Wüstenblume

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    • Wüstenblume

      Aktuell kann man den Film Wüstenblume auf der ARD anschauen:
      ardmediathek.de/tv/Filme-im-Er…33898&documentId=42167816

      Ich habe dies gestern getan und möchte hier mal meine Gedanken etwas ausführen, die mir dabei in den Kopf geschossen sind.

      Der Film basiert ja auf einer wahren Geschichte bzw. spielt ja die Betroffene hier ihre eigene Geschichte. In der Darstellung des Films wurde immer wieder gezeigt, dass sich andere Frauen mit dem Schicksal von Frau Dirie solidarisiert haben und ein starkes Mitgefühl entwickelt haben.

      Die FGM wird vermutlich "für" die Männer vorgenommen, die der "Erste" sein wollen, der mit der betreffenden Frau GV praktiziert. Gleichzeitig soll die Beschneidung wohl auch das Lustempfinden der Frau mindern, damit der potentielle Ehemann sich sicher sein kann, dass seine Frau tendenziell eher nicht fremd geht. Den Frauen wird also bewusst im Interesse der Männer Leid zugefügt, was dann erklärt, warum sich hier Frauen instinktiv solidarisieren.

      Bei der Zwangsbeschneidung von Jungen geht es ebenfalls darum, das Lustempfinden zu reduzieren. Es wird also damit erreicht, dass ein junger Mann, der sexuell mehr empfinden könnte, durch die Beschneidung sein "jugendlicher Bonus" genommen wird. Mit anderen Worten stellt er für die anderen / älteren Männer dann eine geringere Bedrohung oder Konkurrenz dar.

      Im Rahmen dieser Überlegung ist es dann wieder einleuchtend, warum sich Männer untereinander meist nicht solidarisieren bzw. hier auch das Mitgefühl eher weniger vorhanden ist. Ein beschnittener Konkurrent erhöht ja schließlich die eigenen "Chancen". Dass diese Überlegung nicht ganz abwegig ist, lässt sich damit begründen, dass früher ja auch Sklaven oder gefangene Feinde beschnitten wurden.

      Der Kampf gegen FGM von Frau Dirie hat wohl größten Respekt verdient. Es hätte nicht viel gefehlt und sie wäre geradezu eine Heldin geworden, wenn es um die Abschaffung der Beschneidung bzw. dem Recht auf körperliche Unversehrtheit geht. Der Pferdefuß war jedoch die Beschneidung ihrer eigenen Söhne und ihre Einstellung zur MGM, was sie dann rückblickend zu einer zwielichtigen Protagonistin im Kampf für Menschenrechte werden ließ.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Den Film kenne ich schon lange...auf der einen Seite sehr bewegend, ihr Mut, ihr Tabubruch...

      Ein paar Sache sehe ich aber anders...

      NoCut schrieb:

      Die FGM wird vermutlich "für" die Männer vorgenommen, die der "Erste" sein wollen, der mit der betreffenden Frau GV praktiziert
      Meinst du damit die Infibulation? Dies betrifft aber "nur" einen Bruchteil der weiblichen Beschneidungen? Warum aber dann die anderen Formen der weiblichen Beschneidung?

      NoCut schrieb:

      Den Frauen wird also bewusst im Interesse der Männer Leid zugefügt,
      Glaub ich nicht. Das ist eine Kiste, die Frauen unter sich weitergeben...Frei nach Prof. Franz "was mit mir gemacht wurde muss in Ordnung sein, und daher muss ich es auch mit meinen Kindern machen, und wenn ich es mit meinen Kindern gemacht habe, kann ich auch nicht mehr zurück und hinterfragen..." Weibliche Beschneidung passiert unter Frauen, wie männliche Beschneidung allein unter Männern...

      NoCut schrieb:

      Bei der Zwangsbeschneidung von Jungen geht es ebenfalls darum, das Lustempfinden zu reduzieren. Es wird also damit erreicht, dass ein junger Mann, der sexuell mehr empfinden könnte, durch die Beschneidung sein "jugendlicher Bonus" genommen wird
      Die Reduktion des Lustempfindens hat viel tiefgreifendere Folgen für die menschliche Entwicklung. Da zitier ich gern den Berliner Psychologen W. Albrecht:




      "Bei der Beschneidung bzw. Genitalverstümmelung werden entweder zeitnah nach der Geburt oder zu einem späteren Zeitpunkt Operationen am Genital des Kindes bzw. der/des Jugendlichen ohne der/dessen vollgültiges Einverständnis vorgenommen. Die Gründe dafür werden teilweise religiös ummäntelt, fußen aber in der Regel auf Traditionen aus vorhistorischer Zeit und haben zum Ziel, die sexuelle Erregbarkeit und die Ausbildung von erotischen Phantasien zu hemmen oder ganz zu unterdrücken. Die psychosexuelle Entwicklung wird auf diese Weise nicht nur gestört, sondern teilweise ganz unterbunden, sodass eine Autonomieentwicklung der Betroffenen nur eingeschränkt oder kaum möglich ist.

      Die Beschneidung bzw. Genitalverstümmelung stammt also aus vorhistorischer Zeit und hatte zum Ziel, mit steinzeitlichen Methoden, die Unterwerfung der einzelnen Mitglieder einer Ethnie unter den Zwang des Kollektivs zu erleichtern. In manchen Ethnien war und ist nur die Beschneidung des männlichen Gliedes durch die Abtrennung der Vorhaut (Zirkumzision) üblich, in anderen Ethnien werden die weiblichen Genitalien (Klitoris und Schamlippen) ganz oder teilweise entfernt."

      Wie sagte Frau Kallwass letztes Jahr zum Schluss in Köln? "Denn Lust macht frei" ?

      NoCut schrieb:

      warum sich Männer untereinander meist nicht solidarisieren bzw. hier auch das Mitgefühl eher weniger vorhanden ist
      Meine Erfahrung und was ich daraus schließe ist was anders...Frauen denen ich von meinen Problemen erzählte, konnten sich da glaub eher reinfühlen...
      Bei Männern hatte ich eher das Gefühl, dass sich KEINER ernsthaft vorstellen kann oder will, dass seine Fähigkeit Sexualität zu erleben, sexuelle Befriedigung zu spüren, unwiederbringlich eingeschränkt oder gänzlich zerstört ist...das kann nicht sein und darf nicht sein, das einem dies so einfach genommen werden kann?

      NoCut schrieb:

      Der Kampf gegen FGM von Frau Dirie hat wohl größten Respekt verdient
      Finde ich auch, sie hat mutig ein Tabu gebrochen. Sie bekam Applaus (vor den Vereinten Nationen?)dafür, weil sie glaubt eine Welt ohne FGM wäre sicher eine bessere Welt.

      Ich glaube eine Welt ohne jegliche GM, wäre sicher eine noch bessere Welt. Aber wenn ein Mann dies offen, im gleichen Rahmen wie Frau Dirie sagen würde, was bekäme der? Auch Applaus?

      Ich glaube eher, den würde man ans Kreuz nageln...

      Warum und wieso Genitalverstümmelungen eingeführt wurden, was damit bezweckt wurde...eigentlich egal? Jede GM ist eine inhumane Gemeinheit, die die menschliche Entwicklung behindert und einschränkt, eine Schweinerei, ein Irrsinn

      Wobei der größte Irrsinn...das wir uns im 21. Jhd. immer noch darüber unterhalten müssen, ob man dies erlauben darf/soll...
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • Urolüge schrieb:

      NoCut schrieb:

      Die FGM wird vermutlich "für" die Männer vorgenommen, die der "Erste" sein wollen, der mit der betreffenden Frau GV praktiziert
      Meinst du damit die Infibulation? Dies betrifft aber "nur" einen Bruchteil der weiblichen Beschneidungen? Warum aber dann die anderen Formen der weiblichen Beschneidung?

      Die Beschneidung Typ III unterscheidet sich aus meiner Sicht tendenziell mit den anderen Formen nur darin, wie extrem hier das "Ziel" erreicht wird. Aus meiner Sicht ist die FGM eine Art "biologischer Keuschheitsgürtel", der bei Typ III statt mit einem Schlüssel durch eine scharfe Klinge incl. entsprechender Schmerzen "geöffnet" werden kann.

      Ich unterstelle, dass der Sinn jeder FGM darin besteht, dass Lustempfinden zu verringen, um damit das "Risiko" von vorehelichem oder außerehelichen GV zu verringern. Für Männer ist dies natürlich "praktisch". Selbst wenn einer als Mann eine totale Niete ist, würde dies im sexuellen Bereich für die Frau keinen Unterschied machen. Die FGM nutzt daher eher den "unterlegenen" bzw. beziehungsunfähigen Männern.

      Anmerkung bezüglich Keuschheit:
      Keuschheit wird meist als moralischer Begriff verwendet und gilt daher i.d.R. nur auf Frauen, die ausschließlich mit ihrem Ehemann GV haben sollen. Der Vorteil für Männer besteht nun darin, dass Frauen, die nur mit ihrem Ehemann GV haben und hatten keine Vergleichsmöglichkeiten besitzen. Sie können also nicht einschätzen, ob sie bei einem anderen Partner eine bessern Orgasmus erleben würden. Aus meiner Sicht ist dies einer der Hauptbeweggründe, warum Jungfräulichkeit in vielen Gesellschaften bis heute noch moralisch derart verankert ist.

      Urolüge schrieb:

      Wie sagte Frau Kallwass letztes Jahr zum Schluss in Köln? "Denn Lust macht frei" ?

      Natürlich macht Lust bzw. Sex auch frei (im Kopf). Und natürlich macht die negative Erfahrung, dass Erwachsene Kindern straffrei unendliche und unnötige Schmerzen zufügen dürfen, die Kinder wiederum unfrei. Die MGM ist aus meiner Sicht ein reines Machoverhalten. Einerseits wird die Macht demonstriert und auf der anderen Seite dafür gesorgt, dass andere mit der "beschnittenen Macht" später nur eingeschränkt konkurrieren können.

      Nach meiner Einschätzung sind Menschen tendenziell Rudeltiere. Und bei vielen Männern habe ich den Eindruck, dass sie noch immer wenigstens punktuell das Alpha-Tier sein wollen. Gelingt ihnen dies aufgrund der eigenen Skills nicht, versuchen einige dies wenigstens innerhalb ihrer Familie durchzusetzen. Aus meiner Sicht ein Grund, warum viele Männer mit selbstbewussten Frauen ein Problem haben.

      Und weil in einem Rudel immer das stärkste Tier den Ton angibt, versucht dieses seine Stellung auch möglichst lange aufrecht zu erhalten. Werden nun in seinem Rudel alle "Jungtiere" beschnitten, werden diese ihm sexuell nicht so sehr überlegen sein, wie dies ohne Beschneidung der Fall sein könnte. Ich weiß, dass dies eine archaische Sichtweise ist, aber wir reden schließlich von der Beschneidung, die ebenfalls absolut archaisch ist und daher aus meiner Sicht auch nur mit archaischen Überlegungen verstanden werden kann.

      Die Überlegung den Schmerz und das verlorene Vertrauen gegenüber den eigenen Eltern wieder dadurch zu "reparieren", dass man den eigenen Nachwuchs beschneidet, mag heute nicht abwegig sein, aber es erklärt ja tendenziell nur, warum diese Form der Körperverletzung noch praktiziert wird, nicht aber, warum sie jemals eingeführt wurde.

      Heute gehen Menschen mit psychischen Problemen auch zum Therapeuten. Wer aber zu Abrahams oder Mohameds Zeiten gelebt hat, wird sich wohl eher um sein Leben als um seine Psyche gesorgt haben. Wir sind intelligenter geworden und können uns daher auch den Luxus leisten nach Glück zu streben, statt ständig damit beschäftigt zu sein unser Leben mit Hilfe unserer Urinstinkte zu schützen.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)