Ich kämpfe! Bericht einer Mutter

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    • Ich kämpfe! Bericht einer Mutter

      Ich habe einen 10jährigen Sohn und eine etwas jüngere Tochter.

      Mein Vater hatte als Kleinkind eine Beschneidung nach der Diagnose "Phimose", die unter Komplikationen verheilte (genaueres weiß ich nicht) und nun stehen meine Schwester mit 2 Söhnen und ich mit meinem Großen mit engen Vorhäuten da.
      Erfahrungsberichte über die Operationswut von Ärzt*innen kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen. Mein Mann und ich sind uns seit jeher sehr einig darin, mit operativen Eingriffen zurückhaltend zu sein. Viele U-Untersuchungen hindurch haben wir unsere Geduld verteidigt. Im 9. Lebensjahr haben wir uns zu einem "Beratungsgespräch" zu einer Kinderchirurgin überweisen lassen. Wir kamen nach einer 10minütigen Beratung mit abgebügelten Nachfragen mit einem fertig unterschriebenen Aufklärungsbogen und einem OP-Termin da raus. Ich habe drei Tage später angerufen und die OP abgesagt.
      Argumente der Ärztin waren:
      • Das ist so eng, dass das nie und nimmer von selber was wird.
      • zum Beginn der Pubertät MUSS das erledigt sein, sonst zerrt das am Selbstbewusstsein.
      • Teilbeschneidung war von vorneherein ausgeschlossen; das gäbe der Befund nicht her.
      • Aus Hygienegründen sei das für alle künftigen Partnerinnen viel gesünder etc.
      Kennt Ihr alle hier.
      Vor einer Woche haben wir einen neuen Anlauf gewagt und waren bei einer Urologin. Die war deutlich zugänglicher, hatte aber keine Ahnung, wie eine Cortisonsalbe anzuwenden wäre und war erst nach meiner sanften Diskussion bereit, uns eine Salbe zu verschreiben. Auch für diese Ärztin gab es keinen Zweifel, dass sich am Befund ohne OP nichts ändern würde. Abwarten fand sie aber auf jeden Fall okay.
      Nach knapp einer Woche mit Ebenol 0.5% ist es schon deutlich besser; mein Sohn hat schon immer mit Ballonitis gepinkelt; jetzt kann er seine Eichel zum ersten Mal in seinem Leben sehen.

      Ich hatte das Glück, mich durch die kompetente Beratung der Ärzte meiner Neffen, die bereits erfolgreich mit Cortisonsalbe ihre Phimose behandelt haben, gegen die OP-Wut unserer Ärztinnen gewappnet zu haben. Ich könnte platzen vor Wut, wenn ich bedenke, wie viele Männer aus Profitgier dieses so wichtige Stück Haut verlieren.

      Es ist so schade, dass nicht mehr Menschen über dieses soooo wichtige Thema informiert werden, doch selbst ich (Medizinbranche) werde mich zurückhalten, denn ich werde die Privatsphäre meines Sohnes selbstverständlich respektieren.

      Liebe Mütter und Väter, bitte lasst Euch nichts einreden und versucht ALLES, bevor Ihr einer OP zustimmt.
    • Hallo und Willkommen hier im Forum

      Vielen Dank das Du Dich so einsetzt, Dein Bericht ist sehr wichtig.

      Wenn Du magst kannst Du folgenden Flyer den Ärzten unter die Nase reiben. BVKJ-Broschüre "Oh Mann, oh Mann - Sollten ja eigentlich alle Ärzte kennen, leider ist es dennoch eher die Ausnahme

      LG Bela
      Dateien
      "Those who cannot remember the past are condemned to repeat it"

      "Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen."


      George Santayana (1863-1952)
    • Hallo, und auch von mir noch ein herzliches Willkommen hier,

      vielen Dank für Deinen Bericht und Deinen Einsatz. Nur bei einem glaub ich inzwischen das es nicht so ist

      KampfumdieVorhaut schrieb:

      wie viele Männer aus Profitgier dieses so wichtige Stück Haut verlieren.
      Ich glaub nicht aus Profitgier, mehr dem schlechten Aus- und Fortbildungsstand der meisten Ärzte und Urologen, ist dieser Umstand geschuldet, der Doof- und Borniertheit ganzer Ärzteverbände...

      KampfumdieVorhaut schrieb:

      zum Beginn der Pubertät MUSS das erledigt sein, sonst zerrt das am Selbstbewusstsein.

      Teilbeschneidung war von vorneherein ausgeschlossen; das gäbe der Befund nicht her.

      Aus Hygienegründen sei das für alle künftigen Partnerinnen viel gesünder etc.
      Das sind für die nicht nur Verkaufsargumente...die meisten glauben noch ernsthaft an diesen veralteten Sch...

      KampfumdieVorhaut schrieb:

      Liebe Mütter und Väter, bitte lasst Euch nichts einreden und versucht ALLES, bevor Ihr einer OP zustimmt.
      Absolut...aber nicht nur bei Beschneidung, JEDER Eingriff bei Kindern nur bei absoluter med. Notwendigkeit und ALLE Alternativen erfolglos waren
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • Hallo!

      Vielen Dank für diesen Bericht!

      Mit 10 Jahren ist der Junge auf jeden Fall alt genug, um zu verstehen, worum es geht und klar und deutlich zu sagen, was er möchte und was nicht. Braucht er aber eigentlich gar nicht, denn er hat ja eine tolle Mutter.

      Wie alt sind denn die anderen beiden Jungs?

      Die erste Frage, die ich stellen möchte, ist: Wie erlebt denn der Junge selbst diese „Problematisierung“ seines Penis?

      Wenn er balloniert, dann bedeutet das doch, dass nur die Vorhautöffnung noch eng ist. Die bei kleinen Jungen typische Verklebung mit der Eichel hat sich bereits teilweise oder ganz gelöst, sonst könnte kein Urin zwischen Vorhaut und Eichel gelangen.

      Natürlich kann er cremen und dabei die Vorhaut bewegen bzw. soweit es ohne Schmerz geht behutsam dehnen. Wenn es aber nicht gleich klappt, ist das auch nicht schlimm. 10 Jahre ist etwa das Durchschnittsalter, ab wann bei Jungs die Vorhaut zurückgeht, d. h. es kann auch viel früher oder auch später passieren.

      Wichtig ist, dass er weiß, dass er mit seiner Mam reden kann und sie ihn versteht.

      Ich hätte da etwas genau für dieses Alter; bitte verstehen Sie das aber nicht als Werbung; ich denke, die e-Books sind preislich selbst für Kids OK.

      etwa ab 7:

      tredition.de/autoren/mario-lic…r-badewanne-e-book-40344/

      etwa ab 12, aber auch ab 10 ganz sicher verständlich:

      tredition.de/autoren/mario-lic…-pimmelbuch-e-book-84070/

      Da kann er selbst und für sich allein lesen. Die kostenfreie Broschüre des BVKJ wurde ja oben schon genannt; sie ist eher etwas für Eltern.

      Noch kurz zu den „Argumenten“:

      „Das ist so eng, dass das nie und nimmer von selber was wird.“

      Hellseherei?

      „zum Beginn der Pubertät MUSS das erledigt sein, sonst zerrt das am Selbstbewusstsein.“

      Ein unnötig beschnittener Penis kann das auch tun. Hier hilft nur: mit dem Jungen reden, ihm zuhören und wenn nötig, gemeinsam mit ihm nach Wegen suchen.

      „Teilbeschneidung war von vorneherein ausgeschlossen; das gäbe der Befund nicht her.“

      Von einer Teilbeschneidung würde ich auch abraten, weil hier 1. eine rund um den Penis reichende Wunde entsteht, die sich erneut verengen kann, wenn sie vernarbt und 2. verändert sich das kosmetische Ergebnis einer Teilbeschneidung durch das Peniswachstum in der Pubertät möglicherweise dahingehend, dass es dann von einer Radikalbeschneidung nicht mehr zu unterscheiden ist, d. h. mit 10 ist die Eichel nach der OP vielleicht noch zu 1/2 oder 2/3 bedeckt, mit 13 oder 14 liegt sie völlig frei.

      Wenn überhaupt OP, dann eine plastische OP, bei der die Vorhaut durch winzige Längseinschnitte geweitet wird, wobei aber kein Gewebe entfernt wird. Das steht aber bei Ihrem Sohn nicht auf der Tagesordnung; er hat noch Zeit und er kann cremen.

      „Aus Hygienegründen sei das für alle künftigen Partnerinnen viel gesünder etc.“

      Das ist so ziemlich das dümmste und zynischste Argument, das man bringen kann. Es unterstellt, dass Jungs mit Vorhaut schmutzig sind und es betrachtet Jungen sozusagen als Verfügungsmasse, die man den Bedürfnissen der künftigen Partnerin entsprechend zurechtschneiden kann. Ein Arzt, der so argumentiert, ist vielleicht ein guter Handwerker (Chirurg heißt ja nichts anderes als Handwerker), steht aber ethisch auf einem katastrophal niedrigen Niveau.

      Viel Glück den drei Jungs und Ihnen!

      Mario
      „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
    • Leseempfehlung

      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Urolüge schrieb:

      Ich glaub nicht aus Profitgier, mehr dem schlechten Aus- und Fortbildungsstand der meisten Ärzte und Urologen, ist dieser Umstand geschuldet, der Doof- und Borniertheit ganzer Ärzteverbände...
      Ich sehe neben der mangelhaften Informationslage der Ärzt*innen aber auch, dass das Thema "negative Folgen von Beschneidung" in diesem Land einer starken Tabuisierung unterliegt.
      Die Geschichte meines Sohnes würde ich auh sehr ungern Bekannten erzählen. Ich finde, mein Sohn hat ein Recht darauf, seine Sexualität für sich und mit den Menschen zu entdeckden, die er sich aussucht. Ist nicht meine Vorhaut, über die ich da mit entscheide (was übrigens unglaublich ist!!! SEINE Vorhaut, unsere (elterliche) Entscheidung)

      Mario Lichtenheldt schrieb:

      Braucht er aber eigentlich gar nicht, denn er hat ja eine tolle Mutter.
      Vielen Dank ^^


      Mario Lichtenheldt schrieb:

      Wie alt sind denn die anderen beiden Jungs?
      7 und 5. Anderes Bundesland, gaaaanz andere Kinderärztin. Wir hatten echt Glück, dass wir uns mal darüber unterhalten haben.




      Mario Lichtenheldt schrieb:

      Wie erlebt denn der Junge selbst diese „Problematisierung“ seines Penis?
      Ich bin Hebamme, in meiner Familie sind Fragen zu körperlichen Vorgängen total normal.
      Philosophie meiner Familie ist: Jeder Körper unterscheidet sich von jedem anderen. Manche Menschen tragen Einlagen in den Schuhen, weil deren Füße das brauchen, der Penis meines Sohnes braucht eben etwas Hilfe, bevor er in der Zeit, in der er nicht mehr nur zum pinkeln da sein wird, nach dessen Wünschen funktioniert.
      Im Moment freut sich mein Sohn, dass die Salbe so gut hilft und er jeden Abend etwas mehr von seiner Eichel sehen kann.

      Danke auch für die Literaturtipps, lieber Mario. Ich hatte das ebook schon mal erwogen, hab dann aber beschlossen, dass mein Sohn zur Zeit gut ohne auskommt. Schulwechel in der 5., alles neu, mehr Hausaufgaben etc. ---- reicht auch so schon.
      Hab das aber im Hinterkopf. Der Zeitpunkt dafür wird kommen ;)




      Mario Lichtenheldt schrieb:

      Viel Glück den drei Jungs und Ihnen!
      Danke :thumbsup:
    • Fidelis schrieb:

      Ich habe zwischen 6 und 10 balloniert. Und heute habe ich meine Vorhaut noch. Mein Sohn war mit 10 retraktibel (wie ich). So what?!
      Bei meinem Sohn war das schon immer. Sah halt anders aus, als bei den anderen Jungs --- in der Wickelzeit kriegt frau/man da ja ne Menge von zu sehen.

      Bei dem Befund hat mir auch eingeleuchtet, dass die Vorhaut eine ECHTE Engstelle hat.
      Um so verblüffender war, dass bereits nach 2x Salbe drauf das Ballonpinkeln vorbei war.
    • Hallo KampfumdieVorhaut und herzlich willkommen bei uns!

      KampfumdieVorhaut schrieb:

      Ich bin Hebamme
      Ich finde es unheimlich wichtig, dass gerade Hebammen Bescheid wissen und jungen Müttern dieses Wissen weitergeben, vielen, vielen Dank dafür! :love:
      Wenn ich mich mit Schwangeren oder jungen Müttern unterhalte, muss ich immer wieder feststellen, wie wenig diese zum Teil über die ganz normalen Reifungs- und Entwicklungszustände des Penis wissen und noch heute, im Jahr 2016 längst veralteten Ratschlägen von Kinderärzten, Omas und anderen "wissenden" Menschen folgen und überzeugt sind, eine kindliche Vorhaut müsse möglichst frühzeitig zurückgezogen werden, um einer schädlichen Verengung vorzubeugen bzw. darunter ausgiebig reinigen zu können.
      Der Beruf der Hebamme ist auch in diesem Bereich unschätzbar wichtig. Ich bin sicher, dass Du bei Deiner Arbeit mit den Frauen diese Punkte ansprechen wirst und wichtige Aufklärungsarbeit leistest. Danke dafür!



      KampfumdieVorhaut schrieb:

      Die Geschichte meines Sohnes würde ich auh sehr ungern Bekannten erzählen. Ich finde, mein Sohn hat ein Recht darauf, seine Sexualität für sich und mit den Menschen zu entdeckden, die er sich aussucht.
      Absolut, und diese Einstellung finde ich sehr, sehr richtig und wichtig. Es ist auch gar nicht nötig, von seiner Situation zu berichten. Wichtig ist die Sache an sich, und da braucht man keine derart realitätsbezogenen Beispiele. Fundiertes Wissen in jeglicher Form gibt es zuhauf. Es muss nur verbreitet werden und dazu kann jeder seinen Beitrag leisten.

      Danke, dass Du hier bist und Dich so für Deinen Sohn einsetzt. Viel Glück Euch!
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Was ist es doch immer wieder eine Genugtuung, von solchen Berichten zu lesen. Da bestätigt sich's wieder, dass der ganze Kampf doch mal etwas wert war.

      Ich selbst habe mit meinem mittlerweile erwachsenen Sohn die gleiche Odyssey durch. Vorhaut wirklich von Geburt an EXTREMST eng, so eng, dass Pinkeln wirklich nur in Tropfenform bzw. allenfalls mal in einem dünnen Rinnsal möglich war. Im stehen pinkeln? Im Leben nicht! Selbst im sitzen rann es noch den Penis und die Hoden runter, statt einfach abzulaufen.
      Also war klar, da muss was gemacht werden. Also los ging die Odyssey. Mein äußerst lieber Kinderarzt, den ich selbst schon aus meinen Kindertagen kannte, riet zur Behandlung mit Salbe, war aber selbst demütig genug, uns zu raten, seine Meinung von einem "Kollegen vom Fach" abklären zu lassen. Oh je, wenn er gewusst hätte, was er uns damit antut...
      Der erste Urologe: "Das muss ab, Sie sehen doch selber dass da nichts zu bewegen ist". Aufgestanden, raus.
      Die nächsten 3 nahezu gleiche Aussage.
      Der nächste schaute sich den Kleinen beim pinkeln an (er musste während der Untersuchung mal, was der Urologe natürlich sehr nützlich fand) und schlug die Hände über'm Kopf zusammen, weil der Kleine dafür halt ein paar Minuten brauchte bis er wirklich "fertig" war und die Vorhaut sich halt wirklich ordentlich aufblies. Der rannte förmlich zu seinem Schreibtisch und füllte die OP-Überweisung aus und konnte überhaupt nicht verstehen, dass ich da nicht sofort "ja" zu sage, nachdem ich ihn da hab pinkeln sehen (aber das hatte ich auch viele Male vorher schon). Als ich wirklich auf mein NEIN bestand, drohte er mir sogar damit, das Jugendamt anzurufen und die OP-Erlaubnis erzwingen zu lassen - denn ich setze quasi das Leben meines Kindes aufs Spiel (so seine Originalaussage).
      Mein Kleiner war mehr als verschüchtert, und ich verließ natürlich umgehend die Praxis, nicht ohne die Drohung, ihn bei Nachricht vom Jugendamt öffentlich an den Pranger zu stellen und ihn anzuzeigen. Das zog wohl, jedenfalls hab ich vom Amt nie etwas gehört.

      Natürlich stellte sich mir nach all diesen Antworten ernstlich die Frage, ob ich mit meiner Weigerungshaltung wirklich richtig lag. Der Kleine brauchte tatsächlich für jedes Pinkeln immer recht lange, wie gesagt, es ging immer nur schnell tröpfelnd oder, wenn er wirklich mal ganz dringend musste, auch mal ein dünner durchgehender Rinnsal, aber von Strahl konnte da kein Mensch sprechen. Und, wie gesagt, im stehen war es nie möglich und selbst im sitzen wurde Penis, Hodensack und sogar Po (weil's ja immer nach hinten lief - quasi wie bei den Mädchen) bewässert, was natürlich gerade draußen schon durchaus unpraktisch war. Aber es war nichts, was man nicht gelöst bekam.

      Der wichtigste Punkt, bei meiner Weigerungshaltung zu bleiben, war mein Sohn selbst. Ich habe ihn viele Male gefragt, ob ihn das stört, ob ihm etwas weh tut etc. Seine durchgängige Antwort war immer NEIN, es ist OK. Auch als er in die Schule kam und mitunter (z. B. auf Wandertagen etc.) mal mit anderen Jungs zusammen mal im Wald o. ä. outdoor ohne meine Hilfe pinkeln musste, und sein "Handicap" für andere definitiv sichtbar wurde (denn fast alle anderen stellten sich, und er hockte sich eben und brauchte entsprechend länger), wollte er nichts daran geändert haben. Die anderen fragten einmal nach, aber dann war das Thema erledigt - während die zwei beschnittenen Jungs in der Klasse wesentlich mehr unter Hänseleien zu leiden hatten.

      Lange Rede kurzer Sinn, mein Sohn ist heute erwachsen, hat seine Vorhaut immer noch. Letzter mir bekannter Stand ist, dass sie noch immer nicht zurückziehbar ist. Doch er hat eine liebe Freundin, definitiv auch schon sein "erstes Mal" hinter sich, und mit Sicherheit auch mit seiner Freundin schon viele Male (gehe ich jetzt mal von aus), und es ist alles OK. Operieren hat er sich jedenfalls nicht lassen - und er ist mir bis heute sehr dankbar dafür, dass auch ich das nicht gegen seinen Willen habe machen lassen.


      Deshalb - liebe hier schreibende Mama - kann ich sie nur in Ihrer Haltung bestärken, und Sie dafür beglückwünschen. Ich finde es toll, dass Sie sich auch so vehement gegen die breite Masse an Ärzten stellen, die für Ihren Sohn schon das Messer wetzen. Auch er wird Ihnen das später danken.
      Und so wie ich Sie verstanden habe, geht es bei Ihrem Sohn ja sogar ein Stück zurück zu ziehen. Da ist ja noch weniger "Dringlichkeit" drin, als bei meinem damals.

      Machen Sie weiter so.
      Ohne Konsens ist alles Nonsens.