Gerade dass der Antisemitismus in Deutschland so eng mit dem Gedenken an die Schoah verbunden sei, stehe der Auseinandersetzung mit dem heutigen Antisemitismus im Wege. Joffe erinnerte an die jüngsten Debatten etwa über Beschneidung oder das Schächten von Tieren: Als „grausame mittelalterliche Rituale“ seien diese Praktiken, die für gläubige Juden „absolute Verpflichtung“ seien, in der Debatte beschrieben worden: „Wir Juden mussten wieder einmal unsere jahrtausendealte Identität rechtfertigen.“ Wer denke, dass Beschneidung oder Schächten verboten gehöre, „der denkt antisemitisch“, so Joffe: „Und der Gedanke ist immer ein Vorläufer der Tat.“
Mal wieder meint hier jemand, er könne sich dem Zwang, sein eigenes Handeln zu rechtfertigen, durch einen Hinweis auf Identität und Tradition entledigen. Und von welcher offenbar befürchteten Tat spricht er?
taz.de/Gedenken/!127205/