Hamed Abdel-Samad:„Mein Abschied vom Himmel“

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    • Hamed Abdel-Samad:„Mein Abschied vom Himmel“

      Die Selbstverständlichkeit, mit der meine Schwester über die Beschneidung ihrer eigenen Tochter sprach, schockierte mich. Ich bat sie, das arme Mädchen nicht verstümmeln zu lassen.»Keiner will sie verstümmeln. Das ist nur ein kleines Stück, das weg muss, damit sie ruhiger wird.«
      »Alle Menschen tun das, mein Junge, das ist Tradition!«, mischte sich meine Mutter ein.
      »Und wenn alle Menschen anfangen, nackt auf der Straße zu laufen, werdet ihr auch das Gleiche tun?«, erwiderte ich.
      »Jetzt benimm dich bitte!«, antwortete meine Mutter verärgert.
      »Ich will nicht, dass sie, wenn sie erwachsen ist, den Jungs auf der Straße hinterherläuft und mit einer Schande nach Hause kommt«, wiederholte meine Schwester die übliche naive Argumentation.
      »Sabah, erinnerst du dich nicht, wie schmerzhaft dieser Akt für dich selbst war? Wieso musst du deiner Tochter das Gleiche antun?«
      Sabah schwieg eine Weile und antwortete wütend: »Will jeder, der ein paar Jahre in Europa gelebt hat, uns beibringen, was richtig und was falsch ist?«
      »Lass den Unsinn«, sagte ich.
      Damit war die Diskussion beendet.
      ulfdunkel.wordpress.com/2016/0…-du-kannst-nichts-dafuer/