"Doch nicht nur Polens Politiker werden angegriffen, auch die Juden im Land müssen sich harte Vorwürfe gefallen lassen. Angeblich hätten Polens Oberrabbiner Michael Schudrich (58 ) und der Vorsitzende des Jüdischen Gemeindebundes, Piotr Kadlcik (50), Hilfsangebote jüdischer Organisationen aus dem Ausland abgelehnt und allein versucht, die Parlamentarier vor der entscheidenden Abstimmung über das koschere Schlachten zu informieren. Damit seien sie gescheitert, wirft ihnen der aus Israel stammende und seit einigen Jahren in Belgien lebende Rabbiner Menachem Margolin (30) vor.
Unter großem Mediengetöse forderte er kürzlich Oberrabbiner Schudrich gar zum Rücktritt auf.
Der Schlagabtausch der beiden Rabbiner fand auch Widerhall in polnischen Medien. In den jüdischen Gemeinden begann es daraufhin zu rumoren: »Niemand von uns hatte je den Namen Menachem Margolin gehört«, sagt Bella Szwarcman (68 ),Redakteurin der jüdischen Kulturzeitschrift Midrasz und Mitglied der Jüdischen Gemeinde Warschau. »Die EJA, deren Direktor Margolin ist, kann man nicht einmal im Internet finden. Sie hat keine eigene Website.«
Erst als polnische Medien berichteten, dass die EJA den Anwalt Roman Giertych engagiert habe, um das Tierschutzgesetz vors Verfassungsgericht zu bringen, begannen einige Gemeindemitglieder mit der systematischen Suche nach zusätzlichen Informationen.
Denn Giertych ist in Polen kein Unbekannter. Schon als junger Mann trat er in die Fußstapfen seiner Vorfahren. Mitglieder der einst von ihm geleiteten Allpolnischen Jugend oder auch der Liga der polnischen Familien zeigten beim Lagerfeuer oder am Stammtisch schon mal den Hitlergruß. Als Giertych es vor einigen Jahren bis zum Bildungsminister und Vize-Premier schaffte, weigerte sich Israels damaliger Botschafter in Polen, David Peleg, ihm bei offiziellen Anlässen die Hand zu geben. Obwohl sich Giertych vor einigen Jahren aus der Politik zurückzog, angeblich einen Wandel durchmachte und nun behauptet, niemals Nationalist gewesen zu sein, wundern sich viele darüber, dass Juden aus dem Ausland ihn jetzt engagieren.
Derweil wundert sich der Präsident der Conference of European Rabbis in Brüssel, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt (50), über die Vorwürfe gegen Schudrich: »Ich glaube, dass die Kritik an der polnisch-jüdischen Führung in dieser schwierigen Situation nicht angebracht ist«, sagte er dieser Zeitung. Ich kenne Herrn Margolin sehr gut.
Er ist ein junger, sehr energischer Rabbiner. Ich fände es allerdings besser, wenn er seine jugendliche Energie einsetzen würde, um die Lage in Polen zu beeinflussen – ohne mit den polnisch-jüdischen Organisationen zu streiten.« Das von Margolin geleitete RCE sei eine Organisation, »die zu 95 Prozent Chabad-Lubawitsch-Emissäre repräsentiert und auch von Chabad-Leuten geführt wird«, so Goldschmidt. "
juedische-allgemeine.de/article/view/id/16825
"Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.