Eldad Stobezki, Ephraim Seidenberg: Selbstbestimmung statt Beschneidung

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    • Eldad Stobezki, Ephraim Seidenberg: Selbstbestimmung statt Beschneidung

      Entwickelt die Frankfurter Rundschau tatsächlich Empathie für kleine Jungen?

      Für uns, deren Lebens- und Familiengeschichten von Antisemitismuserfahrungen geprägt sind, ist es unerträglich, wie der Schutz jüdischen Lebens zum Vorwand wurde für die Normalisierung einer weit über das Judentum hinaus verbreiteten Form patriarchaler Unterdrückung.


      Politisch gibt es dafür nur einen Weg: § 1631d BGB muss abgeschafft werden, er kann in einem freiheitlich-demokratischen Staat keinen Bestand haben
      :thumbup:

      Danke für die klaren Worte, Eldad und Ephraim!


      fr.de/meinung/gastbeitraege/se…eschneidung-92004798.html
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • picard_72 schrieb:

      Bei der FR hatten wir schon immer einen Stein im Brett
      Jetzt darf man aber nicht die Zeitung "Frankfurter Rundschau" mit dem Blog bzw. "Bronski" verwechseln. Der Stein heißt Lutz Büge. Ein Stein gegen ein Gebirge.

      Ich denke da auch an die unsäglichen Artikel eines Christian Bommarius "Seit Generationen hatten Millionen Deutschen offenbar aus ihren Herzen eine Mördergrube gemacht. Jetzt haben sie die Grube geöffnet." und seine Relativierungen: Skifahren, Impfen, Ohren anlegen...
      "und dass es das Beste für die Kinder sei, wird von der Gesellschaft akzeptiert, sofern die Eltern ästhetische, materielle oder medizinische Gründe für die Körperverletzung nennen."

      Und natürlich der Julius Streicher!...."Mag sein, dass ein Teil der Deutschen das vergessen hat, die nun so heftig nach dem Verbot der Beschneidung verlangen. Darum ist es nicht nur hilfreich, sondern dringend geboten, dass die Rabbiner den Zusammenhang von Beschneidungsverbot und Holocaust ihnen in Erinnerung rufen." "Zwar sind es keineswegs in erster Linie die sogenannten Gutmenschen, die den Juden ihre religiösen Rituale auszutreiben versuchen..."

      Und "ausgerechnet in Deutschland"...

      "Nie wieder sollen Juden vor Deutschen die Hosen runterlassen müssen."

      "Antisemitische Züge dominieren die Debatte "

      "Es ist richtig, dass die Beschneidung nicht als rechtswidrige, aber straflose, sondern als rechtmäßige Körperverletzung angesehen wird..."



      Auch in der FR, zur Runde bei Maischberger:


      ...waren es in dieser Runde fast immer die Männer, die mal für Entspannung sorgten, etwa als Sebastian Isik die männliche Vorhaut als „Unterhosenfusselsammelstelle“ bezeichnete [diffamierte] oder der eloquente Dieter Graumann anmerkte, er lasse sich seinen Optimismus nicht beschneiden. Demgegenüber setzten Christa Müller und Necla Kelek auf eine permanente moralische Anklage, die keinerlei gegnerische Argumente akzeptierte und oft in Selbstgerechtigkeit mündete.
      Ist "Unterhosenfusselsammelstelle" jetzt ein "Argument"? Im Ernst? Und wie ist das so bei Frauen? Sind die Labienfalten eine "Schlüpferfusselsammelstelle" die man besser abschneiden sollte?

      Frauen, selbstgerecht? Frauen werden doch hierzulande gar nicht verstümmelt! Eher "Kindergerecht".


      Und - Genitalverstümmelung muss sein - wegen Auschwitz, siehe Lorenz S. Beckhardt (FR). Beschneiden die Moslems, Aleviten, Yesiden, Philippinos auch wegen Auschwitz?


      Karl-Heinz Karisch schrieb:

      Das Entfernen der Vorhaut ist kein großer Eingriff.....Der kleine Schnitt macht den Unterschied.
      Karisch ist Meister der Inversion:


      Über die Beschneidung von Jungen erregen wir uns gern. Aber was ist mit der Genitalverstümmelung tausender Frauen?...


      Ganz lau hingegen die Reaktionen bei einem wahrhaft schlimmen Verbrechen, der Genitalverstümmelung von Mädchen, die die weibliche Sexualität für immer zerstört.

      GGM wird permanent, landauf landab in den schrillsten Tönen und mit jeder Menge Übertreibung angeprangert, z.B. dass jede vierte "beschnittene" Frau an den Folgen verstürbe - tausendmal häufiger als Kritisches zu BGM publiziert wird


      Arno Widmann schrieb:

      Beschneidung - warum ein Verbot falsch ist

      Jungen kommen selten zu Schaden


      Für einen kleinen Schnitt und ein paar Tränen.

      Ein wirklicher Fortschritt wäre ein Gesetz, wie es der muslimische FDP-Politiker Serkan Tören vorschlägt. Es soll klarstellen, dass die Beschneidung kleiner Jungen auch in Deutschland – wie in den meisten Ländern der Welt – legal ist.
      Aha. Fortschritt... in die Bronzezeit




      Nikolaus Bernau schrieb:

      Rechtshistorisch uninformiert, sozial- und kulturpolitisch extrem unsensibel wertete das Gericht die seit drei Jahrtausenden überlieferte rituelle Beschneidung von Jungen als Körperverletzung.
      Nicht mal eine Körperverletzung? Entstehen da keine Schmerzen fließt da gar kein Blut, wird da gar kein funktionaler, sensibler Teil des Körpers abgetrennt und zerstört?


      Dilek Güngör schrieb:

      Davon, dass es alle, aber auch wirklich alle türkischen Jungs tun.
      Die tun was? "Die beschneiden" sich? Oder geben ihre "Beschneidung" in Auftrag? Nein, mit ihnen wird etwas getan!


      Volker Heise schrieb:

      Das Kölner Landgericht sagt, Beschneidung ist Körperverletzung. Dabei hat Rauchen in der Schwangerschaft viel größere gesundheitliche Konsequenzen für das Kind....


      Bei der Beschneidung hat man keine langfristigen körperlichen Schäden für das Kind feststellen können, in der Fachliteratur sind auch keine Hinweise auf Beschneidungstraumata zu finden.



      Sie ["Die Deutschen"] füttern ihre Kinder jährlich mit 1,8 Tonnen Ritalin und verachten am Gläubigen, was sie verloren haben: die Hoffnung.
      Der Whataboutismus lässt grüßen!
      Ritalin kann man nicht einfach an Kinder "verfüttern", schon gar nicht Tonnen. Ritalin ist ein verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel. Ein Arzt darf einem Patienten nicht mehr als 2,4g in 30 Tagen davon verschreiben.
      Bekommen denn nur Kinder von Atheisten oder Ungläubigen Ritalin? Und wer sagt, dass Ungläubige hoffnungslos sind?

      Thomas Lentes schrieb:

      Während im Falle der letzten Bundespräsidentengattin deren Tätowierung von manchem als Signum des Einzugs der Moderne ins Schloss Bellevue gefeiert wurde, wird der religiöse Eingriff in den Körper als archaisches Brauchtum und Verstümmelung stigmatisiert
      Ach, wurde das bei Bettina Wulff als Kind, ohne ihre Einwilligung gemacht? Echt jetzt?
      Ein Stigma ist ein Wundmal, genau das macht die Genitalverstümmelung - sie stigmatisiert.


      Thomas Lentes schrieb:

      Über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende gehörte der Eingriff am eigenen Körper zum unhinterfragten Kernbestand von Religion...
      Am eigenen Körper ist doch total OK!


      Der Eingriff in den Körper Neugeborener freilich gilt geradezu kulturübergreifend als ein Akt der Perfektionierung des Körpers.
      Welcher "Eingriff"? Die Durchtrennung der Nabelschnur?


      Thomas Lentes schrieb:

      Wie beim Binden der Füße in asiatischen Kulturen wird ......eines angestrebt: die kulturell-religiöse Perfektionierung des Körpers, und keineswegs dessen Verstümmelung!

      WP schrieb:

      Das Füßebinden war ein bis ins 20. Jahrhundert in China verbreiteter Brauch der Körpermodifikation, bei dem die Füße von kleinen Mädchen durch Knochenbrechen und anschließendes extremes Abbinden irreparabel deformiert wurden. Hintergrund war ein vermutlich bereits seit dem 10. Jahrhundert existierendes Schönheitsideal für den Frauenfuß, das Lotosfuß oder Lilienfuß genannt wurde. Ziel waren kleine Füße von etwa 10 Zentimetern, die, in individuell gefertigte und geschmückte Seidenschuhe gebunden, für die Schönheit und Häuslichkeit der Frau stehen und gleichzeitig ihren Gang verändern sollten.

      Vor allem Mädchen aus höhergestellten Familien wurden in meist frühem Kindesalter Opfer dieses Brauches, der gravierende gesundheitliche Schäden mit sich brachte und im Ergebnis die Fortbewegung behinderte oder nur unter massiven Schmerzen ermöglichte.

      Bereits 1911 verboten und teilweise heimlich weitergeführt, wurde das Füßebinden 1949 durch Mao Zedongs gesetzlich verankertes Verbot endgültig geächtet.
      Hatte der olle Mao doch wenigstens etwas Gutes.

      Ja, angestrebt wurde eine Perfektionierung. Aber es war eine fiese Verstümmelung, Verkrüppelung. Der Unterschied zwischen "gut gemeint" und "gut".


      Lentes schrieb:

      Im Gegenteil kann hier ja das Verbot der Beschneidung geradezu als Angriff auf die Unversehrtheit des Knaben gedeutet werden.
      Der Lentes schreibt einen Bullshit, das ist kaum auszuhalten. Der kann seinen eigenen Körper modifizieren wie er lustig ist. Hier was abzwacken, da was dranflanschen, von oben bis unten tätowieren und piercen. Hat keiner was dagegen.
      Aber hier geht es um Kinder! Die haben Rechte. Nicht nur Mädchen, Jungen genauso.


      Micha Brumlik schrieb:

      Dass der Eingriff ohne Betäubung auch einem Baby heftige Schmerzen bereitet, ist unstrittig, dass er unter lokaler Betäubung keine Schmerzen verursacht, ebenso.
      Hä? "Ethisch inakzeptabel" (EMA)

      Brumlik schrieb:

      Dabei ist durchaus einzuräumen, dass der religiös neutrale Staat durch Bildung Einfluss auf traditionale Einstellungen nehmen darf [Ei, macht er das in Sachen BGM? Im Gegenteil!]; die Änderung traditionaler Haltungen strafrechtlich erzwingen darf er jedoch nicht.
      Darf er net - weil Brumlik das sagt. Und wie war das mit der religiös vorgeschrieben Züchtigung von Kindern (Zwölf Stämme)? Da setzte es Haftstrafen.


      Die Entscheidung auch dieser Frage dem Bundesverfassungsgericht zu überlassen, wäre ein Armutszeugnis, ein weiterer Beweis für das Erodieren der repräsentativen, parlamentarischen Demokratie.
      Sie ist doch gar nicht "repräsentativ", wenn 70% der Deutshen gegen BGM sind und 70% der Abgeordneten dafür. "Repräsentativ" wird dann doch zum Witz!
      Und warum wäre es ein Armutszeugnis, wenn das BVerfG entschiede ob BGM verfassungskonform ist? Das ist doch seine ureigenste Aufgabe!


      Omid Nouripour schrieb:

      Debatte ja, Verbot nein: Das Kölner Beschneidungsurteil könnte eine kulturelle Tradition kriminalisieren und ins Hinterzimmer oder ins Ausland verdrängen.
      Wozu eine Debatte führen, wenn das Ergebnis (Verbot nein) von vorneherein feststeht? "Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben!"


      Menachem Margoli schrieb:

      In jüngerer Vergangenheit haben wir eine neue, für die Gegenwart modifizierte Version jenes alten Phänomens erlebt, dass Antisemiten die religiösen Bräuche von Juden zum Vorwand nehmen, die jüdische Nation anzugreifen.

      Margoli schrieb:

      Es ist aber erwiesen, dass die Beschneidung von Jungen nicht nur keine medizinische Gefahr für ein Kind darstellt, sondern dass sie lebensgefährlichen Infektionen vorbeugt.
      Wohl eher, dass diese Infektionen durch die Eintrittspforte "Wunde" entstehen. Niemand weiß, wie viele Jungen an solchen Infektionen gestorben sind.


      Markus Tiedemann schrieb:

      Warum das Beschneidungsgesetz der Bundesregierung theoretisch falsch ist und dennoch praktisch richtig sein kann.

      Tiedemann schrieb:

      Der Bundestag stand vor einer Grundsatzentscheidung. Er hat sich für ein Primat der Toleranz gegenüber der Prinzipientreue entschieden...
      Toleranz? Gegenüber wem? Gegenüber Erwachsenen oder gegenüber schwachen, wehrlosen Kindern? Prinzipientreue? Das Prinzip lautet "Jeder hat das Recht auf Leben und körpleriche Unversehrtheit"
      Jeder, nicht nur Erwachsene und Mädchen.



      Almut Sh. Bruckstein Çoruh schrieb:

      Es gibt also keinen Grundwertekonflikt bei der Beschneidung?
      Überhaupt keinen. Das zu suggerieren, wäre falsch und anmaßend und zieht einen Graben durch die Gesellschaft. Es handelt sich doch um eine Frage der Verhältnismäßigkeit: Wird ein Junge durch die Beschneidung seelisch und körperlich versehrt? Das wird er nicht, auch nicht nach Meinung einschlägiger Experten, ob Mediziner oder Psychologen.
      "Experten" aus "beschneidenden" Kulturen. Die meinen das, was mit ihnen gemacht wurde oder was sie mit ihren Söhnen gemacht haben rechtfertigen zu müssen.

      Pinchas Goldschmidt schrieb:

      Das Recht auf Tradition respektieren

      Es wurde Anklage gegen den Vater des beschnittenen Kindes erhoben. Was halten Sie davon?
      Ichdenke nicht, dass das der richtige Weg ist. Wir respektieren das Recht auf Traditionsausübung des Rabbiner Yehuda Teichtal, bezweifeln aber,
      dass es klug ist, dies als öffentlicher Gemeinderabbiner zu tun.
      Metzitza besser im Verborgenen? Wegen der Scherereien?


      Dirk Pilz schrieb:

      Die Frage, ob Religionsfreiheit höher zu werten ist als das Recht auf körperliche Unversehrtheit, ist entscheidend in der aktuellen Debatte über Beschneidung. Die Auseinandersetzung folgt einer Logik des Wertedenkens, in der Toleranz nicht vorgesehen ist.

      Der Streit wird harscher, der Ton unversöhnlicher. Von Anfang an wurde die Debatte über das Recht auf Beschneidung hoch emotionalisiert geführt, auf allen Seiten. Das mag überraschen. Schließlich gäbe es auch gute Gründe, sich über viele andere Ungerechtigkeiten (Frauen gegenüber zum Beispiel) mindestens genauso zu erregen.
      Also, wenn es um Ungerechtigkeiten gegen Frauen geht - auch "tolerant" sein?


      Dirk Pilz schrieb:

      Und der Verfall der Vernunft: Der heftige Streit um das Beschneidungsurteil offenbart die ganze Erbärmlichkeit des derzeitigen Atheismus, dessen Grundüberzeugungen zu Dogmen verkommen.
      Vernunft? Vernunft ist, von gesunden Kindern keine Körperteil abzuschneiden. Schon allein, weil jede medizinisch unnötige OP ein Risiko schwerer Kompliaktionen darstellt.
      Das Dogma ist doch, dass Jungen die Vorhaut geraubt werden müsse.

      Saul Friedländer schrieb:

      Deutschland ist ein normales Land, sagen Sie. Hat Sie die Debatte über die Beschneidung in Deutschland überrascht?
      Von weit weg gesehen, ist die Debatte komisch. Ich hoffe, dass die Muslime und die Juden ihre traditionellen wie religiösen Rituale weiter praktizieren können und die Beschneidung nicht verboten wird. Das wäre ganz unerhört. Geht das in diese Richtung?
      Nein.
      Das ist gut. Es ist ja nicht gefährlich für die Kinder. Das ganze Argument ist merkwürdig. Ein Verbot wäre die schlimmste xenophobische und antisemitische Handlung, die vorstellbar ist.

      Tarek Al-Wazir schrieb:

      Wie stehen Sie zur Beschneidung?


      Um es etwas flapsig zu sagen: Ich bin heilfroh, dass die Juden es auch machen. Sonst hätten wir hier eine ganz andere Debatte und wären wieder bei der Islamphobie....




      Wir reden über einen vergleichsweise winzigen Eingriff....

      ...wenn man das zu Ende denkt, dann darf sich auch kein Mädchen mehr ein Ohrloch stechen, bevor es 18 ist.

      Anne Brüning schrieb:

      Medizinische Studien zeigen Vorteile des chirurgische Eingriffs für die Gesundheit. Profitieren soll aber auch das Liebesleben

      Joachim Frank schrieb:

      Der Appell an den Schutz von Minderheiten und den Respekt vor religiösen Gefühlen wird bei Wohlmeinenden nicht ungehört bleiben. Dafür gibt es praktische Beispiele: Mit präziseren Regeln zur Beschneidung hat der Bundestag, säkulares Parlament eines weltanschaulich neutralen Staates, eine religiöse Praxis auch gegen Formen eines Atheismus verteidigt, den der Orientalist und Schriftsteller Navid Kermani als „Vulgär-Rationalismus“ anprangert.

      "Präzisere Regeln"? Was ist am 1631d präzise? Nebulöse Formulierungen zu Anästhesie, zu Qualifikation des Operateurs, keine Evaluierung, keine Erfassung von Komplikationen....

      Der absolute Tiefpunkt, der journalistisch Offenbarungseid wurde bei der FR-Aktion "Was ist gerecht?" erreicht. Da konnte man Vorschläge für zu untersuchende Themen machen. Über die dann abgestimmt werden sollte.
      Der Vorschlag mit den meisten Stimmen sollte dann behandelt werden.
      Der Vorschlag, der mit Abstand die meisten Stimmen und auch die meisten Kommentare erhielt kam von Meike Beier:

      Ist es gerecht, dass in Deutschland innerhalb weniger Monate zwei Gesetze in Kraft getreten sind, von denen eines (§ 226a StGB) die Verstümmelung weiblicher Genitalien vom strafbaren Vergehen zum Verbrechen hochstuft, verbunden mit einer entsprechenden Erhöhung des Strafmaßes, während das andere (§ 1631 d BGB) es Eltern männlicher Kinder freistellt, deren Vorhaut aus beliebigen Gründen amputieren zu lassen, und es gleichzeitig für die betroffenen Jungen unmöglich macht, jemals Klage wegen der an ihnen begangenen Körperverletzung zu erheben?

      Ist doch eine berechtigte Frage, oder? Aber die FR schmiss ihre eigenen Regeln über den Haufen - der Vorschlag wurde eiskalt gecancelt.


      FR-Redaktion schrieb:

      Nicht ins Voting aufgenommen wurde der Vorschlag ‘Geschlechterdiskriminierung bei Körperverletzung’. Die Redaktion lehnt es ab, ein entsetzliches Verbrechen wie Genitalverstümmelung bei Frauen mit Vorhaut-Beschneidung bei Männern unter irgendeinem Gesichtspunkt zu vergleichen, schon gar nicht unter dem der Gerechtigkeit.”
      Also Gerechtigkeit, körperliche Unversehrtheit - nur für Mädchen. Ja, ist das denn gerecht?

      Der Vorschlag, alle (z. T. wirklich lesenswerten Kommentare) verschwanden im Nirwana. Verarscht, verarscht!

      Siehe auch:

      hpd.de/artikel/10496

      intaktiv.de/fr-aktion-was-ist-gerecht/

      Ja, es gab auch eine handvoll "beschneidungskritische" Artikel bei der FR (die aber keineswegs ein Verbot der Verstümmelung forderten) Aber die BGM-legalisierungsbefürwortenden Artikel überwogen geschätzt im Verhältnis 10-20 zu eins.
      In letzter Zeit erschienen aber zwei sehr erfreuliche Artikel in denen sich klar für ein Verbot von BGM bzw die Abschaffung des §1631d BGB ausgesprochen wird, was früher bei der FR anscheinend undenkbar war. Das macht Hoffnung auf eine Trendwende.


      fr.de/panorama/geschah-lokaler-betaeubung-12256851.html

      und der obige Artikel

      Die Frankfurter Rundschau hat aber auch viel wieder gut zu machen!
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Was mir gerade noch auffällt:


      Meike Beier schrieb:

      In einem Punkt muss ich einem meiner Vorredner widersprechen: Es ist nicht korrekt, dass § 226 a StGB Mädchen und Frauen auch vor der „mildesten“ Form von FGM schützt. Zwar gab es einen ursprünglichen Gesetzentwurf mit der Formulierung „Wer die äußeren Genitalien einer Frau durch Beschneidung oder in anderer Weise verstümmelt…“. Aus dem verabschiedeten Gesetz ist – möglicherweise unter dem Eindruck des zwischenzeitlich erlassenen § 1631 d und der (zu) offenen Geschlechterdiskriminierung, die sich daraus ergeben hätte – das Wort „Beschneidung“ verschwunden: „Wer die äußeren Genitalien einer weiblichen Person verstümmelt…“.Eine Definition, was „weibliche Genitalien verstümmeln“ bedeutet, gibt das Gesetz nicht her.
      In dem Gesetzentwurf steht:


      Gesetzentwurf schrieb:

      Zu Nummer 3 (§ 226a – neu – StGB)
      Zu Absatz 1
      Die Regelung erfasst die Verstümmelung der äußeren weib-
      lichen Genitalien in einer eigenen Strafnorm. Tathandlung
      ist die Verstümmelung der äußeren Genitalien einer weibli-
      chen Person. Davon sollen die Erscheinungsformen der Beschneidung [jetzt auf einmal wieder Beschneidung?] von Frauen und Mädchen erfasst werden, die
      von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) typisiert um-
      schrieben sind als Klitoridektomie, Exzision, Infibulation
      sowie weitere von diesen Erscheinungsformen nicht erfasste
      Veränderungen an den weiblichen Genitalien, wie Ein-
      schnitte, Ätzungen oder Ausbrennen. Für die Erfüllung des
      Tatbestandes ist es gleichgültig, in welcher Weise die Geni-
      talverstümmelung vorgenommen wir
      Also ist alles mit "Schneiden" ist an den Mädchen-Genitalien verboten. Auch z.B. an der Klitorisvorhaut. Auch ein "Ritual Nick", z.B an den großen Labien würde darunter fallen. Einfach Alles.
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • @Selbstbestimmung: Danke für diese tolle Recherche in Bezug auf die FR :thumbsup:

      Was die Gegenpole § 226 StGB und § 1631d BGB betrifft, finde ich folgende Links sehr erhellend:

      bundestag.de/resource/blob/557…/wd-7-075-18-pdf-data.pdf
      bundestag.de/resource/blob/546…/WD-7-020-18-pdf-data.pdf
      juracademy.de/strafrecht-bt1/v…eiblicher-genitalien.html

      Es ist echt ein Witz, wie krampfhaft da versucht wird, einen Verstoß gegen den Gleichheitssatz zu "verschleiern". Da wird mit unterschiedlicher Gefährdungslage argumentiert und einfach behauptet, dass es männliche Genitalverstümmelung als rituelle Handlung praktisch nicht gebe.
      Locker flockig wird einfach unterstellt, dass eine Penisbeschneidung eben keine Genitalverstümmelung sei - Punkt!
      Die Penisbeschneidung sei ein relativ geringer Eingriff mit dem keine schwerwiegenden Komplikationen und Risiken verbunden sind, behauptet der Gesetzgeber geradezu rotzfrech. Dem Gesetzgeber hätte zum Zeitpunkt der Erstellung der obg. Dokumente bereits bekannt sein müssen, dass Komplikationen keine Seltenheit sind.

      Unter anderem wird in einem der obg. Aufsätze eine Arbeit von Pekarek referenziert:
      zis-online.com/dat/artikel/2013_12_786.pdf
      Verstehe ich das richtig, dass dieser Pekarek die Studien von Sorell und Frisch diskreditiert? *Kotz*
      Andererseits greift dieser Pekarek in seinen eigenen Quellen auf unseren alten Freund Brian Morris zurück.
      Eine wirklich verlässliche Quelle! (Ironie) Da kann man nur noch lachen.
      Pekarek war u. a. ehemaliger Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Berliner Studien zum Jüdischen Recht.
      Er ist also völlig frei von Interessenskonflikten. (Ironie)

      Unser Gesetzgeber pickt sich scheinbar auch nur die Quellen heraus, die für die eigenen Interessen passen.

      Ich hoffe, dass es künftig mehr gute Forschung geben wird, die mit harten Fakten untermauert, dass die Penisbeschneidung nichts anderes als eine Genitalverstümmelung ist.

      Eine gute Idee wäre auch eine Metastudie, die alle derzeit verfügbaren Studien zum Thema Auswirkungen auf die Sexualität einem kritischen Review unterzieht. Dann würde man hoffentlich sehen, dass eher die Studien der Beschneidungsbefürworter methodische Mängel aufweisen als umgekehrt.

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    • Ich sage ja, beim Wissenschaftlichen Dienst müssen zwischen 2012 und 2018 in erheblichem Umfang Köpfe gerollt sein. Der hat jetzt einen komplett anderen Duktus.

      Siehe auch meine Abrechnung mit dem "reformierten" WD: Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages

      Jenen Text des WD muss man sich wirklich mal ganz langsam in aller Konsequenz auf der Zunge zergehen lassen. So bizarr ist der.
      Mädchen sollen in "die teilweise Entfernung von Schamlippen, Klitoris oder der Labien, sowie einem Umgestalten der Klitorisvorhaut" einwilligen können. Aber natürlich nur aus "ästhetischen" nicht aus traditionellen Gründen. Und die machen das ja dann auch ganz ohne Druck aus der "Communitiy", ist klar. Dann ist's OK, ansonsten bis zu 15 Jahre Haft.... :FP01
      Mal furchtbare Genitalverstümmelung mit lebenslangen schwersten Folgen, mal eine Bagatell-Schönheitsoperation. Was haben die geraucht?

      Im Grunde gibt der WD damit ganz offen zu, dass das Wesentliche bei einer nicht-indizierten Genitalmodifikation die Einwilligung des Betroffenen und dessen Einwilligungsfähigkeit ist.
      Das lässt der WD seltsamerweise aber nur für das weibliche Geschlecht gelten,

      Mal ist die Entfernung von Gewebe der äußeren weiblichen Genitalien eine Verstümmelung, dann ist eine Entfernung der Klitorisvorhaut (ist die kein Gewebe?) lediglich eine strafbare "einfache Körperverletzung". Immer so, wie man es gerade braucht. Weil da ja dummerweise noch dieser 1631d herumschwirrt.

      Pekarek, tja - er stand "unter der Chuppa" - d.h. er hat nach jüdischem Ritual geheiratet. Das ist ein nettes Ritual, bei dem lediglich ein Glas kaputt gemacht wird. Das tut niemandem weh.
      Weder qualifiziert noch disqualifiziert es Pekarek für eine Ausarbeitung über dieses Thema, dass er Jude ist. Juden sind auch Stobezki und Seidenberg.

      Aber Pekareks Arbeit reiht sich ein in eine lange Reihe von lächerlichen Rechtfertigungsversuchen, angefangen bei Maimonides (Schwächung des Organs, Zügelung der Begierde) über die Verhinderung der Masturbation, Heilung von Lähmungen, Epilepsie, Hysterie, Prophylaxe gegen Gerhirnerweichung, Abhärtung ("werden dann bessere Krieger") und in der Neuzeit halt Prophylaxe von Infektionen, Peniskrebs, Prostatakrebs, Cervixkarzinom...
      alles verzweifelte Versuche, davon abzulenken, dass Kinder nicht wegen angeblicher medizinischer Vorteile "beschnitten" werden, sondern weil der Papa/Opa oder die Mama/Oma auch so ist. "That's all, Folks!"

      Sander L. Gilman: „Die HIV-Infektion in Afrika ist in Wahrheit die Masturbation des 20. Jahrhunderts" "the treatment of the desease of the day"


      Wäre die Vorhaut mehr zum Schaden als zum Nutzen von Männern gäbe es sie nicht, Das ist das Prinzip der Evolution. Und das ist evident.

      Zu Pekarek siehe: Ein evidenzbasierter Blick auf die Beschneidungsdebatte - Von Hendrik Pekárek, Berlin
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Nochmal, was die Kommentare in der FR angeht:


      Meike Beier schrieb:

      Es ist richtig, dass im Leserforum immer wieder kritische Zuschriften und natürlich unser Blogtalk abgedruckt waren – und ich bin dankbar, dass Bronski dies mit seinem Mut und Einsatz ermöglicht und die Chefredaktion es (zumindest bisher) zugelassen hat. Es ist aber auch ganz eindeutig, dass eine solche kritische bzw. die journalistisch angemessene, faktenbasierte, differenzierte und ausgewogene Betrachtung des Themas im redaktionellen Teil der FR nur sehr untergeordnet stattfindet. Stattdessen herrschen entweder komplette Tabuisierung oder Verteidigung, Verharmlosung und Verherrlichung vor – auch bereits mehrere Jahre vor dem Kölner Urteil, der „Beschneidungsdebatte“ und dem § 1631 d. Beispielsweise hat eine Art Werbeartikel für ein neugegründetes Frankfurter „Beschneidungsinstitut“ der Webseite Phimose-Info schon 2007 Anlass für diese Replik gegeben: web.archive.org/web/2010070302…1-wo-jungen-schreien.html
      Man muss dazu sagen: die meisten dieser Kommentare gab es im Jahre 2012, und das macht sie besonders schlimm, denn das war das Jahr der Weichenstellung für viele Jahre. Das Jahr der Entrechtung aller Jungen.
      Das nehme ich nicht nur der FR, sondern auch der SZ, der ZEIT, dem Tagesspiegel und der gesamten Springer-Presse und vor allem dem ÖRR richtig übel.
      Als "Die Sache gelaufen" war, als die Generalvollmacht zur Genitalverstümmelung in trockenen Tüchern war, ja, da konnte man dann schon mal hier und da ein wenig kritisieren, in Frage stellen und da gab es z.T von einigen (z.B. Birgitta von Lehn, Markus Schulte zu Drach u.a.) auch wirklich investigative Artikel.
      In letzter Zeit keimt aber Hoffnung auf.
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.
    • Selbstbestimmung schrieb:

      Zu Pekarek siehe: Ein evidenzbasierter Blick auf die Beschneidungsdebatte - Von Hendrik Pekárek, Berlin
      Ich wusste nicht, dass das obg. "Werk" von Pekarek schon im Jahre 2013 hier im Forum thematisiert wurde.

      Selbstbestimmung schrieb:

      Siehe auch meine Abrechnung mit dem "reformierten" WD: Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages

      Erschreckend finde ich aber, dass der Wissenschaftliche Dienst unseres Gesetzgebers auch noch im Jahre 2018 für seine Argumentationen zu § 226a StGB versus § 1631d BGB diesen Herrn Pekarek als Quelle verwendet. Das ist wirklich schwer zu ertragen! X(
      Aber wie ich sehe, war auch das schon mal Thema hier im Forum.

      Was dazu damals dazu geschrieben hast, finde ich super. Danke. :)

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