Belgien: Weiterhin Erstattung nicht-indizierter Zirkumzisionen?

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    • Belgien: Weiterhin Erstattung nicht-indizierter Zirkumzisionen?

      Rund 26.000 belgische Männer haben sich 2021 beschneiden lassen. Kosten für den Steuerzahler: 36 Millionen Euro pro Jahr. Doch kaum ein Prozent dieser Eingriffe war medizinisch notwendig. Die Sexologin und Kammerabgeordnete Goedele Liekens (Open VLD) möchte die Erstattung für Beschneidung ohne medizinische Indikation daher abschaffen.
      Wie, alles erwachsene Männer? Kaum glaublich!
      Oder hauptsächlich Kinder?

      "Schächten" ist verboten und Kinderverstümmeln wird sogar noch staatlich gefördert? ?(

      ZIrkumzisionsrate von 22%? Man fühlt sich an Robert Koch erinnert: "Meine Herren, ich vergesse, dass ich in Europa bin!" :FP01

      grenzecho.net/94254/artikel/20…zinische-indikation-nicht
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Selbstbestimmung schrieb:


      Rund 26.000 belgische Männer haben sich 2021 beschneiden lassen.

      Diese Formulierung ist natürlich irreführend. Erstens sind es überwiegend keine Männer, die beschnitten werden. Und zweitens erfolgt die Beschneidung auch in den aller meisten Fällen nicht freiwillig.

      Und wie kommt diese Rate von "nur" 22% zu Stande? Ist das der Anteil der erwachsenen Männer, die beschnitten wurden?
    • Ich habe gerade festgestellt: Die Partei von Frau Liekens ist in Belgien Regierungspartei und stellt mit nur 8,5% der Stimmen den belgischen Premierminister in einer Koalition die stolze 7! Parteien umfasst.

      Ob Frau Goedele Liekens Forderung eine Chance auf politische Umsetzung hat?

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Sokrates ()

    • STATBEL schrieb:

      Im Jahr 2022 wurden 113.593 Geburten registriert.

      26.000 / 133.593 * 100 = 22,8%

      Diese Zahl ist erschreckend hoch. Man muss aber auch sehen, dass man in Belgien durch die (an sich schändliche) Kassenfinanzierung von nicht-indizierten VAs immerhin einigermaßen verlässliche Zahlen hat - im Gegensatz. zu Deutschland.
      Wo man im Nebel stochert, weil politisch so erwünscht.

      Bei Wikipedia aufgeführte "Online-Umfragen" sind unwissenschaftlich und irrelevant.
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Selbstbestimmung schrieb:

      STATBEL schrieb:

      Im Jahr 2022 wurden 113.593 Geburten registriert.
      26.000 / 133.593 * 100 = 22,8%

      Diese Zahl ist erschreckend hoch. Man muss aber auch sehen, dass man in Belgien durch die (an sich schändliche) Kassenfinanzierung von nicht-indizierten VAs immerhin einigermaßen verlässliche Zahlen hat - im Gegensatz. zu Deutschland.
      Sorry, das ist ein Rechenfehler. Du hast eine winzige Kleinigkeit vergessen: ;) Es werden in Belgien auch Mädchen geboren, deren Genitalien zumindest rechtlich geschützt sind.

      Die echte Rate beträgt also ungefähr das Doppelte!
    • Ich dachte immer, dass Belgien wie Kanada im Vergleich zu den USA wären. Wenn man Belgien in eine Schublade packen will, dann wäre es der Genuss oder die Selbstironie. Ich kenne Belgien aber mehr vom Hörensagen oder den vielen Witzen, die man sich in Frankreich erzählt.

      Komisch, was dort abgeht...
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Ich habe mal ein wenig herumgerechnet: Kann es sein, dass die "medizinische"! Beschneidung vielleicht gar nicht so weit verbreitet ist, wie es scheint, sondern spiegeln diese hohe Beschneidungszahlen einfach nur den gewachsenen Anteil muslimischer Menschen wider?!


      Im Artikel von 2019, auf den brokendream aufmerksam machte, ist von 18 000 Beschneidungen bei Unter-15-Jährigen die Rede.


      Artikel vom 11. März 2019: schrieb:

      Every year around 60,000 boys are born in our country, compared to 18,000 circumcisions per year, which is almost one in three. “Incredibly many, therefore.”

      Bezieht sich dieser Wert der 26 000 Beschneidungen möglicherweise auf alle Altersgruppen?! Oder sind die genannten 18 000 aus dem Artikel von 2019 nur schon wieder veraltet?

      Denn bei "nur" 18 000 Beschneidungen bei Jungen unter 15 Jahren sinkt die Beschneidungsrate dann doch deutlich:Diese Zahl eine Beschneidungsrate bei den Unter-15-jährigen Jungen von etwa einem Drittel.

      Wenn man doch den hohen Anteil muslimischer Kinder betrachtet (schätzungsweise 15% oder 9000 von 60 000) kommt man auf eine Beschneidungsrate unter nicht-muslimischen belgischen Jungen von "nur" 17.6% (Also 9000 Beschneidungen von 51 000 Jungen).

      Beträgt der Anteil der muslimischen Kinder allerdings 20% (12.000), käme man auf eine Beschneidungsrate unter nicht-muslimischen Jungen bis 15 Jahren von nur 12.5% (also 6000 Beschneidungen bei 48 000 nicht-muslimischen Jungen). Also niedriger ist die Beschneidungsrate in Deutschland auch nicht! Immer noch hoch, aber weit entfernt von den gigantischen 44%.

      Wir dürfen nicht vergessen, dass die belgische Statistik auch fast alle religiös-motivierten Beschneidungen enthält, und allein aus diesem Grund höher ausfallen wird als in allen europäischen Ländern. Anders als in den meisten europäischen Ländern, wo diese Eingriffe von keiner offiziellen Statistik erfasst werden. Generell gilt für Belgien: Je höher der Anteil der religiös bzw. rituell motivierten Eingriffe, desto geringer wird die Rate der medizinischen/nicht-religiösen Beschneidungen.

      Ich möchte die Lage nicht herunterspielen: Aber wenn man ein Problem lösen möchte, muss man es zunächst richtig verstehen. Es ist für uns (und für die Inaktivsten in Belgien) wichtig verstehen, ob belgische Ärzte "beschneidungswütig" sind und massenweise Beschneidungen aus (pseudo)-medizinischen Gründen indizieren, ob möglicherweise auch belgische Eltern beschneidungsfreudig sind und es eine Art Trend gibt, oder ob die hohen Beschneidungszahlen einfach nur auf den (gewachsenen) Bevölkerungsanteil von Kindern aus traditionell beschneidenden Religionsgruppen zurückzuführen sind. Und die Beschneidung ist in Belgien wie in allen europäischen Staaten vollkommen legal, also werden Eltern, in deren Religion oder Kultur die Beschneidung fest verankert ist, ihre Söhne größtenteils weiter beschneiden lassen. Das ist halt so.

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von Sokrates ()

    • brokendream schrieb:

      eine Regionale Häufung gibt.
      Regionale Häufungen gibt es bestimmt. Könnte ich mir z.B. gut in Molenbeek vorstellen.

      WP schrieb:

      As of 2023, taking into account the nationality of birth of the parents, 69.16% of Molenbeek's population is from non-European countries (predominantly Morocco and Syria)
      Was der Anteil der Muslime angeht gibt es im Gegensatz zu den beiden großen christlichen Kirchen weder in Belgien noch in Deutschland verlässliche Zahlen.

      Die Abschaffung der staatlichen Finanzierung von Genitalverstümmelungen wäre ein großer Fortschritt für Belgien, der, da weiß man aus Erfahrungen z.B. in den USA und GB die Verstümmelungszahlen deutlich senkt.
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • suchender schrieb:

      Dass Familien die keinen solchen Kulturkreisen entstammen, ihre Söhne beschneiden lassen, nur weil es gratis ist, klingt ein wenig merkwürdig meiner Meinung nach?
      In Großbritannien war die Beschneidung ohne Medizinische Begründung bis in die 1940er auch kostenfrei über die Krankenkasse. Beschneidungsquote lag relativ hoch. Meine um die 80%.
      Dann würde es als Kassenleistung gestrichen und die Zahlen gingen immer weiter runter.
      USA ist die Beschneidung nach der Geburt auch oft Kassenleistung bzw sehr günstig unter 100 $. Für Erwachsene die eine Beschneidung aus Medizinischen Gründen benötigen und nicht krankenversichert sind wird dann der Preis schon Mal 4 stellig.
      Natürlich kommen da noch andere Faktoren in den USA dazu aber die Billige Variante als Vorsorge darf man nicht unterschätzen.
    • suchender schrieb:

      Bedeutet dass nun, die hohen Beschneidungsraten liegen ausschließlich an den vielen muslimischen Einwanderern?

      Ja, möglicherweise. Je nach Höhe der Beschneidungszahlen bei den Unter-15-Jährigen und dem Muslimanteil der Jungen in der Alterskohorte, wäre die Rate der nicht-religiösen Beschneidungen an nicht-muslimischen Jungen in Belgien zumindest nicht für europäische Verhältnisse außerordentlich hoch.

      Sokrates schrieb:


      Beträgt der Anteil der muslimischen Kinder allerdings 20% (12.000), käme man auf eine Beschneidungsrate unter nicht-muslimischen Jungen bis 15 Jahren von nur 12.5% (also 6000 Beschneidungen bei 48 000 nicht-muslimischen Jungen). Also niedriger ist die Beschneidungsrate in Deutschland auch nicht! Immer noch hoch, aber weit entfernt von den gigantischen 44%.

      Diese 12.5% wären zwar immer noch relativ hoch - aber auch nicht höher als etwa in Deutschland.