Ist religiös begründete Beschneidung von Kindern nicht eigentlich Körperverletzung? Die Debatte überraschte vor drei Jahren mit ihrer Wucht. Mit ihr wurde endgültig klar: religiöses Leben ist nicht mehr selbstverständlicher Teil der Gesellschaft, wird nicht einfach weitergegeben wie das Familienporzellan, sondern über den Status von Religion muss neu verhandelt werden.
O-Ton Alter:
Die Frage, ob rituelle Beschneidung mit den Gesetzen der Bundesrepublik kompatibel ist, ist legitim, die Frage darf man stellen, aber wie die Debatte geführt wurde, war hochproblematisch. Zum Beispiel hat eine deutsche Politikerin einer auch im Bundestag vertretenen Partei gesagt: das mit der Beschneidung kriegen wir hin, wir haben auch Witwenverbrennung in Indien abgeschafft. Das ist letztlich ein Statement, mit dem man verbrannte Erde hinterlässt.
Das war umso schrecklicher, also, ich wünschte, sie hätte mir die Geschichte nicht erzählt, weil ich ganze Zeit wirklich mich mit diesem Gedanken beschäftigen musste, was wäre, wenn mein Vater irgendwann auch so einen Traum bekommt, dass er schlachtet – würde er jetzt ein Messer…? Ich hab richtig Angst gekriegt, dass man so weit gehen kann, weil es von Gott kommt. Was will dieser Gott überhaupt, warum will er Blut sehen?
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