Aus dem Blog eines Historikers

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      "....Doch zu Recht gilt Beschneidung als pars-pro-toto-Menschenopfer. Beschwichtigen ließ sich auf barbarischer Kulturstufe der Zorn der Gottheit nur durch Menschenopfer, die – als die Menschen zivilisierter wurden – ersetzt werden konnten, durch ein Tieropfer zum Beispiel – die biblische Geschichte von Abraham und Isaak erzählt davon. Gott befiehlt Abraham, ihm seinen Sohn Isaak zu opfern und begnügt sich im letzten Moment mit einem Widder. Im alten Sparta wurden am Schnitzbild der Göttin Artemis Knaben blutig gepeitscht. Früher wurden sie getötet. Auf der zivilisierteren Entwicklungsstufe fließt noch Blut und Schmerz wird empfunden, aber das Leben wird der Göttin nicht mehr dargebracht. Und bei der Beschneidung wird nicht mehr das Leben des Sohnes geopfert, sondern nur ein Teil von ihm, die Vorhaut. Das barbarische Menschenopfer ist durch etwas weit weniger Schlimmes ersetzt: Blut fließt noch (ein wenig) und Schmerz wird empfunden, aber Gott verlangt nicht mehr das Leben des Kindes. Statt nun in dieser Sitte das Fortschrittliche, die Überwindung urtümlicher Grausamkeit, also ein wichtiges Stück Humanisierung zu sehen, verabscheut der Aufgeklärte sie als barbarisches Ritual und fordert ihr Verbot....."

      Was bei dieser Sichtweise überhaupt nicht berücksichtigt wird, ist, daß kulturelle Entwicklung ein kontinuierlicher Prozeß ist: Was heute fortschrittlich ist, ist morgen " gestrig".

      Und auch im Judentum wird diskutiert, was " zeitgemäß" sei- allerdings bisher ( noch) in einem anderen Zusammenhang:

      http://a-r-k.de/paraschat/55/


      "....Wenn es nur so einfach wäre! Aber die Welt ist kompliziert, nicht schwarz-weiß. Wie kann man diese Versprechungen mit der Wirklichkeit, mit unserer grausamen Geschichte in Einklang bringen? Selbstkritik ist wichtig, wird empfohlen, sogar befohlen. Aber ist Selbstkritik und ein Verzicht auf das Böse wirklich genug?
      Wir stehen hier vor schwerwiegenden theologischen Fragen. Das Judentum hat mit Theologie relativ wenig am Hut. Wir haben Mizwot und Gebete. Und wir singen Psalmen und Lieder, die theologische Konzepte enthalten. Die Art, wie man lebt, ist im traditionellen Judentum wichtiger, als die Art, wie man denkt. Das kann so weit gehen – für mich zu weit –, dass es wichtiger wird, dass man betet, als was man betet...."



      "....Die Verse 19 und 20 im achten Kapitel des 5. Buches Moses drohen denjenigen Israeliten mit Vernichtung, die eine eigene Meinung haben. Mein Rat: Vorsicht mit solchen Texten, auch wenn sie in der Tora stehen. Sie enthalten zwar eine Wahrheit, aber nicht die einzige Wahrheit...."