Julian Nida-Rümelin ist offenbar für legale "Beschneidung" von Mädchen

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    • Julian Nida-Rümelin ist offenbar für legale "Beschneidung" von Mädchen

      Anders bekomme ich diese beiden Statements nicht zusammen:


      Julian Nida-Rümelin schrieb:

      Zum Beispiel wäre es widersprüchlich, um diesen Fall jetzt mal aufzugreifen, zu sagen, dass jede Form von Eingriff in die weiblichen Genitalien eine Menschenrechtsverletzung ist, zum Beispiel die Klitoris-/Vorhautentfernung während bei Jungen es keine Menschenrechtsverletzung ist. Diese beiden Positionen sind miteinander nicht verträglich. Sie sind logisch unvereinbar.
      So weit richtig. Er kann logisch denken! Für einen Philosophen ein beachtliche Leistung, wie wir gerade gelernt haben. Aber dann:


      Ich könnte mir zum Beispiel als Kompromisslinie vorstellen, das wird meines Wissens in Schweden begangen, dass man die Beschneidung als solche, ähnlich wie auch Schönheitsoperationen bei Kindern, die zulässig sind auch ohne medizinische Indikation, mit Zustimmung der Eltern, zulässt, allerdings nicht, wenn sie mit zum Teil traumatischen Schmerzen verbunden sind.
      Nida-Rümelin stellt sich also überhaupt nicht die Frage, warum zur Hölle Kinder nicht-indizierten Operationen "al gusto" der Eltern ausgesetzt werden sollten. Und genitale Teil-Amputationen an Kindern (nicht nur bei Jungen, sondern auch bei Mädchen) sind für ihn demzufolge auch kein Problem.

      Und dass sich in Schweden die Eltern und Kinderverstümmler nicht mal an jenes schäbige Gesetz halten verschweigt er noch.


      Julian Nida-Rümelin schrieb:

      ...die Beschneidung als solche ist okay.
      Na, dann mach mal! Hańnemann, geh du voran! :D

      Natürlich ist die "OK". Wenn sie vom Besitzer der Vorhaut bestimmt ist.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Wenn ich das richtig sehe, dann ist der Artikel aus 2012. Ich denke, man wird da auch in Zukunft noch einige Stilblüten finden.

      Das erste Zitat könnte man ja noch "richtig herum" verstehen.

      Dann sagt er aber:



      "Nun ist es im Falle der Jungensbeschneidung, also Vorhautbeschneidung, umstritten, medizinisch, ob das tatsächlich eine Beschädigung ist."



      Wenn jemand einer Personen einen (wenn auch noch so kleinen) Körperteil entfernt, ja sogar, wenn er einfach nur eine Blutprobe entnimmt, dann beschädigt er den Körper. Das stand nie zur Debatte. Jede OP ist eine Körperverletzung; sie verliert auch durch Zustimmung nicht diesen Charakter, sie wird unter bestimmten Bedingungen lediglich straffrei gestellt. Herr Nida-Rümelin redet von "Beschädigung", meint aber zweifelsfrei Körperverletzung. Umstritten ist allenfalls, ob sie durch eine wirksame Zustimmung straffrei gestellt ist, auch wenn keine medizinische Notwendigkeit vorliegt.

      "Beschneidung" ist für ihn dann OK, wenn sie nicht weh tut. Er reduziert also das Problem auf den Schmerz. Ethische oder juristische Überlegungen? Soweit kommt er gar nicht erst. Dabei verstößt - trotz § 1631 d BGB - der Eingriff, sofern nicht medizinisch indiziert, gleich gegen eine ganze Reihe nationaler und internationaler Gesetze und Übereinkommen. Das nimmt man seit 2012 wissentlich in Kauf. Man kann auch sagen: der Gesetzgeber hat sich am Nasenring der Religion(en) vorführen lassen, auch wenn er nach Kräften versucht hat, den religiösen Aspekt herauszuhalten (und damit nioch mehr Schaden angerichtet hat als anfänglich zu erwarten war).

      Das aber wusste Nida-Rümelin damals im Sommer 2012 noch nicht. Das wäre mal ein Fall gewesen, in dem sich die eigentlich theoretische Philosophie praktisch hätte bewähren können, aber leider ...
      „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
    • JNR sagt da implizit glasklar: Auch Mädchen haben kein Recht auf vollständige Genitalien. So weit hat sich 2012 eigentlich sonst kaum jemand aus dem Fenster gelehnt.
      Aus dem von ihm gesagten folgt, die Amputation der Klitorisvorhaut bei gesunden Mädchen sei "keine Menschenrechtsverletzung".
      Und das sagt ein Vater von drei Töchtern!

      Ich sage: "Pfui Deibel, Julia Nida-Rümelin!

      Wie weit darf das Abschneiden bei Mädchen denn nach JNRs Meinung denn wohl gehen, wären die Labien auch noch OK? Oder wird es dann kritisch in Sachen Menschenrechte?
      Da hätte man gerade von einer FRAU als Interviewführerin (Nina Brink) kritische Nachfragen erwartet - aber - da kam nichts.

      Mario Lichtenheldt schrieb:

      Das aber wusste Nida-Rümelin damals im Sommer 2012 noch nicht.
      Ach, der wusste von nichts? Meinst du das ironisch?
      Der Mann war mal Staatsminister, Von 2009 bis 2013 Mitglied des Parteivorstandes und Vorsitzender der Grundwertekommission der SPD - der hat beste Verbindungen - der war bestimmt alles andere als ahnungslos. Mit diesem Interview hat JNR kräftig mitgezogen am Nasenring.


      Wie viele andere Prominente auch. Ich wüsste jetzt keinen, der sich 2012 pro-BGM eingesetzt hätte und der inzwischen eingestanden hätte, dass das ein Fehler war. Dass er jetzt besser informiert ist.
      Fehler einzugestehen geht in der Politik auch nicht. Das sieht man immer wieder. Das ist tödlich. Das lernen Politiker als erstes.

      Stattdessen wir die Devise ausgegeben: "Das Thema ist gegessen" - und alles geht schön auf Tauchstation.
      Irgendwelche Nachfragen werden mit Standardtexten aus der Schublade "beantwortet" - und fertig.

      JNR scheint auf das Interview auch heute noch mächtig stolz zu sein, denn er hat es auf seiner HP verlinkt:

      Julian Nida-Rümelin schrieb:

      Dem DeutschlandradioKultur habe ich früh am Morgen ein Interview anlässlich der anhaltenden Auseinandersetzung mit dem Urteil des Kölner Landgerichts bezüglich der Beschneidung minderjähriger Jungen. An dieser Debatte zeigt sich besonders gut, welche wichtige Rolle die Philosophie im öffentlichen Diskurs einnehmen kann. Die Philosophie ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit den vielfältigen Positionen in der Debatte und kann die Frage nach der Kohärenz dieser Position stellen. Wo gliedern sich Normen richtig in unsere etablierten Vorstellungen von Moral ein, wo aber präsentieren sich plötzlich widersprüchliche Normen?
      Zeigt besonders gut, wie wichtig ich als Philosoph doch bin!

      "Die Philosophie ermöglicht eine kritische Auseinandersetzung mit den vielfältigen Positionen in der Debatte.."

      Wie, geht das ohne solches Geschwurbel (s.o.) etwa nicht?


      In den USA gibt es sowohl einen medizinischen Diskurs...
      Wieso ist die Verstümmelung gesunder Kinder eine medizinische Frage, und WTF ist die USA relevant für das, was wir hier beschließen? Sollen wir en passant auch die Todesstrafe wieder einführen, weil in den USA die Mehrheit dafür ist?


      Unstrittig ist jedoch, dass wir — in Einklang mit der UN-Kinderrechtskonvention — es unbedingt vermeiden sollten, Säuglingen extremen und traumatische Schmerzen bewusst zukommen zu lassen.
      Och, solange ist das noch gar nicht her, dass man noch gemeint hat, ein Säugling spürt eh nix.

      Ist das wirklich "unstrittig"?

      Unter religiösen Eltern ist es keineswegs unstrittig, ob die Amputation unter Narkose erfolgen darf. Für manche gehört der Schmerz zwingend zum Ritual. Es gibt im Übrigen für die neonatalen Jungenverstümmelung keine adäquate Betäubung.

      Aber die Problematik "Vollständigkeit des Körpers - wem gehört der Körper - irreversible Vernichtung erogener Zonen" auf das Thema "Schmerz" zu reduzieren - wenn das ein Beweis für die Kompetenz von Philosophie auf dem Gebiet sein soll, dann gute Nacht, Philosophie!
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"