Volker Handke - von wegen die Debatte gäbe es erst seit 2012

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    • Volker Handke - von wegen die Debatte gäbe es erst seit 2012

      Volker Handke, anno 2002:

      Unter den sexuellen
      Verstümmelungen nehmen dabei wiederum die Verstümmelungen der Genitalien eine
      besondere Rolle ein. Selbst eine ausschließliche Betrachtung der Verstümmelung der
      Genitalien bringt noch eine erstaunliche Vielfalt zu Tage. Da wird geschlitzt, gelocht,
      amputiert, implantiert, gedehnt was die handwerkliche oder chirurgische Kunst hergibt. Jede
      Praxis ist mehr oder wenig streng in einen kulturell-religiösen Kontext eingebettet und hat
      seine spezifische Bedeutung.


      Auffällig ist die Analogie zwischen dem, was physisch entfernt und dem, was fast sozial
      konstruiert wird. So lässt sich die Vulva geometrisch als konkav charakterisieren während der
      Phallus eine konvexe Form darstellt. Die weibliche Verstümmelung entfernt nun die
      verbliebenden konvexen Anatomien während beim Mann die konkaven Reste entfernt
      werden. Es geht also um die Reinheit der physischen Form als sichtbarer Ausdruck der
      Eindeutigkeit des sozialen Geschlechts. Während dem Mann keine weibliche, die Eichel
      umhüllende Körperform zugestanden wird, da dies Schutzbedürftigkeit signalisiert, darf die
      Frau keine männlichen, exponierten Formen ihr Eigen nennen.


      Programmatisch sollte die Beschneidung von Männer als genitale Verstümmelung aufgefasst
      werden, deren Ziel es ist, eine männliche Geschlechterrolle zu konstruieren. Daher existiert
      kein Unterschied zwischen der genitalen Verstümmelung von Männern oder von Frauen. Die
      genitale Verstümmelung ist ebenso wie jede Form der körperlichen Verstümmelung ein
      Verstoß gegen das verbürgte Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit. Damit wird auch
      deutlich, daß es selbstverständlich jedem Menschen frei steht, seinen Körper zu "gestalten"
      wie es ihm beliebt. Aber bitte unter der Prämisse der Selbstbestimmung und der
      Freiwilligkeit.


      researchgate.net/profile/Volke…4952fa08a2a3abb000000.pdf
      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"
    • Die weibliche Verstümmelung entfernt nun die
      verbliebenden konvexen Anatomien während beim Mann die konkaven Reste entfernt
      werden. Es geht also um die Reinheit der physischen Form als sichtbarer Ausdruck der
      Eindeutigkeit des sozialen Geschlechts.


      Diesen Gedanken finde ich ganz spannend.

      Erinnert mich an die Ausführungen des Nobelpreisträgers George Wald:

      “It seems to me,” he said, “that the foreskin is the female element in a male. It’s warm flesh enclosing the penis; a kind of male vagina.”

      “My god!” I said, “That’s wonderful! Because we’ve always been told that the clitoris is the male element in a female!”

      Deutscher Bundestag 2013: "Mädchen sind toll, so wie sie sind. Und niemand hat das Recht ihnen weh zu tun und an ihrer Vulva etwas abzuschneiden"
      Deutscher Bundestag 2012: "Jungen sind nicht unbedingt toll, so wie sie sind. Und alle Eltern haben das Recht ihnen weh zu tun und an ihrem Penis etwas abzuschneiden"