Sektenmitgliedschaft der Eltern und Frage nach dem Kindeswohl

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    • Sektenmitgliedschaft der Eltern und Frage nach dem Kindeswohl

      das hier ist off topic, aber ich finde es sehr interessant in Hinsicht auf die Frage, wie weit Kindern Schutz vor religiös begründeten, für das Kind schädlichen Entscheidungen ihrer Eltern zusteht.
      Anscheinend im heutigen Deutschland nicht besonders viel.
      youtube.com/watch?v=TTAwzgNmIAA
      Link zum jüngsten Film dazu, Filme über die Hintergrundgeschichte auf Youtube oder in der ARD-Mediathek
      ...Wir haben bis jetzt keine Freiheit des Einzelnen, des Individuums, des Bürgers. [Allen Menschen bei uns ist das Zugehörigkeitsgefühl] am wichtigsten. Sie sind Mitglieder der Nation oder Religion, aber nicht selbstbewusste und -verantwortliche Menschen.
      ein katholischer Theologe in einer Doku über Ex-Jugoslavien

      Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
      Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. ...
      Khalil Gibran
    • Ja, das Thema ist nach meinem Dafürhalten eindeutig off-topic.

      Ich verstehe in diesem Zusammenhang auch nicht den Hinweis auf die Konnexität "religiöse begründeten Entscheidungen". Den Eltern wurde das Sorgerecht entzogen und ob eine Erziehungsmaßnahme das Kindeswohl gefährdet oder nicht, richtet sich nach anderen Kriterien. Genannt wurden ja auch von Dir, Suchende, die "schädlichen" Entscheidungen. Schädlichkeit macht sich aber noch nicht per se am Weltbild der Eltern fest. Wie hier das Verfassungsrecht mit dem Familienrecht ineinanderspielt, möchte ich hier nicht ausführlich darlegen. Nur vielleicht so viel: Eltern haben ganz grundsätzlich das Recht, ihre Kinder nach ihren Wertvorstellungen zu erziehen. Die Verfassung macht hier keinerlei Unterschiede zwischen Religiosität, Atheismus, Anti-Theismus, Agnostik oder was auch immer. Auch in der Rechtspraxis wird das nicht unterschiedlich gewertet oder gehandhabt. Dieses freie Erziehungsrecht unterscheidet sich ganz grundsätzlich von diktatorischen Systemen, in denen der Staat bestimmte Wertvorstellungen oder Weltbilder vorgibt, nach denen die Kinder zu erziehen sind. Sehr eindrücklich wurde von der Nazi-Diktatur oder von der ehemaligen DDR demonstriert, was das im Alltag heißt.

      Der § 1631d BGB stellt jedoch einen Bruch in der Rechts- und Verfassungsordnung dar, wie es sie bis zu dessen Erlaß gab. Mir ist es wichtig, diesen Bruch, diesen Fremdkörper im Rechtssystem als solchen deutlich herauszuarbeiten und nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Unabhängig davon, was da in diesem Fall mit den Kindern passiert ist.
    • Ich schließe mich Maria Werner an. Auch in meinen Augen ist der verlinkte Beitrag sehr weit weg vom Inhalt des Forums hier. Hier geht es um Beschneidungen (Verstümmelungen) der Geschlechtsorgane. Wenn man dieses Forum dafür nutzen wollen würde, die Verletzungen von Kindern im größeren Kontext zu reflektieren, so fürchte ich, würde das Forum sich überfordern.

      Und zur religiösen Seite möchte ich noch anmerken, dass ich den Islam und das Judentum keineswegs ablehne. Ich persönlich lehne die Beschneidung (Verstümmelung) der Geschlechtsorgane im Kindesalter ab, setze diese schmerzvolle Tradition aber nicht mit der Religion als solcher gleich.

      Der Filmbeitrag der ARD "Die Sektenkinder von ... " wirkt zudem hinsichtlich Titel, Tonfall, Machart, etc. auf mich auch nicht so, als wäre dies ein Journalismus, der sich um Sachlichkeit bemüht und eher darstellend informiert, als zu verurteilen.
      Achtsamkeit ist ein aufmerksames Beobachten, ein Gewahrsein, das völlig
      frei von Motiven oder Wünschen ist, ein Beobachten ohne jegliche
      Interpretation oder Verzerrung. (J. Krishnamurti)
    • Tut mir leid, dass mein Link für euch zu weit vom Thema wegführt. In meinem eigenen Denken sind diese Themen sehr wohl "verlinkt".

      Eines wird hier missverstanden, vermutlich wegen der Kürze des verlinkten Films. In den älteren Filmen zur Hintergrundgeschichte wurde von der einer konkreten Beeiträchtigung der körperlichen Gesundheit eines Jugendlichen berichtet, der im Zusammenhang mit der fanatischen Religionsausübung in der Sekte eine nötige, medizinische Behandlung nicht erhielt. Die Aufregung gilt also nicht den religiösen Überzeugungen als solchen.
      ...Wir haben bis jetzt keine Freiheit des Einzelnen, des Individuums, des Bürgers. [Allen Menschen bei uns ist das Zugehörigkeitsgefühl] am wichtigsten. Sie sind Mitglieder der Nation oder Religion, aber nicht selbstbewusste und -verantwortliche Menschen.
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      Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
      Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. ...
      Khalil Gibran
    • Naja, eine Beeinträchtigung der körperlichen Gesundheit beeinträchtigt natürlich das Kindeswohl (außer, wenn der Gesetzgeber das in § 1631d BGB völlig anders regelt). Ein Teil des Problems ist dann aber auch sehr häufig, dass die Jugendämter, vor allem in größeren Städten, zum Teil sehr stark unterbesetzt sind und die notwendige Betreuungsdichte nicht gewährleisten können.

      Jo, schließen wa das Thema ab, wa?
    • ich werde dieses Thema gleich verlassen, möchte nur noch zweierlei hinterlassen:


      a) ich korrigiere mein voriges Schreiben dahingehend, dass ich meine gedanklichen Querverbindungen zwischen Beschneidungs-Elend und den Themen "Verletzung von Kinderrechten im allgemeinen" sowie "Privilegien religiöser Gruppen" nicht wirklich für mein persönliches Ding halte, sondern dass ich Querverbindungen zwischen diesen Themen für objektiv gegeben halte.
      Okay, kein Austausch von Argumenten darüber hier.

      b) mein Appell an dieses Forum: bedenkt bitte, dass die Arbeit gegen Zwangsbeschneidungen von Jungen durch zwei Organisationen unterstützt wird, die ursprünglich mit Blick auf die Problematik des sexuellen Missbrauches gegründet wurden (also jener Attacken im sexuellen Bereich, die schon immer als schädlich angesehen werden und ja auch teilweise strafrechtlich verfolgt werden). Über die heutige Bedeutung von mogis e.v. in der Auseinandersetzung über Zwangsbeschneidungen muss ich euch nichts erzählen. NetzwerkB (Netzwerk Betroffener sexualisierter Gewalt) blieb seinem Gründungsthema als Schwerpunkt treu, hat aber in den Kommentaren zu seiner Webseite eine lebhafte Diskussion über männliche Genitalverstümmelung zugelassen. Für diese Gruppen war es offensichtlich naheliegend, von Verbindungen zwischen ihrem (ursprünglichen) Thema und dem Thema der Zwangsbeschneidung auszugehen. Sicherlich ist es eine Frage der Möglichkeiten (zeitlichen, emotionalen Kapazitäten usw.), ob man es sich LEISTEN KANN, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Sofern möglich, wäre es doch sinnvoll, sich am Rande auch für die Probleme jener Gruppen zu interessieren, die die eigene Arbeit unterstützen.
      ...Wir haben bis jetzt keine Freiheit des Einzelnen, des Individuums, des Bürgers. [Allen Menschen bei uns ist das Zugehörigkeitsgefühl] am wichtigsten. Sie sind Mitglieder der Nation oder Religion, aber nicht selbstbewusste und -verantwortliche Menschen.
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    • Liebe Suchende,
      das Thema der Abgrenzung zwischen off topic und zum Thema gehörend ist sehr schwer zu treffen.
      Und solche Themen ufern schon mal gerne gut aus, weil man bei starken Querverbindungen, leicht von einem Thema zum anderen kommt.
      Deshalb haben wir uns früh für eine Einengung der Bandbreite entschieden. Wenn auch die selben Determinanten im Spiel sind, so besteht eben gerade die Gefahr sich zu verzetteln.
      Interessant sind natürlich Themen, die und Hinweis darüber geben, was wir bei der Thematik der Jungenbeschneidung vielleicht übersehen haben könnten.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)