Jüdische Gemeinde Chemnitz

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    • Jüdische Gemeinde Chemnitz

      Die Jüdische Gemeinde Chemnitz hat einen mehrseitigen Artikel zu Beschneidung verfasst um damit auf viele Fragen eine Antwort zu geben. Interessant daran finde ich, dass auch Behauptungen, die sachlich falsch sind, herangezogen werden, sobald sie die eigene Position stützen. Die Aussage im folgenden Zitat ist schlechtweg falsch, was das "Jude werden" angeht, denn nach jüdischer Standardauffassung ist ein Kind Jude, wenn die Mutter Jüdin ist. Die Beschneidung des Kindes ist dazu nicht erforderlich.
      Der Tübinger Strafrechtswissenschaftler Edward Schramm bringt es auf den Punkt: „Würde die Beschneidung ihrer Kinder […] strafrechtlich untersagt werden […], würde sie wegen ihres Glaubens rechtlich diskriminiert und in einem zentralen Moment ihrer Glaubensausübung kriminalisiert werden. Das (straf)rechtliche Beschneidungsverbot für jüdische oder muslimische Eltern eines Knaben würde dann sogar lauten: Euer Sohn darf nicht Jude, Euer Sohn darf nicht Moslem werden, solange er nicht volljährig ist.“ (Edward Schramm, Ehe und Familie im Strafrecht, Tübingen, 2011, S. 229).

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    • Muss eine moderne Gesellschaft die religiös motivierte Beschneidung tolerieren?

      Muss eine moderne Gesellschaft die religiös motivierte Beschneidung tolerieren?
      Ja. „Unsere Gesellschaft ist in all ihrer Unterschiedlichkeit auf ein hohes Maß an Toleranz ihrer Mitglieder angewiesen. In einem strikt philosophischen Sinne heißt Toleranz: Ich dulde etwas, was ich aus meiner eigenen Perspektive mit guten Gründen für falsch halte. Das heißt, auch Menschen,die den Ritus der Beschneidung für falsch oder rückständig halten, müssen sich fragen, ob ihre Gründe so schwerwiegend sind, dass sie es nicht dulden können, wenn andere Leute bei diesen Bräuchen bleiben. Niemand verlangt von jemandem, der Beschneidung nicht gut findet, seine Meinung zu ändern. Es geht nur um die Frage der Duldung“, so Professor Dr. Michael Bongardt, Theologe, Philosoph und Leiter des Instituts für Vergleichende Ethik. Man sollte nicht vergessen, dass in der Geschichte der Kampf gegen die Beschneidung eine Vorgehensweise war, um Juden und jüdische Bräuche zu unterdrücken, denn mit der Beschneidung wird eingrundlegendes Gebot des Judentums angegriffen, deren Verbot die Existenz des Judentums gefährdet und in Frage stellt.
      Diese Antwort am Ende des o.g. Dokuments lässt mich fassungslos den Kopf schütteln. Nicht zuletzt auch über den Professor Bongardt, es sei denn, er wäre sinnentstellend zitiert worden. Ethik und Duldung verträgt sich ja nun gar nicht. Der Herr Professor hat da wohl was mit Toleranz verwechselt.
    • Descant schrieb:

      denn mit der Beschneidung wird ein grundlegendes Gebot des Judentums angegriffen, deren Verbot die Existenz des Judentums gefährdet und in Frage stellt.
      Dieser Satz ist ein intellektueller Offenbarungseid. "Denn" leitet eine Begründung ein. Und was dann kommt ist wieder pures DOGMA. Niemand greift das Judentum an, in dem er fordert diese Praktik zu unterlassen, für die von Juden selbst schon Alternativen entwickelt wurden. Wenn sich jemand so überwältigend angegriffen fühlt, dann ist das allein seine Entscheidung, das so sehen zu wollen (oder zu müssen).
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Ja. „Unsere Gesellschaft ist in all ihrer Unterschiedlichkeit auf ein hohes Maß an Toleranz ihrer Mitglieder angewiesen. In einem strikt philosophischen Sinne heißt Toleranz: Ich dulde etwas, was ich aus meiner eigenen Perspektive mit guten Gründen für falsch halte. Das heißt, auch Menschen, die den Ritus der Beschneidung für falsch oder rückständig halten, müssen sich fragen, ob ihre Gründe so schwerwiegend sind, dass sie es nicht dulden können, wenn andere Leute bei diesen Bräuchen bleiben. Niemand verlangt von jemandem, der Beschneidung nicht gut findet, seine Meinung zu ändern. Es geht nur um die Frage der Duldung", so Professor Dr. Michael Bongardt, Theologe, Philosoph und Leiter des Instituts für Vergleichende Ethik (vgl. Interview Prof. Dr. M. Bongardt mit K. Kuhla, Cicero Online, 28. Juni 2012). Man sollte nicht vergessen, dass in der Geschichte der Kampf gegen die Beschneidung eine Vorgehensweise war, um Juden und jüdische Bräuche zu unterdrücken, denn mit der Beschneidung wird ein grundlegendes Gebot des Judentums angegriffen, deren Verbot die Existenz des Judentums gefährdet und in Frage stellt.

      V.i.S.d.P. Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland


      Zentralrat der Juden in Deutschland: Warum beschneiden Juden ihre Kinder?



      Irgendwie langweilig! Das, was uns immer vorgeworfen wird: Alles voneinander abgeschrieben......
    • Mosche, unser Rabbi hat gesagt ....

      (vielleicht kennt ja noch jemand, "Papa, Charly's Vater hat gesagt..")

      ... kleine Jungs müssen beschnitten werden, spätestens nach 8 Tagen? Ich lass mal die dichterische Phantasie walten:

      M: Also Mosche, es gibt solche Rabbis und solche. Die einen sind orthodox und die anderen sind reformiert, so wie auch wir gläubige Juden. Nimm zum Beispiel mal den Schabbat. Was dürfen wir nach Freitagabend nicht mehr machen?
      - ?
      M: Arbeiten. All die 39 Tätigkeiten, die man in Salomons Zeiten machen musste, um den Tempel zu bauen. Dazu gehört auch Feuer machen. Wann brauchen wir Feuer?
      - Zum Kochen.
      M: Genau. Und wie bekommen wir trotzdem am Samstag unser warmes Essen?
      - Weil die Mutti am Herd die Zeitschaltuhr eingestellt hat.
      M: Genau. Und so ist es mit der Beschneidung. Wir versprechen die kleinen Jungen am 8. Tag nach ihrer Geburt zu beschneiden und warten aber bis 8 Tage vor der Bar Mitzwa. Dann wird der Junge religiös unabhängig und kann sich beschneiden lasse, falls er will.
      - Aber Mosche, ist dann Jhw nicht böse auf uns, weil wir unsere Pflichten erst so spät erfüllen?
      M: Nein. Dafür feiern wir ja Jom Kippur, wo wir alle uneingelösten Versprechen gegenüber Gott für ungültig erklären.
    • Den drüber stehenden Beitrag meine ich schon ernst. Die Rabbis haben immer Möglichkeiten gefunden religiöse Gesetze so auszulegen, dass es nachher doch passt. Mit der Zeitschaltuhr wird wirklich so praktiziert, und auch als Nicht-Rabbi würde ich im Jom Kippur eine Möglichkeit sehen, mich formaler Schuld zu entledigen. - Wobei ich nicht glaube, dass irgendein Gott (falls es ein "guter" Gott ist), seinen Gläubigen (die sich oft eher als Gläubiger aufführen) es anlasten würde, das sie ein Gebot übertreten, dass sie nicht einhalten können.
      Gleiches kennen auch die christlichen Religionen. Ein Jesuit hat mir mal als Witz erzählt: Ein Jesuit und ein Dominikaner fragen in der Beichte nach der Erlaubnis zum Rauchen. Beide kriegen unterschiedliche Antworten, Der Dominikaner darf nicht, der Jesuit darf. Der Dorminikaner fragte: Darf ich beim Beten rauchen (nein), der Jesuit fragte: Darf ich beim Rauchen beten? (Ja). Fazit. Man muss seiner Religion die richtigen Fragen stellen.

      Falls jemand den Film "Alles auf Zucker kennt", da gibt es auch einen Witz, der allerdings die Bigotterie - die auch in allen Regionen vorkommt - aufs Korn nimmt: Was ist der Unterschied zwischen einem orthodoxen und einem reformierten Juden? Der orthodoxe Jude parkt am Sabbat hinter der Synagoge, der reformierte davor...