Wer weiß von eurer Beschneidung ?

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    • Wer weiß von eurer Beschneidung ?

      Hallo,

      die Überschrift sagt ja eigentlich schon alles.

      Ich bin einfach mal so neugierig und frage mal wer von eurer Beschneidung weiß. Okay bei den Jungs werden Eltern und Geschwister davon wissen und bei den "Älteren" hier im Forum so wie bei mir auch die Freundin/Frau.
      Mich interessiert das weil in meiner Grundschulzeit meine Kumpels und ich öfter mal verglichen haben wie oft man schon ins Krankenhaus musste. Wer öfter drin war, der war eben mutig und cool, naja Jungs eben....
      Wenn ich dann dran war kam von mir: "Geburt, Polypen raus (ich hoffe ich hab es richtig geswchrieben) und noch was anderes..." Darauf kam dann regelmäßig was denn noch und dann hab ich eben kleinlaut erklärt das ich als Baby beschnitten wurde weil ich wegen der zu engen Vorhaut nicht pinkeln konnte und sich mein Penis entzündet hat. Als mein bester Kindergartenkumpel mit dem gleichen Problem los musste hat meine Mutter ihm sogar erklärt das ich das gleiche hätte. Okay mit fünf Jahren findet man das nicht wirklich schlimm, als eine Schulfreundin meiner Schwester mal sagte ihr kleiner Bruder würde beschnitten hatte meine Schwester nichts besseres zutun als raus zu hauen "Er hat das auch !" Ich hätte sie mit Anlauf in den, naja ihr wisst schon treten können, schließlich war ich da schon 15 und hab es zu diesem Zeitpunkt so gut es ging geheim gehalten, die Schulfreundin hat es in dem Moment aber auch nicht geschnallt.
      Irgendwann kam dann der Tag an dem mal ein Berater in die Schule kam, Jungs und Mädels getrennt wurde dann über Sexualität gesprochen ua. auch über Vorhautverengung und Beschneidung. War eigentlich ganz cool aber einer meiner Grundschulfreunde mit dem ich mich zu der Zeit nicht so gut verstand hatte natürlich nichts bessseres zutun als seinen Nachbar anzustoßen "er hat das auch.." und auch den hätte ich mit Anlauf in A....treten können. Zu meiner Überraschung hat der andere Kollege mich ziemlich respektvoll angeschaut und es nicht in der Klasse breit getreten. Letzteres wundert mich allerdings weniger, dafür war der nicht der Typ, vielleicht war er aber auch selbst beschnitten, man weiß es nicht.
      Sowieso wurde ich deswegen nie direkt gehänselt, auch wenn wir von der dritten bis zur sechsten Klasse jeweils ein Halbjahr Schulschwimmen hatten und man sich da zwangsläufig nackt in der Umkleide sieht das war nie ein Thema. Nur ohne Vorhaut hat man leider auch nicht die besten Chancen beim Größenvergleich, er sieht dann doch eher kleiner aus..

      So wer sich das jetzt durchgelesen hat, kein Augenkrebs bekommen hat und vielleicht auch mal schmunzeln musste kann ja mal schreiben ob es die Schulfreunde wussten oder wissen. Vielleicht gibt es ja auch die ein oder andere Geschichte zum schmunzeln, das Thema ist sonst schließlich ernst genug und Humor ist ja bekanntlich wenn man trotzdem lacht.
    • Ich habe es immer ziemlich erfolgreich geheim gehalten, bis ich dann vor 2-3 Jahren gemerkt habe, dass ich etwas bewegen (und mir dabei auch selbst helfen) kann, wenn ich als Betroffener darüber rede. Seitdem wissen es meine Freunde, Studenten, Arbeitskollegen, mein Chef und potenziell jeder, der in der Region Zeitung liest. :D
    • Ich bin zwar kein Junge mehr, aber ich antworte dennoch mal:
      Lange Zeit hab ich das ziemlich geheim gehalten, aber seit ein paar Jahren gehe ich die Sache offensiv an. Mal abgesehen von meiner Familie, die natürlich von Anfang an Bescheid wusste, wissen es inzwischen viele gute Freunde und Arbeitskollegen. Ich spreche Ärzte deswegen an, hab mit Politikern gesprochen und ihnen meine Situation geschildert. Wenn ich damit auch nicht hausieren gehe und jedem meine Story aufdrücke, der sie gar nicht hören will, halte ich mich dennoch nicht mehr zurück, wenn ich es für richtig halte. Denn damit würde ich nur beschützen, die daran schuld sind. Und genau das will ich nicht mehr.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
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    • Nachdem es mir immer noch sehr schwer fällt mit Personen die ich kenne darüber zu reden, nicht sehr viele im Bekanntenkreis.

      In der Familie nur die Eltern, damals sagte meine Mutter auch, ich soll sagen das ich eine Blinddarmop habe, um das ganze zu vertuschen. Hab das dann auch so verkauft.

      Von Freunden wissen es nur 2, aber da hab ich das auch nicht thematisiert. Die haben mich halt paar mal nackt gesehen. Als ich dann auch noch "halber Mann" zu hören bekam, war das Thema auch bei mir durch. Konnte da nicht wirklich mit umgehen.

      Durch FKK/Sauna wissen es genügend andere, da wurde es auch paar mal angesprochen. Hier konnt ich mich dann einige male zur Beschneidung äußern, was aber nicht immer auf Verständnis stieß. Hab dann aber auch meistens das Thema abgewürgt, da es mir nach wie vor ziemlich unangenehm ist direkt darüber zu reden.
      Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit. (Anatole France)
    • Hallo!

      Traurigerweise weiß ich das gar nicht genau.
      Von mir aus wissen es nur 3 Freunde, aber das auch nur begrenzt. Quasi "es ist halt so".

      Sonst weiß es sicherlich meine ganze engere Familie(Großeltern inkludiert) und sehr wahrscheinlich diverse frühere und jetztige Freundinnen meiner Mutter. Trotzdem ist das Thema eigentlich nie präsent.

      LG,
      forGott
      When you have lost hope, you have lost everything. And when you think all is lost, when all is dire and bleak, there is always hope.
    • Dann will ich mich als Themenstarter auch mal wieder melden. Also die Frage war allgemein an alle im Forum gerichtet nicht nur an die Jungs.

      Großartig breit getreten hab ich das Thema wie schon am anfang geschrieben auch nie, ich gebe auch keinem die schuld daran. Es ist eben so und ändern lässt es sich nachträglich ja auch nicht mehr.

      Franke87 hat geschrieben in der Sauna war das mal Thema. Waren das dann Freunde von dir oder wurdest du von Fremden darauf angesprochen ?
    • Mr.M schrieb:

      Franke87 hat geschrieben in der Sauna war das mal Thema. Waren das dann Freunde von dir oder wurdest du von Fremden darauf angesprochen ?

      Das waren Fremde. Da kamen dann unterschiedliche Reaktion, von den üblichen Verdächtigen wie ist doch bestimmt hygienischer oder kannst doch sicher länger. Einer konnte sich auch gar nicht vorstellen wie das mit der Selbstbefriedigung klappen soll. Ich bin dann schon auf die Fragen eingegangen, aber von den meisten wurden meine Äußerungen nicht wirklich aufgenommen, da die Beschneidung nach wie vor nur mit Vorteilen in Verbindung gebracht wird. Gerade außenstehende sind bei dem Thema immer noch sehr leicht beeinflussbar von der Grütze die gern mal verwendet wird (hygienisch...).
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    • Also das mich fremde drauf angesprochen haben das ist mir noch nicht passiert. Ein Kumpel von mir dem ich das mal erzählt hab kann sich das auch bis heute nicht vorstellen wie das mit SB klappt, und er weiß das nun auch schon mehrere Jahre...

      Andere mit beschnittenem Penis hab ich in der sauna auch schon öfter gesehen, man ist eben doch nicht alleine damit. Wie oben schon geschrieben wurde ich noch nicht drauf angesprochen, hätte da aber dann glaub ich auch kein Problem mit.
      Kann mich an eine Sache erinnern in der Sauna war Pause bei einem Aufguss und alle standen dann ohne Handtuch draußen. Da waren auch zwei Jungs bei, schätze mal so 14 oder 15, der eine guckte mich dann "genauer" an, dem muss das wohl aufgefallen sein.
      Könnte sein das er oder sein Kumpel auch beschnitten waren, sah bei einem so aus aber so genau guckt man ja dann doch nicht hin. Danach fragen wollte ich aber auch nicht da käme ich mir doch etwas komisch bei vor, man weiß ja nicht wie andere drauf reagieren. Ist ja doch ein sensibles Thema gerade in dem Alter.
    • Mr.M schrieb:

      Andere mit beschnittenem Penis hab ich in der sauna auch schon öfter gesehen, man ist eben doch nicht alleine damit. Wie oben schon geschrieben wurde ich noch nicht drauf angesprochen, hätte da aber dann glaub ich auch kein Problem mit.

      Natürlich ist man nicht allein damit! Es gibt genügend die auch beschnitten sind aus welchen Gründe auch immer. Vielen ist es nicht wirklich bewusst, viele haben nicht wirklich ein Problem damit da sie es nicht anders kennen und eben wir hier, die die negative Erfahrungen gemacht haben und gegen die meist unnötige Entfernung der Vorhaut sind.

      Das man deswegen angeglotzt wird ist mir schon öfter passiert. Es darf ja jeder dahin schauen wo er möchte, aber oftmals ist es dann doch recht penetrant und man kommt sich doch blöd vor.

      Für mich ist es noch immer ein sehr sensibles Thema. Vielleicht hab ich irgendwann mal die Kraft offener darüber zu reden, aber im Moment fällt mir das noch zu schwer. Eben diese Reaktion, man solle sich doch nicht so anstellen, die anderen Beschweren sich doch auch nicht, schreckt mich zu sehr ab darüber zu reden. Da bin ich dann doch sehr sensibel.
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    • Also das ich jetzt wahnsinnig drunter leide oder mich das stört angeguckt zu werden, das kann ich nicht sagen. Gefallen tut es mir nicht das es gemacht wurde bzw. ich da nichts zu sagen konnte. Okay das wird im zarten Alter von zwei Jahren auch schwierig und wie dringend das war kann heute auch keiner mehr sagen.

      Mit 14 musste ich am fuß operiert werden, da wurde auch erst alles versucht ohne dran rum zu schneiden. Am ende ging es doch nicht ohne, also ich denke mal meine eltern haben damals nicht auf gut Glück entschieden.
      Mir hilft auf jeden Fall sich hier mal auszutauschen.
    • Mr.M schrieb:

      Am ende ging es doch nicht ohne, also ich denke mal meine eltern haben damals nicht auf gut Glück entschieden.

      Im Allgemeinen wird die Unwissenheit der Eltern über die Funktion der Vorhaut (wobei die offensichtlich auch von vielen Urologen nicht gekannt wird) und alternative Behandlungen gerne ausgenutzt.
      Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit. (Anatole France)
    • Wer von meiner Beschneidung weiß...meine Frau (die unter mir und meinen Problemen leider mitleidet)...meine Kinder (Papa, warum schaut dein Penis so komisch aus?)...meine Eltern und Geschwister (weil ich nach meiner Beschneidung psychisch zusammengebrochen bin, zwei Suizidversuche...) inzwischen auch einige Ärzte und Psychotherapeuten (die entsetzt sind, was eine Beschneidung für Auswirkungen haben kann) und ein paar Kumpels mit denen ich früher regelmäßig saunieren ging(die aber nicht wissen, was für Probleme ich damit habe...) da hat noch nie einer gefragt, wie das denn so ist. Ich wüßte auch ehrlich nicht, was ich sagen würde, wenn mich einer aus meinem Bekanntenkreis direkt darauf ansprechen würde, käme auf die Situation an...am passendsten wäre vielleicht der Vergleich mit dem Umstieg von einem 80" Full HD 3D Wasweißichnochalles Flachbildschirm mit leichten Störungen (meine Engstelle) auf ein 30cm s/w Röhrengerät mit griesligem Bild...man kann erahnen um was es gehen soll...
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • Bevor ich meine Beschneidung durch äussere Umstände in einem kritischeren Licht betrachten musste und noch in vollkommener Unwissenheit vor mich hinlebte, wussten es nur meine Familie und möglicherweise einige Jungs aus dem Schulsport. Im Alter von 18 endlich die Verengung beiseitegeschafft, ging ich mit dem völlig neuen Aussehen meines Penis eig. völlig indifferent um. Wurde nie darauf angesprochen, hingewiesen. Ein enger Freund, mit dem ich ab diesem Alter öfter saunieren ging, liess sich ebenfalls nie zu einem Kommentar hinreissen. Als ich mit ende 23 beim Sex mit meiner ersten Exfreundin nicht genug spürte, mich auf die Suche nach Antworten machte, und in den darauffolgenden Monaten eine regelrechte Traumatisierung durchmachte, konnte ich desöfteren nicht umhin, es aus beengendem Schmerz engeren Freunden, Freundin, und sogar meinem damaligen Saxophonlehrer zu erzählen. Ich steckte tief zwischen "Denial" und der allmählichen Akzeptanzt der Eingetretenen. Die Reaktionen waren oft klassisch, und manchmal leider regelrecht dümmlich und selbstbezogen. Meine Mutter- "Oh, du hast mir gerade eine riesigen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, dieses oder jenes wäre passiert!" Ein Kollege verwies auf einen amerikanischen sowie türkischen Kumpel, welche "keine Probleme haben/länger können". Mein Vater sprach von Tantra. Wir bereuten es beide unverzüglich. Dazu schenkte er mir ein Buch über das Gute von "aus dem Bauch heraus getroffenen" Entscheidungen. Danke auch. Der Musiker verwies auf mein Äusseres und meinte, andere seien echt schlimmer dran. Quasi als Kompensation für unten. Ich suchte nach bestätigenden Kommentaren und man gab mir, wonach ich in meiner Verwirrung lechzte. Auch im Netz und stundenlang. Aber ihr kennts ;)
      Mittlerweile bin ich wieder an der Sonne, und lebe mit dem Schatten. Ich darf jetzt meine neugewonnene Stärke an ihm messen. Früher entwurzelte mich jede Wahrheit aufs Neue. Kürzlich konnte ich sogar einen jüdischen Bekannten (in der Ukraine aufgewachsen), der mit nun 26 Jahren bereits sehr stark zu einer Beschneidung tendierte, von seinem Vorhaben abbringen (nocut)
    • Beim Beitrag von Mr. M. musste ich schon schlucken - das kam mir alles sehr bekannt vor und hätte z.T. meine eigene Story sein können.

      Mit der Phimose ist das in unserer Familie so ein Fall für sich. Ich habe drei weitere Cousins von der väterlichen Seite. Auffallend ist, dass nur einer meiner Cousins intakt ist, die anderen zwei wurden - so wie ich - als (Klein-)Kinder der Vorhaut beraubt. Insofern war das Thema in der Familie nie ein Tabu, sondern wurde nahezu als Normalität betrachtet. Auch meinen Cousinen ist z.T. bekannt, dass ihre Brüder /Cousins unter anders aussehen als andere. Mich hat das als Kind / Jugendlicher kolossal gestört, dass man mit diesem Thema und dem erfolgten Eingriff quasi "hausieren" ging und beim Thema "Kinderkrankheiten" auch die Phimose - wenn es denn wirklich eine war - nicht unerwähnt ließ.
      Dass ich seit Jahren eine recht erfolgreiche Vorhautdehnung betreibe, weiß eine meiner Cousinen, denn ihr Mann ist beschnitten - sonst niemand.

      In der Kinder- und Schulzeit wurde natürlich die Themen Krankheiten, Krankenhaus und Operationen unter uns Kindern besprochen, spätestens beim "Doktor spielen." Ich konnte die Beschneidung immer erfolgreich verheimlichen, denn ich war in meinem damaligen Freundeskreis der einzige Junge, der "unten ohne" war.
      Als ich mit 8 Jahren zum Schwimmkurs angemeldet wurde, hatte die Zeit des Versteckens ein abruptes Ende gefunden. Nach der ersten Unterrichtsstunde fiel in der Umkleidekabine der "kleine Unterschied" auf und führte zur allgemeinen Belustigung unter den Teilnehmern bis hin zur Ansicht eines Teilnehmers: "Das ist ja gar kein richtiger Junge!"

      Die logische Folge war, dass ich ggü. Freunden, Spielkameraden, Klassenkameraden in Bezug auf die Phimose noch vorsichtiger und ängstlicher war. Ich war quasi stets auf der Hut, nicht als Beschnittener entdeckt und entblößt zu werden - was im Alltag nicht immer so ganz einfach war und auch nicht immer gelang. Leider kannte ich die "Charakterstärken" einiger Freunde. Sie hätten sich erdreistet, mich im vollen Schulbus, in der Klasse oder bei sonstigen passenden Gelegenheiten bloß zu stellen und zu blamieren.

      Stellte sich beim Spielen ein menschliches Bedürfnis ein, wunderten sich meine Freunde und Spielkameraden über meine extrem ausgeprägte Fähigkeit des "Weitpinkelns", die ich später damit begründete, dass ich die Vorhaut zuvor zurückziehen würde. Offensichtlich glaubten sie mir die Notlüge und merkten nicht, das " da unten" etwas nicht stimmt.

      In der Grundschulzeit wurde in der 3. oder 4. Klasse der Schwimmunterricht eingeführt. Ich weiß noch heute, dass mir der Atem stockte, weil ich an ein unweigerlich anstehendes, bestimmtes Szenario dachte. Das stellte sich auch vollends ein - aber nicht bei mir, sondern bei einem Klassenkameraden, beim Versuch, seinen ebenfalls operierten Penis mit einem Badehandtuch zu verstecken. Seitdem war er und nicht ich Mittelpunkt der Umkleidekabine. Irgendwie gelang es mir immer, im rechten Moment die Hose zu wechseln.

      Es war vielleicht ein Wink des Schicksals. Nach wenigen Schwimmstunden im gechlorten Wasser stellten sich bei mir akute Nasennebenhöhlenprobleme ein. Ich bekam eine Sinusitis nach der anderen, schluckte im Wechsel Antibiotika und Biochemie und wurde von einem HNO zum nächsten gereicht. Die Fehltage in der Schule nahmen Formen an. Das Ende vom Lied war eine regelmäßige Befreiung vom Schwimmunterricht aufgrund einer chronischen Nasennebenhöhlentzündung.
      Ob ich darüber wohl glücklich war ? Zumindest war ich e i n e Sorge los.

      Die Schulzeit nahm ihren Lauf. In der Tat ist es mir gelungen, meine Beschneidung erfolgreich ggü. der Intoleranz so einiger Typen zu verheimlichen. Z.B. waren Pinkelrinnen etc. ein absolutes Tabu für mich. Im Sek. 2 wählte ich bewusst keine Schwimmkurse ( aus 2 bekannten Gründen, wobei die Phimose an erster Stelle stand ).

      Wie geht man bei seiner Freundin mit der Phimose um ? Ich hatte die Heimlichkeiten satt und habe über den Eingriff berichtet. Sie war begeistert, denn lange lebte sie in der Überzeugung, dass die Beschneidung das Risiko der Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs schmälert. Die Wiederherstellung akzeptiert sie, schon aufgrund der sonst zunehmenden Verhornung der Eichel und abnehmenden Sensibilität. Im flachen Zustand bin ich heute wieder intakt bzw. ist die Eichel weitgehend mit Haut überzogen und nur die Spitze ist sichtbar. So hin und wieder kommt dann der Spruch: "Früher hat e r mir aber besser gefallen !"

      Früher ist man mit Beschneidungen anders umgegangen als heute. Die Eltern von heute sind kritischer, akzeptieren nicht jede Diagnose sondern holen eine zweite Meinung ein oder informieren sich über das Internet und dieses wirklich hilfreiche Forum. Der Respekt vor dem weißen Kittel kennt heute seine Grenzen.

      Als ich vor vielen Jahren mit unserer kleinen Tochter einen Schwimmkurs besuchte, (...natürlich stellte sich wieder die Sinusitus ein ), stand im Umkleidebereich neben mir ein älterer Mann. Es war unübersehbar, dass der Mann als Kind auch seiner Vorhaut beraubt worden war. Die Eichel war mit einer dicken weiß-gräulichen und schuppigen Hornhaut überzogen. "Du nicht !" habe ich mir geschworen - mein eigentliches Schlüsselerlebnis und die Entscheidung zur Vorhautdehnung.


      weitgehend (nocut)
    • Interessant, in vielem von dem , was ihr hier geschrieben habt, finde ich mich wieder. In meiner Schulzeit war ich anfangs sehr darauf bedacht, mein Beschnittensein zu verbergen, im WC , in der Umkleide oder in der Gemeinschaftsdusche hab ich mir immer den Platz in der hintersten Ecke reserviert, und auch immer die Hand davor, damit niemand was sieht. Darin war ich auch erfolgreich, jedenfalls wurde ich nie " enttarnt". Erst so ab ca 16 wurde ich etwas selbstbewusster und habe mich da nicht mehr versteckt. Ob den anderen jungs da was aufgefallen ist, keine Ahnung, gesagt hat niemals jemand was. Wenn das Thema " Beschneidung" mal in Biologie oder Geschichte oder Philosophie mal angesprochen wurde , habe ich allerdings immer peinlichst geschwiegen. Und so wussten bis vor wenigen Jahren eigentlich nur meine Familie, meine zwei besten Freunde und die sehr übersichtliche Zahl von Frauen, mit denen ich intim wurde, von meiner Beschneidung. Wenn eine intime Begegnung bevorstand habe ich die Frau auch immer " vorgewarnt" , damit es nicht zu unangenehmen Überraschungen kam. Den meisten wars egal, eine fragte mal wie ich denn dann überhaupt masturbieren kann, das wars....

      Ansonsten, seit 15 Jahren gehe ich regelmäßig in die Sauna, da wird es möglicherweise einigen aufgefallen sein ( so mancher Blick oder Gesichtsausdruck ließ dies vermuten ) , aber gesagt hat nie jemand was. Aber die Leute dort kennen mich ja idR eh nicht.

      Mit der Beschneidungsdebatte allerdings änderte sich das grundlegend. Wer, wenn nicht ich, dachte ich mir, und startete vorsichtig mit einem Posting auf meiner FB-Seite, in welchem ich auch meine eigenen Erfahrungen und Probleme als Beschnittener thematisierte . Die positive und ermutigende Resonanz vieler FB-Freunde auf meine " Bekenntnisse" hat mich überrascht und dazu veranlasst , offensiver mit der Sache umzugehen. Da ich auf meiner Facebook-Seite das Thema Beschneidung regelmäßig thematisiere und aus meiner eigene Betroffenheit keinen Hehl mache, dürften es mittlerweile die meisten meiner FB-Freunde mitgekriegt haben. Hinzu kommen auch meine Intaktivistenfreunde und auch in meinem privaten Freundes- und Bekanntenkreis wissen es mittlerweile viele. Ich binde es niemanden auf die Nase , aber wenn die Sprache zB auf meine Engagements in der Öffentlichkeit kommt, spare ich auch dieses Thema nicht aus.

      Naja, und da ich unter Klarnamen auch einiges zu dem Thema veröffentlicht habe, kann es im Grunde jeder , der meinen Namen googlet , aus dem Internet erfahren. Das ist manchmal schon ein etwas seltsamer Gedanke, dass Leute, die im Grunde nichts von mir wissen, gerade dieses intime Detail über mich aus dem Internet erfahren können. Möglicherweise auch Mitarbeiter und Kunden. Was weiß ich, wer mich schonmal einfach aus Spaß gegooglet hat und dann zufällig darauf gestoßen ist. Nunja, ist nunmal jetzt so.
    • Mr.M schrieb:

      Hallo,

      die Überschrift sagt ja eigentlich schon alles.

      Ich bin einfach mal so neugierig und frage mal wer von eurer Beschneidung weiß.

      Meine Mutter. Weil Sie den OP-Vertrag damals unterschrieben hat. Aber es wurde natürlich kein Wort erwähnt das die Eichel unempfindlich wird und man dadurch weniger spürt beim Sex. :(
    • Moin Leute

      Ich wurde im Turnunterricht in der schule gemobbt, weil ich beschnitten bin.
      Sie haben mir "kleiner Jude" oder "Moslem" gesagt.

      Eines Tages aber kam ein Klassenkollege zu mir (er war Moslem) und sagte, dass er jetzt dann aus religiösen gründen beschnitten werde.
      Ab diesem Moment, fühlte ich mich schon nicht mehr so alleine in diesem Thema.
      Ein paar Wochen später, als mein Klassenkollege beschnitten war, erzählte dieser, dass er am Beschneidungstag eine Spritze in die Peniswurzel bekommen hat, und gesehen hat, wie ihm die Vorhaut weggeschnitten wurde. Und all das unter Aufsicht der ganzen Familie.
    • Absolutes Tabuthema, das wissen nur meine Eltern, die Frauen mit denen ich GV hatte und ein paar Jungs von damals mit denen ich nach dem Sport duschen war, was mir mehr als peinlich war. Ich habe auch ein paar Sprüche abbekommen wie: Na haste dir nicht ordentlich den Penis gewaschen ?...
      Großes Gelächter in der Klasse und ich habe mitbekommen wie die Klassenkameraden sich hinter meinem Rücken darüber lustig gemacht haben. Es gab auch andere beschnittene Jungs aus der Parallelklasse, die sich aber wenig genierten. Bei mir wiederrum lösten solche Sprüche noch mehr Schamgefühl aus.
      Bei den Frauen hat mich erst eine darauf angesprochen ob ich beschnitten bin, ich sagte natürlich ja, es blieb mir nichts anderes übrig, ab da an war ich lockerer was das Thema anging. Sie fand es gut allein wegen dem hygenischen Aspekt und weil sie Vorhäute bei Männern als abschreckend-eklig und wurmartig empfand. Vor Frauen empfinde ich so gut wie kaum ein Schamgefühl mehr, da sie immer absolut zufrieden mit meinem Penis und dem Sex waren und auch immer wieder mit mir schlafen wollten. Ansonsten gehe ich auf Grund dieser Lästerein immernoch nicht in die Gemeinschaftsdusche mit anderen Männern, das hat irgendwie zu sehr geprägt damals.
      Ich mag es nicht verspottet zu werden, ich werde sofort rot und will flüchten und dementsprechend schweige ich beim Thema Vorhaut oder lenke gar vom Thema ab sobald es unangenehm werden kann. Ich kann es auch nicht abstellen, mir ist das so peinlich. Immernoch ! Es gibt eigentlich keinen Grund sich zu verstecken aber mein Kopf will immer noch den Fluchtweg gehen. Wenn ich über das Thema spreche, dann nur mit vertrauten Personen, wo ich weiss das bei denen Schweigepflicht herrscht.
      Die Gesetze, die wir ergänzen, sind die Gesetze der Natur, Herzrasen, Schweiß und Blut und Adrenalin pur !!!
    • Jetzt will ich nach längerer Pause auch mal wieder was schreiben.

      Nachdem ich mit dem Klassenkameraden der das damals wusste und dem anderen erzählt hat jahrelang nichts mehr zutun hatte, holt mich das Ganze jetzt wieder ein. Der ist jetzt im Lohnunternehmen von meinem Kumpel angefangen dem ich auch ab und zu aushelfe. Mal gucken wie wir uns da verstehen, nach unserem Streit in der Schule kamen wir später eigentlich wieder miteinander klar.

      Nach einigen Erfahrungen die ich machen musste muss ich zum Thema Beschneidung mittlerweile folgendes sagen: Es gibt deutlich schlimmeres. Das werden hier einige nicht hören wollen aber es ist so. Klar ist, da fehlt dann was, aber man überlebt es ! Ich habe mich letztes Jahr als Stammzellenspender typisieren lassen weil im Frühjahr für einen Bekannten vom Arbeitskollegen und im Herbst für einen 18 jährigen Jungen ein Spender gesucht wurde. Mit dem Thema habe ich mich dann mal auseinander gesetzt und mir ist viel durch den Kopf gegangen. Mir ist auch klar geworden wie nah ich im schlimmsten Fall, der nicht eingetreten ist aber die Möglichkeit bestand, selbst dran war an so etwas.

      Klar geworden ist mir: Ich werde nie wissen wie es ist die Vorhaut beim duschen zurück zu ziehen, mit Vorhaut SB zu machen oder Sex zu haben. Ich muss damit leben anders auszusehen, aber ich lebe !
      Hätte man mir mit zehn Jahren gesagt: "Der Grund für die Entzündung deiner Augen ist eine Entzündung im Knochenmark, schlimmsten Falls ist es schon Krebs" hätte es sein können das ich vieles nie erlebe.
      Dafür das es damals nur eine verschleppte Erkältung war und alles ohne Spätfolgen geblieben ist bin ich dankbar. Wie gefährlich die Diagnose "Knochenmarkentzündung" gewesen wäre habe ich erst erfahren als dadurch in der Verwandschaft eines Kollegen jemand gestorben ist.

      Ich will hier nichts verharmlosen oder verschlimmern. Beschneidung ist nicht lustig und nicht jeder kommt damit klar. Auch eine Knochenmarkentzündung kommt bei Menschen unter 60 eher selten vor, allerdings ist eine Regenbogenhautentzündung der Augen bei Kindern auch sehr selten.

      Man soll sich nicht am Unheil anderer erfreuen bzw. da Vergleiche ziehen. Für mich muss ich aber feststellen, es hätte viel schlimmer kommen können...
    • Hallo Mr.M,
      absolut deiner Meinung, es gibt viel schlimmes auf der Welt, und man muss mit dem was man hat das beste draus machen und zufrieden sein.

      Aber ich glaube nicht, dass man Krankheiten oder sonstige Schicksalsschläge mit Beschneidung und deren irreversiblen Folgen auch nur annähernd in Vergleich oder in Relation sehen kann, denn eine nicht selbstbestimmte, eigenverantwortliche und aufgeklärte radikale Beschneidung wäre in glaub nahezu 100% der Fälle vermeidbar. Da fehlt es woanders, ist nicht eine Laune des persönlichen Schicksals sondern eher der Verblendung und Verbohrtheit der Menschen geschuldet...

      Mr.M schrieb:

      Ich muss damit leben anders auszusehen
      Das ich an meinem Penis "anders" aussehe, ist mir ehrlich gesagt egal...aber das ich beim Sex nicht mehr das erleben und fühlen kann, wie vor meiner Beschneidung...ob und wie ich damit jemals klarkommen werde, weiß ich echt nicht...

      Ich muss damit leben...aber ich werde nicht aufhören zu versuchen etwas zu ändern. Erst wenn sich anfängt was zu ändern, werde ich zufrieden sein...
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • Grundsätzlich schließe ich mich Urolüge gerne an. Ein paar zusätzliche Anmerkungen habe ich aber dennoch.

      Mr.M schrieb:

      Nach einigen Erfahrungen die ich machen musste muss ich zum Thema Beschneidung mittlerweile folgendes sagen: Es gibt deutlich schlimmeres. Das werden hier einige nicht hören wollen aber es ist so. Klar ist, da fehlt dann was, aber man überlebt es !
      Das ist - objektiv gesehen - zunächst einmal zu 100% wahr. Es gibt Schlimmeres. Unheilbar an Krebs zu erkranken, der Tod der eigenen Kinder, Völkermord und Kriegsverbrechen. Das alles dürfte von den meisten Menschen als schlimmer erachtet werden. Doch spielt das wirklich eine Rolle? Gibt es ein offizielles Ranking, nach der Leid klassifiziert wird und an die man sich zu halten hat?
      Ich bin mir ziemlich sicher, dass Du das so nicht gemeint hast, denn Dein Satz

      Mr.M schrieb:

      Ich will hier nichts verharmlosen oder verschlimmern. Beschneidung ist nicht lustig und nicht jeder kommt damit klar.
      zeigt, dass Du grundsätzlich verstanden hast, worum es geht.

      Dennoch: Leid ist immer subjektiv. Was für den Einen lästig und unangenehm ist, kann für den Anderen lebenslanges Leid bedeuten. Zu diesen unterschiedlichen Empfindungen kann man natürlich seine Meinung haben, doch haben wir wirklich das Recht, darüber zu urteilen, wie ein Mensch zu empfinden hat? Dürfen wir wirklich unsere eigene Sicht der Dinge über die der anderen Menschen stellen?

      Ich mache das an ganz konkreten Beispielen fest:
      Ich habe als Kind sexuellen Missbrauch erlebt. Das war schlimm, es hat Jahre gedauert, das zu verarbeiten und damit abzuschließen. Doch irgendwann habe ich es geschafft, heute belastet mich dieses Erlebnis nicht mehr.
      Bei meiner "Beschneidung" war dies anders. Bis vor wenigen Jahren habe ich darunter gelitten. Inzwischen bin ich mir ziemlich sicher, woran das lag: Nicht, weil dieser Vorgang überaus brutal und schmerzhaft gewesen wäre. Nein, es war keine rituelle Verstümmelung, ohne Narkose und unter Anwendung von Gewalt. Nein, sie fand in einer Klinik statt, unter Narkose und perfekten Bedingungen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass mein Trauma unter anderem darin begründet war, dass die OP an sich, ihre Folgen für meinen Körper und meine Seele nie als das gesehen und erkannt wurde, was es war. Es war für mich als Kind schlimm, dort operiert zu werden, es war für mich als Jugendlicher schlimm, anders zu sein und es war für mich als Erwachsener schlimm, ein derart gefühlsreduziertes Genital zu haben. Mit all dem musste ich alleine klar kommen, schon deswegen, weil die wahre Natur des Eingriffs nie zur Sprache kam. Es war UNDENKBAR, dass eine so "kleine, harmlose" Operation schädliche Auswirkungen gehabt haben könnte.
      Sexueller Missbrauch dagegen wird von jedem als schlimm angesehen. Es ist jedem klar was dabei und danach passiert, vermutlich auch den meisten Tätern. Doch während sexueller Missbrauch allgemein geächtet ist, werden die Auswirkungen der B. jedoch meist verleugnet. Von den Menschen, die sie veranlassen und die sie durchführen ebenso wie von denen, die sie erdulden (müssen). Das macht es so schwer, damit umzugehen, sich damit auseinander zu setzen, die Folgen zu erkennen, zu verstehen, damit zu leben.
      Ich bin mir sicher: Wäre von Anfang an dieser Eingriff und seine Auswirkungen offen und ehrlich angesprochen worden, wäre den Ärzten und meinen Eltern sowie mir selbst klar gewesen, was hier (möglicherweise) passiert, hätte mein Leben wahrscheinlich eine andere Wendung genommen.
      In meinem Leben passierten noch einige andere Dinge, gesundheitliche Probleme und Schicksalsschläge, die viele Menschen nach Deinem Beitrag als "schlimmer" erachten würden. Ich tue dies jedoch nicht, vor allem, weil mir diese Dinge nicht von Dritten aufgezwungen wurden, sondern "einfach so" passierten. Das mag schwierig nachzuvollziehen sein, aber ich sehe das so. Eine schwere, vielleicht lebensbedrohliche Krankheit ist ein Schicksalsschlag. Aber eine medizinisch unnötige Operation, deren körperliche und seelische Folgen verharmlost und bestritten werden, ist kein Schicksal. Sie ist vermeidbar.

      Es gibt Schlimmeres? Ja, das stimmt wohl. Doch das darf niemals unser Maßstab sein, denn dann geben wir einen Teil unserer Menschlichkeit auf. Mal ehrlich: Wenn wir nach diesem Prinzip leben würden, was bliebe dann noch?
      Würden wir gegen den Neubau eines Einkaufszentrums in der Vorstadt protestieren? Ach komm, es gibt nun wirklich Schlimmeres.
      Würden wir uns darüber aufregen, wie Straßenhunde in Rumänien behandelt werden? Nein, es gibt viel schlimmere Dinge, geht uns nichts an.
      Würden wir uns entrüsten, wenn wir erfahren würden, dass ein Kommunalpolitiker bestechlich war? Nein, Kriege und Massenmord sind viel wichtiger. Kümmern wir uns doch zuerst darum...

      Verstehst Du, was ich sagen will? Ich glaube, dass Du all das nicht gemeint hast, als Du Deinen letzten Beitrag geschrieben hast. Aber so kann (und wird) er von den Beschneidungsapologeten verstanden werden, genau so wird Dein Text von den Verharmlosern und Verteidigern der Jungenverstümmelung ausgelegt und propagiert.
      Deshalb finde ich es so wichtig, hier klar Stellung zu beziehen. Es kann nicht unser Maßstab sein, Reihenfolgen des Leids aufzustellen und diese nach Priorität abzuarbeiten.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • @ Urolüge und Weguer

      Ihr habt mich schon richtig verstanden und Recht habt ihr auch. Krankheiten mit Beschneidung in Relation setzten funktioniert nicht. Das eine bekommt man oder eben auch nicht, da kann kein Aussenstehender was dafür. Bei einer Beschneidung trifft irgendwann iregndwer die Entscheidung das es eben so gemacht wird.
      Die negativen Folgen, auch die psychischen will ich garnicht verschweigen, ging mir ja als Jugendlicher nicht anders.

      Ich wollte meine persönliche Einschätzung darstellen: MICH hätte es noch viel schlimmer treffen können, wie das jemand anderes sieht kann ich garnicht beurteilen. Mir wäre es auch lieber da unten noch komplett zu sein, im Vergleich was hätte passieren können ist das so aber das kleinere Übel.
      Eine Reihenfolge von Leid oder Problemen kann man auch nur für sich selbst erstellen, auch das kann und will ich nicht für andere übernehmen.

      Was mich aufregt: Über die Beschneidung von Jungen sagt keiner was, das wurde ganz schnell tot geschwiegen um sich mit keinem anzulegen. Dann in der Landwirtschaft, das enthornen von Kälbern oder Pflanzenschutz führt zu riesigen Debatten in der Gesellschaft, meist von Leuten die da keine Ahnung von haben. Da könnte man auch die Diskussion aufmachen was ist schlimmer, wer hat mehr Rechte, Jungen also Menschen oder Nutztiere ?
      Oder sollte man fragen, mit was lassen sich mehr Menschen erreichen ? Mit der Vorhaut von Jungs oder gequälten Tieren ?

      Die Frage was schlimmer ist, kann nur jeder für sich beantworten, leider geht diese Fähigkeit immer mehr verloren. Wir dürfen auch persönliches Leid bzw. Probleme nicht mit denen anderer vermischen.