Religiöser Hintergrund der Beschneidung im Judentum?

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    • Religiöser Hintergrund der Beschneidung im Judentum?

      Hallo,
      vielleicht ist diese Frage schon einmal gestellt worden, ich habe sie auf den ersten Blick nicht gefunden, deshalb mein Posting.
      Warum beschneiden Juden Ihre Jungen? Welchen Sinn macht das? Ich selbst bin nicht religiös und kann daher religiöse Riten schwer nachvollziehen (so kann ich es zum Beispiel nicht nachvollziehen, warum man sich jeden Sonntag die gleiche Geschichte anhört), aber das steht auf einem anderen Blatt.
      Um in eine Diskussion mit den Juden zu gelangen, müsste man mehr über die Hintergründe wissen. Aber ich habe noch nie etwas gefunden, was die Beschneidung begründen würde. Achtung jetzt werde ich zynisch: Warum hacken Sie ihren Kindern keinen Finger ab? Oder warum machen sie nicht nur ein Loch in die Vorhaut? Warum muss gerade die Vorhaut abgetrennt werden?
      Gruß, elho

      PS: Mein Posting hört sich jetzt vielleicht garstiger an, als es gemeint ist. Aber ich bin der Meinung, wenn eine Religionsgemeinschaft auf einem solchen Ritual beharrt, dann muss sie sich der Auseinandersetzung stellen und ihre Vorgehensweise auch begründen.
    • kuck mal hier...

      beschneidung-von-jungen.de/hom…neidung-und-judentum.html
      Ich weiss aber nicht, ob Du Antwort auf deine Fragen findest...
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Im Buch Mose Kapitel 17 tritt Abraham den Bund mit Gott ein, indem er sich und seine Söhne beschneidet. Das ist der Gottesbefehl, auf die sich die Juden berufen. Die Beschneidung hat im Judentum eine elementare Bedeutung. "Im Falle des Judentums ist es auch so, dass die Einmischung von Außen in die Religion bereits eine sakrale Bedeutung des Bösen hat.
      Die Beschäftigung mit dem Chanukka-Fest macht diese Dimension deutlich.
      Das Chanukka-Fest, auch Lichterfest genannt, gehört zu den wichtigsten Zeremonien der jüdischen Religion." (danke Maria) Jedoch ist die Beschneidung nicht bei allen Juden gut angesehen. Das liberale Judentum stand in seinen Anfängen im 19. Jahrhundet der Beschneidung kritisch gegenüber. Sigmund Freud oder Theodor Herzel liesen ihre Sohne nicht beschneiden, da die Beschneidung laut ihnen ein Barbarischer Akt des Kindsopferns war.

      Im Christentum gilt die Beschneidung als eine geistliche, indem man sein Denken und Handeln nach den Lehren Jesus richtet.(Römer 2, 25 - 29 )

      Die Muslime Beschneiden aus einer Tradition heraus.
      Für sie ist der Qur'an das Wort Gottes, das der Engel Gabriel Mohamed diktierte. Somit hat der inhalt des Qur'ans nichts mit den Meinungen Mohameds zu tun. Seine Gedanken sind in den vier Rechtsschulen des Islams (Ebu Hanifa, Safi-i, Malik-i, Hanbeli) niedergeschrieben. Jedoch sind diese selbst unter Muslimen umstritten. Dort heißt es entweder, die Beschneidung ist pflicht oder sollte zumindest gemacht werden. Im Koran selber steht nichts über die Beschneidung. Ein festes Alter ist im Islam im gegensatz zum Judentum nicht vorhanden.

      Die Beschneidung ist auch in jedem Fall eine Ehrung der Propheten. Jeder Prophet, von Moses bis Mohammed war beschnitten.

      In Deutschland sind laut WDR5-Sendung “Diesseits von Eden” (vom 1. Juli 2012. 6:48 bis 7:11:) nur 20% der Juden beschnitten. Das kommt daher, dass die Beschneidung in den UdSSR-Staaten verpöhnt war und die meißten deutschen Juden von dort kommen. Jedoch haben sie sich bis heute nicht beschneiden lassen. Es wird sicher welche geben, für die die Bechneidung so wichtig ist, dass sie gehen werden. Aber ich denke der Großteil bleibt hier. Stell dir vor bei der Eucharistie dürfen Minderjährige nur noch Traubensaft trinken. Da werden sich ein paar aufregen, aber dem Rest ist das egal.
    • Gut, es steht also im Buch Mose.

      Aber die Christen machen doch auch vieles nicht mehr so, wie es im alten Testament steht. Ich kenne mich nicht sehr gut mit der Bibel aus. Aber ich schätze mal, eine Gesellschaft, die nach den Regeln des AT leben würde, wäre nicht eine so freie und liberale wie die unsere, oder?
    • elho schrieb:

      Gut, es steht also im Buch Mose.

      Aber die Christen machen doch auch vieles nicht mehr so, wie es im alten Testament steht. Ich kenne mich nicht sehr gut mit der Bibel aus. Aber ich schätze mal, eine Gesellschaft, die nach den Regeln des AT leben würde, wäre nicht eine so freie und liberale wie die unsere, oder?

      Worauf du einen lassen kannst ('tschuldigung).

      Du darfst nicht den Fehler machen, in Religionen oder gar der Bibel etwas Logisches zu suchen, das führt zu nichts.
      Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
      George Orwell
    • Die Bedeutung der Beschneidung hatte nach dem Holocaust offensichtlich eine Dimension angenommen, wie sie zuletzt im 17. Jh. bestand. Sie gehört seitdem, wenn ich alles richtig verstanden habe, zu den wichtigsten Identitätsmerkmalen des Judentums, zu einem Zeichen, dem auch ein "wir sind noch hier" und "wir leben noch" innewohnt. Leider, leider macht sich das gerade an so etwas fest und nicht an etwas anderem... Hinzu kommt wohl, dass unsere deutschen Juden von den externen wohl gerne gebasht werden. So nach dem Motto, wie könnt ihr denn da nur leben, das sind doch alles nur Mörder und Antisemiten, sprich Arschlöcher. Die müssen sich also dauernd dafür rechtfertigen, was den Druck erhöht. Die Beschneidungsdebatte gibt den Externen also so eine Art "na siehst du, haben wir ja immer schon gesagt!"-Keule auf die Hand. Die reden unseren deutschen Juden seit Jahr und Tag ein, dass wir in Wahrheit alles verkappte Antisemiten seien. Und jetzt, wo sich herausstellt, dass der Ritus der Beschneidung schlicht und ergreifend nicht mit unserer Verfassung zu vereinbaren ist und sich ein Gericht auf den Standpunkt stellte, dass das Recht für alle Menschen gleichermaßen gilt, werden sicherlich so einige der Dauer-Indoktrination "die sind alles böse Antisemiten" erliegen.

      Wir haben es also mit einer psychologischen Situation zu tun, die nicht ausschließlich religiös begründet werden kann. Deshalb ist heutzutage selbst sekularen und atheistischen Juden die Beschneidung wichtig - ein Zustand, den ihre Vorfahren vor 100 Jahren wohl eher lächerlich gefunden hätten. Wobei ich explizit vom deutschen Judentum spreche und nicht vom russischen.

      Auch das Chanukka-Fest dürfte eine Rolle spielen. Griechische Herrscher hatten mal versucht, die Juden in Israel zu hellenisieren und verboten in diesem Zusammenhang alle religiösen Betätigungen, eben auch die Beschneidung. Der Umstand, dass die Griechen schließlich von den Makkabäern besiegt wurden und damit Religiosität und Identität des Judentums wieder aufleben konnten, wird jedes Jahr durch das Lichterfest, also Chanukka, gefeiert. Die staatliche Abschaffung eines Brauchs steht also unweigerlich auch im Zusammenhang mit solchen tief religiösen Bräuchen und Ansichten.

      Die weitgehende Integrierung und Aufklärung der deutschen Juden vor dem Krieg hatte überdies nicht davor geschützt, verfolgt und ermordet zu werden. Man kann es so sehen: sie wollten Deutsche sein wie alle anderen auch, sie passten sich stark an - und dann wurde ihnen trotzdem vorgehalten, sie seien irgendwas anderes, weil es einen Unterschied zwischen Juden und Deutschen gebe. Daraus resultiert unweigerlich eine Frage der eigenen Identität: wenn wir also keine Deutschen sind (völliger Quatsch eigentlich...), was sind wir dann? Dieser Prozess der Identifikation mit dem Judentum nicht nur als Religion, sondern auch als Konstrukt ANSTELLE einer Nationalität, tut demnach ihr Übriges.

      Insgesamt ergibt sich daraus ein kompliziertes Gemengelage.
    • für Deine Ausführungen. Es erklärt, warum eine Art "Radikalisierung" stattfindet.

      Ich habe das Gefühl, manche Juden (vor allen Dingen die, die in der Öffentlichkeit stehen), verstehen sich zuerst als Juden, und dann erst als Mensch, Bürger, Deutscher.... Da gewinnt Religion zu viel Gewicht.

      Mir stösst es sehr auf (eigentlich würde ich das noch ganz anders ausdrücken!), wenn Juden so tun, als ob sie uns etwas Gutes tun, dass sie in Deutschland leben.
      Ich bin keine Antisemitin, aber - ehrlich gesagt - es ist mir egal, ob Juden in Deutschland leben oder nicht. Wenn sie es nicht tun wollen, ist das für mich auch okay.
      Und wenn der Preis dafür ist, dass wir ihnen auf ewig dankbar sein sollen und dass wir hier Grundrechtsverletzungen zulassen sollen, dann habe ich nichts dagegen, wenn sie gehen.
      Menschen sollten hier leben, weil es ihnen hier in Deutschland gefällt und nicht, weil sie der Welt zeigen wollen, dass wir Deutschen gar nicht so schlimm sind....

      Wenn ich (vielleicht als Enkelin der Tätergeneration) einem Juden begegne (als Enkel der Opfergeneration), warum können wir dann nicht unabhängig von dem, was geschehen ist, eine Beziehung aufbauen? Können wir nicht gemeinsam darüber trauern, was geschehen ist? Ich habe doch genauso wenig damit zu tun wie der Jude?
    • Wenn ich (vielleicht als Enkelin der Tätergeneration) einem Juden begegne (als Enkel der Opfergeneration), warum können wir dann nicht unabhängig von dem, was geschehen ist, eine Beziehung aufbauen?


      Keine Angst. Es gibt eine junge Generation, die das in weiten Teilen ähnlich sieht wie wir. Hier etwas für die gute Laune zwischendurch:

      m.welt.de/article.do?id=politi…-Sehnsuchtsort-fuer-Juden