Ich bin Vlad Jachtschenko und Matthias Franz sehr dankbar für dieses ausführliche Interview!

Professor Franz ist Arzt, Neurologe und Psychiater und er analysiert glasklar und präzise was psychologisch hinter dem Täter-Opfer-Kreislauf der Jungen-Genitalverstümmelung steckt und was das für Folgen hat. Und auf welch perfide Weise das haarsträubende Gesetz zustande gekommen ist.

Ein paar kleine Anmerkungen meinerseits:

Matthias Franz schrieb:

Leo Latasch hat in dem entsprechenden Parlamentsausschuss mal einen Film vorgeführt... um einfach deutlich zu machen, dass doch Beschneidung doch eigentlich harmlos und kurz und schnell vor sich geht

Das war allerdings im sogenannten Ethik(ver)rat, nicht in einem "Parlamentsausschuss". Und in diesem Rat war Latasch mit seiner manipulativen Taktik "von durchschlagender Wirkung", da wurden Mitglieder auch abseits des Protokolls von ihm "bearbeitet" - ich komme darauf noch zurück.
Was Franz zu dem Video schreibt ist aber nur "die halbe Miete".
Latasch hatte das Video von der "Beschneidung" stark gekürzt - auf 12 Sekunden, der Ethikrat sollte nicht sehen, dass der verletzte Junge ca. eine Minute lang brüllt und weint, mit hochroten, schmerzverzerrten Gesicht und vor allem, dass der "Beschneider" den Penis des Jungen in seinen Mund nimmt. Dann wäre vermutlich nicht nur eine Person im Saal in Ohnmacht gefallen.
Als Whataboutimus-Relativierungs-Beispiel präsentierte Latasch dann ein Ohrloch-Schiessen bei einem Mädchen, was nach Auslösung der Geräte (beidseitig) einen Moment kurz ganz fürchterlich aufkreischt - und dann kommt schon der Schnitt. Warum der Schnitt? In den letzten Zehntelsekunden des Videos deutet sich bereits ein Grinsen auf dem Gesicht des Mädchens an.
(Meine Frau hat sich auch mal spät Ohrlöcher stechen lassen (warum, habe ich nicht verstanden - inzwischen sind sie längst wieder zugewachsen ) Dass das schlimme Schmerzen gewesen wäre hat sie nicht berichtet).
Ganz abgesehen davon ist Ohrlochstechen bei nicht einwilligungsfähigen Kindern übergriffig.

Für die Folgen des Vorhaut-Verlustes benutzt Franz ein sehr passendes Bild:

Franz schrieb:

Es fehlen die feinen Obertöne in der sexuellen Melodie

Und der Ton macht die Musik!

Nils Juel drückte es so aus:

Nils Juel schrieb:

Mit meiner Vorhaut war auch das überschäumende, sprudelnde Gefühl beim Orgasmus verschwunden....
Leitungswasser statt Springbrunnen

Was die Klagen von Betroffenen angeht - leider hat der §1631d auch da verheerende Folgen, denn der Gesetzgeber stellt den Verlust der Vorhaut (und evtl. des Frenulums) mit ihm grundsätzlich als schadlos und im Regelfall dem Kindeswohl entsprechend dar. (Als ob es nur um das Kind ginge, das ja noch gar keinen GV hat, der Betroffene muss lebenslang damit auskommen was ihm gelassen wurde - es geht nicht nur um das Kindeswohl, sondern vor allem auch um das Manneswohl) Der §1631d ist ein einzigartiges, explizites Entrechtungs-Gesetz. Es entrechtet Jungen und in Folge Männer. Es bringt Männer um ihr Recht, selbst über eine Genitalreduzierung zu entscheiden. Männer wurden von der Parlamentsmehrheit eiskalt um einen Teil ihrer sexuellen Selbstbestimmung gebracht.
Mit Frauen könnte man hierzulande heutzutage niemals so umspringen, sie um einen Teil sexuelle Selbstbestimmung bringen, auch nur im geringsten Umfang, das gäbe einen gewaltigen #Aufschrei.

Männer - das kommt ja auch bei Franz durch - haben eher Hemmungen über ihre Probleme durch die VA zu sprechen. Wollen nicht gerne als "Opfer" dastehen. Mit dem psychologisch halt bun mal sehr wichtigen Penis - muss alles in Ordnung sein! Wie stände man denn sonst da?