Und wieder ein besonders perfides Stück Verarsche:

"Europe-Pharm.com", ein Portal, das natürlich üüüüüüüberhaupt nicht finanziell von Pharmaunternehmen geschm.... äh, bezahlt wird, um Werbung für deren Produkte zu machen, präsentiert den neuesten Erguss:

europe-pharm.com/de/beschneidung-pro-contra


Zunächst die üblichen Märchen wie

mindert das Risiko für Erkrankungen an HIV, Krebs, Syphilis und Chlamydien.

Besonders schön gerade diese Stelle, bei der man sich während der Aufzählung aller "Vorteile" geradezu selbst den Vogel zeigt:

Durch die Beschneidung beim Mann werden Risiken für Krebserkrankungen des Harnsystems reduziert, an denen ein von 100 Tausend der unbeschnittenen Männer leidet.

1:100.000 sei das Risiko. Und das werde gemindert! Na, wer möchte da nicht zuschlagen!

Und weiter:

Die Amerikaner lassen sich aus ästhetischen Gründen beschneiden, so sieht der Penis ihrer Meinung nach attraktiver ohne Vorhaut aus.

Die Amis lassen SICH überhaupt nicht beschneiden. Sie verstümmeln ihre SÖHNE, unter anderem, weil deren Penis ohne Vorhaut attraktiver aussieht.

Lüge Peniskrebs:

Obwohl diese Erkrankung selten ist, werden bei der Behandlung chirurgische Methoden angewendet, die Entfernung der Vorhaut sieht im Unterschied dazu als eine Kleinigkeit aus.

Es werden "chirurgische Methoden" angewendet. Sprich: Ein gesundes und UNGEFÄHRLICHES Körperteil wird amputiert. Und dass diese Amputation keine "Kleinigkeit" ist, wissen all die Betroffenen hier nur zur Genüge.

Lüge Besserer Sex:

Das ist wohl das Beste nach der Beschneidung.

Beschnittene Männer behaupten, dass sie deutlich länger im Bett aushalten können.

Aha. Eine Behauptung von Menschen, die die Sachlage gar nicht beurteilen können, wird zum "Besten nach der Beschneidung". (Pino)


Aber man gibt sich auch (schein-)kritisch:

Manchmal wird zu viel Haut mit der Vorhaut beschnitten. Nach der Heilung gibt es nicht genug Haut. Dadurch wirkt der Penis etwas kürzer bei der Erektion. Mit der Zeit dehnt sich aber die Haut. Bis zu diesem Moment sieht der Penis nicht besonders ästhetisch aus.

Ach so, "mit der Zeit" gibt sich das also, wenn der Schlachter zu viel weggeschnitten hat? Da kenne ich andere Berichte. Schmerzhafte Erektionen wegen viel zu wenig Haut sind nicht unüblich.

In einem anderen Fall bleibt zu viel Vorhaut nach der Operation übrig. Dies sieht noch schlechter als ein unbeschnittener Penis aus.

Aber natürlich. Das Ästhetikempfinden von Zirkumfetischisten ist natürlich wichtiger als der letzte Rest empfindlichen Gewebes. Das muss man verstehen, ganz klar.

Für einen besseren Sex mit mehr Ausdauer lohnt es sich abzuwarten, bis alles heilt.

Aber jetzt!:

Die Beschneidung hat aber Nachteile.

Na, da sind wir aber mal gespannt!

Da der Genitalbereich reichlich mit Blutgefäßen und Nerven versehen ist, kann die Beschneidung beim Mann starke Schmerzen auslösen. Nach Wunsch kann diese Operation mit einer Betäubung durchgeführt werden.

Aber natürlich nur auf ausdrücklichen Wunsch hin. Echte Männer nehmen das natürlich mal eben im Vorbeigehen. (Pino)

Und jetzt wirds richtig hässlich:

Chirurgische Behandlungsfehler und Komplikationen können auch auftreten. Da die Geschlechtsorgane der Babys klein sind, kann der Intimbereich während der Operation traumatisiert werden.

Während bisher ganz allgemein von der "Beschneidung" gefaselt wurde, die "man" doch für "besseren Sex" doch gerne machen lasse, sprechen wir plötzlich unvermittelt von Babys!



Und jetzt fallen die letzten Hüllen:

Traumen der Eichel, Absterben von Haut, hässliche Narben und Verwachsungen, krankhafte Venenerweiterung am Penis, Trombosen, Eichelunempfindlichkeit, Penisverformungen, Schmerzen beim Geschlechtsakt, eine erektile Dysfunktion (dagegen hilft übrigens Viagra), Blutungen nach der Operation sowie weitere Komplikationen sind mögliche Folgen der Beschneidung beim Mann.

Die sind tatsächlich so unverschämt, für ihre Potenzmittel Werbung zu machen, um die Folgen einer unnötigen Verstümmelung der Geschlechtsorgane auszubügeln. Einer Verstümmelung, die doch angeblich

besseren Sex

bringen soll?? (Pino)


So, noch mal eben das ein Feigenblatt hervorgekramt:

Die Beschneidung bei Jungen widerspricht den gegenwärtigen ethischen Normen. Die Entwicklung der Gesellschaft und der Medizin im XX. Jh. führte zur Entstehung der ethischen Konzeptionen, die unter anderem die Rechte der Kinder schützen. Es ist unter anderem unzulässig, einen Körperteil ohne Wissen und Willen des Menschen zu entfernen. Ein Neugeborener hängt von seinen Eltern ab und kann nichts gegen solche Operation sagen. Meistens gibt es keine gesundlichen Gefahren, die eine Beschneidung rechtfertigen. Deswegen halten viele Kinderärzte die Beschneidung bei Jungen für unzulässig und sind der Meinung, dass diese Operation ohne medizinische Indikationen verboten sein soll.

Und der krönende Abschluss:

Sich beschneiden lassen oder nicht kann man eindeutig nicht sagen. Jeder entscheidet selber. Bevor man sich dazu entschließt, sollen Pro und Contra der Beschneidung berücksichtigt werden.

Was ist das denn für ein Deutsch? Und wenn dieser "Artikel" den Anspruch hat, die Pro- und Contraargumente erschöpfend zu beleuchten... (Pino)


Auch interessant: Die nette Bemerkung "Schon gewusst?"

Die Beschneidungsrate in Deutschland liegt bei 10 - 15%. Die Beschneidungsrate ist eigentlich 30mal höher als medizinisch notwendig.

Ach was? Aber wenns doch so guten Sex bringt... (Pino)




Und wer hat diesen Sch... verbrochen?

Paul lebt in Reutlingen. Sein Medizinstudium hat er in Berlin abgeschlossen. In seiner Freizeit bloggt er zu gesundheitlichen, sozialen und politischen Themen. Seit einem Jahr schreibt er auch für unsere Online-Apotheke. Paul engagiert sich sozial und verbreitet Aufklärungsmaterialien für Kinder und Jugendliche. Paul ist einer unserer Experten in den Medizinbereichen erektile Dysfunktion, kardiovaskuläre Erkrankungen und Raucherentwöhnung. In den medizinischen Foren erteilt er fachkundige Tipps und Tricks. Momentan arbeitet Paul in einem Krankenhaus in Reutlingen.

Ein "Experte", der Aufklärungsmaterialien für Kinder und Jugendliche verbricht und in medizinischen Foren "fachkundige Tipps und Tricks" erteilt. (würg)