A. Blätter: Greifeld, Katarina (Hg.) (2013): Medizinethnologie. Eine Einführung.

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    • A. Blätter: Greifeld, Katarina (Hg.) (2013): Medizinethnologie. Eine Einführung.

      Eine Rezension von Andrea Blätter


      Greifeld stellt aber auch heraus, dass aus europäischer Sicht die Beschneidung nicht nur ein Problem des Menschenrechtsdiskurses in Hinsicht auf einen unversehrten und gesunden Körper darstellt, sondern auch sehr dringlich als Verletzung der Kinderrechte, sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen.


      ...Maßnahme wird in einem ausführlichen Abschnitt Aufbau und Funktion der Vorhaut erläutert. Dabei geht es um Langerhans-Zellen und ihre Rolle bei der Immunabwehr und die Vorhaut als spezialisierter Muskel-Schleimhaut-Ring mit Schutzfunktion und besonderer Sensibilität. Durch Beschneidung, so die AutorInnen, wird der empfindlichste Teil des Penis, die Vorhaut, entfernt,
      was langfristig zu einer Verminderung der Empfindungswahrnehmung führen könne. Beschnittene hätten auch häufig Unwillen, Kondome zu benutzen, weil die fehlende Vorhaut Reizungen bewirken kann.


      den Unterschied der nordamerikanischen und der europäischen Einstellung zur männlichen Beschneidung. In den USA, deutliche Befürworter von Beschneidungen, gibt es unter den Industrienationen gleichzeitig die höchste Beschneidungsrate und die höchste HIV-Rate, während europäische Biomediziner gegen diese Maßnahme aus hygienischen Gründen plädieren. Im Anschluß wird das fragwürdige Postulat thematisiert, dass Beschneidung die Ausbreitung von HIV/AIDS verringern würde. Diese Debatte gewann an Brisanz, als 2007 die WHO und UNAIDS die Massenbeschneidung von Jungen in Afrika als effektive HIV-Prävention empfahlen. Prinz und Pfnadschek kritisieren, dass die zugrundeliegenden Untersuchungen nur die Infektion von Männern durch Frauen beachtete, nicht aber die von Frauen durch Männer.
      Außerdem meinten beschnittene Männer oft, dass sie keine Kondome mehr benutzen und sich nicht mehr vor HIV/AIDS schützen müssten, weil sie schließlich beschnitten seien.


      journals.sub.uni-hamburg.de/in…/article/download/816/798
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.