Beschneidung mit Fünf

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    • Beschneidung mit Fünf

      Hallo zusammen,

      da ich von einem befreundeten (fast) Urologen auf das Forum aufmerksam gemacht wurde, möchte ich die Gelegenheit nutzen meine Erfahrungen mit meiner nunmehr 22 Jahre zurückliegenden Beschneidung teilen.

      Meine Eltern brachten mich damals zum Arzt, da sich mein Penis entzündet hatte, ich nicht mehr richtig aufs Klo konnte und er anfing zu eitern, die Diagnose war also relativ schnell klar: Pathologische Phimose. Da eine alternative nicht invasive Behandlung scheiterte, riet mein Arzt meinen Eltern damals zu einer Beschneidung, da im schlimmsten Fall sonst eine Amputation drohen würde. Dem Rat des Arztes folgend, wer will schon, dass sein Sohn den Penis amputiert bekommt, wurde ich dann auch bei einem niedergelassenen Chirurgen ambulant operiert, es wurde dann gleich die radikale Variante, wobei zu meinem Glück das Bändchen intakt geblieben ist, und nach der Aufwachphase mit meinen Eltern nach Hause entlassen. Die darauffolgenden Tage / Wochen waren dann für mich und auch vor allem für meine Mutter die Hölle. Ich habe damals einfach nicht verstanden was mit mir passiert ist und dieses blaue und verschorfte Ding da war mir vollkommen suspekt. Aufs Klo gehen? Nur unter größten Anstrengungen und gutem Zureden meiner Mutter, das empfohlene Baden um den Verband und den Schorf sanft zu lösen, war ein noch größerer Kraftakt und erforderte viel, sehr viel, Geduld. Auch schlafen ging die ersten 2 Wochen nur schlecht als Recht. Sobald die Bettdecke meine freigelegte Eichel berührte, hatte ich wohl Schmerzen, sodass meine Mutter irgendwann bei mir im Bett lag und die Decke "provisorisch" mit ihrem Arm etwas von meinem Körper hochgehoben hatte. Die Heilung verlief aber soweit dann doch problemlos und ob es nicht doch andere Möglichkeiten gegeben hätte, als direkt eine komplette Beschneidung zu vollziehen, darüber lässt sich rückblickend sicherlich streiten, aber leider lässt sich das nun nicht mehr ändern.

      Nun es kam wie es wohl immer kommt, man wird älter, die Frauen werden für einen interessant und man(n) hat erste sexuelle Kontakte. Wenn ich mich so an die ersten Situationen zurückerinnere, dann lässt es sich wohl am Besten mit einem "Ah das wars jetzt?! Das ist das wovon alle so schwärmen?!" beschreiben. Gut, man kam zwar irgendwie zum Orgasmus, aber man hätte es sich auch sparen können. Im Laufe der Jahre wurde das auch nicht besser, eher das Gegenteil war der Fall. Die Sensibilität nahm über die Jahre weiter ab, sodass ich zwischenzeitlich wegen einer angeblichen ED "behandelt" werden sollte und mittlerweile an dem Punkt bin, dass ich mit meiner Freundin nur noch schlafe um ihr "einen Gefallen zu tun". Das mag für manche sicherlich unverständlich klingen, aber da eh nur Oralverkehr mit "Zahneinsatz" oder Handarbeit noch genug Stimulierung für einen Orgasmus bringt, ist auch jeder vaginale Verkehr aus meiner Sicht für die Katz'. Zumal nur noch einige Stellungen überhaupt eine ausreichende Stimulation bieten um eine Erektion ohne Pillenhelfer zu halten und wenn dann noch Kondome ins Spiel kommen ist es es eh vollkommen aus.

      Sicherlich es hatte auch sein Gutes, Probleme zu früh zu kommen, hatte ich nie. Der Traum einer jeden Frau sollte man ja meinen, aber wenn dann der einhellige Tenor: "Schatz komm doch endlich!" ist, dann merkt man doch recht schnell, dass zu lange auch nicht gut ist und nicht das Ziel sein sollte. Naja langer Rede kurzer Sinn: Nachdem ich mich mit 27 nicht damit abfinden möchte das sich mein Sexualleben mit meiner Freundin auf ein "Weck mich wenn du fertig bist." hinausläuft, habe ich mich diesbezüglich dann doch dazu aufgerafft medizinischen Rat einzuholen und es wird wohl vorerst auf einen Resensibilisierungsversuch mit Senslip und Co. hinauslaufen und dann im Anschluss eine Rekonstruktion der Vorhaut mittels Dehnung. Momentan, bis die ganzen Helferlein eingetroffen sind, nutze ich erst einmal die "Frischhaltefolienmethode". Einen Erfahrungsbericht dazu werde ich dann wenn es soweit ist im anderen Forenteil posten.

      Wenn ich meine Erfahrungen einmal Revue passieren lasse, dann kann ich aus meiner Sicht nur jedem Patienten dem eine Beschneidung nahe gelegt wird anraten sich noch andere Meinungen einzuholen und ggfs. alternative Therapieansätze auszuprobieren. Es mag sicherlich oft gut gehen und eine Desensibilisierung tritt nicht in "großem" Umfang ein, aber das Risiko wäre mir persönlich zu hoch. Darum werde ich auch, wenn ich denn jemals einen Sohn habe, eine Beschneidung nur als wirklich allerletztes Mittel der Wahl sehen, denn ich weiß mittlerweile was die unschönen Effekte einer Beschneidung sein können.

      In dem Sinne

      LG Daniel
    • Hallo Sid, willkommen in unserem Forum.
      Danke für Deinen detaillierten und offenen Bericht, in dem ich sowohl meine Erfahrungen als auch die vieler anderer betroffener Männer wiedererkennen kann!
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    • Hallo Daniel (welcome) ,

      auch von mir ein Danke das du den Mut hast so offen darüber zu schreiben.
      Ich sehe mich auch in vielen deiner Punkte wieder, obwohl ich erst mit 18 beschnitten wurde.

      Das Problem überhaupt zum Höhepunkt zu kommen, kennen viele der hier Betroffenen, mich eingeschlossen.
      Das wird ja immer gern als Vorteil der Beschneidung gesehen, was aber kompletter Schwachsinn ist. Lieber brauch ich nur 5 Minuten die intensiv sind, als 30 Minuten bei denen man sich nur quält um den Partner nicht zu enttäuschen und schlussendlich aufgibt weil der Höhepunkt nicht kommen will.

      Die Desensibilisierung setzt nach der Beschneidung grundsätzlich ein, nur ist dieser Zustand den meisten nicht bewusst, da sie es nicht anders kennen.

      Lies dich hier im Forum bisschen ein (anscheinend hast das ja schon getan), da wirst du viele hilfreiche Tipps finden, um deinen aktuellen Zustand zu verbessern.
      Vorhautwiederherstellung und praktische Hilfe
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