Will eigtl. keine Beschneidung - aber enormer Leidensdruck :(

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    • Will eigtl. keine Beschneidung - aber enormer Leidensdruck :(

      Hallo Leute,

      ich rede normalerweise nie über das Thema. Aber ich weiß ganz ehrlich nicht was ich machen soll. Die Internetforen sind scheinbar auch alle ideologisch entweder radikal pro oder radikal contra Beschneidung. Das macht es total schwer eine Entscheidung zu treffen.

      Meine Situation ist die: Ich werde bald 32 und ich hatte noch nie Sex. Der Grund: Ich habe eine Phimose und ich schäme mich damit. Ich will so keiner Frau gegenüber treten. Ich habe nie versucht Frauen kennen zu lernen oder anzusprechen, eben weil ich wegen der Phimose dachte: Wenn es dann soweit käme würde ich mich nur blamieren und sowieso verlassen werden. Das ist sehr schlimm. Ich habe schon oft Frauen Körbe gegeben deswegen oder auch jetzt gerade gibt es eine die Interesse hat aber ich lasse keinen Kontakt zu, weil ich weiß es führt eh zu nichts wegen meinem Schwanz. Das ist echt belastend.

      Die Sache ist die: Früher konnte ich unter großen Schmerzen im schlaffen Zustand noch die Vorhaut über die Eichel ziehen was aber die Eichel stark abschnürte. Inzwischen geht das absolut garnicht mehr. Wenn er steht ist sowieso nicht ansatzweise daran zu denken. Das war auch früher schon so. Es haben sich 3-4 dunkelbraune Stellen gebildet was sehr übel aussieht. Dabei handelt es sich wohl um Hornhaut die durch Selbstbefriedigung entstanden ist, weil die Haut dort zu sehr strapaziert wurde (da sie ja immer gequetscht und gezogen wurde).

      Bei der Selbstbefriedigung reißt die Haut an der engsten Stelle immer auf und entzündet sich. Ich muss es immer eincremen. Es ist auch schon recht stark vernarbt. Man sieht so weiße kleine Vernarbungen überall in der Vorhaut.

      Von dem her kann ich mir irgendwie nicht vorstellen dass mit dehnen noch was zu machen wäre. Ich habe mal mit Hydrocortison 0,5 gedehnt aber nach 6 Wochen konnte ich keinerlei Veränderung verzeichnen.

      Gleichzeitig habe ich sehr Angst vor der Beschneidung. Eben dass ich hinterher garnichts mehr spüre. Oder dass etwas schief geht. Immerhin kann ich es mir jetzt noch wenn auch mit einem leichten Schmerz durch die aufreißenden Haut selbst besorgen. Aber sowas wie ein Sexleben ist schon allein aus psychischen Gründen mit dem Teil nicht drin, da es auch absolut nicht schön aussieht mit der Verengung, den braunen Stellen und der aufgerissenen Haut. So kann ich das keiner Frau zeigen. Das wäre mir enorm peinlich.

      Das Vorhautbändchen ist zusätzlich auch viel zu kurz meinem Eindruck nach.

      Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich erwarte mir auch von den Ärzten keine Beratung. Diese werden sicherlich ohnehin zu einer Beschneidung raten.

      Bei Vorhaut-erhaltenden Operationen verbleibt eben das Problem, dass diese blöden braunen Stellen noch da sind die echt schrecklich aussehen. Also im Grunde sehe ich realistisch nur die Möglichkeiten:

      1. So weiter machen wie bisher. Kein Sexleben, dafür wenigstens durch Selbstbefriedigung Orgasmen.
      2. Beschneidung und mit viel Glück ein normales Sexleben. Mit Pech spüre ich garnichts mehr und kann es mir nichtmal mehr selbst machen.

      Ich weiß nicht was ich tun soll :(
    • dass Du Dich hier meldest!
      Was Du schreibst, tut mir sehr Leid.
      Das Forum hier hat keinen ideologischen Ansatz, sondern den, dass jeder Mensch, auch Jungen, über ihren Körper selbst bestimmen dürfen und die Verharmlosung der zwingenden und möglichen Folgen von Zwangsbeschneidungen aufhören. Wir beziehen uns also auf das Grundgesetz und moderne medizinische Erkenntnisse. So brauchst Du keine Sorge zu haben, hier auf Dogmatismus zu treffen.

      Aber, viel wichtiger, zu Dir:
      Zur Seriosität des Forums gehört auch, seine Grenzen zu sehen.
      Dazu gehört, dass wir Dir keine medizinische Beratung bieten und daher auch zur Interpretation Deines Zustandes nur Vermutungen äußern können.

      Auf jeden Fall würde ich an Deiner Stelle etwas TUN. Denn Deine Schilderung legt nahe, dass Deine Vorhaut nicht gesund ist und Du daran leidest.

      Wende Dich bitte an Ärzte. Unter denen gibt es nachweislich gewissenlose Verstümmler, aber natürlich auch seriöse Fachleute.

      Bitte teile uns Deinen Wohnort/Region mit, und wir werden versuchen, Dir Adressen von Ärzten zukommen zu lassen, die nach unseren Informationen auf modernem Wissensstand zu diesem Thema sind.

      Ich wünsche Dir alles Gute. Dieses Forum begleitet Dich gerne weiter - auch sollte bei Dir eine Vorhautamputation in irgendeiner Form nötig sein, gibt es Mittel und Wege, die negativen Folgen zu mindern, womit hier gute Erfahrungen gemacht werden.

      Zuerst lindere aber bitte Dein Leiden und lass Dir helfen.
    • Pizarro73 schrieb:

      Dazu gehört, dass wir Dir keine medizinische Beratung bieten und daher auch zur Interpretation Deines Zustandes nur Vermutungen äußern können.
      So kann ich dir nur sagen, was ich machen würde. Ich würde es in Kauf nehmen, eine Erweiterungplastik zu versuchen und dabei einkalkulieren, dass danach eine Entfernung der Vorhaut sich doch noch als notwendig erweist.
      Aber von der aktuellen Situation würde ich mich verabschieden.
      Für die Zeit nach einer Beschneidung, gibt es ausreichend Hinweise hier im Forum, wie man deren Negativfolgen lindern kann.

      Übrigens, wie kommst du darauf, dass dein Frenulum zu kurz sein soll?
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Hallo semperfi,

      danke für Dein Vertrauen und Deinen offenen Bericht. In der Tat stehen wir Beschneidungen vor allem dann kritisch gegenüber, wenn sie an gesunden, nicht einwilligungsfähigen Minderjährigen durchgeführt werden oder bei ihnen unter Erstellen einer Scheindiagnose (oder gar durch eine Fehlbehandlung, wie z.B. einem gewaltsamen Zurückziehen der Vorhaut) "herbeiindiziert" werden. Dass eine Phimose ohne wiederkehrende schmerzhafte Entzündungen bis zur Pubertät völlig normal ist, weisst Du sicher schon.


      Das bedeutet aber auch, dass eine vollständige Beschneidung durchaus das richtige, letzte Mittel sein kann - die "ultima ratio" - wenn ein grosser Leidensdruck vorhanden ist und andere Behandlungsmethoden nicht zum Erfolg führen. Und den Leidensdruck hast Du mir sehr anschaulich beschrieben.

      Der Vorteil, den Du jetzt gegenüber einem Kind hast, bei dem einfach "tabula rasa" gemacht wurde, ist: Du kannst in Verhandlung mit Deinem Arzt steuern, wie der weitere Behandlungsweg nun ausschaut. Und der sollte meines Erachtens mit konvervativen oder weniger invasiven Methoden begonnen werden und erst ganz am Schluss auch eine radikale Zirkumzision berücksichtigen.

      Um es ganz deutlich zu sagen: Sollte irgendwann die Beschneidung nicht mehr umgangen werden können, dann ist es psychologisch äusserst wichtig, sich zu vergegenwärtigen: Ich habe alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft, der Leidensdruck wurde dennoch nicht kleiner, darum war die Beschneidung schlussendlich folgerichtig. In diesem Falle ist die Zirkumzision sogar mit einer (zumindest relativen) Verbesserung Deiner Leidenssituation verbunden. Hälst Du Dich aber nicht daran und nimmst jetzt die "Abkürzung", setzt möglicherweise ein lebenslanges Bereuen ein: "Vielleicht wäre es ja doch auch anders gegangen?". Als Erwachsene haben wir diese Möglichkeit der Mitbestimmung, des Beurteilens und Abwägens. Im Kindesalter grundlos oder mit fragwürdiger Indikation Beschnittene haben diesen psychologischen Vorteil nicht!

      Natürlich gibt es auch Erwachsene, für die die "Abkürzung" von vornherein mehr Sinn macht. Gar keine Frage. Auch das ist vollkommen in Ordnung und wird wohl von niemandem in diesem Forum kritisiert. So wie ich Deinen Bericht verstehe, gehörst Du aber nicht zu denjenigen, die eigentlich abkürzen wollen, aber vielleicht noch nicht ganz sicher sind.


      Es ist immer schwierig Ratschläge zu geben. Zumal ich in einer völlig anderen Situation bin: Mir wurde leider mit 7 Jahren jede Wahl abgenommen, und genau darüber bin ich äusserst unglücklich! Penetrativen Sex habe ich keinen mehr, da er sich ewig hinzieht. Selbstbefriedigung geht aber recht gut. Von den drei Eigenschaften des Penis, die durch eine Radikalbeschneidung beeinflusst werden - also Ästhetik, Mechanik und Sensorik - empfinde ich persönlich bei mir die schlechte Ästhetik und eingeschränkte Mechanik als wesentlich gravierender als die herabgesetzte Sensorik. Aber das empfindet jeder anders. Und auch hier wieder: Ich habe gar keine Ahnung, wie mein intakter Penis sich heute für mich darstellen würde.

      Wenn ich mich aber in Deine Situation hineinversetze, könnte ich mir folgendes vorstellen: Versuche zuerst nochmals die Dehntherapie. Tue dies mit aller Gründlichkeit, unter Verwendung einer Kortikoidsalbe, 2-3 x täglich, mit Einweichen in warmem Wasser (Baden statt Duschen), nur bis AN den Schmerz (NICHT in den Schmerz HINEIN), das Ganze mindestens 1 x 6 Wochen lang oder - bei Bedarf mit Unterbrechung - auch wiederholt. Du musst wirklich sehr viel Geduld haben. Da ich Leute kenne, die der Body Modification Szene angehören, weiss ich wie enorm dehnfähig menschliches Gewebe sein kann ;)

      Ich fand den zweiten Film in dieser Reihe (61Minuten Sex) zum Thema Dehntherapie sehr interessant:
      youtube.com/watch?v=jpMz27iQNok&list=SPD639D931A0C1C0CE

      Was nun einen möglichen minimalinvasiven Eingriff als zweite "Behandlungsstufe" anbelangt, so wäre es wichtig, einen vertrauenswürdigen Arzt zu finden, der diese Methoden selber bevorzugt und mit Kompetenz umsetzen kann und nicht aufgrund von Unwilligkeit oder Unfähigkeit allenfalls halbherzig tut. Da sind wir hier im Forum noch dabei uns gegenseitig Empfehlungen zu geben.

      Da mein Fall eben anders gelagert ist und ich Urologen heute komplett meide, müsste in diesem Punkt jemand anders hier für mich einspringen!

      Ich wünsche Dir alles Gute und lass den Kopf nicht hängen. Den ersten wichtigen Schritt hast Du ja jetzt schon getan: Nämlich über das Thema mit uns zu reden.
    • Pizarro73 schrieb:

      Bitte teile uns Deinen Wohnort/Region mit, und wir werden versuchen, Dir Adressen von Ärzten zukommen zu lassen, die nach unseren Informationen auf modernem Wissensstand zu diesem Thema sind.
      Vielen Dank. Die Landkreise Böblingen, Calw, Freudenstadt und Tübingen sind für mich besonders gut erreichbar. Es ginge aber auch jeder andere Arzt in Baden-Württemberg. Hauptsache er ist wirklich gut. Dafür würde ich auch eine gewisse Strecke in Kauf nehmen.