nach vier Besuchen hatte ich weder Orgasmus noch Erektion.

      Jetzt hasse ich die Kultur und Religion in der ich aufgewachsen bin. Die Liebe zu meinen Eltern ist verschwunden. Noch lebe ich mit ihnen. Leider fehlen mir die finanziellen Mittel, um auszuziehen. Trotz Studium finde ich keinen Job. Das ist der Grund. Mein ganzes Leben scheint eine Lüge gewesen zu sein.

      Ich bin aktuell auf der Suche nach einem Therapieplatz. Doch das bringt mir nicht die Vorhaut, Frenulum und Vorhautbändchen zurück. In einem anderen Forum habe ich meine Situation bereits geschildert. Dort wurde mir gesagt ich soll die Vorhaut manuell wiederherstellen. Zudem soll ich aufhören mich in Trauer zu suhlen und mein Leben zu leben. Desweiteren soll ich aufhören mich mit unbeschnittenen Männern zu vergleichen. Ehrlich gesagt habe ich darauf keine Lust. Mir fehlt die Motivation für Sexualität. Wenn das Leben Zitronen gibt, dann mach Limonade draus. Ich hab keine Lust dieses Mantra zu befolgen. Ich hoffe ich lerne in der Therapie damit umzugehen. Doch ich weiß nicht wie mir die Therapie helfen soll. Es könnte schlimmer sein, andere Bereiche im Leben sind ok, deine Eltern waren ignorant, suche Glück in anderen Lebensbereichen, Viktor Frankl. Doch diese Ansätze zeigen keine Wirkung. Ich wünschte ich wäre in eine andere Familie geboren, ich wünschte ich wäre als Frau geboren worden, ich wünschte es wäre bereits verboten worden und ich wünschte meine Eltern hätten das nicht zugelassen. Doch das bringt nichts. Am Ende besteht jede Hilfestellung aus "Komm darüber hinweg, so schlimm ist es doch nicht, mach das und das, und mach das Beste draus".

      Ich habe mir überlegt mit einer Prostatamassage zu einem Orgasmus zu kommen. Das ist zum Glück noch intakt. Doch es ist bloß eine unzureichende Alternative. Mir fehlt der Elan, den ich früher im Leben hatte. Ehrlich gesagt weiß ich nicht wie ich ihn zurückbekommen soll. Sexualität ist mir wichtig. Mit der Beschneidung habe ich jetzt noch einen Stolperschein. Hinzu kommt die Unerfahrenheit. Die Belastung der Beschneidung schränkt den Partnerkreis nochmal ein.

      Ich hoffe die Nachricht ist lesbar. Ich wollte einfach meine aktuellen Gedanken dazu schreiben. Ich freue mich Hilfestellungen. Ehrlich gesagt bin ich mir unsicher, ob mir das Forum helfen wird. Am Ende muss ich alles machen und den schweren Weg gehen.
    • Hallo und willkommen im Forum. Ich fühle absolut mit Dir. Niemand hier wird Dich für verrückt oder Ähnliches halten, keine Sorge. Aber eine Therapie wird Deine Sexualität nicht reparieren. Das ist genauso, als würde man einem Blinden suggerieren, durch Therapie wieder sehen zu können oder einem Einbeinigen, sein Bein wüchse wieder nach.

      Religiotie ist eine schlimme Seuche. Man stelle sich vor, man gründe heute eine "Religion", die zur Aufnahmebedingung hätte, seinem Kind ein Ohrläppchen abzuschneiden. Man käme erst in den Knast und dann in die Klapse, zu recht. Aber Genitalien von Kindern verstümmeln (und sie damit für ihr Leben mit einer entstellenden Narbe, ausgetrockneter Eichel und reduzierter Sexualität zu zeichnen), das ist fein, das ist prima? Hunden die Schwänze und Ohren zu kupieren ist in Deutschland auch verboten, zu recht. Köter haben also mehr Rechte als Kinder!

      Restaurieren ist das, was Du tun solltest, unbedingt, und zwar je eher, um so besser. Lies mal meinen Vorstellungsthread.

      Vielleicht kannst Du mal ein Bild reinstellen, dann kann ich beurteilen, wie Du es am besten machen kannst und wie stark der Grad der Verstümmelung ist, denn da gibt es schwerwiegendere (so wie bei mir oder z. B. @Hulk) und mildere Formen, die auch die Wiederherstellung leichter machen.
    • Du liebe Güte. Das sieht tatsächlich aus wie eine dieser Küchentischverstümmelungen aus religiotischen Gründen ;( Du tust mir so leid.

      Was Du tun könntest, sind zwei Dinge. 1) die Eichel mit Sheabutter, besser (mind.) 20%iger Urea-Creme pfegen und 2) anfangen, die Schafthaut zu dehnen. Anleitungen dazu findest Du hier im Forum und auch online zur Genüge. Innere Vorhaut scheint ja keine mehr übrig zu sein.

      Darf ich fragen, wie alt Du bist und wann Dir das angetan wurde?
    • bastian1978 schrieb:

      Du solltest wirklich so schnell wie möglich beginnen, Deine Eichel zu pflegen und die Schafthaut zu dehnen. Jeder Tag zählt!
      Mit der Creme kann ich erstmal anfangen. Doch ich fühle mich unter Druck gesetzt. Mir ist aktuell der mentale Aspekt wichtig. Mir fällt es schwer nicht dauerhaft traurig um Bett zu liegen. Mir wurde etwas geraubt. Ich hatte überlegt den Kontakt zur gesamten Familie abzubrechen, wenn ich endlich selbstständig bin. Ich weiß nicht wie ich nach dieser Erkenntnis überhaupt noch Sexualität erleben kann. Ich beneide all die Menschen, die nicht das gleiche Schicksal haben wie ich. Man sieht meinem Gesicht die Resignation und Verbitterung an. Jetzt habe ich zusätzlich erfahren, dass es bei meinem Fall besonders schlimm ist.
    • Hallo salad8941, ich möchte in diesem Beitrag gerne ein paar Gedanken mit dir teilen. Zuerst einmal fühle ich mit dir, dass du ohne dein Einverständnis beschnitten wurdest. Möchtest du uns erzählen, was du da genau erlebt hast, haben deine Eltern dich mit Überreden oder Druck dazu gebracht, das Ganze über dich ergehen zu lassen, oder sogar körperliche Gewalt angewandt?
      Du schreibst in deinem Beitrag, dass dir Sexualität in deinem Leben wichtig ist, und dass durch das derzeitige Nicht-Funktionieren noch ein Stolperstein mehr in deinem Leben dazugekommen sei, und dadurch dein Partnerkreis nochmals eingeschränkt wird. Aus dieser Aussage lese ich, dass es in deinem Leben auch andere Stolpersteine geben muss, die dich einschränken. Für mich liest es sich so, als wäre dein gesamtes Leben im Moment nicht wirklich von Höhepunkten ausgeschmückt. Es gibt zwar Leute, die dich durch positives Denken motivieren wollen, aber dir fehlt derzeit Elan in deinem Leben, wie du schreibst.
      Ich sehe in deinem derzeitigen Zustand eine gewisse Orientierungslosigkeit, mit vielen offenen Fragen, einigen Baustellen und Leuten, die es mit dir vielleicht gut meinen, aber dir bei deinen Baustellen nicht helfen können.
      Was dein Erlebnis mit deiner Beschneidung betrifft, müsste man zuerst einmal hinterfragen, aus welchen Gründen dich deine Eltern beschneiden haben lassen. Da du eure Religion ansprichst, gehe ich davon aus, dass auch deine Eltern viele religiöse Aspekte einfach übernehmen, ohne deren Nutzen oder Auswirkungen zu hinterfragen, sie praktizieren einfach, was man eben tut. Meistens ist es nämlich so, dass die Eltern unüberlegt handeln, ohne dem Kind aus irgendwelchen bösen Absichten einen Schaden zufügen zu wollen. Unter dieser Annahme müsste man sagen, die Eltern waren unreflektiert, wussten es nicht besser, oder haben aus ihrer Sicht sogar das Beste getan. Damit meine ich deren subjektive SIchtweise, denn jeder Mensch handelt aus seiner subjektiven Sichtweise immer bestmöglich. Damit möchte ich keinesfalls das Handeln deiner Eltern entschuldigen, sondern lediglich Verständnis für deren Handeln wecken. Verständnis ist nämlich der erste wichtige Schritt, um deinen derzeitigen Status überhaupt annehmen zu können. Solange dir das nicht gelingt, wirst du immer in einer Abwehrhaltung verharren, und damit deinen eigenen Körper ablehnen. Man weiss inzwischen, dass jede Emotion, egal ob positiv oder negativ, ausschliesslich über den Körper erlebt und damit erzeugt wird. Das bedeutet, dass es gar nicht möglich ist, sein Leben überhaupt irgendwie positiv erleben zu können, so lange der Betroffene mit seinem Körper nicht in Einklang steht. Daher ist es durchaus gerecht, wenn du trotz vieler Baustellen in deinem Leben mit deinem Körper beginnst. Du musst wissen, was genau dir passiert ist, weshalb deine Eltern dies haben durchführen lassen, was diese sich dabei selbst gedacht haben. Dann gibt es Fragen, wie wichtig du deinen Eltern in heutiger Zeit bist, wie respektvoll und unterstützend gehen sie heute mit dir um? Denn auch dies zeigt, ob sie die Beschneidung aus ihrer religiösen Überzeugung haben durchführen lassen, aber sie ihr Kind dennoch lieben, oder ob ihr Kind lediglich ein Objekt dargestellt hat, das ihnen heute gleichgültig ist. Das alles ist ein Prozess des Verstehens, des Hinterfragens, und des Trauerns, bis es überhaupt möglich wird, seinen eigenen Zustand zu akzeptieren. Bevor dies nicht eintritt, ist es gar nicht möglich, die Zitronen auszublenden, denn die Gefühle sind vorhanden, und diese wollen eine Antwort erhalten. Daher darf ich dir gleich eine Empfehlung geben, dass es aus meiner Sicht nicht sinnvoll ist, von zuhause einfach schnell auszuziehen, denn die Vergangenheit bleibt bei dir. Ich würde versuchen, mit den Eltern viel mehr ins Gespräch zu kommen, mit ihnen darüber zu sprechen, um unterschiedliche SIchtweisen zu hören. Du erreichst damit, dass deine Eltern gezwungen werden, deine Probleme zumindest anzuhören, und eventuell entwickelt sich zumindest etwas Mitleid, auch wenn sie nach wie vor von ihrer Überzeugung nicht abweichen werden. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass Traumabewältigung viel hilfreicher ist, wenn man mit den Tätern selbst ins Gespräch kommen kann, als wenn man davon läuft, und die gesamte Thematik mit sich selbst aufarbeiten muss. Man weiss auch, dass bei einem Weglaufen man zwangsweise wieder ähnliche Leute anziehen wird. Sie werden deine Probleme ebenfalls nicht verstehen, dich ebenfalls nur zu positivem Denken bewegen wollen, und du wirst dich von diesen auch nicht verstanden fühlen. Der Weg in ein besseres Leben führt einzig durch die Beschäftigung und dem Erlösen deiner bisherigen negativen Gefühle.
      Im Moment sehe ich, dass du dir selbst Druck machst, sexuelle Leistungen erbringen zu müssen, gut funktionieren zu müssen. Dieser Druck aber erzeugt Stress, und dieser wirkt sexuell hemmend auf deinen Körper. Ich glaube, dass dir helfen würde, wenn du deine Beschneidungssituation, aber vor allem auch deine gesamte familiäre Situation von Kindheit an analysieren und aufarbeiten könntest, um dich selbst wieder zu finden. Ich glaube, dass darin der erste Schritt für dich zur Hilfe oder Selbsthilfe liegen könnte. Natürlich gibt es einige andere Wege, seine Situation zumindest akzeptieren zu können, zum Beispiel, in dem man über den physikalischen Weg die Situation so zu verändern versucht, dass nachfolgend eine Annahme gelingt. Aber ich glaube, dass Verständis (nicht mit Vergebung zu verwechseln) für den Täter ein direkterer Weg ist, um langfristig inneren Frieden mit sich selbst und damit Akzeptanz seines eigenen Körpers erlangen zu können.

      Dieser Beitrag wurde bereits 11 mal editiert, zuletzt von Manulein ()

    • Manulein schrieb:

      Hallo salad8941, ich möchte in diesem Beitrag gerne ein paar Gedanken mit dir teilen. Zuerst einmal fühle ich mit dir, dass du ohne dein Einverständnis beschnitten wurdest. Möchtest du uns erzählen, was du da genau erlebt hast, haben deine Eltern dich mit Überreden oder Druck dazu gebracht, das Ganze über dich ergehen zu lassen, oder sogar körperliche Gewalt angewandt?
      Du schreibst in deinem Beitrag, dass dir Sexualität in deinem Leben wichtig ist, und dass durch das derzeitige Nicht-Funktionieren noch ein Stolperstein mehr in deinem Leben dazugekommen sei, und dadurch dein Partnerkreis nochmals eingeschränkt wird. Aus dieser Aussage lese ich, dass es in deinem Leben auch andere Stolpersteine geben muss, die dich einschränken. Für mich liest es sich so, als wäre dein gesamtes Leben im Moment nicht wirklich von Höhepunkten ausgeschmückt. Es gibt zwar Leute, die dich durch positives Denken motivieren wollen, aber dir fehlt derzeit Elan in deinem Leben, wie du schreibst.
      Ich sehe in deinem derzeitigen Zustand eine gewisse Orientierungslosigkeit, mit vielen offenen Fragen, einigen Baustellen und Leuten, die es mit dir vielleicht gut meinen, aber dir bei deinen Baustellen nicht helfen können.
      Was dein Erlebnis mit deiner Beschneidung betrifft, müsste man zuerst einmal hinterfragen, aus welchen Gründen dich deine Eltern beschneiden haben lassen. Da du eure Religion ansprichst, gehe ich davon aus, dass auch deine Eltern viele religiöse Aspekte einfach übernehmen, ohne deren Nutzen oder Auswirkungen zu hinterfragen, sie praktizieren einfach, was man eben tut. Meistens ist es nämlich so, dass die Eltern unüberlegt handeln, ohne dem Kind aus irgendwelchen bösen Absichten einen Schaden zufügen zu wollen. Unter dieser Annahme müsste man sagen, die Eltern waren unreflektiert, wussten es nicht besser, oder haben aus ihrer Sicht sogar das Beste getan. Damit meine ich deren subjektive SIchtweise, denn jeder Mensch handelt aus seiner subjektiven Sichtweise immer bestmöglich. Damit möchte ich keinesfalls das Handeln deiner Eltern entschuldigen, sondern lediglich Verständnis für deren Handeln wecken. Verständnis ist nämlich der erste wichtige Schritt, um deinen derzeitigen Status überhaupt annehmen zu können. Solange dir das nicht gelingt, wirst du immer in einer Abwehrhaltung verharren, und damit deinen eigenen Körper ablehnen. Man weiss inzwischen, dass jede Emotion, egal ob positiv oder negativ, ausschliesslich über den Körper erlebt und damit erzeugt wird. Das bedeutet, dass es gar nicht möglich ist, sein Leben überhaupt irgendwie positiv erleben zu können, so lange der Betroffene mit seinem Körper nicht in Einklang steht. Daher ist es durchaus gerecht, wenn du trotz vieler Baustellen in deinem Leben mit deinem Körper beginnst. Du musst wissen, was genau dir passiert ist, weshalb deine Eltern dies haben durchführen lassen, was diese sich dabei selbst gedacht haben. Dann gibt es Fragen, wie wichtig du deinen Eltern in heutiger Zeit bist, wie respektvoll und unterstützend gehen sie heute mit dir um? Denn auch dies zeigt, ob sie die Beschneidung aus ihrer religiösen Überzeugung haben durchführen lassen, aber sie ihr Kind dennoch lieben, oder ob ihr Kind lediglich ein Objekt dargestellt hat, das ihnen heute gleichgültig ist. Das alles ist ein Prozess des Verstehens, des Hinterfragens, und des Trauerns, bis es überhaupt möglich wird, seinen eigenen Zustand zu akzeptieren. Bevor dies nicht eintritt, ist es gar nicht möglich, die Zitronen auszublenden, denn die Gefühle sind vorhanden, und diese wollen eine Antwort erhalten. Daher darf ich dir gleich eine Empfehlung geben, dass es aus meiner Sicht nicht sinnvoll ist, von zuhause einfach schnell auszuziehen, denn die Vergangenheit bleibt bei dir. Ich würde versuchen, mit den Eltern viel mehr ins Gespräch zu kommen, mit ihnen darüber zu sprechen, um unterschiedliche SIchtweisen zu hören. Du erreichst damit, dass deine Eltern gezwungen werden, deine Probleme zumindest anzuhören, und eventuell entwickelt sich zumindest etwas Mitleid, auch wenn sie nach wie vor von ihrer Überzeugung nicht abweichen werden. Aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass Traumabewältigung viel hilfreicher ist, wenn man mit den Tätern selbst ins Gespräch kommen kann, als wenn man davon läuft, und die gesamte Thematik mit sich selbst aufarbeiten muss. Man weiss auch, dass bei einem Weglaufen man zwangsweise wieder ähnliche Leute anziehen wird. Sie werden deine Probleme ebenfalls nicht verstehen, dich ebenfalls nur zu positivem Denken bewegen wollen, und du wirst dich von diesen auch nicht verstanden fühlen. Der Weg in ein besseres Leben führt einzig durch die Beschäftigung und dem Erlösen deiner bisherigen negativen Gefühle.
      Im Moment sehe ich, dass du dir selbst Druck machst, sexuelle Leistungen erbringen zu müssen, gut funktionieren zu müssen. Dieser Druck aber erzeugt Stress, und dieser wirkt sexuell hemmend auf deinen Körper. Ich glaube, dass dir helfen würde, wenn du deine Beschneidungssituation, aber vor allem auch deine gesamte familiäre Situation von Kindheit an analysieren und aufarbeiten könntest, um dich selbst wieder zu finden. Ich glaube, dass darin der erste Schritt für dich zur Hilfe oder Selbsthilfe liegen könnte. Natürlich gibt es einige andere Wege, seine Situation zumindest akzeptieren zu können, zum Beispiel, in dem man über den physikalischen Weg die Situation so zu verändern versucht, dass nachfolgend eine Annahme gelingt. Aber ich glaube, dass Verständis (nicht mit Vergebung zu verwechseln) für den Täter ein direkterer Weg ist, um langfristig inneren Frieden mit sich selbst und damit Akzeptanz seines eigenen Körpers erlangen zu können.
      Ich habe vor ein paar Tagen mit meinem Vater darüber gesprochen. Er hat gesagt, dass die Kinderärztin mich an den Chirurgen überwiesen hat. Ich wollte einen Bericht als Beweis haben. Doch das ist verjährt und die Ärztin ist bereits in Rente. Er hat gesagt, dass sie es nicht hätten wissen können, dass ich nach 16 Jahren solche Probleme haben werde. Er hat gesagt, dass er selber keine Probleme hat, Milliarden an Menschen keine Probleme haben, in der Türkei 99% beschnitten sind und er es nicht rückgängig machen kann. Zu meinen Argumenten sagt er, dass es nur die Theorie ist. Ich habe aufgehört darüber zu diskutieren, weil es mich belastet mit einer Wand zu diskutieren. Er hat gesagt, dass es ihm Leid tut und es ihn auch selber sehr belastet. Er konnte in einer Nacht nicht schlafen, weil er nicht aufhören konnte an das Thema zu denken. Meiner Mutter habe ich es noch nicht erzählt.

      Aktuell warte ich auf einen Therapieplatz, aber wie soll mir das bei körperlichen Beschwerden helfen? Die Zeit kann leider nicht zurückgedreht werden. Mein Körper fühlt sich an wie ein Gefängnis. Ich habe das Recht auf körperliche Selbstbestimmung verloren. Meine Eltern haben mich auf Unwissenheit verraten. Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Der Psychologe hat mir in der Sprechstunde empfohlen die Situation mit meinen Eltern nicht weiter zu eskalieren, da ich noch von ihnen abhängig bin. Nachdem ich vollständig unabhängig bin läuft es wohl auf einen Kontaktabbruch hinaus. Verzeihen möchte ich nicht, weil ich lebenslang mit den Folgen leben muss.

      Oft beneide ich kleine Kinder aus Familien bei denen so etwas nicht durchgeführt wird. Ich wünschte ich wäre als Frau geboren worden. In meiner Familie wäre ich diesem Schicksal und vielen weiteren Problemen entkommen.

      Es ist jetzt ein weiterer massiver Stolperstein bei der Partnersuche. Ich kann aufhören mir Druck zu machen. Doch als Mann wird keine Frau magisch mich zu einem Date einladen. Und spontaner Sex wird auch schwierig. Ich schäme mich für meinen Penis, fühle mich minderwertig und meine größte Angst ist bereits unbewusst in der Kindheit Realität geworden.

      Meine größte Angst war es körperlich irreversibel versehrt zu werden. Lieber hätte ich Beine und Arme gebrochen bekommen statt dieser Prozedur.

      Von den Ärzten bin ich auch enttäuscht. Die Kinderärztin hätte vehement die Nachteile betonen können und vielleicht wäre es nicht dazu gekommen.

      In der psychotherapeutischen Sprechstunde habe ich mit einem türkischen Psychotherapeuten gesprochen. Er hat mich an einen türkischen Psychiater weitergeleitet, der Beschneidungen durchführt, weil ihm die Expertise zu dem Thema fehlt. Hat auch argumentiert, dass bei Milliarden von beschnittenen Menschen ja jeder das Problem haben müsste. Er hat auch gesagt, dass ich in der Situation meines Vaters ähnlich gehandelt hätte, weil er in dieser Kultur aufgewachsen ist und von außen keinen Gegenwind bekommen hat.

      Was wird mir bei körperlichen Beschwerden eine Verhaltenstherapie bringen? Besser als nichts. Ich versuche mein Leben so gut es geht zu leben. Foren wie diese versuche ich zu vermeiden, weil sie mich an meine eigene Situation erinnern und meine Stimmung negativ beeinflussen.

      Ich hoffe jetzt darauf, dass die regenerative Medizin (Foregen) in den nächsten Jahren genug Fortschritte macht, um mir helfen zu können. Auf manuelle Restoration habe ich keine Lust. Auf Motivationsreden zu dem Thema habe ich auch keine Lust.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von salad8941 ()

    • salad8941 schrieb:

      Er hat gesagt, dass sie es nicht hätten wissen können, dass ich nach 16 Jahren solche Probleme haben werde. Er hat gesagt, dass er selber keine Probleme hat, Milliarden an Menschen keine Probleme haben, in der Türkei 99% beschnitten sind und er es nicht rückgängig machen kann. Zu meinen Argumenten sagt er, dass es nur die Theorie ist.
      Ja nee, is klaa.

      Abschneiden nahezu sämtlichen erogenen Gewebes und alle unausweichlichen Folgen sind "nur Theorie". Das ist die übliche Rhetorik von Vätern, die ihren Kindern das angetan haben, aber still und heimlich selbst unter den Folgen leiden, es aber niemals zugeben würden.

      Woher will er wissen, dass "Milliarden an Menschen keine Probleme haben"? Hat er sie alle persönlich gefragt oder wie?


      salad8941 schrieb:

      Er konnte in einer Nacht nicht schlafen, weil er nicht aufhören konnte an das Thema zu denken
      Genau, weil er nämlich plötzlich an seine eigene Genitalverstümmelung denken muß, ihm klar wird, warum es nicht mehr so klappt und er vielleicht ahnt, was er Dir damit angetan hat. Aber wie gesagt: Zugeben würde er das niemals!


      salad8941 schrieb:


      Ich hoffe jetzt darauf, dass die regenerative Medizin (Foregen) in den nächsten Jahren genug Fortschritte macht, um mir helfen zu können. Auf manuelle Restoration habe ich keine Lust. Auf Motivationsreden zu dem Thema habe ich auch keine Lust.
      Foregen ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Scam. Es gibt hier im Chat bereits einen Thread darüber. Und selbst wenn nicht: so eine Behandlung wird nicht von einer Krankenkasse bezahlt. Das dürfte >100000 Euro zzgl. Flug und Hotel/Krankenhausaufenthalt kosten, wenn nicht noch mehr.

      Auf manuelle Restauration hast Du keine Lust. Gut, ist zu akzeptieren. Dann mußt Du aber auch akzeptieren, dass es niemals besser werden wird, eher noch schlechter, denn die Verhornung und weitere Desensibilisierung schreitet unaufhaltsam weiter voran.

      In einiger Zeit, wenn der Leidensdruck noch höher ist, wirst Du sicher von selbst auf das Thema zurückkommen und feststellen, dass Du eine Menge Zeit verloren hast.