Der WDR und die positiven Schmerzen

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    • Der WDR und die positiven Schmerzen

      Zunächst spricht Dagmar Hänel, "Ethnologin und Ritualforscherin", Landschaftsverband Rheinland


      Rituale sind grundsätzlich symbolische Handlungen

      Eine der wichtigsten Funtionen von Ritualen heutzutage ist, dass sie Sicherheit geben...
      Deswegen sind auch dieser Übergangsrituale so wichtig, weil all diese Übergänge haben etwas zu tun mit Veränderung bei einem einzelnen Menschen und so eine Veränderung hat immer etwas mit Verunsicherung, mit Ängsten zu tun, und deswegen braucht man in dieser Situation diese rahmenden Rituale, die einen da gut durchführen.

      WDR schrieb:

      Nach der Geburt steht ja für manche Babys die Taufe an, andere werden im Kindesalter beschnitten und das ist dann der Übergang in die Religionsgemeinschaft.
      Die Beschneidung, also dieser Eingriff - wird nicht selten kritisiert, aber wir lernen jetzt drei muslimische Männer kennen, die sich an ihre Beschneidung, und zwar durchaus positiv.
      Murat Koyuncu hat mit ihnen gesprochen:
      Und Hab' das dann halt so über mich ergehen lassen, Ja und danach liegt man dann halt wochenlang im Bett und hat halt Schmerzen


      bei meiner Oma in der Wohnung auf dem Holztisch..mein Onkel und meine Vater haben mich festgehalten...bin ich weg gerannt, dann wurde ich eingefangen...alle kommen zu einem alle geben dir Geld alle geben dir Gold...
      Und ich denke es ist auch gut für einen Mann mal so im Mittelpunkt zu stehen, weil das kann auch positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein haben

      WDR schrieb:

      Doch nicht nur der kulturelle oder auch religiöse Aspekt und die Zugehörigkeit zur islamischen Community spielen bei der Beschneidung eine Rolle - auch die Gesundheit.
      Ich hab jetzt noch nie Krankheiten gehabt und von anderen die das noch nicht durchgemacht haben habe ich schon ein paar Dinger gehört - ich weiß nicht, ob sich da was verfängt oder so

      WDR schrieb:

      Tatsächlich können sich laut Weltgesundheitsorganisation bei unzureichender Hygiene Keime unter der Vorhaut ansammeln, dadurch sei Gefahr von Infektionen oder der Übertragung von Krankheiten beim Geschlechtsverkehr viel höher als bei beschnittenen Männern.


      www1.wdr.de/mediathek/audio/wd…n-ganze-sendung--884.html

      wdrmedien-a.akamaihd.net/medp/…esendung01112022_wdr5.mp3
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Selektiv, kognitiv dissonant, relativierend, medizinisch falsch.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Wenn es unter "Satire" liefe.
      Ist ja schon tragikomisch.
      So ist es eben Realsatire
      Mit bitterem Beigeschmack. Weil manche das ernst nehmen.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • ich weiß, dass man auf jeden Fall viel Aufmerksamkeit bekommt. Es ist schon was besonderes... man wird gefeiert...


      Und ich denke es ist auch gut für einen Mann mal so im Mittelpunkt zu stehen, weil das kann auch positive Auswirkungen auf das Selbstbewusstsein haben
      Und das haut der sonst von morgens bis abends mit "Gleichberechtigung!!!" und "Geschlechtergerechtigkeit!!!" daherkommende Westdeutsche Rundfunk einfach so raus - eigentlich müssten es denen doch in den Ohren klingeln!
      Ohne jedes kritische Hinterfragen. Journalismus mit Scheuklappen.
      Man könnte sich ja fragen ob Mädchen/Frauen in manchen Kulturkreisen besser nicht zu viel Selbstbewusstsein haben sollen.
      Würde es einem Mädchen schaden mal so im Mittelpunkt zu stehen, mit einem schönen maßgeschneiderten Prinzessinnenkostüm, Jungen müssten um es herumtanzen, es gäbe dem Mädchen zu Ehren feine Speisen, alle Verwandten und Freunde kämen und alle brächten schöne Geschenke für das Mädchen?
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Es ist legitim, sich dem Thema Beschneidung aus einer religiösen Perspektive zu nähern.
      Aber das ist hier gründlich schief gelaufen.

      Erstens fällt auf, dass die Schilderungen der drei muslimischen Männer über die Umstände ihrer Beschneidung mit der positiven Bewertung überhaupt nicht übereinstimmen. Die Beschneidung wird als extrem schmerzhaft und brutaler Gewaltakt beschrieben, wird aber dann dennoch als "gut" befunden. Das erinnert an gewisse "Hart aber Nützlich"-Aussagen über körperliche Züchtigung und Körperstrafen - "Mir hat es nicht geschadet".

      Genau diese Unterschiede hätte die Redaktion eigentlich behandeln sollen- und bei dieser Gelegenheit mögliche (zum Teil auch eher unbewusste) "Coping"-Mechanismen und Abwehrmechanismen eingehen zur Verarbeitung eines stressvollen und traumatischen Erlebnisses. Dabei hätte sie z. B. einen Psychologen oder Psychiater zur Rate ziehen können.

      Die menschliche Psyche ist eine komplexe Sache. Und nur weil Menschen bestimmte Erlebnisse gegenüber der Außenwelt und sich selbst als positiv bewerten, heißt das noch lange nicht, dass diese Erlebnisse auch für die betroffenen Mensch tatsächlich positiv waren. Hinter solchen Bewertungen können "Anpassungsmechanismen" stehen, die Menschen teilweise bewusst oder teilweise unterbewusst anwenden, um das eigene Selbst zu schützen und psychisch weiter zu funktionieren.

      Dann werden auch noch die (pseudo-)medizinischen Argumente zur Rechtfertigung eines religiösen Rituals vorgebracht – wobei man sich ausgerechnet auf die WHO beruft. Die Positionen zahlreicher europäischer Ärzteverbände und medizinischer Gesellschaften zur Beschneidung ignoriert man dabei.


      Letztendlich ist die (ungewollte) Botschaft dieses Beitrags eine Normalisierung von Gewalt gegen Kindern. In den Äußerungen der interviewten Beschneidungsbetroffenen kommt genau eine Normalisierung und Gewöhnung an Gewalt – die Beschneidung wird als Zwangshandlung und schmerzhaft beschrieben - aber dennoch als positiv bewertet – und der WDR verbreitet dies dann vollkommen unreflektiert und ohne jedwedes kritisches Hinterfragen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 8 mal editiert, zuletzt von Sokrates ()

    • Es sollte heißen: Letztendlich ist die (ungewollte) Botschaft dieses Beitrags eine Normalisierung von Gewalt gegen Kindern. In den Äußerungen der interviewten Beschneidungsbetroffenen kommt genau eine Normalisierung und Gewöhnung an Gewalt zum Ausdruck – die Beschneidung wird als Zwangshandlung und schmerzhaft beschrieben - aber dennoch als positiv bewertet – und der WDR verbreitet dies dann vollkommen unreflektiert und ohne jedwedes kritisches Hinterfragen.
    • Es gibt ein Schlüsselwort in dem Beitrag, das lautet "aber":


      Westdeutscher Rundfunk schrieb:

      Die Beschneidung, also dieser Eingriff - wird nicht selten kritisiert, aber...
      Die Beschneidung, also dieser Eingriff - wird nicht selten kritisiert, aber - der WDR wird sich hier natürlich nicht mit der Kritik auseinandersetzen - kein Stück! <X
      Denn wir sind ja kritische Journalisten, gell? (Ironie)

      Die Beschneidung, also dieser Eingriff - wird nicht selten kritisiert, aber - wir wollen hier Verständnis für diesen Eingriff Übergriff wecken. Und genau nix anders! Sixtas, das ist positiv!!!


      Die Beschneidung, also dieser Eingriff - wird nicht selten kritisiert, aber - die Partei- äh, der WDR, der WDR, der hat immer Recht! Weil der WDR wird eh mit Geld vollgestopft, egal was wir machen. Ob wir eure Oma zur amokfahrenden Sau machen oder Genitalverstümmelung verharmlosen. (Dann klappt es bestimmt auch mit dem Haus in Griechenland für Nadja Bascheck (eines ihrer "Ziele") )
      Vollgestopft mit eurem Geld, zwangsweise. Kritiker können uns mal!



      Nadja Bascheck schrieb:

      Mein Lebensmotto: Zuhören. Jede*r hat eine Geschichte zu erzählen.

      Z.B. mal Ali Utlu, Tayfun Aksoy, Önder Özgeday, den Seidenberg-Brüder, usw zuhören - aber das würde doch nicht in das Bild passen was die Sendung über "Die Welt der Religionen" transportieren möchte.

      Bascheck hat es eben mit den "Frauenrechten", nicht mit dem Jungenrecht auf körperliche Unversehrtheit.

      Und Murat Koyuncu? Würde der bei seiner "Community" anecken wollen? Ob er selbst eine Vorhaut hat, darüber sagt er nichts. Auch nicht darüber, ob er eventuell vorhandene Söhne hat "beschneiden" lassen.


      An dem Wörtchen "aber" erkennt man die Kinderentrechter.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Dagmar Hänel schrieb:

      Rituale sind grundsätzlich symbolische Handlungen
      Schön wär's!

      Das wurde ja 2012 von manchen angeregt: Aus der Genitalverstümmelung ein symbolisches, unblutiges Ritual zu machen. Wurde aber von den Religionsgesellschaften brüsk zurückgewiesen.
      Als unverschämte Einmischung. Blut muss fließen, der Schmerz muss sein, wir machen das seit tausenden Jahren so..

      Der Schmerz, die Angst, der unwiederbringliche Verlust sind nicht virtuell, die sind echt, "real life".

      Symbolisch ist Brit Shalom. Da wird symbolisch statt der Vorhaut z.B. ein Granatapfel geschlachtet. Symbolisches "Blut" (roter Saft) fließt, alles klatscht und jubelt und freut sich über das neue Familienmitglied, das jetzt seinen Namen erhält.
      Es werden ein paar Gebete gesprochen, Lieder gesungen und dann gibt es lecker Essen. Das Kind (kann man völlig geschlechtergerecht mit Jungen wie mit Mädchen machen!) bleibt ganz, intakt, angst- und traumafrei - and they live happily ever after.

      Symbolisch ist auch die christliche Taufe, wie sie hierzulande praktiziert wird. Ein paar Tropfen Wasser, die schnell getrocknet sind. Weder Körper noch Psyche werden durch das Ritual der Taufe verändert. Und die Taufe fragt auch nicht nach Junge oder Mädchen. Völlig geschlechtergerecht.

      In diesem WDR-Beitrag aber werden kinderrechtlich krass unterschiedliche Rituale in einen Topf gerührt.


      Dagmar Hänel schrieb:

      Eine der wichtigsten Funktionen von Ritualen heutzutage ist, dass sie Sicherheit geben...
      Deswegen sind auch dieser Übergangsrituale so wichtig, weil all diese
      Übergänge haben etwas zu tun mit Veränderung bei einem einzelnen
      Menschen und so eine Veränderung hat immer etwas mit Verunsicherung, mit
      Ängsten zu tun, und deswegen braucht man in dieser Situation diese rahmenden Rituale, die einen da gut durchführen.
      Das ist Inversion. Einfach irre, wie Dagmar Hänel alles auf den Kopf stellt.

      Man kann sich für einen neugeborenen Jungen kaum etwas Verunsichernderes und Angstauslösenderes vorstellen, als dass seine Beine bei entbößtem Genital gespreizt fixiert werden und ihm dann starke Schmerzen in unmittelbarer Nähe seiner Hoden zugefügt werden.


      deswegen braucht man in dieser Situation diese rahmenden Rituale, die einen da gut durchführen.
      Ein neugeborenes Kind braucht die liebevolle Zuwendung seiner Eltern, die mütterliche Brust, Wärme, Wechseln der Windeln und sonst nichts. Vor allem keine Genitalverstümmelung.
      Wenn Kinder die brauchen würden, dann müsste ja bei 2/3 der Männer auf der Welt ein Problem sein. Wegen "fehlender Rahmung".
      Und bei 97,75% aller Frauen.

      Was für ein Käse!
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"