Patrick Franke
Begründungen männlicher und weiblicher Beschneidung
im vormodernen Islam: Ibn Qaiyim al-Ǧauzīya als Beispiel
Merkwürdig - im Bundestag haben sich 2012 weitaus mehr Frauen als Männer für die "körperliche Integrität" von Jungen ausgesprochen.
Begründungen männlicher und weiblicher Beschneidung
im vormodernen Islam: Ibn Qaiyim al-Ǧauzīya als Beispiel
Ach - sind nur Männer dafür, die Genitalien von gesunden Kindern ganz zu lassen?Patrick Franke schrieb:
… Dies hat wiederum zu verärgerten Reaktionen männlicher Anticircumcisionisten geführt,
die die Entfernung der Vorhaut ebenfalls als unzulässigen Eingriff in die körperliche Integrität …
Merkwürdig - im Bundestag haben sich 2012 weitaus mehr Frauen als Männer für die "körperliche Integrität" von Jungen ausgesprochen.
Der Unbeschnittene wird auf Arabisch al-aġlaf bzw. al-aqlaf genannt.
Die beiden Begriffe sind von den Substantiven ġulfa bzw. qulfa abgeleitet,
die die Vorhaut bezeichnen, die bei der Beschneidung abgetrennt wird
(TM 219). Die unbeschnittene Frau wird analog als die qalfāʾ bezeichnet
(TM 274). Die Klitorisvorhaut, das praeputium clitoridis, wurde also mit
der Penisvorhaut, dem praeputium penis, gleichgestellt. Dies macht sehr
deutlich, dass bei der Beschneidung männlicher und weiblicher Körper
im Sinne des one-sex-model von Thomas Laqueur 26 parallel gedacht wur-
den.
Wenn Du beschneidest, dann nimm nur einen Hauch
weg und übertreibe nicht, denn das macht sie angesehener und verschafft
ihr mehr Ansehen bei ihrem Ehemann...
Impliziert wird hierbei, dass ein
Mann beim sexuellen Umgang mit einer lustlosen oder frigiden Frau
keine Freude hat und dann das Interesse an ihr verliert.
Offenbar gab es auch im Islam einen Streit über GM:
Bei beiden Geschlechtern wird
der Brauch auf eine abrahamitische Einsetzung zurückgeführt und auf
die theologische Begründung der Knechthaftigkeit zurückgegriffen
Der islamische Dissens über die Beurteilung der männlichen
Beschneidung
Ibn al-Qaiyim referiert im vierten Abschnitt seines Beschneidungskapi-
tels einen Dissens von Gelehrten aus der Gründerzeit des Fiqh: al-Auzāʿī,
Rabīʿa ibn Farrūḫ, Yaḥyā ibn Saʿīd al-Anṣārī, Mālik ibn Anas, aš-Šāfiʿī
(wāǧib), und Aḥmad al-Ḥasan ibn al-Baṣrī Ḥanbal und hielten Abū die Beschneidung dagegen nur für für obligatorisch
eine überlie-
ferte Norm (sunna) ohne obligatorischen Ḥanīfa Charakter (TM 236 f.). Auffällig
an dem hier beschriebenen Dissens ist die Tatsache, dass mit Ausnahme
von Rabīʿa alle diejenigen, die die strengere Sicht vertraten, Araber waren,
während umgekehrt die beiden Vertreter der Mindermeinung einen
Mawālī-Hintergrund hatten. Es liegt also die Vermutung nahe, dass der
Dissens, der hier beschrieben wird, mit dem Gegensatz zwischen Ara-
bern und Nicht-Arabern in der frühislamischen Gesellschaft zu tun hat.
Al-Ḥasan al-Baṣrī war zu dieser Zeit einer der wichtigsten Kritiker des
Beschneidungszwangs. Er kritisierte das Vorgehen des Statthalters von
Basra und wies darauf hin, dass Muḥammad zahlreiche nicht-arabische
Anhänger gehabt habe, bei denen Muḥammad nie eine Untersuchung
angestellt habe, ob sie beschnitten seien oder nicht.
Der Kalif ʿUmar ibn ʿAbd al-ʿAzīz (reg. 717–720), von dem be-
kannt ist, dass er sich für die Rechte der Mawālī einsetzte, ging sogar noch
weiter und hob die Beschneidungspflicht für neu bekehrte Muslime voll-
ständig auf. In diesem Zusammenhang wird von ihm der Ausspruch
überliefert: „Gott hat Muḥammad als Prediger (sc. des Islams) entsandt,
nicht aber als Beschneider.“ 29
Satan!
Dazu gehören
das Schamhaar, das Achselhaar, der Schnurrbart, die Finger- und Fußnä-
gel und die Vorhaut, zu der er eine ganz besondere Beziehung hat. „Der
Satan“, so erklärt Ibn al-Qaiyim „verbirgt sich unter all diesem und wird
dort ansässig, so dass er in den Penis des unbeschnittenen Mannes und
das Genitale der unbeschnittenen Frau in einer Weise hineinbläst, wie er
es beim Beschnittenen nicht tut“ (TM 274).
Das sexuelle Begehren mit dem Anschwellen von Penis und Klitoris
wird von ihm offenbar als Wirken dämonischer Kräfte gedeutet.

There is no skin like foreskin