Stellungnahme des Deutschen Kinderschutzbundes

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Es wäre ja schön

      wenn ein bloßer Appel wie dieser hier ausreichen würde. Die Geschichten vieler gesellschaftlicher Fortschritte spricht leider eine andere Sprache - da wäre man ohne das Strafrecht heute immer noch nicht weiter.

      Debatten und Dialog sind absolut unabdingbar und wichtig - aber ob das ausreicht, Jungen vor Beschneidungen zu schützen, halte ich für sehr zweifelhaft.

      Tendiere zu einem Verbot mit Übergangsfrist.
    • Trotz dieser ethischen und politischen Orientierung unseres Verbandes, spricht
      sich der DKSB dagegen aus, Eltern, die eine andere Entscheidung treffen, mit
      straf- oder familienrechtlichen Schritten zu drohen. Dies hätte fatale Folgen für
      Kinder und ihre Familien
      Das Statement ist traurig. Mit der Begründung kann man auch Beschneidung von Mädchen vertreten. Ärzten soll noch nicht mal ein Bußgeld angedroht werden.

      Es mag sein, dass es eine radikale Position ist Beschneidung von Kindern von heute auf morgen zu verbieten, aber wer soll sie vertreten wenn nicht eine Lobby für Kinder? Wenn keine Lobby dafür den Mut hat, wird sich nie was ändern - aber vielleicht wollen sie das ja auch gar nicht.

      Für den DKSB als Lobby für Kinder ist das Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit, auf Integrität, eine handlungsleitende Maxime.
      Allein, dass sie sich Lobby für Kinder nennen ist zynisch.
    • Wieder so ein Fall von verfehlter Diskussionsgrundlage!
      Es geht doch nicht darum, irgendwen zu kriminalisieren. Es geht darum, Kinder zu schützen.
      Beschneidung ist nichts, was zwangsläufig passiert. Jederzeit können sich die Eltern dafür oder dagegen entscheiden.
      Und wenn es nun verboten wäre, dann könnte man sich an das Gesetz halten oder eben nicht.
      Wie bei allem anderen auch. Und mit der gleichen Begründung könnte man auch davon absehen, Ladendiebstahl unter Strafe zu stellen, denn damit werden alle Ladendiebe kriminalisiert.

      Und man darf sich auch mal fragen, was für " fatale Folgen" daraus erwachsen würden.
      Ein Teil der Menschen würde auf die Beschneidung verzichten und möglicherweise ein anderer nicht, der das dann im Hinterzimmer durchführen läßt.Bei letzteren darf bezweifelt werden, daß sie am Kindswohl interessiert sind- alles wie bisher, oder?
    • Das wurde bislang ja auch schon immer in Hinterzimmern und im Urlaub gemacht (s. Fall Ali Utlu). Wer sein Kind ernsthaft keinem Risiko aussetzen will, kann ihm auch in einem anderen europäischen Krankenhaus die Vorhaut amputieren lassen. Und fanatische Juden, die intakte Babys mit vollständigen Sexualorganen so schlimm finden wie Auschwitz, werden das auch einfach woanders machen lassen. Die europäischen Grenzen sind nah.

      Nicht zu unterschätzen ist aber das gesellschaftliche Unwerturteil, dass mit einem Verbot einhergeht. Und unnötige Körperverletzungen an Kindern sind per se eine Straftat, das war immer so. Dafür gibt es keine Blumen und keine Lobeshymnen. Wenn es eine Straftat bleibt, fühlt es sich für die Eltern auch als das an, was es eigentlich ist. Auch dann, wenn sie die Amputation wegen ihrer Überzeugungen vornehmen lassen und auch dann, wenn sie das Unwerturteil nicht begreifen, es ablehnen und sich von der bösen Welt verfolgt fühlen.
    • Maria Werner schrieb:

      Das wurde bislang ja auch schon immer in Hinterzimmern und im Urlaub gemacht (s. Fall Ali Utlu). Wer sein Kind ernsthaft keinem Risiko aussetzen will, kann ihm auch in einem anderen europäischen Krankenhaus die Vorhaut amputieren lassen.
      Zumindest wäre damit sichergestellt, daß das Risiko nicht das allgemeine Risiko bei Operationen durch Fachpersonal übersteigt, die ja auch im Falle einer Legalisierung weiterhin existent wären. Und hinzu kommen natürlich noch die Risiken dieses speziellen Eingriffs.

      Ich gehe auch mal davon aus, daß Menschen, die sich durch ein Verbot nicht abschrecken ließen, auch durch Dialoge nicht zu erreichen sind- wertneutral ausgedrückt: Kindswohl und Gesetzgebung sind ihnen weniger wichtig als andere Dinge.

      Daß die Gesetzgebung hier das richtige Signal setzen würde, denke ich auch.
      Auch Lotusfüße gibt es in China nicht mehr- nach dem staatlichen Verbot (das zwar nicht das Kindswohl im Auge hatte, sondern die Arbeitskraft der Frauen), wandelte sich im Laufe der Zeit auch das gesellschaftliche Bewußtsein.
      Außerdem wird immer vergessen, daß durch eine solche Gesetzgebung auch diejenigen geschützt würden, die das Ritual nur durch gesellschaftlichen Druck durchführen. Sie könnten auf die Strafbarkeit verweisen.
      So werden genau jene durch Gesetze geschützt, denen Gesetze egal sind.
    • Maria Werner schrieb:

      Das wurde bislang ja auch schon immer in Hinterzimmern und im Urlaub gemacht
      Wenn ein Land mit dem Verbot der Kinderbeschneidung aufhört, wird es anderen Ländern leichter fallen, auch ein Verbot zu erlassen. Und natürlich war und bleibt es immer so: Kriminalität gibt es trotz Strafandrohung - aber halt weniger.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)