Beschneidung mit 30

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    • Beschneidung mit 30

      Hallo an das Forum, ich wollte mal mit meiner Geschichte etwas zum Forum beitragen. Natürlich sind meine Erfahrungen rein subjektiv und jeder Mensch ist etwas unterschiedlich, trotzdem ist dem ein oder anderen vielleicht mit der Erfahrung geholfen.
      Angefangen hat mein Problem etwa mit 10 Jahren, die Vorhaut war verengt. Natürlich war es mir damals enorm peinlich und ich hätte nie gewagt meinen Eltern etwas darüber zu sagen. Also dehnte ich wie ein Verrückter herum, denn das man Haut auch dehnen kann war mir auch als Kind schon klar. Man bekommt ja einiges mit wenn man in einem Akademikerhaushalt aufwächst,
      Nach etwa einem Jahr hatte ich es geschafft das ich die Vorhaut zurückschieben konnte. Nur machte mich nun die Optik fertig.
      Es hatten sich in all den Jahren der Probleme viele kleine Narben an der Vorhaut gebildet. Irgendwann war dann Selbstbefriedigung natürlich auch ein Thema und da dehnte sich eigentlich alles von alleine weiter. Nur das Bändchen blieb leider sehr kurz.
      Damit lebte ich dann aber trotzdem ganz gut bis ich etwa 16 war und das erste mal Sex hatte, die Vorhaut schob sich immer wieder nach vorne und blieb selbst bei einer Erektion kaum hinten.

      Alles in allem war die Vorhaut zu Eng und das Bändchen viel zu kurz. Damals war Piercen gerade aufgekommen und ich zögerte da nicht lange, da Cremes und Dehnen mit den Fingern nichts mehr brachte. Ich habe mir also das Bändchen (Die Hautwand dahinter) mit einem 1,6 mm Piercing stechen lassen, dehnte das dann auf 3 mm auf und zog auch immer wieder am Ring. Gut, so war das Bändchenproblem endlich gelöst, es gab einen Hingucker der vielen Mädels gefallen hat und es war zudem damals noch ein recht seltener Schmuck. Die Vorhaut blieb zudem auch wegen dem Piercing meistens da wo sie hingehörte.
      Jahre zogen ins Land und es gab kaum Probleme, bis meine Freundin eine Antibiotikakur machen musste. Das dumme an der Sache, zumindest bei Frauen ist allerdings das sie sich dabei meistens einen Hefepilz einfangen, der natürlich dann auf mich überging. Die Ärzte meinten das wäre keine große Sache, wir bekamen Pillen, Salben und mehr und der Pilz ging auch weg.
      Durch die vielen Narben an meiner Vorhaut aus der Kindheit war aber nun bei mir die Hölle los. Die Haut um die Narben sprang auf, heilte wieder nur um abermals wieder aufzuspringen. Unzählige Mittel, Cremen und sicher 5 verschiedene Ärzte mehr halfen nicht viel. Und nach etwa einem Jahr hatte ich es satt und informierte mich mal über eine Beschneidung.
      Als erstes wird man im Internet mit Pros und Kontras überschüttet, da bei mir aber ein medizinischer Grund vorlag gab ich nicht viel auf die Beschneidungsgegner. Denn gegen rituelle Beschneidung oder gar grundlose Beschneidung von Kindern bin ich auf jeden Fall.
      Bei der Planung des Vorhabens bin ich dann auf verschiedene Beschneidungsstile und verschiedene Op Formen gestoßen. Damit kam dann auch der Gedanke das es nicht nur darum geht die Vorhaut von den Stellen zu befreien die stören, sondern auch darum wie das ganze später aussieht.
      Mit dem Wissen bin ich dann zum ersten Urologen gegangen, der meinte zu mir eine Beschneidung wäre nicht nötig, verschrieb wieder eine Creme und meinte er kenne da keine Beschneidungsstile, wenn er so etwas macht dann medizinisch begründet ohne Rücksicht auf die Optik.

      Das hat mich dann erstmal frustriert, habe ich im Internet noch gelesen das manche mit ihrem Arzt genau die Schnittlinie festlegen, stand ich nun mit einer brennenden und von Wunden übersäten Vorhaut da und hatte die hundertste Salbe dagegen in der Hand die natürlich auch nicht wirkte. Als Angebot bekam ich nur das man die verletzte Haut irgendwie entfernen würde.
      Also begann die Suche nach einem Arzt der Ahnung hatte, Sex war inzwischen kaum mehr möglich und nur noch mit starken Schmerzen verbunden. Die Suche dauerte fast ein halbes Jahr. Denn anders als in Deutschland zum Beispiel ist so eine Sache in Österreich recht exotisch. Ein paar Bekannte die ich auf das Thema angesprochen habe konnten einige Horrorgeschichten erzählen. So berichtete ein langjähriger Freund das er mit 16 beschnitten wurde, dabei hat man ihm im Krankenhaus die halbe Vorhaut weggeschnitten, mit einem völlig schiefen Schnitt. Die Vorhaut würde jetzt halb über die Eichel hängen, aber keine gerade Linie bilden. Er gehöre daher nun zur "Licht aus beim Sex Fraktion".
      So wollte ich natürlich nicht enden, also druckte ich Bilder von verschiedenen Beschneidungsstilen aus, wählte für mich einen aus und ging mit den Bildern von Urologe zu Urologe. Was man sich da anhören muss ist zum teil schon wahnwitzig. Durch einen Tipp aus dem Internet bin ich dann aber endlich zu einem Arzt gekommen der wert auf Optik und gutes Gelingen legte. Meinen ausgesuchten Stil kritisierte er etwas, da er bei meiner Vorgeschichte bei einer Erhaltung eines Teils der Innenseite der Vorhaut Probleme zukommen sieht, ein weiterer Urologe der schon in Pension ist und den ich ab und zu telefonisch kontaktierte bestätigte die Meinung ebenfalls. Gut, jemandem der um die 20.000 Beschneidungen durchführte kann man schon einmal etwas glauben.

      Also habe ich dann doch einen sehr straffen Stil mit vollständiger Entfernung der inneren Vorhaut gewählt, Bändchen auch gleich weg, wobei es selbst da wieder zwei Methoden gibt.... .
      Nach Absprache mit der GKK welche die Kosten übernommen hat nachdem ich den Fall beschrieb ging es dann los. Meine Freundin hat mich gefahren da ich selbst danach nicht fahren wollte, örtliche Betäubung, ambulante Behandlung, nach kurzer Zeit war er fertig. nach der OP sprang ich recht munter herum und dachte mir das ich sogar selbst fahren hätte können. Es ist immer schön solange eine Betäubung noch anhält. ;) Nach etwa einer Stunde habe ich dann meinen Chef angerufen das ich die nächsten 4 Tage nicht komme! Die Schmerzen waren teilweise recht extrem, egal was man tut, am Morgen füllen sich Schwellkörper eben mit Blut, die Nähte hielten zum Glück, auch wenn man deutlich sah das sie an ihrem Limit waren. Die Schwellung tat ihr übriges und schon hatte ich unglaubliche Angst und bekam Panik. Am nächsten Tag bin ich dann sofort zu einer Nachuntersuchung, allerdings meinte der Arzt das dies völlig normal sei.
      Also wartete ich ein paar Tage mit Kühlgelbeuteln im Schritt auf die große Heilung. Das Rauchen stellte ich in der Zeit übrigens ein! An Sex braucht man 4 Wochen gar nicht zu denken und ich glaube eine Woche Krankenstand ist das mindeste.

      Jetzt nach 4 Monaten ist alles sehr gut verheilt, das Gefühl keine Schmerzen mehr zu haben ist für mich nach einem Jahr Probleme überwältigend. Trotzdem ein kleiner Nachbericht. Ich habe die Variante gewählt die wohl am meisten umstritten ist, völlig straff, keine innere Vorhaut, Bändchen völlig entfernt. Das man nicht mehr so viel wie vorher spürt liegt auf der Hand, wer da etwas anderes behauptet lügt sich wohl selbst an. Viele Gefühle beim Geschlechtsverkehr wie der Höhepunkt sind aber dafür intensiver, es dauert auch alles etwas länger, aber das ist eigentlich weniger störend wenn man es länger als 15 Minuten mag. Selbstbefriedigung macht eindeutig weniger Spass, ist ohne das richtige Vorspiel anstrengender und man macht es schon deutlich weniger als zuvor, zumindest bei mir so.
      Ich für mich kann damit leben, finde das ganze sogar reizvoll, trotzdem sollte man sich über die Konsequenzen bewusst sein, denn wenn ich auf diversen Beschneidungsseiten im Internet lese, alles ist besser oder bleibt gleich, dann frage ich mich wen man da warum anlügen will? Nur aus Spass an der Optik hätte ich es nicht gemacht und würde ich auch keinem raten!

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Doejohn ()

    • Hallo Doejohn,
      danke für Deinen ehrlichen und ausführlichen Bericht. Vor allem das Du hervorhebst, dass es eindeutig zu einem Verlust an Empfindungen kommt. Aber die Beseitigung Deiner vorangegangenen Probleme diesen Verlust in Deinen Augen mehr als ausgleichen.

      Beschneidungsstil hab ich den gleichen wie Du, aber weil man mir andere Möglichkeiten verschwieg. Und ich habe seither keine intensiveren Gefühle beim GV oder Höhepunkt...im Gegenteil, mein bis zu meiner Beschneidung gekanntes Orgasmusgefühl war auf einmal weg...vaginal zu ejakulieren schaff ich erst, seit ich gelernt habe, dass über massiv Kopfarbeit zu steuern...bei Oralverkehr schaff ich das nicht, seither kam ich dadurch nie mehr zum Sch(l)uss...Handarbeit hat auch nicht mehr den Reiz, genau wie Du es beschreibst, und ohne Gleitmittel gebazzel geht es eh nicht...tja und schmerzhafte Neurome, die entstehen können wenn Nerven durchtrennt werden, und mich und viele andere Beschnittene plagen, blieb Dir anscheinend erspart...

      Deine Beschneidung ist also erst 4 Monate her...da muss ich sagen, da kenn ich auch welche, die zunächst zufrieden mit ihrer Beschneidung waren...und erst im Laufe der Zeit eine langsam einsetzende negative Veränderung bemerkten...bei manchen geht das sehr schnell...bei anderen dauert das Jahre...

      Die frisch freigelegte Eichel reagiert noch ganz anders auf sexuelle Reize...im Laufe der Jahre desensibilisiert sie sich durch ständige Reibung an Unterwäsche und die Eichelhaut wird dicker, verhornt, da sie nicht mehr ständig geschützt im feuchtwarmen Milieu ist...

      Mein Tipp an Dich, um das was Du jetzt hast zu erhalten...schmieren und salben, und Dein bestes Stück einpacken und schützen...
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • Das ist der 2. Bericht, den ich von Jemanden lese oder höre, dem die Beschneidung etwas gebracht hat, oder ihn von einem Leiden befreit hat, und der dennoch seinen Fall nicht verallgemeinert à la "mir hat's gut getan, also ist es immer gut, auch für andere".
      Respekt für die intellektuelle Integrität.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)