Essen, 24.09.16: "Beschneidung von Jungen und Mädchen – (K)ein Thema für den Kinderschutz? "

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    • Essen, 24.09.16: "Beschneidung von Jungen und Mädchen – (K)ein Thema für den Kinderschutz? "





      Beschneidung von Jungen und Mädchen – (K)ein Thema für den Kinderschutz?


      Die gesellschaftliche Diskussion um die nicht-medizinisch indizierte Genitalbeschneidung bei nicht-einwilligungsfähigen Kindern bewegt sich im Spannungsfeld zwischen dem elterlichen Recht auf religiöse und kulturelle Erziehung und dem kindlichen Recht auf seine körperliche Unversehrtheit.

      In Deutschland ist die rituell motivierte Mädchenbeschneidung im Strafgesetzbuch (StGB § 226a) klar geregelt und als Verstümmelung der weiblichen Genitalien und gefährliche Körperverletzung unter Strafe gestellt.

      Im Gegensatz dazu ist die Genitalbeschneidung männlicher Kinder im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB § 1631d) geregelt und erlaubt es den Eltern, einen solchen Eingriff auch aus nicht-medizinischer Indikation und auch durch medizinische Laien durchführen zu lassen.

      Doch diese Regelung findet keine allgemeine Zustimmung, da sie von vielen, auch von medizinischen Fachverbänden, als Einschränkung der kindlichen Grundrechte, so wie sie im Grundgesetz, aber auch in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben sind, angesehen werden. Damit bleibt die medizinisch nicht-indizierte Genitalbeschneidung von Jungen weiterhin ein kontrovers diskutiertes Thema.

      Im Rahmen dieses Workshops sollen medizinische, psychologische, juristisch-ethische Hintergründe zur Mädchen- bzw. Jungenbeschneidung kultursensibel erörtert werden, um schlussendlich gemeinsam mit den Teilnehmer(inne)n zu diskutieren, ob und inwieweit die Problematik der nicht-medizinisch indizierten Genitalbeschneidung Minderjähriger Teil unserer Kinderschutzarbeit werden kann.

      Dr. med. Kolja Eckert, Klinik für Kinderchirurgie
      kinderschutzforum.de/programm.php?d=1474668001

      siehe auch:

      derwesten.de/staedte/essen/war…erweigert-id10906917.html
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Das Wort ist mir auch sofort aufgefallen. Vielleicht heisst das, dass man "Beschneidung" statt Genitalverstümmelung sagen muss, usw.
      Aber immerhin scheint es an der Klinik doch kritische Geister zu geben, siehe 2. Link.

      Warum nicht "kindersensibel"? Wer ist wohl verletzlicher, Erwachsene oder Kinder?
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Ach Leute... kultursensibel ist immer wichtig, wenn man Menschen erreichen will. Und um Kinderschutz zu erreichen muss man Erwachsene erreichen, denn die haben es (leider) in der Hand, ob ihre Kinder gewaltfrei aufwachsen dürfen oder nicht. Fragt mal Frauen, die in Afrika gegen FGM kämpfen. Wenn die da hingehen und ihr Vorgehen nicht auch "kultursensibel" reflektieren, können sie gleich zuhause in Europa bleiben.
      Darüber kann man sich mit Recht aufregen, aber es ist Fakt.
      Vielleicht freut Ihr Euch mal, dass das Thema geschlechtsübergreifend in einer Veranstaltung diskutiert wird? Passiert ja nun nicht sooooo oft.... und auch noch von einem Arzt angeboten, der sich sehr positiv in dieser Diskussion für die Rechte auch von Jungen geäußert hat?
    • Ich kann Pizarro nur zustimmen. Wenn wir immer auf alle ( selbst unserer Sache Aufgeschlossene ) einprügeln und alle verprellen , die nicht von vornherein die " reine Lehre" vertreten , können wir uns hier auch noch in 20 Jahren gegenseitig im sektiererischen Schulterklopfen üben. Auf gesellschaftlicher Ebene etwas erreichen werden wir damit nicht.
    • Wenn Kolja Eckert die Eindeutigkeit seines Kollegen Dr. Wolfgang Bühmann teilt, die sich hier beide (deutsch.medscape.com/artikelansicht/4903926) in einem Artikel äußern, dann kann "kultursensibel" sicher gern als zwar verständnisvolle aber kompromissfreie Diskussionseinladung verstanden werden.

      "Bühmann hält das allerdings für falsch „Wer eine medizinisch nicht indizierte, rituell motivierte Beschneidung durchführt, begeht eine körperliche und seelische Verletzung an einem nicht einwilligungsfähigen Kind. Das steht in krassem Widerspruch zur in den ersten Artikeln unseres Grundgesetzes garantierten Unantastbarkeit der Würde, zur körperlichen Unversehrtheit und zur Religionsfreiheit – eine solche Zuwiderhandlung gehört unter Strafe gestellt, wenn Vernunft und Respekt es nicht ohnehin gebieten.“"

      Kolja Eckert: "... wir machen schon Beschneidungen bei Jungen, aber eben nur, wenn diese medizinisch notwendig sind.“"

      In seiner Beschneidungspraxis scheint Eckert jedenfalls keinen Kompromiss einzugehen.
    • Einprügeln ist natürlich Unsinn, aber klare Kante muss schon sein. Faule Kompromisse gibt es schon genug, der oberfaulste nennt sich 1631d, der soll ja angeblich ein "ausgewogener Kompromiss" sein und Jungen schützen. Vor dem grossen bösen Wolf -äh Hinterzimmer.

      Pizarro73 schrieb:

      Und um Kinderschutz zu erreichen muss man Erwachsene erreichen
      Das ist richtig. Man muss sich aber eingestehen, dass man nicht alle Erwachsene mit blossem Reden erreichen kann. Manche wollen vielleicht auch gar nicht erreicht werden ("das ist unsere Sache, das geht euch gar nichts an!" - oft genug gehört). Und selbst wenn man sie "erreicht", heisst das nicht, dass sie ihr Verhalten ändern.

      Pizarro73 schrieb:

      ...muss man Erwachsene erreichen, denn die haben es (leider) in der Hand, ob ihre Kinder gewaltfrei aufwachsen dürfen oder nicht.
      Das hört sich nach ohnmächtigem Staat an. Der Staat hat aber Kinder gegenüber ganz klar ein Wächteramt.

      Pizarro73 schrieb:

      ...muss man Erwachsene erreichen, denn die haben es (leider) in der Hand, ob ihre Kinder gewaltfrei aufwachsen dürfen oder nicht.

      Tatsächlich? Die 12 Stämme haben das nicht mehr in der Hand.

      Pizarro73 schrieb:

      Fragt mal Frauen, die in Afrika gegen FGM kämpfen

      Wir sind hier in Mitteleuropa, in Deutschland, nicht in Afrika.


      Ich möchte einfach gerne wissen, was "kultursensibel" im Zusammenhang mit MGM konkret bedeuten soll. Vielleicht kann mir das jemand ohne Geschwurbel und Nebelkerzen erklären?

      War die Strafanzeige in Sachen Teichtal "kultursensibel"?
      Wäre eine Strafanzeige in Sachen Potsdam "kultursensibel"?

      Pizarro73 schrieb:

      Vielleicht freut Ihr Euch mal, dass das Thema geschlechtsübergreifend in einer Veranstaltung diskutiert wird?
      Das habe ich sofort positiv aufgenommen. Allerdings bleibt abzuwarten, ob in der Veranstaltung nicht wieder das berühmte "ganz was anderes" kommt.
      Alles in allem knüpfe ich durchaus Hoffnungen an diese Diskussion.
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"