AAP

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    • Es war wohl Gottes (Allahs?) Segen, der dem Justizministerium rechtzeitig die AAP-Stellungnahme in die Hand gespielt hat. Damit müsste man sich wirklich einmal auseinandersetzen.

      Das Problem ist allerdings, dass die AAP ihre Stellungnahme mit einem "technical report" fundiert, in dem 248 wissenschaftliche Artikel als Quellen angeführt sind (insgesamt wurden angeblich über 1000 Artikel ausgewertet). Ich fürchte, dass man der AAP nicht wirklich beikommen kann, wenn man sich nicht detailliert damit auseinandersetzt. Das wäre ein (sehr umfangreicher) Job für Mediziner oder wenigstens Leute, die etwas von statistischer Analyse und Forschungsmethoden verstehen. Hat diese Auseinandersetzung schon mal jemand vorgenommen? Ins Auge gestochen ist mir zumindest bislang nichts.

      Vor diesem Hintergrund wirkt es leider auch nicht sonderlich überzeugend, wenn Leute wie Wolfram Hartmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die AAP-Stellungnahme einfach so vom Tisch wischen. Gerade von beschneidungskritischen Ärzten müsste da ein bisschen mehr kommen. Kann natürlich sein, dass man DIE medizinische Wahrheit nicht finden wird, aber dann wäre es schön, wenn alle Seiten das auch so sagen würden. Dann müsste man nämlich die Prämissen verschieben, z.B. in Richtung eines Vorsichtsprinzips.

      Schlussendlich sollte man auch nochmal hervorheben, dass nicht einmal die AAP eine generelle Empfehlung zur Beschneidung Neugeborener ausspricht. Vielleicht haben die Herrschaften im Justizministerium da nicht so genau hingeschaut.
    • Na, da brauche ich nicht viel zu überlegen- nur das zu beweisen dürfte schwerfallen: Es sind finanzielle Gründe, die zu dieser Stellungnahme geführt haben.
      Verbunden mit diesen Erkenntnissen kam nämlich pünktlich die Forderung, daß die Krankenversicherungen die Kosten (wieder) übernehmen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Weiß jemand, wo ich das gelesen haben könnte?

      .......

      Ich habe es:

      "...The AAP is also emphasizing that the procedure should be covered by third party payers, including Medicaid, so more families have access to it. ...."
    • Beiträge haben sich überschnitten...s.o.


      Das auszuwerten ist Arbeit für Wochen. Man muß alle Studien anschauen, sie gegenrechnen, das Design angucken und ganz wichtig: herausfinden, wer dahintersteckt und sie bezahlt hat.
      Vielleicht weiß Evidentist etwas darüber?

      Diese Empfehlung lohnt sich

      In the USA cost per newborn is typically $165 [Schoen et al., 2006]. Post-neonatal circumcision, however, is approx. 10 times more expensive [Schoen et al., 2006]. The total cost of newborn circumcisions in the USA is estimated as US$150–270 million.

      http://www.circinfo.net/cost_of_circumcision.html






      ".... there is the question of cost. While circumcision is usually covered by private insurance, nearly 20 state Medicaid programs have dropped coverage of the procedure in their efforts to trim their budgets. Medicaid covers nearly half of all births in the United States.
      The cost of newborn circumcision while the baby is in the hospital is relatively low, between $200 and $400, but even that may be a burden for young or low-income parents...."


      http://www.nytimes.com/2011/08/23/health/23consumer.html?_r=0

      Der Artikel ist auch sonst lesenswert, weil es scheinbar gar keine soooo klare Stellungnahme gibt:



      "....“There’s no compelling medical reason to do it,” said Dr. Douglas S. Diekema, a member of the academy’s task force on circumcision. “There’s also no compelling reason that it’s not a valid choice for families to make.”...


      The American Academy of Pediatrics does not recommend routine neonatal circumcision, saying its medical benefits — including a slightly lower risk of urinary tract infections early in life, a lower risk of rare penile cancer and a lower risk of sexually transmitted infections later — are meager.
    • Man braucht nicht über den großen Teich zu sehen, der Hartmannbund hat sich auch gegen das Beschneidungsverbot ausgesprochen.

      Debatte - Rabbiner: Beschneidungsurteil ist Angriff auf Religionsfreiheit - Politik - Hamburger Abendblatt


      Unterstützung erhielten die Rabbiner am Donnerstag vom niedersächsischen Hartmannbund der Ärzte. Der Verband setzt sich dafür ein, Beschneidungen an jüdischen und muslimischen Jungen weiterhin zuzulassen. Er forderte die Ärztekammer Niedersachsen auf, bis zu einer höchstrichterlichen Entscheidung klarzustellen, dass Ärzte nicht berufsunwürdig handeln, wenn sie Beschneidungen aus religiösen Gründen vornehmen, wie die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" berichtet.

      "Eine bisher allgemein akzeptierte religiöse Handlung von Minderheiten unter Strafe zu stellen, stellt das Maximum an Ausgrenzung dar, das denkbar ist", sagte der Chef des Hartmannbundes Niedersachsen, Bernd Lücke. Deshalb müsse die Ärztekammer den Gesetzgeber auffordern, hier schnellstmöglich Klarheit zu schaffen. Der Hartmannbund vertritt etwa 9.000 Ärzte in Niedersachsen – ein Viertel der Ärzteschaft in dem Bundesland.
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Man müßte sich mal an den Berufsverband der Kinder und Jugendärzte wenden. In deren Stellungnahme heißt es doch, daß weltweit 30 Pädiaterverbände der Stellungnahme der AAP widersprochen hätten, weil es wissenschaftlich nicht haltbar sei. Das werden sie ja wohl irgendwie begründen können.

      Niedersächsischer Hartmannbund.... Was ist denn das für eine Stellungnahme?! Das sind doch keine Integrationsbeauftragten oder Kleriker!

      Erschreckend, wie manche Leute in diesem Land die Fäden ziehen und alle unter der Limbostange durchtanzen, die ihnen hingehalten wird!
    • Ich halte die AAP Meldung ebenfalls für sehr gefährlich.

      Vielleicht hilft diese Seite etwas weiter.

      Response to American Academy of Pediatrics (AAP) Circumcision Policy Statement
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Die Urologen finden den Entwurf gut!

      Justiz: Kritik an Entwurf zu Beschneidungsgesetz nimmt zu - Nachrichten Newsticker - News3 (DAPD) - DIE WELT

      Ausdrückliche Unterstützung erhielt der Entwurf des Ministeriums von der Deutschen Gesellschaft für Urologie. "Die Gesetzesänderungen werden die bestehende Rechtsunsicherheit beheben", sagte der Generalsekretär der Gesellschaft, Oliver Hakenberg, am Donnerstag in Leipzig. "Wir haben nie ganz verstanden, warum ein einzelnes Landgericht dieses Riesenfass aufgemacht hat."
    • Kommen jetzt noch mehr Asterix-Zitate? :rolleyes:
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • panther schrieb:

      Das Problem ist allerdings, dass die AAP ihre Stellungnahme mit einem "technical report" fundiert, in dem 248 wissenschaftliche Artikel als Quellen angeführt sind (insgesamt wurden angeblich über 1000 Artikel ausgewertet). Ich fürchte, dass man der AAP nicht wirklich beikommen kann, wenn man sich nicht detailliert damit auseinandersetzt. Das wäre ein (sehr umfangreicher) Job für Mediziner oder wenigstens Leute, die etwas von statistischer Analyse und Forschungsmethoden verstehen. Hat diese Auseinandersetzung schon mal jemand vorgenommen? Ins Auge gestochen ist mir zumindest bislang nichts.

      Vor diesem Hintergrund wirkt es leider auch nicht sonderlich überzeugend, wenn Leute wie Wolfram Hartmann vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte die AAP-Stellungnahme einfach so vom Tisch wischen. Gerade von beschneidungskritischen Ärzten müsste da ein bisschen mehr kommen. Kann natürlich sein, dass man DIE medizinische Wahrheit nicht finden wird, aber dann wäre es schön, wenn alle Seiten das auch so sagen würden. Dann müsste man nämlich die Prämissen verschieben, z.B. in Richtung eines Vorsichtsprinzips.

      Schlussendlich sollte man auch nochmal hervorheben, dass nicht einmal die AAP eine generelle Empfehlung zur Beschneidung Neugeborener ausspricht. Vielleicht haben die Herrschaften im Justizministerium da nicht so genau hingeschaut.

      Die Aussagen der AAP sind tatsächlich ein Problem. Das Justizministerium behauptet einfach die Beschneidung habe grundsätzliche medizinische Vorteile und daher sei die Beschneidung auch mit dem Kindeswohl vereinbar. Wenn die Aussagen der AAP widerlegt werden, fällt dann auch zwangsläufig das ganze Beschneidungsgesetz. Weiss irgendjemand eigentlich, ob Deutschland die Convention for the Protection of Human Rights and Dignity of the Human Being with regard to the Application of Biology and Medicine: Convention on Human Rights and Biomedicine unterzeichnet und ratifiziert hat? Wenn ja, wäre da nämlich ein Ansatzpunkt, um zu argementieren, dass das geplante Beschneidungsgesetz nicht mit dem Kindeswohl vereinbar ist. Art. 6 Abs. 1 schreibt vor, dass bei nicht einwilligungsfähigen Personen nur die medizinischen Eingriffe zulässig sind, bei denen der Person ein unmittelbarer Nutzen entsteht. Selbst deutsche Politiker werden wohl kaum argumentieren wollen, die Beschneidung eines geschlechtsunreifen Jungen hätte einen direkten Nutzen hinsichtlich seines HIV-Ansteckungsrisikos!

      Gruss
      Tobias


    • Das klingt eigentlich interessant. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sich das Ganze nur auf den biomedizinischen Bereich beschränkt. Aber da Deutschland die Konvention nicht unterzeichnet hat, kann man sich diese Überlegung wohl gleich sparen.

      Übereinkommen zum Schutz der Menschenrechte und der Menschenwürde im Hinblick auf die Anwendung von Biologie und Medizin: Übereinkommen über Menschenrechte und Biomedizin
    • Übrigens, nur mal zur Info, wie krank diese Leute sind: 2010 hat die AAP vorgeschlagen auch bei Mädchen das 'zeremonielle' Anritzen der Klitorisvorhaut zu legalisieren. Begründung: So soll erreicht werden, dass diese Prozedur von ausgebildeten Kinderärzten und nicht in Hinterzimmern oder Übersee durchgeführt wird.

      Da war der öffentliche Druck dann doch zu groß, einen Monat später haben sie diesen Vorschlag wieder zurückgenommen. (www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736%2810%2961042-2/fulltext )

      Ich persönlich finde die Vorhat-Amputation eigentlich viel schlimmer, aber wenn man bedenkt, was für ein Aufschrei immer kommt wenn man weibliche mit männlicher Beschneidung vergleicht, dann kann man das mal vielleicht als Argument verwenden.
    • Protecting the goose that lays golden eggs for the medical industry

      panther schrieb:

      Es war wohl Gottes (Allahs?) Segen, der dem Justizministerium rechtzeitig die AAP-Stellungnahme in die Hand gespielt hat. Damit müsste man sich wirklich einmal auseinandersetzen.

      Das Problem ist allerdings, dass die AAP ihre Stellungnahme mit einem "technical report" fundiert, in dem 248 wissenschaftliche Artikel als Quellen angeführt sind (insgesamt wurden angeblich über 1000 Artikel ausgewertet). Ich fürchte, dass man der AAP nicht wirklich beikommen kann, wenn man sich nicht detailliert damit auseinandersetzt. Das wäre ein (sehr umfangreicher) Job für Mediziner oder wenigstens Leute, die etwas von statistischer Analyse und Forschungsmethoden verstehen. Hat diese Auseinandersetzung schon mal jemand vorgenommen? Ins Auge gestochen ist mir zumindest bislang nichts.


      Im Detail auseinandernehmen bringt nicht viel, fürchte ich. Man wird immer Studien finden die pro- oder contra Beschneidung sind - da kann man u.a. im Studiendesign oder bei der statistischen Auswertung manipulieren. Die AAP hat 'Cherry-Picking' betrieben und nur die Studien zitiert, die Vorteile für die Beschneidung zeigen. Selbst wenn man hier Fehler oder Voreingenommenheit ('Bias') aufdeckt, fehlen immer noch die Studien, die zeigen, dass die Beschneidung wirkungslos ist bzgl. HIV-Schutz, Krebs etc. und die Studien, die die negativen Folgen aufdecken.

      Die überzeugendste Antwort auf die AAP, die ich gefunden habe, ist die der Doctors against Circumcision (doctorsopposingcircumcision.or…012-08-26A_Commentary.pdf). Ein Zitat: "The 2012 Circumcision Policy Statement was created by a team put together for the specific purpose of protecting the goose that lays golden eggs for the medical industry." :(

      In dem Dokument wird auf folgende Organisationen verwiesen, die sich gegen männliche Beschneidung aussprechen:
      • Canadian Paediatric Society
      • British Medical Association
      • Royal Dutch Medical Association
      • Royal Australasian College of Physicians
    • Danke, Quadrat, für die beiden links. Wichtige Info.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • panther schrieb:

      Das klingt eigentlich interessant. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sich das Ganze nur auf den biomedizinischen Bereich beschränkt. Aber da Deutschland die Konvention nicht unterzeichnet hat, kann man sich diese Überlegung wohl gleich sparen.

      Übereinkommen zum Schutz der Menschenrechte und der Menschenwürde im Hinblick auf die Anwendung von Biologie und Medizin: Übereinkommen über Menschenrechte und Biomedizin


      Das klingt eigentlich interessant. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sich das Ganze nur auf den biomedizinischen Bereich beschränkt. Aber da Deutschland die Konvention nicht unterzeichnet hat, kann man sich diese Überlegung wohl gleich sparen.

      Danke fürs Raussuchen

      Tobias