Der Weg ist frei – Kinder können sich künftig in Genf beschweren

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    • Der Weg ist frei – Kinder können sich künftig in Genf beschweren

      Die Ratifizierung durch zehn Staaten war notwendig, damit das Individualbeschwerdeverfahren für Kinder in Kraft treten kann. Den Weg zu diesem „3. Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention“ hat Costa Rica am 14. Januar geebnet: Als zehnter Staat hat es das Zusatzprotokoll ratifiziert. Mädchen und Jungen können also künftig Rechtsverletzungen vor dem zuständigen UN-Ausschuss in Genf anprangern – ein großer Erfolg für die Kinder weltweit. Die Kindernothilfe und andere Kinderrechtsorganisationen haben für diese wichtige Chance lange gekämpft.

      „Bereits seit 1999 setzen wir uns für die Realisierung dieses Beschwerdeverfahrens ein – das Inkrafttreten ist ein wichtiges Signal für die Kinder dieser Welt“, begrüßt Antje Weber von der Kindernothilfe die künftige Beschwerdeoption: Kinder, deren Rechte verletzt werden, können nach Ausschöpfen der nationalen Rechtsinstrumente ihre Beschwerde an den UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes in Genf herantragen.

      Bereits 1999 publizierte die Kindernothilfe die erste Studie über ein Individualbeschwerdeverfahren für Kinder. „Nach rund 15 Jahren kontinuierlicher Lobbyarbeit von Nichtregierungsorganisationen in Deutschland und in vielen anderen Staaten ist der Weg für Kinder-Beschwerden in Genf nun endlich frei“, freut sich Kinderrechtsexpertin Weber.

      Andere Menschenrechtskonventionen sehen dieses Verfahren längst vor, in der UN-Kinderrechtskonvention fehlte es zunächst. Es wurde daher in Form eines Zusatzprotokolls 2011 nachgerüstet. Dieses Protokoll regelt auch, dass das Beschwerdeverfahren erst drei Monate nach der 10. Ratifizierung, d. h. der völkerrechtlich bindenden Anerkennung durch einen Staat, in Kraft tritt. Costa Rica hat diesen Schritt nun ermöglicht und als zehnter Staat ratifiziert – nach beispielweise Thailand, Bolivien, Gabun und Deutschland.

      „Damit haben Kinder weltweit schon bald eine wichtige Zusatzoption, um ihre Rechte einzufordern“, erläutert Antje Weber. Bis der erste Fall tatsächlich in Genf landet, ist allerdings noch etwas Geduld nötig: „Eine Bedingung ist, dass der nationale Rechtsweg erschöpft wurde.“ Das kann selbst in Deutschland Jahre dauern. „Künftig wird das Verfahren aber an Bedeutung gewinnen und vor allem Kindern aus Ländern mit schwachen Justizsystemen bei der Verwirklichung ihrer Rechte helfen“, ist Weber überzeugt.

      Weitere Informationen: www.individualbeschwerde.de
      Quelle: Pressemitteilung der Kindernothilfe e.V. vom 14.1.2014
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Guy schrieb:

      „Künftig wird das Verfahren aber an Bedeutung gewinnen und vor allem Kindern aus Ländern mit schwachen Justizsystemen bei der Verwirklichung ihrer Rechte helfen“, ist Weber überzeugt.
      Ich frage mich, ob das Jungen vor dem Beschneidungsritual schützen kann. Jungen wie Tahsin werden sich nicht nach Genf wenden, wenn sie ungeduldig auf den Tag ihrer Beschneidung warten, weil sie ihnen die Erwachsenen schmackhaft gemacht haben. Und Säuglinge erst recht nicht. Welchen Stellenwert könnte also die Beschwerdemöglichkeit im Kampf gegen frühkindliche Beschneidung haben?
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • R(h)einwein schrieb:

      Jungen wie Tahsin werden sich nicht nach Genf wenden, wenn sie ungeduldig auf den Tag ihrer Beschneidung warten, weil sie ihnen die Erwachsenen schmackhaft gemacht haben. Und Säuglinge erst recht nicht. Welchen Stellenwert könnte also die Beschwerdemöglichkeit im Kampf gegen frühkindliche Beschneidung haben?

      Jungen wie Tahsin, die "ungeduldig" auf ihre Beschneidung warten, werden danach auch "ungeduldig" darauf waren, dass der Wundschmerz wieder erträglicher wird. Außerdem werden sowohl Säuglinge wie auch ältere Jungen irgendwann feststellen, dass die Beschneidung für die Eltern eine "tolle Party" war, die ihnen selbst aber nur einen Teil ihrer Sexualität gekostet hat. Sicherlich ist es in solchen Fällen dann zwar zu spät, um die Kinder vor ihrem Schicksal zu bewahren, aber es ist wohl nicht zu spät, um die Verantwortlichen wegen Menschenrechtsverletzungen öffentlich anzuklagen.

      Heute diskutieren wir darüber, dass Zwangsbeschneidungen unabhängig vom Geschlecht unter Strafe gestellt werden müssen. Es wird aber auch der Tag kommen, wo viele Befürworter sich nicht mehr dran erinnern wollen, dass sie es waren, die einen Standpunkt vertreten haben, mit dem sie sich selbst mitschuldig gemacht haben. Je mehr globale Institutionen die Zwangsbeschneidung als Menschenrechtsverletzung verdammen, desto schneller endet dieses grausame Ritual aus heidnischer Urzeit.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Ventus schrieb:

      Die Heiden haben eigentlich gar nicht Beschnitten oder? Waren doch eher die abrahamiten..
      Nur weil die Beschneidung erstmals in der Bibel schriftlich festgehalten wurde, bedeutet dies nicht, dass dies auch eine Erfindung der abrahamistischen Religionen ist. Selbst der Monotheismus wird vermutlich nur von anderen Kulturen übernommen worden sein. Die Beschneidung von Jungen hat damit einen genauso heidnischen Ursprung wie die Beschneidung von Mädchen.

      Im übrigen war es Paulus, der die Beschneidung im Christentum faktisch abgeschafft hatte und vermutlich taucht auch deshalb nichts von der Beschneidung im Koran auf. Im Gegensatz zum Judentum ist die Beschneidung im Islam ja "nur" in der Sunna genannt und damit "Tradition", aber keine verbindliche religiöse Pflicht.

      Neben diesen Religionsgemeinschaften wird ja aber z.B. die Beschneidung in den USA fast ausschließlich aus "Aberglaube" durchgeführt. Man glaubt an mehr Hygiene und an bizarre Sexualvorstellungen (Verbot der Masturbation, etc.), die man mit der Beschneidung durchsetzen möchte. Beschneidung hat heidnische Wurzel und ihre Beibehaltung ist nicht minder fragwürdig.

      Der UN-Menschenrechtsrat in Genf ist Teil der Aufklärung, die im 18. Jahrhundert ihren Ursprung hatte. Seit damals wurde nicht nur die Hexenverbrennung und andere Jahrtausende alte Traditionen abgeschafft. Natürlich ist es nicht Aufgabe der Aufklärung Religionen vorzuschreiben, wie sie sich verändern müssen. Genauso wenig kann man Eltern vorschreiben, welche Werte sie ihren Kindern vermitteln wollen. Es ist aber legitim, wenn man Menschen daran hindert anderen egal mit welchem Vorwand Gewalt anzutun oder diese zu quälen.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • Ventus schrieb:

      Die Heiden haben eigentlich gar nicht Beschnitten oder? Waren doch eher die abrahamiten..
      Die Zirkumzision ist keine Erfindung der abrahamitischen Religionen. Diese Form der körperlichen Kennzeichnung stammt vermutlich aus dem inneren Afrika und kam über Ägypten ans Ufer des Mittelmeeres. Dort lernten die späteren Israeliten sie kennen (zunächst galt es wohl als Zeichen der Sklaverei, aber das jüdische Volk hat mehrere Zeichen der Unterdrückung zu ihren persönlichen Ehrenzeichen erhoben - der Streimel osteuropäischer Orthodoxer hat eine ähnliche Geschichte).

      Aus Ägypten stammt wohl auch die Idee des Monotheismus (das Echnaton-Experiment).

      Beides zusammen hat dann (zumindest interpretiere ich das so) die Grundlage für das Werden der jüdischen Identität ergeben - zu der paradoxer Weise die Zirkumzision ja nicht durchgängig gehörte.

      Die "Heiden", sprich die germanische Urbevölkerung Europas hat tatsächlich nicht zirkumzidiert.
      Gruß
      Hickhack