Beschneidung "vererblich"?

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    • Beschneidung "vererblich"?

      Der Thread des Monats. ;)


      "Kann mir jemand sagen, ob es "vererblich" ist, dass man beschnitten werden muss. Ich bin beschnitten, mein Vater auch. Meine zwei Brüder jedoch nicht. Gibt es da zwischen meinem Vater und mir einen Zusammenhang, wenn ja, warum sind es dann eine Brüder nicht. Oder war das nur Zufall, dass ich auch beschnitten werden musste...?"



      "Nein, eine Beschneidung ist nicht vererblich. Sie wird aus medizinischen oder religiösen Gründen oder einfach so aus Unwissenheit durchgeführt."



      "Wenn Religionszugehörigeit vererblich ist, dann kann auch Beschneidung in gewisser Weise vererblich sein. Wenn man die Mendelschen Regeln darauf anwendet, so stellt sich heraus, dass es sich um eine X-Chromosomal – rezessive Vererbung handeln muss."



      med1.de/Forum/Vorhautprobleme/654942/
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • "Wenn Religionszugehörigeit vererblich ist, dann kann auch Beschneidung in gewisser Weise vererblich sein. Wenn man die Mendelschen Regeln darauf anwendet, so stellt sich heraus, dass es sich um eine X-Chromosomal – rezessive Vererbung handeln muss."


      Das klingt fast so wie die Feststellung eines extraterrestrischen Wissenschaftlers, der erst seit einigen Tagen den Planeten Erde entdeckt hat und dessen Bewohner studiert.
    • Danke Werner für den link. Erschreckend ;) Lasst uns wohlwollend sein und das Wort "erblich" als "notwendig" interpretieren.

      Aber im ernst, es ist gut, daran erinnert zu werden, dass bei vielen Menschen immer noch erhebliche Wissensdefizite vorherrschen. Ich ertappe mich bei Gesprächen oft dabei, den Kenntnisstand meines Gegenübers in hohem Masse zu überschätzen, was dann für ein gesundes Gespräch freilich nicht sehr fruchtbar ist.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Josc schrieb:

      Aber im ernst, es ist gut, daran erinnert zu werden, dass bei vielen Menschen immer noch erhebliche Wissensdefizite vorherrschen.
      Oh Lapsus. Habe doch glatt "erbliche Wissensdefizite" gelesen. ich brauch Urlaub...
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • ... im Zusammenhang mit Wissendefizit passt "erblich" in nicht wenigen Fällen durchaus.
      Art. 2 GG:
      (2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Geschuldet der deutschen Vergangenheitsbewältigung gilt dieses Grundrecht ausdrücklich nicht, wenn die Person a) ein Kind und b) männlich ist, c) die Eltern entweder jüdischen oder muslimischen Glaubens sind und d) das kindliche Genital das Ziel der Versehrtheit ist.
    • Klar ist Beschneidung erblich. Das Wort ist gar nicht so falsch gewählt. Genauso wie Kultur, Sprache, Verhaltensregeln, Glaubenssätze, Grundstücke und Häuser weiter vererbt werden. Was sie nicht ist, ist das sie genetisch festgelegt ist, die Verstümmelung der Geschlechtsorgane.

      Bez. der Terminologie innerhalb der Biologie streiten sich die Geister, bzw. tun sich hart mit dem Begriff "vererbt". Altes Denken ist, dass man darunter allein die Weitergabe der genetisch Codes versteht. Seit wenigen Jahren weiß man, dass aber auch Essgewohnheiten der Eltern, psychische Traumen, etc. weitergegeben werden, da diese Einfluß darauf haben, welche Gene ab- und angeschaltet werden. Das Fachgebiet, das sich damit beschäftigt heisst Epigenetik und es geht auch um Vererbung.

      Darüber hinaus gibt es dann die Memetik, die sich damit beschäftigt, wie auch kulturelle Einflüsse, Glaubenssätze, Gewohnheiten und Denkmuster von Generation zu Generation weitergegeben werden. Öfters wird mittlerweile auch hier der Terminus "vererben" verwendet.

      Die ganzen religiös motivierten Beschneidungen sind für mich ein kulturelles Erbe, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Weil diese Weitergabe so beharrlich klappt, ist es in meinen Augen nicht schlecht, sich mit den Mechanismen, die hier wirken, zu beschäftigen.

      Meine 2Cents
      Achtsamkeit ist ein aufmerksames Beobachten, ein Gewahrsein, das völlig
      frei von Motiven oder Wünschen ist, ein Beobachten ohne jegliche
      Interpretation oder Verzerrung. (J. Krishnamurti)
    • Epigenetik sollte man ernst nehmen, aber auch mit Vorsicht geniessen, da sie noch eine recht junge Wissenschaft ist. Wenn sie einen Beitrag dazu leistet, Medikamente für Krankheiten zu entwickeln, ist das interessant und wichtig. Wenn sie dazu führt, Verhaltensweisen wie z.B. Traditionen medikamentös zu behandeln, wirft das ethische Fragen auf.

      tagesspiegel.de/meinung/was-wi…allem-schuld/8111584.html

      Wir haben in diesem Forum, wenn ich das richtig sehe, alle Erklärungsansätze, die es zum Fortdauern des Beschneidungsritus gibt, diskutiert bzw. zumindest erwähnt (Gruppenbindung, Täter-Opfer-Kreislauf, patriarchalische Machtausübung usw.). Diskutiert haben wir aber auch die historischen Veränderungen, denen der Ritus unterworfen war (z.B. im liberalen Judentum des 19. Jahrhunderts), und warum er nach der Shoah eine Renaissance erfahren hat und deshalb heute besonders hartnäckig verteidigt wird.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.