Desmond Morris zur Beschneidung von Hunden

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    • Desmond Morris zur Beschneidung von Hunden

      Harald Stücker in seinem Blog über die nicht zu leugnenden Parallelen zwischen der Diskussion um die Beschneidung von Jungen und dem Kupieren von Hundeschwänzen.
      Er zitiert dazu Passagen aus dem Buch von Desmond Morris „Dogwatching“ von 1987


      Zunächst werden die Parallelen bei der Durchführung erläutert:
      Der Eingriff wird normalerweise am vierten Lebenstag der Welpen mit einer scharfen Schere vorgenommen. Die Haut wird vorher oberhalb der Schnittstelle straff nach hinten gezogen, so daß die überschüssige Haut nach der Operation den Stumpf bedeckt. Dadurch wird die Blutung verringert und der Heilungsprozeß beschleunigt. Die Hundemutter wird bei dem Eingriff von den Jungen getrennt, damit sie das klägliche Winseln und Fiepen nicht hört.


      Auch in puncto Komplikationen und Todesrisiko gibt es Ähnlichkeiten:
      In seltenen Fällen sterben die Welpen am Schock oder durch Verbluten; die meisten überstehen die Prozedur aber ohne Schäden und nehmen ihren gewohnten Lebensrhythmus bald wieder auf.


      Es gibt breiten Widerstand von Verbänden, doch der Brauch lässt sich nicht abschaffen:
      In Großbritannien werden schätzungsweise immer noch rund 50.000 Welpen pro Jahr kupiert, trotz des Protestes der RSPCA, der Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals – des Britischen Tierschutzbundes, der eine Kampagne eingeleitet hat mit dem Ziel, die Operation für ungesetzlich zu erklären; desCouncil of the Royal College of Veterinary Surgeons (des Interessenverbands der Tiermedizinischen Fakultät), der das Kupieren als „unsinnige Verstümmelung“ deklariert hat; und des Europarates, der chirurgische Eingriffe an Hunden, die nicht Heilzwecken dienen, verbietet; sowie auch der Britischen Regierung, die den Standpunkt des Europarates teilt. Sie alle bilden eine starke Lobby für die mehr als vierzig betroffenen Hunderassen, vom riesigen Englischen Hirtenhund bis zum winzigen Yorkshire Terrier.


      Als Grund, die grausame Verstümmelung beizubehalten, werden Regeln und "Gesetze" angeführt.
      Die Hundezüchter, die für die Beibehaltung dieser „barbarischen Sitte“ – wie man das Kupieren schon im Jahr 1802 bezeichnete – plädieren, berufen sich vor allem auf die Zuchtregeln.


      Inzwischen gibt es "Zugeständnisse" und Scheinregularien:
      Unter dem zunehmenden Druck der Öffentlichkeit hat sich ein Mitglied des Britischen Züchterverbandes kürzlich das Zugeständnis abgerungen, daß die Frage des Kupierens eine persönliche und freiwillige Entscheidung sei und kein Hund trotz des Zuchtstandards dafür Strafpunkte bekommen dürfe, daß sein Schwanz im natürlichen Zustand belassen sei.


      Unsinnige und an den Haaren herbeigezogene Argumente? Aber sicher doch...
      Die Züchter, die das Kupieren hartnäckig befürworten, befinden sich heute in der Minderheit. In ihrer Verzweiflung, den Ritus zu rechtfertigen, haben sie selbst vor den unsinnigsten Argumenten nicht haltgemacht: Während einer öffentlichen Anhörung wurde beispielsweise von zwei Züchtern die Behauptung aufgestellt, durch das Kupieren würden spätere, durch Kämpfe verursachte Verletzungen und Schäden in der Schwanzregion verhindert. Das ist genauso unlogisch, wie dafür zu plädieren, einem Menschen die Füße zu amputieren, damit er nicht über seine großen Zehen fällt.


      Aber ist der Schwanz denn überhaupt nötig? Hat der Hund denn Nachteile daraus, wenn er ihm abgeschnitten wird?
      Die Nachteile des Kupierens sind offensichtlich. Unsere Hunde werden dadurch eines ihrer wichtigsten caniden Kommunikationsmittels beraubt. In Anbetracht dieser grausamen und sinnlosen Prozedur ist es mehr als berechtigt, daß man heute mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, diesen auf einem Irrglauben basierenden Ritus, der im Alten Rom seinen Anfang nahm, abzuschaffen.


      Hier wie dort, würden die Bräuche heute neu eingeführt werden wollen, gäbe es harte Sanktionen:
      Ich bin sicher, wenn es die männliche Beschneidung nicht bereits gäbe, und jemand käme auf die Idee, sie einzuführen, dann würde er wegen Kindesmisshandlung festgenommen. Aber ihre traditionelle Rolle als wichtiger Initiationsritus ist zu fest verwurzelt, als dass ihr der gesunde Menschenverstand oder objektive medizinische Erkenntnisse etwas anhaben könnten.


      Um der Aufregung vorzugreifen:
      Hier werden NICHT jüdische Jungen mit Hunden verglichen.
      Es geht um Parallelen zwischen Bräuchen und den Diskussionen darüber.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Wobei das Kupieren der Ohren noch dramatischer und schmerzhafter als das der Schwänze ist. In meiner Kindheit hatte unsere Boxer-Hündin Welpen bekommen, und mein Vater hat die kupieren lassen - "weil das (zu der Zeit) so üblich war". (und "Mutti" und "Vati" ja auch so waren, man sieht die Parallelen))
      Durch Kupieren der Ohren (mit Betäubung) hatte eine besonders zarte kleine Hündin einen schlimmen Schock erlitten, war tagelang apathisch und hat nur gehechelt.
      Es war ein Jammer, das ansehen zu müssen und mein Vater hat geschworen, nie wieder einen Hund kupieren zu lassen.

      Gut, dass das Kupieren von Ohren und Schwänzen seit 2005 bei Strafe verboten ist! :thumbup:
      Warum erst seit 2005? Weil sich die Lobby der Traditionalisten so lange erfolgreich gegen Tierschutz gewehrt hat!

      Heute sieht man keine kupierten Boxer mehr. Zuerst war der Anblick ungewohnt, aber schnell wurde klar: natürlich ist viel schöner, viel ästhetischer.

      Also es geht schon. Man kann schon Reformen machen, man kann schon schützen.
      Nur nicht kleine Jungen. Obwohl bei deren Penis-Kupierung auch immer mal "was schief geht".
      Und die eines wichtigen "sexuellen Mittels" beraubt werden.

      Warum klappt das bei kleinen Jungen nicht? Weil die Lobby der Traditionalisten ungleich "wirkmächtiger" ist.
      Und natürlich auch hier die pseudomedizinischen Begündungen mit "medizinischen Vorteilen" - Vorbeugung von Krankheiten! Die Schlappohren wären Brutstätten für Krankheitserreger, blablabullshit...

      BTW, man darf aber nicht übersehen, dass ein für Körper und Psyche des Hundes weitaus schwerwiegenderer Eingriff bei Hunden noch immer erlaubt ist: Die Kastration.
      Weil das ja so "praktisch" ist (für den Besitzer) und die Hündin dann nicht so "dröppelt".
      Die man bei Menschen niemals erlauben würde. Bzw., die nur in dunkelsten Zeiten in Deutschland durchgeführt wurde.
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.