Mir ist das 1975 passiert ohne überhaupt genau in Kenntnis über den Eingriff gesetzt worden zu sein. In einer Zeit, als in der Medizin radikale Methoden vorherrschten, also Appendektomien, Tonsillektomien, Zirkumzisionen etc. aus rein „prophylaktischen“ Erwägungen bei passender Gelegenheit mit durchgeführt wurden, auch wenn dafür gar kein Grund vorlag.
Ich hatte mir als knapp 17- jähriger einen Frenulumriss zugezogen. Zu der damaligen Zeit gab es noch Krankenscheine, zudem war ich ja noch minderjährig, also musste ich mich meinem Vater anvertrauen. Das war mir außerordentlich peinlich, da Dinge unterhalb der Gürtellinie zu der Zeit noch ein Tabuthema waren.
Mein Vater brachte mich in ein Krankenhaus. Dort begegneten wir auf dem Flur, den Nachbarn meiner Eltern aus dem übernächsten Haus, der in dem Hospital als Arzt tätig war, was ich allerdings nicht wusste.
Er fragte, was denn los sei und mein Vater antwortete, dass ich eine Verletzung habe. Der Arzt meinte daraufhin, dann sollten wir gleich mitkommen. Ich dachte, ich versinke vor Scham im Boden. Alles andere, aber nicht vor dem Nachbarn – auch in seiner Eigenschaft als Arzt – die Hose runterlassen zu müssen.
Er untersuchte mich dann und bat meinen Vater dann hinein. Dann meinte er, so wie das aussehe müsse da wohl „umschnitten“ werden. (Welche Ironie, er hatte damit ja nicht mal gelogen). Ich war ganz konsterniert, stand dort wie ein Häufchen Elend, innerlich zitternd, und frage: „Ja um Himmels Willen, was denn schneiden!?“ Naiv wie ich damals war, dachte ich, er wolle die eingerissene Stelle umschneiden, was irgendwie ja unlogisch in sich war, und selbst das war mir schon unheimlich. Er kam heran, legte mir väterlich seinen Arm um meine Schulter und hielt sich ganz vage, wich aus mit euphemistischen, bagatellisierenden, motivierenden Phrasen und Floskeln:
So ein Kerl wie ein Baum, jammere hier so rum. Das sei ja nur ein kleiner Schnitt und ich müsse keine Angst davor haben, ich würde garantiert nichts davon spüren, der Eingriff dauere ja nur ein paar Minuten und habe auch keinerlei negativen Auswirkungen, in 2-3 Wochen sei das wieder verheilt und in 5-6 Wochen würde ich gar nicht mehr daran denken. Schließlich wurde dann meine Zustimmung (Einwilligung) mit der Suggestivfrage, ob ich denn nicht wolle, dass alles wieder in Ordnung komme, sozusagen erschlichen. Natürlich wollte ich das, und bejahte (was ich bis heute bitter bereue). Auf die Frage, was ich denn gefrühstückt hätte, antwortete ich, dass ich noch nüchtern sei. Daraufhin meinte er, bestens, dann könne das ja noch am Nachmittag erledigt werden, ich solle gleich auf die Station XY gehen und mich dort im Schwesterndienstzimmer melden, er wolle mich dort telefonisch avisieren. Ich sah meinen Vater hilfesuchend an, aber der meinte nur, ich hätte ja wohl gehört was der Arzt gesagt habe und solle mich gefälligst danach richten. Der Arzt bat meinen Vater noch zu bleiben, vermutlich um ihm die mir vorenthaltene Wahrheit mitzuteilen und die Einwilligungserklärung zu unterschreiben. Ich begab mich dann mit einem mulmigen Gefühl zu der angegebenen Station. Dort liefen dann die üblichen präoperativen Untersuchungen etc. ab. Am frühen Nachmittag bekam ich eine Injektion mit einem sedierenden Mittel und verfiel in einen Zustand von Apathie, kann mich nur noch vage erinnern irgendwohin gerollt worden zu sein und dass mir eine Maske auf Nase und Mund gedrückt wurde.
Nachdem ich dann wieder bei Bewusstsein war, stellte ich voller Entsetzen fest, dass meine Vorhaut vollständig entfernt worden war, das sensible innere Blatt bis auf einen ganz schmalen Rand weggeschnitten sowie der Rest des Frenulums nur noch rudimentär vorhanden und der Penis angeschwollen war. Das hat mich wirklich umgehauen, ich war total verzweifelt.
Das Folgende werden wohl alle Betroffenen ähnlich erlebt haben: Baden in Kamillenlösung, Eincremen der Narbe mit Salbe. Die Fäden fielen – bis auf einen – nach etwa 10 Tagen aus. Zu meinem großen Erstaunen hielt sich die Intensität der Schmerzen in Grenzen, abgesehen von der Höllenqual bei nächtlichen Erektionen.
Nach gut 2 Wochen war die Wunde geschlossen
Der Gerechtigkeit halber muss ich sagen, dass die Narbe sehr gleichmäßig und sauber verheilt ist. Im schlaffen Zustand liegt sie knapp oberhalb des Eichelrands, bei Erektionen liegt die Haut straff am Schaft an, die Narbe gut 0,5 cm vom Eichelrand entfernt.
Viel schlimmer habe ich die lange Zeit in Erinnerung, in der die freigelegte Eichel an der Unterwäsche auf Schritt und Tritt scheuerte. Ganz schlimm war Radfahren, sogar der Wasserstrahl der Dusche darauf gerichtet verursachte
äußerst unangenehme, nahe an der Schmerzgrenze liegende Empfindungen. Durch die ständigen Irritationen hatte ich fast dauerhaft so etwas wie eine ganz leichte Erektion, was dann alles noch verschlimmerte. Ich kann jetzt nicht mehr genau sagen wie lange dieser Zustand andauerte, aber es sind bestimmt an die 2 Jahre gewesen. Zuweilen war es so arg, dass ich ernsthaft überlegt habe ein Kondom zu tragen, diesen Gedanken dann jedoch verworfen, weil dadurch keine Luft mehr an die Haut kommt, was sicherlich auf Dauer auch nicht günstig ist und ich mich ja irgendwie an die neuen Gegebenheiten gewöhnen muss. Weite Unterwäsche kann ich bis heute nicht ertragen.
Geradezu katastrophal war die Auswirkung auf mein Sexualleben. Ich habe 3 Wochen nach der Zirkumzision erstmals versucht zu masturbieren und obwohl ich sehr geil nach dieser Karenzzeit war, dauerte es über 2,5 Stunden bis zum Orgasmus bei intensivster Stimulation. Auch die nächsten Versuche waren ähnlich gelagert. Ich kann mit Worten kaum die Verzweiflung und Niedergeschlagenheit artikulieren, die ich damals empfand. Beim Coitus lief bei mir unter einer halben Stunde nie etwas. Oft wurde es meiner Partnerin zuviel, wir brauchten Gleitgel oder ich musste den Rest mit der Hand zuende bringen. Im Laufe der Jahre wurde es immer schlimmer, mein Penis immer unsensibler.
Viele Jahre nach meiner Beschneidung musste ich mal einen Urologen aufsuchen. Diesem blieb natürlich meine Zirkumzision nicht verborgen. Er fragte mich danach und tönte positiv herum. Ich kommentierte das mit einem bitteren: „Wirklich ganz fantastisch“. Er stutzte und meinte ganz empört, 6 Wochen, dann sei das aber vergessen und außerdem sei das ja viel hygienischer so! So können nur Theoretiker reden. In sämtlichen Lehrbüchern der Urologie findet sich absolut nichts über evtl. Nachwirkungen nach Zirkumzisionen.
Ach ja, bei der Nachuntersuchung nach dem Krankenhausaufenthalt sagte der Arzt, siehst du, so schlimm war das doch alles gar nicht um augenzwinkernd hinzuzufügen, jetzt könne auch nichts mehr einreißen. Zynischer geht’s nimmer!
Ich hatte mir als knapp 17- jähriger einen Frenulumriss zugezogen. Zu der damaligen Zeit gab es noch Krankenscheine, zudem war ich ja noch minderjährig, also musste ich mich meinem Vater anvertrauen. Das war mir außerordentlich peinlich, da Dinge unterhalb der Gürtellinie zu der Zeit noch ein Tabuthema waren.
Mein Vater brachte mich in ein Krankenhaus. Dort begegneten wir auf dem Flur, den Nachbarn meiner Eltern aus dem übernächsten Haus, der in dem Hospital als Arzt tätig war, was ich allerdings nicht wusste.
Er fragte, was denn los sei und mein Vater antwortete, dass ich eine Verletzung habe. Der Arzt meinte daraufhin, dann sollten wir gleich mitkommen. Ich dachte, ich versinke vor Scham im Boden. Alles andere, aber nicht vor dem Nachbarn – auch in seiner Eigenschaft als Arzt – die Hose runterlassen zu müssen.
Er untersuchte mich dann und bat meinen Vater dann hinein. Dann meinte er, so wie das aussehe müsse da wohl „umschnitten“ werden. (Welche Ironie, er hatte damit ja nicht mal gelogen). Ich war ganz konsterniert, stand dort wie ein Häufchen Elend, innerlich zitternd, und frage: „Ja um Himmels Willen, was denn schneiden!?“ Naiv wie ich damals war, dachte ich, er wolle die eingerissene Stelle umschneiden, was irgendwie ja unlogisch in sich war, und selbst das war mir schon unheimlich. Er kam heran, legte mir väterlich seinen Arm um meine Schulter und hielt sich ganz vage, wich aus mit euphemistischen, bagatellisierenden, motivierenden Phrasen und Floskeln:
So ein Kerl wie ein Baum, jammere hier so rum. Das sei ja nur ein kleiner Schnitt und ich müsse keine Angst davor haben, ich würde garantiert nichts davon spüren, der Eingriff dauere ja nur ein paar Minuten und habe auch keinerlei negativen Auswirkungen, in 2-3 Wochen sei das wieder verheilt und in 5-6 Wochen würde ich gar nicht mehr daran denken. Schließlich wurde dann meine Zustimmung (Einwilligung) mit der Suggestivfrage, ob ich denn nicht wolle, dass alles wieder in Ordnung komme, sozusagen erschlichen. Natürlich wollte ich das, und bejahte (was ich bis heute bitter bereue). Auf die Frage, was ich denn gefrühstückt hätte, antwortete ich, dass ich noch nüchtern sei. Daraufhin meinte er, bestens, dann könne das ja noch am Nachmittag erledigt werden, ich solle gleich auf die Station XY gehen und mich dort im Schwesterndienstzimmer melden, er wolle mich dort telefonisch avisieren. Ich sah meinen Vater hilfesuchend an, aber der meinte nur, ich hätte ja wohl gehört was der Arzt gesagt habe und solle mich gefälligst danach richten. Der Arzt bat meinen Vater noch zu bleiben, vermutlich um ihm die mir vorenthaltene Wahrheit mitzuteilen und die Einwilligungserklärung zu unterschreiben. Ich begab mich dann mit einem mulmigen Gefühl zu der angegebenen Station. Dort liefen dann die üblichen präoperativen Untersuchungen etc. ab. Am frühen Nachmittag bekam ich eine Injektion mit einem sedierenden Mittel und verfiel in einen Zustand von Apathie, kann mich nur noch vage erinnern irgendwohin gerollt worden zu sein und dass mir eine Maske auf Nase und Mund gedrückt wurde.
Nachdem ich dann wieder bei Bewusstsein war, stellte ich voller Entsetzen fest, dass meine Vorhaut vollständig entfernt worden war, das sensible innere Blatt bis auf einen ganz schmalen Rand weggeschnitten sowie der Rest des Frenulums nur noch rudimentär vorhanden und der Penis angeschwollen war. Das hat mich wirklich umgehauen, ich war total verzweifelt.
Das Folgende werden wohl alle Betroffenen ähnlich erlebt haben: Baden in Kamillenlösung, Eincremen der Narbe mit Salbe. Die Fäden fielen – bis auf einen – nach etwa 10 Tagen aus. Zu meinem großen Erstaunen hielt sich die Intensität der Schmerzen in Grenzen, abgesehen von der Höllenqual bei nächtlichen Erektionen.
Nach gut 2 Wochen war die Wunde geschlossen
Der Gerechtigkeit halber muss ich sagen, dass die Narbe sehr gleichmäßig und sauber verheilt ist. Im schlaffen Zustand liegt sie knapp oberhalb des Eichelrands, bei Erektionen liegt die Haut straff am Schaft an, die Narbe gut 0,5 cm vom Eichelrand entfernt.
Viel schlimmer habe ich die lange Zeit in Erinnerung, in der die freigelegte Eichel an der Unterwäsche auf Schritt und Tritt scheuerte. Ganz schlimm war Radfahren, sogar der Wasserstrahl der Dusche darauf gerichtet verursachte
äußerst unangenehme, nahe an der Schmerzgrenze liegende Empfindungen. Durch die ständigen Irritationen hatte ich fast dauerhaft so etwas wie eine ganz leichte Erektion, was dann alles noch verschlimmerte. Ich kann jetzt nicht mehr genau sagen wie lange dieser Zustand andauerte, aber es sind bestimmt an die 2 Jahre gewesen. Zuweilen war es so arg, dass ich ernsthaft überlegt habe ein Kondom zu tragen, diesen Gedanken dann jedoch verworfen, weil dadurch keine Luft mehr an die Haut kommt, was sicherlich auf Dauer auch nicht günstig ist und ich mich ja irgendwie an die neuen Gegebenheiten gewöhnen muss. Weite Unterwäsche kann ich bis heute nicht ertragen.
Geradezu katastrophal war die Auswirkung auf mein Sexualleben. Ich habe 3 Wochen nach der Zirkumzision erstmals versucht zu masturbieren und obwohl ich sehr geil nach dieser Karenzzeit war, dauerte es über 2,5 Stunden bis zum Orgasmus bei intensivster Stimulation. Auch die nächsten Versuche waren ähnlich gelagert. Ich kann mit Worten kaum die Verzweiflung und Niedergeschlagenheit artikulieren, die ich damals empfand. Beim Coitus lief bei mir unter einer halben Stunde nie etwas. Oft wurde es meiner Partnerin zuviel, wir brauchten Gleitgel oder ich musste den Rest mit der Hand zuende bringen. Im Laufe der Jahre wurde es immer schlimmer, mein Penis immer unsensibler.
Viele Jahre nach meiner Beschneidung musste ich mal einen Urologen aufsuchen. Diesem blieb natürlich meine Zirkumzision nicht verborgen. Er fragte mich danach und tönte positiv herum. Ich kommentierte das mit einem bitteren: „Wirklich ganz fantastisch“. Er stutzte und meinte ganz empört, 6 Wochen, dann sei das aber vergessen und außerdem sei das ja viel hygienischer so! So können nur Theoretiker reden. In sämtlichen Lehrbüchern der Urologie findet sich absolut nichts über evtl. Nachwirkungen nach Zirkumzisionen.
Ach ja, bei der Nachuntersuchung nach dem Krankenhausaufenthalt sagte der Arzt, siehst du, so schlimm war das doch alles gar nicht um augenzwinkernd hinzuzufügen, jetzt könne auch nichts mehr einreißen. Zynischer geht’s nimmer!