Hallo liebe Mitbetroffenen,
ich bin fest davon überzeugt bin, dass es hinsichtlich der Beschneidung von Jungen, ob nun aus religiös-kulturellen oder vermeintlich medizinisch sinnvollen Gründen, hierzulande immer noch einen enormen Aufklärungsbedarf gibt. Durch die Wiedergabe meiner Geschichte möchte ich hierzu meinen Beitrag leisten.
Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt und wurde, wie viele hier, in der Kindheit wegen einer angeblichen Phimose gegen meinen Willen beschnitten. Der Eingriff wurde bei mir im Alter von sechs Jahren durchgeführt, weil man idiotischer Weise im Jahre 1987 wohl davon ausging, dass Jungen bei der Einschulung eine zurückziehbare Vorhaut haben müssen. Ich selbst habe an meinen Penis vor dem Eingriff keine größeren Erinnerungen mehr. Es gab keinerlei Probleme beim Wasserlassen oder irgendwelche Entzündungen. Lediglich die Vorhaut ließ sich nicht zurückstreifen, was im Kindesalter, wie man inzwischen weiß, keinen pathologischen Zustand darstellt. Laut dem gelben Untersuchungsheft will der Kinderarzt bei mir schon im Alter von drei Jahren eine Phimose festgestellt haben. Offenbar hat er keine Gelegenheit ausgelassen, meine Eltern diesbezüglich zu verunsichern. Mittlerweile weiß ich, dass er mehrfach schon damals zur Beschneidung geraten haben soll. Gottseidank sind meine Eltern mit mir irgendwann nicht mehr zu diesem Kinderarzt wegen den üblichen Routineuntersuchungen. Leider haben sich meine damals noch leichtgläubigen Eltern dann kurz vor der Einschulung dazu hinreißen lassen, den Ratschlägen des Kinderarztes nachzugehen. Meine Mutter machte einen Termin beim Hausarzt, welcher ohne den aktuellen Zustand zu begutachten direkt eine Überweisung an das Kreiskrankenhaus zur Zirkumzision ausgestellt hat. Ich kann mich heute noch einigermaßen gut daran erinnern, als man mich in den OP gebracht hat und mir die Inhalationsmaske aufs Gesicht gedrückt hat. Irgendwann bin ich im Aufwachraum mit fürchterlichen Schmerzen im Schritt wieder zu mir gekommen. Als kurz eine Schwester vorbei kam, um das Ergebnis zu begutachten, sah ich kurz die Ursache für meine Schmerzen. Ich verstand noch nicht, dass unter der Vorhaut so etwas wie die Eichel ist und erschrak mich im ersten Moment des Anblickes dermaßen fürchterlich, dass ich sofort das Schreien angefangen habe.
Ich verstand noch nicht, worum es bei diesem Eingriff ging und dachte, man hätte mir mein Glied für immer kaputt gemacht. Diese Einschätzung sollte sich in meinen jungen Erwachsenenjahren dann auch bewahrheiten. Da der Eingriff ambulant durchgeführt wurde, konnten wir das Krankenhaus schon bald verlassen.
Ich erinnere mich heute noch an die Schmerzen beim Gehen, als die vorher immerzu bedeckte Eichel nun ungeschützt an der Unterwäsche bzw. am Verband rieb.
In den Tagen nach dem Eingriff musste der Verband mehrmals gewechselt werden, was jedes mal die reinste Tortur für mich darstellte. Irgendwann einige Zeit nach der Operation fragte ich meine Mutter, ob das dort unten jetzt immer so bleibt und ob die Vorhaut wieder nachwachsen würde. Erst nachdem sie dies verneinte, wurde mir schlagartig klar, was mit mir geschehen ist. In den folgenden Jahren bis zu meiner Pubertät schämte ich mich fürchterlich für meinen Penis, der nun nicht mehr wie der der anderen Jungs aussah. Ich vermied es immer so gut es geht, mich vor anderen entblößen zu müssen. Als nun langsam meine Sexualität erwachte, blieben auch Experimente mit dem eigenen Geschlecht nicht aus.
Spätestens da wurde mir richtig klar, dass sich mein Penis nicht nur optisch von den anderen unterschied, sondern auch funktionell irgendwas fehlte. Die extreme Empfindlichkeit und die Leichtigkeit bei der Stimulation an anderen waren mir selbst immer fremd. Irgendwann erwachte dann auch das Interesse an Mädchen. Als ich in meiner Jugend dann zum ersten mal mit einem Mädchen schlief, war es mir schon nicht möglich, alleine durch vaginalen Verkehr einen Orgasmus zu erreichen. Ich bekam Angst, vielleicht schwul zu sein, da es mir in der Umkleide den Blick immer wieder auf die Geschlechtsteile meiner unbeschnittenen Altersgenossen zog, die ja so anders dort unten waren als ich.
Das Interesse am gleichen Geschlecht ist aus diesem Grund bis heute nicht erloschen, und wäre wahrscheinlich ohne die Beschneidung im Kindesalter niemals erwacht. Diese These erscheint eventuell etwas gewagt, erscheint mir jedoch völlig plausibel. Ich würde mich mittlerweile als bisexuell bezeichnen. Je mehr sexuelle Erfahrungen ich mit anderen Jungs sammelte, desto mehr wurden mir meine durch die Beschneidung bedingten sexuellen Defizite bewusst. Diverse Praktiken, die andere in Ektase versetzten, bewirkten bei mir keinerlei Regungen. Ich empfand es zunehmend als Demütigung, dem normalen sexuellen Empfindungsvermögen in der Kindheit beraubt worden zu sein, besonders bei Kontakten mit unbeschnittenen Männern aber auch zusammen mit Frauen. Irgendwann bedeutete Sex für mich nur noch Frust anstatt Lust. Im Alter von 27 Jahren lernte ich dann eine Möglichkeit kennen, wie man medikamentös den Sexualtrieb mittels Antiandrogenen dämpfen kann. Chemische Kastration also, wie man sie bei schwersten Sexualverbrechern anwendet. Von dieser Möglichkeit mache ich bis heute Gebrauch, da mich der Frust und der Ärger über meine Beschneidung ansonsten völlig aus der Bahn werfen würden. Ich habe einmal einen Urologen mit meinem Problem konfrontiert. Dieser spielte lediglich das Problem herunter und schob das Problem ganz auf die Psycho-Schiene. Dass 80-90% aller spezialisierten erogenen Nervenendigungen bei einer Beschneidung abhanden kommen, spielt laut dem Herrn Doktor wohl keine Rolle.
Mehr folgt.
ich bin fest davon überzeugt bin, dass es hinsichtlich der Beschneidung von Jungen, ob nun aus religiös-kulturellen oder vermeintlich medizinisch sinnvollen Gründen, hierzulande immer noch einen enormen Aufklärungsbedarf gibt. Durch die Wiedergabe meiner Geschichte möchte ich hierzu meinen Beitrag leisten.
Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt und wurde, wie viele hier, in der Kindheit wegen einer angeblichen Phimose gegen meinen Willen beschnitten. Der Eingriff wurde bei mir im Alter von sechs Jahren durchgeführt, weil man idiotischer Weise im Jahre 1987 wohl davon ausging, dass Jungen bei der Einschulung eine zurückziehbare Vorhaut haben müssen. Ich selbst habe an meinen Penis vor dem Eingriff keine größeren Erinnerungen mehr. Es gab keinerlei Probleme beim Wasserlassen oder irgendwelche Entzündungen. Lediglich die Vorhaut ließ sich nicht zurückstreifen, was im Kindesalter, wie man inzwischen weiß, keinen pathologischen Zustand darstellt. Laut dem gelben Untersuchungsheft will der Kinderarzt bei mir schon im Alter von drei Jahren eine Phimose festgestellt haben. Offenbar hat er keine Gelegenheit ausgelassen, meine Eltern diesbezüglich zu verunsichern. Mittlerweile weiß ich, dass er mehrfach schon damals zur Beschneidung geraten haben soll. Gottseidank sind meine Eltern mit mir irgendwann nicht mehr zu diesem Kinderarzt wegen den üblichen Routineuntersuchungen. Leider haben sich meine damals noch leichtgläubigen Eltern dann kurz vor der Einschulung dazu hinreißen lassen, den Ratschlägen des Kinderarztes nachzugehen. Meine Mutter machte einen Termin beim Hausarzt, welcher ohne den aktuellen Zustand zu begutachten direkt eine Überweisung an das Kreiskrankenhaus zur Zirkumzision ausgestellt hat. Ich kann mich heute noch einigermaßen gut daran erinnern, als man mich in den OP gebracht hat und mir die Inhalationsmaske aufs Gesicht gedrückt hat. Irgendwann bin ich im Aufwachraum mit fürchterlichen Schmerzen im Schritt wieder zu mir gekommen. Als kurz eine Schwester vorbei kam, um das Ergebnis zu begutachten, sah ich kurz die Ursache für meine Schmerzen. Ich verstand noch nicht, dass unter der Vorhaut so etwas wie die Eichel ist und erschrak mich im ersten Moment des Anblickes dermaßen fürchterlich, dass ich sofort das Schreien angefangen habe.
Ich verstand noch nicht, worum es bei diesem Eingriff ging und dachte, man hätte mir mein Glied für immer kaputt gemacht. Diese Einschätzung sollte sich in meinen jungen Erwachsenenjahren dann auch bewahrheiten. Da der Eingriff ambulant durchgeführt wurde, konnten wir das Krankenhaus schon bald verlassen.
Ich erinnere mich heute noch an die Schmerzen beim Gehen, als die vorher immerzu bedeckte Eichel nun ungeschützt an der Unterwäsche bzw. am Verband rieb.
In den Tagen nach dem Eingriff musste der Verband mehrmals gewechselt werden, was jedes mal die reinste Tortur für mich darstellte. Irgendwann einige Zeit nach der Operation fragte ich meine Mutter, ob das dort unten jetzt immer so bleibt und ob die Vorhaut wieder nachwachsen würde. Erst nachdem sie dies verneinte, wurde mir schlagartig klar, was mit mir geschehen ist. In den folgenden Jahren bis zu meiner Pubertät schämte ich mich fürchterlich für meinen Penis, der nun nicht mehr wie der der anderen Jungs aussah. Ich vermied es immer so gut es geht, mich vor anderen entblößen zu müssen. Als nun langsam meine Sexualität erwachte, blieben auch Experimente mit dem eigenen Geschlecht nicht aus.
Spätestens da wurde mir richtig klar, dass sich mein Penis nicht nur optisch von den anderen unterschied, sondern auch funktionell irgendwas fehlte. Die extreme Empfindlichkeit und die Leichtigkeit bei der Stimulation an anderen waren mir selbst immer fremd. Irgendwann erwachte dann auch das Interesse an Mädchen. Als ich in meiner Jugend dann zum ersten mal mit einem Mädchen schlief, war es mir schon nicht möglich, alleine durch vaginalen Verkehr einen Orgasmus zu erreichen. Ich bekam Angst, vielleicht schwul zu sein, da es mir in der Umkleide den Blick immer wieder auf die Geschlechtsteile meiner unbeschnittenen Altersgenossen zog, die ja so anders dort unten waren als ich.
Das Interesse am gleichen Geschlecht ist aus diesem Grund bis heute nicht erloschen, und wäre wahrscheinlich ohne die Beschneidung im Kindesalter niemals erwacht. Diese These erscheint eventuell etwas gewagt, erscheint mir jedoch völlig plausibel. Ich würde mich mittlerweile als bisexuell bezeichnen. Je mehr sexuelle Erfahrungen ich mit anderen Jungs sammelte, desto mehr wurden mir meine durch die Beschneidung bedingten sexuellen Defizite bewusst. Diverse Praktiken, die andere in Ektase versetzten, bewirkten bei mir keinerlei Regungen. Ich empfand es zunehmend als Demütigung, dem normalen sexuellen Empfindungsvermögen in der Kindheit beraubt worden zu sein, besonders bei Kontakten mit unbeschnittenen Männern aber auch zusammen mit Frauen. Irgendwann bedeutete Sex für mich nur noch Frust anstatt Lust. Im Alter von 27 Jahren lernte ich dann eine Möglichkeit kennen, wie man medikamentös den Sexualtrieb mittels Antiandrogenen dämpfen kann. Chemische Kastration also, wie man sie bei schwersten Sexualverbrechern anwendet. Von dieser Möglichkeit mache ich bis heute Gebrauch, da mich der Frust und der Ärger über meine Beschneidung ansonsten völlig aus der Bahn werfen würden. Ich habe einmal einen Urologen mit meinem Problem konfrontiert. Dieser spielte lediglich das Problem herunter und schob das Problem ganz auf die Psycho-Schiene. Dass 80-90% aller spezialisierten erogenen Nervenendigungen bei einer Beschneidung abhanden kommen, spielt laut dem Herrn Doktor wohl keine Rolle.
Mehr folgt.
"The only thing necessary for the triumph of evil is for good men to do nothing"