Beschnitten mit 6 - Heute freiwillige chemische Kastration gegen den Frust

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    • Beschnitten mit 6 - Heute freiwillige chemische Kastration gegen den Frust

      Hallo liebe Mitbetroffenen,


      ich bin fest davon überzeugt bin, dass es hinsichtlich der Beschneidung von Jungen, ob nun aus religiös-kulturellen oder vermeintlich medizinisch sinnvollen Gründen, hierzulande immer noch einen enormen Aufklärungsbedarf gibt. Durch die Wiedergabe meiner Geschichte möchte ich hierzu meinen Beitrag leisten.

      Ich bin mittlerweile 32 Jahre alt und wurde, wie viele hier, in der Kindheit wegen einer angeblichen Phimose gegen meinen Willen beschnitten. Der Eingriff wurde bei mir im Alter von sechs Jahren durchgeführt, weil man idiotischer Weise im Jahre 1987 wohl davon ausging, dass Jungen bei der Einschulung eine zurückziehbare Vorhaut haben müssen. Ich selbst habe an meinen Penis vor dem Eingriff keine größeren Erinnerungen mehr. Es gab keinerlei Probleme beim Wasserlassen oder irgendwelche Entzündungen. Lediglich die Vorhaut ließ sich nicht zurückstreifen, was im Kindesalter, wie man inzwischen weiß, keinen pathologischen Zustand darstellt. Laut dem gelben Untersuchungsheft will der Kinderarzt bei mir schon im Alter von drei Jahren eine Phimose festgestellt haben. Offenbar hat er keine Gelegenheit ausgelassen, meine Eltern diesbezüglich zu verunsichern. Mittlerweile weiß ich, dass er mehrfach schon damals zur Beschneidung geraten haben soll. Gottseidank sind meine Eltern mit mir irgendwann nicht mehr zu diesem Kinderarzt wegen den üblichen Routineuntersuchungen. Leider haben sich meine damals noch leichtgläubigen Eltern dann kurz vor der Einschulung dazu hinreißen lassen, den Ratschlägen des Kinderarztes nachzugehen. Meine Mutter machte einen Termin beim Hausarzt, welcher ohne den aktuellen Zustand zu begutachten direkt eine Überweisung an das Kreiskrankenhaus zur Zirkumzision ausgestellt hat. Ich kann mich heute noch einigermaßen gut daran erinnern, als man mich in den OP gebracht hat und mir die Inhalationsmaske aufs Gesicht gedrückt hat. Irgendwann bin ich im Aufwachraum mit fürchterlichen Schmerzen im Schritt wieder zu mir gekommen. Als kurz eine Schwester vorbei kam, um das Ergebnis zu begutachten, sah ich kurz die Ursache für meine Schmerzen. Ich verstand noch nicht, dass unter der Vorhaut so etwas wie die Eichel ist und erschrak mich im ersten Moment des Anblickes dermaßen fürchterlich, dass ich sofort das Schreien angefangen habe.
      Ich verstand noch nicht, worum es bei diesem Eingriff ging und dachte, man hätte mir mein Glied für immer kaputt gemacht. Diese Einschätzung sollte sich in meinen jungen Erwachsenenjahren dann auch bewahrheiten. Da der Eingriff ambulant durchgeführt wurde, konnten wir das Krankenhaus schon bald verlassen.
      Ich erinnere mich heute noch an die Schmerzen beim Gehen, als die vorher immerzu bedeckte Eichel nun ungeschützt an der Unterwäsche bzw. am Verband rieb.
      In den Tagen nach dem Eingriff musste der Verband mehrmals gewechselt werden, was jedes mal die reinste Tortur für mich darstellte. Irgendwann einige Zeit nach der Operation fragte ich meine Mutter, ob das dort unten jetzt immer so bleibt und ob die Vorhaut wieder nachwachsen würde. Erst nachdem sie dies verneinte, wurde mir schlagartig klar, was mit mir geschehen ist. In den folgenden Jahren bis zu meiner Pubertät schämte ich mich fürchterlich für meinen Penis, der nun nicht mehr wie der der anderen Jungs aussah. Ich vermied es immer so gut es geht, mich vor anderen entblößen zu müssen. Als nun langsam meine Sexualität erwachte, blieben auch Experimente mit dem eigenen Geschlecht nicht aus.
      Spätestens da wurde mir richtig klar, dass sich mein Penis nicht nur optisch von den anderen unterschied, sondern auch funktionell irgendwas fehlte. Die extreme Empfindlichkeit und die Leichtigkeit bei der Stimulation an anderen waren mir selbst immer fremd. Irgendwann erwachte dann auch das Interesse an Mädchen. Als ich in meiner Jugend dann zum ersten mal mit einem Mädchen schlief, war es mir schon nicht möglich, alleine durch vaginalen Verkehr einen Orgasmus zu erreichen. Ich bekam Angst, vielleicht schwul zu sein, da es mir in der Umkleide den Blick immer wieder auf die Geschlechtsteile meiner unbeschnittenen Altersgenossen zog, die ja so anders dort unten waren als ich.
      Das Interesse am gleichen Geschlecht ist aus diesem Grund bis heute nicht erloschen, und wäre wahrscheinlich ohne die Beschneidung im Kindesalter niemals erwacht. Diese These erscheint eventuell etwas gewagt, erscheint mir jedoch völlig plausibel. Ich würde mich mittlerweile als bisexuell bezeichnen. Je mehr sexuelle Erfahrungen ich mit anderen Jungs sammelte, desto mehr wurden mir meine durch die Beschneidung bedingten sexuellen Defizite bewusst. Diverse Praktiken, die andere in Ektase versetzten, bewirkten bei mir keinerlei Regungen. Ich empfand es zunehmend als Demütigung, dem normalen sexuellen Empfindungsvermögen in der Kindheit beraubt worden zu sein, besonders bei Kontakten mit unbeschnittenen Männern aber auch zusammen mit Frauen. Irgendwann bedeutete Sex für mich nur noch Frust anstatt Lust. Im Alter von 27 Jahren lernte ich dann eine Möglichkeit kennen, wie man medikamentös den Sexualtrieb mittels Antiandrogenen dämpfen kann. Chemische Kastration also, wie man sie bei schwersten Sexualverbrechern anwendet. Von dieser Möglichkeit mache ich bis heute Gebrauch, da mich der Frust und der Ärger über meine Beschneidung ansonsten völlig aus der Bahn werfen würden. Ich habe einmal einen Urologen mit meinem Problem konfrontiert. Dieser spielte lediglich das Problem herunter und schob das Problem ganz auf die Psycho-Schiene. Dass 80-90% aller spezialisierten erogenen Nervenendigungen bei einer Beschneidung abhanden kommen, spielt laut dem Herrn Doktor wohl keine Rolle.
      Mehr folgt.
      "The only thing necessary for the triumph of evil is for good men to do nothing"
    • Vielen Dank für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht, fsx100!

      So läuft es leider auch heute noch viel zu häufig: Der physiologische Normalzustand wird pathologisiert, die Eltern sind wohlwollend und besorgt - und die Vorhaut futsch. (Hätte zugegebenerweise meinen Söhnen auch passieren können, mit mir als Mutter, die die Balanitiden ihres Bruders aus Kindertagen in nicht so guter Erinnerung hat und mit meinem Mann, der selbst aus religiösen Gründen seit seinem Säuglingsalter beschnitten ist - wir hatten einfach Glück mit unserer Kinderärztin)

      Und dann noch der Urologe, der die sensorischen und funktionellen Veränderungen leugnet.

      Ich hoffe aber, dass Du einen anderen Weg findest mit den Folgen umzugehen als die chemische Kastration.
      Es gibt einige Möglichkeiten, einen Teil der Sensibilität zurückzugewinnen (dazu können Dir die Jungs hier mehr erzählen). Und man kann einen Partner finden der bereit ist, auf die unfreiwillig erworbenen Eigenheiten einzugehen.
    • Hallo fsx100,

      was du schreibst kann ich sehr gut nachvollziehen, weil es
      bei dir anscheinend sehr ähnlich gewesen ist wie bei mir. Ich wusste z. B. auch
      nicht, was genau mit mir gemacht werden soll und war über das Ergebnis
      schockiert. Genauso habe ich lange Zeit gehofft, dass die Vorhaut wieder
      nachwächst und habe meine Mutter mehrmals danach gefragt. Es gibt noch viele
      andere Parallelen bei deinem Bericht und auch bei anderen, so dass es mir beim
      Schreiben meines Berichts ständig so vorkommt, als würde ich alles nur von anderen
      abschreiben.
    • Herzlich willkommen hier im Forum. Vielen Dank für Deinen schonungslos offenen Bericht.
      Es ist furchtbar, wie die Schulmedizin jahrzehntelang ohne jede wissenschaftliche Grundlage in einem willkürlich konstruiertem Handlungsbedarf Millionen Jungen verstümmelte - und dieses vermeintliche Zugriffsrecht auf männliche Kindergenitalien in Teilen (niedergelassene Kinderchirurgen) noch immer aggressiv verteidigt.
      Zumindest auf diesem Sektor sind aber Fortschritte in Sicht. Ärzte, die Eltern zur Verstümmelung entwicklungsphysiologisch gesunder Genitalien raten, machen sich strafbar. Ich freue mich schon jetzt darauf, wenn endlich der erste ärztliche Verstümmler bestraft wird.
      Das wird abschrecken - und Jungen schützen.
      Dein Bericht erschüttert mich. Vielleicht magst Du in Berichten hier lesen, wie manche Betroffene sich helfen, um Teile der geraubten Sensibilität wiederzugewinnen. Ich gehöre auch zu diesen Männern und teile sehr viel aus Deinem Bericht.
      Ich wünsche Dir, dass Du Wege findest, trotz der furchtbaren Verletzung Sexualität als etwas Dir und anderen Freude Spendendes zu entdecken. Die Urologen scheren sich in der Regel einen Dreck darum, was sie anrichten. Lass Dich von denen nicht kränken.
      Hier wirst Du Empathie und Verständnis erfahren. Hier musst Du nichts erklären, die Betroffenen hier wissen aus eigener Erfahrung, wovon Du sprichst.
      Ich hoffe, dass Dir das weiterhilft.
      Alles Gute!
    • Laffelrog schrieb:

      was du schreibst kann ich sehr gut nachvollziehen, weil es bei dir anscheinend sehr ähnlich gewesen ist wie bei mir. .... Es gibt noch viele andere Parallelen bei deinem Bericht und auch bei anderen, so dass es mir beim Schreiben meines Berichts ständig so vorkommt, als würde ich alles nur von anderen abschreiben.


      Mir ergeht es genauso, wenn ich Erfahrungsberichte von anderen Betroffenen lese. Die Geschichten sind fast immer gleich, genauso wie die späteren Auswirkungen. Immer die selben fadenscheinigen Vorwände, die eine VA hätten rechtfertigen sollen. Ebenso beklagt jeder Betroffene einen massiven Verlust an Sensibilität in intimen Momenten. Trotz der Tatsache, dass man bei manchen Berichten einfach nur den Namen des Betroffenen austauschen müsste, halte ich es für wichtig, dass jeder über die fatalen Auswirkungen Bericht erstattet. Je mehr solcher Berichte an die Öffentlichkeit gelangen, desto lachhafter machen sich Beschneidungsbefürworter, sowas als Einzelmeinungen zu bagatellisieren.
      "The only thing necessary for the triumph of evil is for good men to do nothing"
    • Was mir bei meiner Geschichte wohl ein ewiges Rätsel bleibt, ist die Tatsache, dass damals sogar mein Vater, der nicht beschnitten ist, auf der Seite des Kinderarztes war. Oft sind es ja die Mütter, die sich von der Beschneidung ihres Sohnes begeistern lassen und das ganze dann in die Wege leiten.

      Als ich meine Eltern vor längerem mal mit diesem Thema konfrontiert habe, fand ich heraus, dass mein Vater bis in seine Jugend auch eine nicht zurückziehbare Vorhaut hatte, die angeblich auch mal eingerissen ist. Scheinbar dachten meine Eltern, sie tun mir gutes, dadurch dass sie den Empfehlungen des Kinderarztes nachgekommen sind und mir ähnliche schmerzhaften Erlebnisse ersparten. Welche Auswirkungen eine VA auf die Sensibilität haben kann, hätte er eigentlich wissen müssen. Ich vermute fast, dass viele unbeschnittene Männer gar nicht bewusst wahr nehmen, wie und wo die ganzen tollen Gefühle beim Sex entstehen.
      "The only thing necessary for the triumph of evil is for good men to do nothing"
    • Hallo fsx100 und herzlich willkommen bei uns im Forum!

      Ich danke Dir sehr, dass Du Deine Geschichte hier erzählst, und das aus mehreren Gründen.
      Zum einen, weil jeder einzelne Bericht eines Mannes, der durch seine Vorhautamputation Nachteile erleidet, wichtig ist. Ganz egal, ob die Geschichte neue, bisher noch nie gehörte Probleme aufzeigt oder zum wiederholten Mal die bereits bekannten bestätigt.
      Jeder Bericht ist wichtig fsx100! Je mehr beschnittene Männer sich melden, je mehr beschnittene Männer von ihren Einschränkungen, Problemen und Sorgen berichten, desto mehr Gewicht haben unsere Stimmen.

      Zum anderen, weil Du einen Punkt ansprichst, den anzusprechen ich mir bisher nicht getraut habe. Doch, da Du nun damit angefangen hast, werde ich nun auch über meine Erfahrungen zu diesem Thema sprechen.



      fsx100 schrieb:

      Im Alter von 27 Jahren lernte ich dann eine Möglichkeit kennen, wie man medikamentös den Sexualtrieb mittels Antiandrogenen dämpfen kann. Chemische Kastration also, wie man sie bei schwersten Sexualverbrechern anwendet. Von dieser Möglichkeit mache ich bis heute Gebrauch, da mich der Frust und der Ärger über meine Beschneidung ansonsten völlig aus der Bahn werfen würden.



      Du meinst sicher den Wirkstoff Cyproteron, wie er z.B. in dem Medikament Androcur eingesetzt wird.
      Ich kenne dieses Medikament, weil ich es ebenfalls eingenommen habe, aus so ziemlich dem gleichen Grund wie Du.
      Zu meinen schlimmsten Zeiten war ich mir sicher, ich litte an Sexsucht, da ich durch "normale" sexuelle Betätigung keine Befriedigung mehr finden konnte. Warum, das war mir damals noch nicht klar. Aber ich erlebte, dass ich mit meiner Frau schlief, doch wenn ich dabei überhaupt Orgasmen hatte, waren sie nur oberflächlich. Also blieb mir nur die Masturbation und der ständige Drang, Sex und somit wirkliche Befriedigung zu suchen. Dieses schrecklich drängende Gefühl, diese Not, hielt ich irgendwann nicht mehr aus. Ich war mir sicher, sexsüchtig zu sein und sprach mit meinem Urologen darüber. Obwohl mein Testosteronwert eher am unteren Ende der Skala angesiedelt war, war ich mir sicher, diesen unbändigen Drang und damit das Frustgefühl loswerden zu können, wenn mein Sexualtrieb komplett unterdrückt sei.
      Er verschrieb mir auf eigenen Wunsch Cyproteron, das meinen Testosteronwert senken sollte. Aber die anfängliche Dosis von 25 mg täglich reichte bei Weitem nicht aus. Nach 4 Wochen erhöhte ich die Dosis weiter und weiter, bis ich schließlich bei 200mg täglich angekommen war. Die Folge waren Impotenz, noch stärkere Depressionen, Übergewicht. Doch wirklich geholfen hat mir das Medikament nicht, denn wenngleich mein Sexualtrieb gedämpft war, fühlte ich mich jetzt nicht mehr als Mann. Und die oben beschriebenen Nebenwirkungen wurden nach und nach so schlimm, dass ich das Medikament schließlich absetzte. Zeitlich fiel das zusammen mit meiner Erkenntnis, was die tatsächliche Ursache für meine Probleme war. Ich war keineswegs süchtig nach Sex. Nur war aufgrund meiner Vorhautamputation meine Empfindungsfähigkeit stark eingeschränkte und ich war kaum mehr in der Lage, zu einem befriedigenden Orgasmus zu gelangen. Und der daraus resultierende Frust, dieses permanente Gefühl, zu kurz zu kommen, fraßen mich nach und nach fast auf.

      Es ist wichtig, dass wir, die betroffenen Männer, die an den Folgen unserer - oft von den Betroffenen als Verstümmelung begriffenen - Beschneidung leiden, uns zu Wort melden. Jeder einzelne, der hier von seinen Problemen schreibt, ist ein wichtiger Baustein, ein Helfer. Traut Euch, meldet Euch! Egal, ob nun schon 10, 20 oder 30 Männer davon gesprochen haben, dass sie sexuelle Probleme haben, Depressionen, Angstgefühle, Wut verspüren oder Hilflosigkeit: Sprecht aus, was Euch bewegt und nehmt all denen, die Euch verleugnen wollen, die Argumente! Zeigt, dass es Euch gibt, steht auf und sprecht darüber!
      Je mehr unglückliche Männer gegen die Lügen aufbegehren, desto schwerer wird es werden, sie weiterhin aufrecht zu erhalten.


      An alle mitlesenden beschnittenen Männer, die keine Nachteile spüren und jetzt mit Kopfschütteln und verdrehten Augen abwiegeln,
      an alle mitlesenden Politiker, die sich ihre Entscheidung, Vorhautamputationen aus jeglichem Grunde möglich zu machen, ach so schwer gemacht haben,
      an alle mitlesenden Religionsvertreter uns sonstigen Verfechter dieses so harmlosen Eingriffs:

      Nicht jedesmal muss das Abschneiden der Vorhaut eines Jungen derart gravierende Folgen haben. Doch sie sind möglich, wahrscheinlich und häufiger, als das zur Zeit noch "offiziell" bekannt ist.
      Es spielt keine Rolle, ob die Penisvorhaut aus tatsächlichen medizinischen Gründen abgeschnitten wurde, ob die medizinische Indikation in Wirklichkeit gar nicht bestand , egal, ob der Eingriff aus eigener Entscheidung heraus geschah, aus religiösen Zwängen bei einem Säugling oder aus rituellen Gründen bei einem kleinen Jungen oder einfach nur, weil die Eltern es so wollen:

      Es wird IMMER ein großer Teil empfindsamen Gewebes für immer und unwiederbringlich entfernt. Möglicherweise kommt der betroffene Mann gut damit klar, vielleicht aber leidet er ein Leben lang an den Folgen.
      Wer wollte verantwortlich sein für so ein Schicksal?
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Du meinst sicher den Wirkstoff Cyproteron, wie er z.B. in dem Medikament Androcur eingesetzt wird.
      Ich kenne dieses Medikament, weil ich es ebenfalls eingenommen habe, aus so ziemlich dem gleichen Grund wie Du.
      Zu meinen schlimmsten Zeiten war ich mir sicher, ich litte an Sexsucht, da ich durch "normale" sexuelle Betätigung keine Befriedigung mehr finden konnte. Warum, das war mir damals noch nicht klar. Aber ich erlebte, dass ich mit meiner Frau schlief, doch wenn ich dabei überhaupt Orgasmen hatte, waren sie nur oberflächlich. Also blieb mir nur die Masturbation und der ständige Drang, Sex und somit wirkliche Befriedigung zu suchen. Dieses schrecklich drängende Gefühl, diese Not, hielt ich irgendwann nicht mehr aus. Ich war mir sicher, sexsüchtig zu sein und sprach mit meinem Urologen darüber. Obwohl mein Testosteronwert eher am unteren Ende der Skala angesiedelt war, war ich mir sicher, diesen unbändigen Drang und damit das Frustgefühl loswerden zu können, wenn mein Sexualtrieb komplett unterdrückt sei.
      Er verschrieb mir auf eigenen Wunsch Cyproteron, das meinen Testosteronwert senken sollte. Aber die anfängliche Dosis von 25 mg täglich reichte bei Weitem nicht aus. Nach 4 Wochen erhöhte ich die Dosis weiter und weiter, bis ich schließlich bei 200mg täglich angekommen war. Die Folge waren Impotenz, noch stärkere Depressionen, Übergewicht. Doch wirklich geholfen hat mir das Medikament nicht, denn wenngleich mein Sexualtrieb gedämpft war, fühlte ich mich jetzt nicht mehr als Mann. Und die oben beschriebenen Nebenwirkungen wurden nach und nach so schlimm, dass ich das Medikament schließlich absetzte. Zeitlich fiel das zusammen mit meiner Erkenntnis, was die tatsächliche Ursache für meine Probleme war. Ich war keineswegs süchtig nach Sex. Nur war aufgrund meiner Vorhautamputation meine Empfindungsfähigkeit stark eingeschränkte und ich war kaum mehr in der Lage, zu einem befriedigenden Orgasmus zu gelangen. Und der daraus resultierende Frust, dieses permanente Gefühl, zu kurz zu kommen, fraßen mich nach und nach fast auf.

      Ja, dein Tipp ist korrekt. Es handelt sich um ein Präparat mit dem Wirkstoff Cyproteron, der die Androgenrezeptoren blockiert. Ich komme dabei mit einer Dosis von 100 mg aus. Die Nebenwirkungen sind tatsächlich nicht zu unterschätzen; vor allem die Depression. Deswegen nehme ich es auch als Teil eines Cocktails mit zwei Antidepressiva ein. Mein so erzwungener Antrieb ermöglicht mir zumindest ein alltägliches Funktionieren. Was du schilderst, klingt für mich auch sehr plausibel. Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass beschnittene Männer den Mangel an Intensität durch ein "mehr und öfters" ausgleichen. Beschnittene Männer haben übrigens auch einen viel höheren Pornokonsum, da sie sehr auf mentale Stimulation angewiesen sind.
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    • fsx100 schrieb:

      Beschnittene Männer haben übrigens auch einen viel höheren Pornokonsum, da sie sehr auf mentale Stimulation angewiesen sind.
      Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich das definitiv bestätigen. Damit will ich zwar nicht für beschnittene Männer generell sprechen, auch weil ich dazu keine Zahlen kenne.
      Aber bei mir wars auf alle Fälle so, dass ich ohne zusätzliche Stimulation zeitweilig kaum noch Chancen auf eine vernünftige Erektion hatte.
      Das alles hat sich seit meiner Resensibilisierung gewaltig gebessert.
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    • Hallo fsx100,

      Herzlich willkommen auf diesem Forum und vielen Dank für die, wie soll ich sagen, schonungslose Geschichte deines Leidensweges.

      Wenn ich deinen Beitrag und die Kommentare von Weguer so lese, erkenne ich Parallelen mit meiner Leidensgeschichte, die mir so gar nicht aufgefallen waren. Auch mir ging es so, dass ich in meinen 20'ern kaum zu befriedigen war. Damals dachte ich, dass wäre normal und ich hatte mich immer gewundert, wie das all meine Unbeschnittenen Freunde aushalten. Mit 25 musste ich 3-5 am Tag masturbieren und die Befriedigung war nur von kurzer dauer. Einschlafen ohne zu masturbieren ging gar nicht.

      Mittlerweile bin ich über 30 und das ganze hat sich gelegt. Orgasmus beim Sex funktioniert, aber so ein richtig befriedigtes Gefühl stellt sich bei mir danach nicht ein.

      Bisschen schockiert bin ich, dass ihr, bzw. fsx100 immer noch, die Situation Hormonell beruhigt habt. Nun, irgendwie kann ich das nicht ganz nachvollziehen, da Hormonelle Sachen immer mit massiven Nebenwirkungen verbunden sind. Ist das wirklich die einzige Möglichkeit? Vielleicht bin ich diesbezüglich zu naiv, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass so was eine Lösung ist.



      Bezüglich dem Sex möchte ich hier mal offen reden, wie das bei uns so ist: Die ganze Geschichte mit der vaginalen Penetration kennt ihr sicherlich ich denke nicht, das sich die näher erläutern muss. Die Sache mit der Befriedigung ist dürfte vermutlich hier weniger thematisiert worden sein.

      Wie bereits weiter oben geschrieben, kann durch vaginale Penetration keine Befriedigung erreichen, den Orgasmus allerdings schon. Ich weiss, das tönt komisch.
      Den Akt kann ich nicht genissen, da ich zum einen nicht wirklich viel spüre (wärme, Feuchtigkeit. damit hat es sich aber auch) und ich mich zusammen nehmen muss damit ich nicht drauf los rammle und meiner Frau Schmerzen zufüge. Wir haben, eher zufällig, man herausgefunden gehabt, dass ich mich mehr oder weniger befriedigt fühle, wenn sie mich mit ihren Händen befriedigt (mit viel Gleitmittel natürlich). Allerdings muss ich dazu sagen, dass durch meine Unempfindlichkeit dies für sie ziemlich anstrengend ist und nicht gerade etwas ist, was sie jedes mal machen möchte.
    • noskin schrieb:

      Bisschen schockiert bin ich, dass ihr, bzw. fsx100 immer noch, die Situation Hormonell beruhigt habt. Nun, irgendwie kann ich das nicht ganz nachvollziehen, da Hormonelle Sachen immer mit massiven Nebenwirkungen verbunden sind. Ist das wirklich die einzige Möglichkeit? Vielleicht bin ich diesbezüglich zu naiv, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass so was eine Lösung ist.
      Nein, eine Lösung wars für mich definitiv nicht, aber ein Weg, den ich ausprobiert habe.
      Die Auswirkungen waren für mich aber in der Summe so negativ, dass ich das Ganze gern wieder abgebrochen habe. Ich hatte keinen Antrieb mehr, weder seelisch, noch körperlich. Ich konnte mich zu nichts mehr begeistern und während ich früher die Treppen hochgelaufen war, fühlte ich mich plötzlich nach einer Etage wie ein 105jähriger. Von den fast 15 kg, die ich in wenigen Monaten zunahm, ganz zu schweigen.

      noskin schrieb:

      Wie bereits weiter oben geschrieben, kann durch vaginale Penetration keine Befriedigung erreichen, den Orgasmus allerdings schon. Ich weiss, das tönt komisch.
      Nein, das klingt ganz und gar nicht komisch, sondern sehr vertraut. Ich hatte meine Erektion und kam auch irgendwann zur Ejakulation, aber da die Lustgefühle vorher so wenig intensiv waren, so stark gedämpft, war auch das Gefühl einer Befriedigung kaum spürbar.
      Um es bildhaft auszudrücken: Ich war am Höhepunkt, aber die Aussicht war neblig.

      noskin schrieb:

      Wir haben, eher zufällig, man herausgefunden gehabt, dass ich mich mehr oder weniger befriedigt fühle, wenn sie mich mit ihren Händen befriedigt (mit viel Gleitmittel natürlich). Allerdings muss ich dazu sagen, dass durch meine Unempfindlichkeit dies für sie ziemlich anstrengend ist und nicht gerade etwas ist, was sie jedes mal machen möchte.
      Exakt wie bei uns.
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    • fsx100 schrieb:

      Spätestens da wurde mir richtig klar, dass sich mein Penis nicht nur optisch von den anderen unterschied, sondern auch funktionell irgendwas fehlte. Die extreme Empfindlichkeit und die Leichtigkeit bei der Stimulation an anderen waren mir selbst immer fremd.
      Bezüglich der Leichtigkeit: Das könnten die Worte meiner Frau sein!

      Nun, du hast eine überaus interessante Erfahrung gemacht, die den meisten Beschnittenen hier fehlt. Gewiss ist diese Erfahrung Interessant, wenn ich deine Zeilen so lese, ist es vielleicht besser, dass mir nicht bekannt ist, was durch die Beschneidung verpasse.
    • Ich bin schockiert und entsetzt, dass es echt Männer gibt, die lieber auf ihren Sexualtrieb verzichten, als mit der Frustration beim Sex zu leben...

      Aber hormonell hat sich dann damals anscheinend bei mir auch was getan. Zuerst dachte man es seien nur die Depressionen, die meine Antriebs- und Lustlosigkeit bewirkten. Als ich dies meinem damaligen Urologen erzählte, und noch von nicht mehr vorhandenen Morgenerektionen sprach, wurde mein Hormonstatus untersucht. Er war unter der Norm, soweit, dass mir der Urologe sogar Hormone verschrieb. Änderung merkte ich keine. Auch änderten sich die Werte bei späteren Untersuchungen dadurch nicht, sie blieben unter der Norm. Habe es dann bald wieder sein gelassen, weil mir zunehmend alles egal wurde...

      Was macht dieser Sch... eigentlich noch alles mit einem?
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • Urolüge schrieb:

      Ich bin schockiert und entsetzt, dass es echt Männer gibt, die lieber auf ihren Sexualtrieb verzichten, als mit der Frustration beim Sex zu leben...


      Ich frage mich allerdings, ob man hier nicht mit einer psychologischen Unterstützung helfen könnten. Der Schritt der chemischen Kastration ist doch zu heftig und meines erachtens unnötig. Auch als Beschnittener kann man Spass beim Sex haben - auch wenn die Aussicht vernebelt ist.
    • Da stimme ich Dir zu, noskin. Am Ende wars bei mir die Mischung aus allem. Die vorübergehende chemische Kastration war ein kleiner Baustein, ein kleiner Schritt eines langen Weges zu mir selbst. Natürlich war sie nicht die Lösung, aber sie hat mich derselben ein gutes Stück näher gebracht. Insofern war es für mich richtig, es gemacht zu haben, ich bin aber überaus froh, dass dieses Kapitel nach wenigen Monaten vorbei war.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
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    • Wenn jemand echt denn Weg einer chemischen Kastration wählt... Leidensdruck ist da noch eine Verharmlosung...

      Weguer schrieb:

      Die vorübergehende chemische Kastration war ein kleiner Baustein, ein kleiner Schritt eines langen Weges zu mir selbst
      Ich kann mir glaub nur annähernd vorstellen, was dir für eine Last genommen wurde, als du erkanntest was dein Problem ist, deine VA, und nicht DU ...
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • noskin schrieb:

      Ich frage mich allerdings, ob man hier nicht mit einer psychologischen Unterstützung helfen könnten
      Psychologie hat glaub auch ihre Grenzen. Der Verlust von anderen Körperteilen, Körperfunktionen, könnte man die nicht eher als passiv beschreiben? Man arrangiert sich damit, lebt damit, der Körper kompensiert es, man ist halt beeinträchtigt, gehandicapt (meine persönliche Erfahrung).
      Könnte man Sexualität als etwas interaktives, selbstständiges ansehen? Mein innerstes verlangt danach, will etwas, was mein Körper nicht mehr in der Lage ist zu erbringen. Wie löst man so ein Dilemma? Durch eine veränderte Sicht auf die Dinge?
      Psych...s können einem sicher helfen besser damit klar zukommen. Aber das Problem ändern? Das kann niemand, darum schicken einen die Uro's dann zum Psych....

      fsx100 hat sein Problem geändert, seinen Weg genommen, für ihn scheint er in Ordnung...

      Ich habe die Geschichte von ihm schon gelesen, als ich noch nicht Forumsmitglied war, aber nicht ganz, und nicht den ganzen Thread, weil ich mir dachte, das kann nicht stimmen, das ist doch ein Fake...

      Erst gestern habe ich das ganz gelesen, und als ich dann Weguers Geschichte dazu las...
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama
    • Urolüge schrieb:

      Aber hormonell hat sich dann damals anscheinend bei mir auch was getan. Zuerst dachte man es seien nur die Depressionen, die meine Antriebs- und Lustlosigkeit bewirkten. Als ich dies meinem damaligen Urologen erzählte, und noch von nicht mehr vorhandenen Morgenerektionen sprach, wurde mein Hormonstatus untersucht. Er war unter der Norm, soweit, dass mir der Urologe sogar Hormone verschrieb. Änderung merkte ich keine. Auch änderten sich die Werte bei späteren Untersuchungen dadurch nicht, sie blieben unter der Norm. Habe es dann bald wieder sein gelassen, weil mir zunehmend alles egal wurde...
      Ich kann mir von meinem med. Wissen her beim besten Willen nicht vorstellen , dass Deine VA etwas mit einer hormonellen Verschiebung zu tun haben könnte.
      Auch weiß man inzwischen, dass diese Grenzwerte alles andere als für jeden einzelnen zutreffen. Wahrscheinlich hattest Du vor der VA schon den gleichen Level. Das mit den Morgenerektionen - nun - ob das so ein sicheres Zeichen für irgendwas ist? Es gibt bei mir Zeiten, da denke ich auch - ups wo sind sie denn - und dann wieder - man muss das jetzt schon wieder sein!
      Viele Grüße aus dem Rhein-Neckar-Raum

      Ich
    • ich schrieb:

      Ich kann mir von meinem med. Wissen her beim besten Willen nicht vorstellen , dass Deine VA etwas mit einer hormonellen Verschiebung zu tun haben könnte.
      Vielleicht nicht direkt durch die VA, sondern die daraus entstandenen Depressionen, die waren nicht ohne...

      Jedenfalls ist das Phänomen Morgenlatte seither abgeklungen und nicht wieder erschienen... aber funktionieren wenn es soll klappt schon, (Beckenbodentraining)

      Aber du hast recht, mein Hormonstatus früher, unbekannt, und die Bandbreite der Norm ist glaub sehr weit, mein Urologe war damals dann erstaunt als trotz Hormongabe sich nichts am Pegel tat. Er erklärte mir, mein Körper reguliert das, wenn der Hormonspiegel durch Zufuhr von außen steigt, fährt er die Produktion in den Hoden runter, eine Steigerung der Dosis würde wohl nichts bringen. Hab das Zeug eh nicht lang genommen.
      Menschen wurden erschaffen, um geliebt zu werden. Dinge wurden erschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet ist, weil Dinge geliebt und Menschen benutzt werden. -Dalai Lama

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