Ein echtes Dilemma

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    • Ein echtes Dilemma

      Hi an alle IntaktivistInnen!

      Tja, dann will ich auch mal dem Aufruf folgen, mich als Betroffener zu Wort zu melden, nachdem ich endlich über dieses Forum gestolpert bin.

      Meine Geschichte ist eine wohl eher typische: Voreilige "Diagnose" einer "Phimose", darauf "Radikalkur" wie in Deutschland leider immer noch landläufig üblich. Während der Schulzeit (auf dem Land) das wohl ebenso typische aggressive Hänseln -- was doppelt schlimm ist, wenn man so wie ich niemals in den zweifelhaften "Luxus" der Verleugnung kam. Mir war immer klar, dass eine Vorhautamputation ganz offensichtlich etwas vielfältig negatives ist -- wobei es dennoch schockiert, wenn man dann anfängt, tiefer in die Materie einzusteigen.

      Vor etwa 15 Jahren, Ende Neunziger hatte ich zum ersten Mal Zugang zum Internet und wurde sofort Mitglied der damals existierenden englischsprachigen Mailinglisten zum Thema Intaktivismus/Foreskin Restoration. Fast ebenso lang habe ich mich an der "Vorhautwiederherstellung" versucht -- wie sehr viele andere Männer auch (so jedenfalls mein Eindruck aus jenen Mailinglisten und diversen einschlägigen Foren) ohne jeden Erfolg, trotz des beharrlichen Einsatzes verschiedenster Methoden. Für manche funktioniert das, für viele andere eben leider nicht. Dies ist für mein Thema direkt relevant.

      Heute bin ich Mitte Dreißig und einerseits froh, dass dieses Thema endlich den Weg in die deutsche Öffentlichkeit gefunden hat, andererseits hat dies auch schmerzliche neue Aspekte zutage gefördert, die mir vorher nicht so bewusst waren.

      Mein hoffentlich zur Erörterung der Position betroffener Männer beitragender Aspekt ist hier das unausweichliche Dilemma, welches sich für betroffene Männer in einem Land wie unserem durch die (zum Glück!) große intakte Mehrheit der Männer ergibt.

      Ich könnte nie wieder mit einer Frau zusammensein, die (so wie alle meine früheren Freundinnen) dem Thema indifferent gegenüberstehen, geschweige denn mit einer Frau, die aus welchen Gründen auch immer, beschnittene Männer bevorzugt. Wie könnte ich z.B. einen Sohn jemals einer solchen Frau anvertrauen, wenn doch die echte Gefahr besteht, dass sie dem erstbesten Quacksalber vertraut, der behauptet, bei ihm eine "Phimose" "diagnostiziert" zu haben?

      Aber auch auf der rein partnerschaftlichen Ebene könnte ich nie wieder mit so einer Frau zusammensein. Insbesondere in Verbindung mit meinem langjährigen erfolglosen Versuch der Vorhautwiederherstellung wirft dies natürlich das vollkommen unauflösbare Dilemma auf, dass ich mit überhaupt keiner Frau jemals wieder zusammen sein kann.

      Eine Frau, die sich über die Folgen und Effekte der Vorhautamputation im Klaren ist, wird sich selbstverständlich einen intakten Mann suchen. Und selbst wenn sich eine solche Frau auf mich einließe, würde ich meinen verstümmelten Penis keiner Frau mehr antun wollen -- ganz besonders keiner Frau, die ich liebe und die eben kein ahnungsloses Dummchen ist, sondern genau weiß, dass ein beschnittener Mann schlicht und ergreifend keinen normalen, natürlichen Sex mehr haben kann.

      Es gibt aus diesem echten Dilemma wie gesagt keinen Ausweg, außer dem selbstgewählten Zölibat. Daher bitte ich euch alle, Abstand zu nehmen von gutgemeinten Tröstungsversuchen oder Lösungsvorschlägen (welche ich *alle* schon längst abgeklappert habe).

      Ich suche hier nicht nach Trost oder Lösungen, die es nicht gibt und leider niemals geben wird, nicht geben kann. Mein einziges Anliegen in diesem Posting ist es, zur Erläuterung der Position betroffener Männer beizutragen. Ehrlich gesagt kann ich betroffene Männer, die verzweifelt an ihrer Verleugnung festhalten, ganz gut verstehen. Auf der anderen Seite steht ja nur das große Nichts. Was nutzt mir die Erkenntnis? Ich bin ein sehr körperlicher Mensch. Sex ist mir sehr wichtig, so bin ich eben gestrickt. "Es gibt ja auch andere Sachen in einer Beziehung"... Jaja, aber das bedeutet mir nicht das geringste. Wie gesagt: Bitte verkneift Euch gutgemeinte Eingebungen. Es gibt keinen Ausweg aus diesem echten Dilemma. Ich werde nie mehr in einer Beziehung sein.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von generic_username ()

    • Willkommen im Forum! (welcome) Viele Frauen reagieren anders auf beschnittene Männer, auch dann, wenn sie wissen, was Beschneidung wirklich bedeutet.

      Doch es sind Deine Gefühle - jeder Mann erlebt sein Beschnittensein eben so, wie er es erlebt. Du hast ja sogar die Vorhautrestitution erfolglos durchgeführt. Ich versuche jetzt gerade eine Weile, mich in Deine Lage hineinzuversetzen. Es tut mir unendlich leid, was Dir angetan wurde. Danke, dass Du es uns hier mitgeteilt hast.

      Was ich jetzt aber als Frau nicht tun würde, das wäre, einen Mann von mir aus auf die Beschneidung anzusprechen. Vielleicht würde ich "indifferent" wirken, ohne es zu sein. Stell Dir mal vor, ein Mann fühlt sich letztlich glücklich über seine Beschneidung und ich zähle ihm dann die Nachteile auf. Allein die Herabwürdigung, die darin liegen würde - auch wenn ich bloß Fakten aufzähle. Oder jemand verdrängt das - dann ist auch das eben sein Umgang mit dem Zustand. Die Sache betrifft pikanterweise das Zentrum seiner Männlichkeit, und es ist mehr als heikel, das Thema als Frau anzuschneiden. Ich würde beim nächsten Mal genauso die Klappe halten wie früher, als ich noch nichts darüber wusste.

      Ich könnte wohl bloß nicht mehr langfristig Beschneidungsfabeln abnicken und ihm zustimmen bei "das ist eine tolle Sache, ganz harmlos" und sowas. Vielleicht dabei aus dem Fenster gucken? :D Schwierig irgendwie. Vielleicht könnte jetzt ich auch nicht mehr mit einem beschnittenen Mann zusammen sein, der das alles toll findet und von mir erwartet, es auch toll zu finden.
    • Maria Werner schrieb:

      Was ich jetzt aber als Frau nicht tun würde, das wäre, einen Mann von mir aus auf die Beschneidung anzusprechen. Vielleicht würde ich "indifferent" wirken, ohne es zu sein.

      Meine Durchschnittserfahrung ist derjenigen der meisten Frauen, die sich hier (und auch auf ähnlichen englischsprachigen Foren) einfinden genau entgegengesetzt. Vermutlich handelt es sich dabei um erwartbare Sampling Bias. Diejenigen die hier posten sind natürlich diejenigen, die es bewusst stört -- das kann der Mann sein, oder die Frau.

      Von vielen Frauen die sich hier melden liest man daher typische Sätze wie "ich dachte immer, es liegt an mir" etc.

      In meinem Fall ist es natürlich genau umgekehrt. Ich war immer derjenige, der das Thema direkt angesprochen hat -- mitsamt aller Nachteile, die mir bis zum jeweiligen Zeitpunkt bewusst waren. Dabei ging es mir vor allem darum, der jeweiligen Partnerin den Blick auf ihr bisher unbekannte Realitäten unserer ach so "aufgeklärten" Welt zu öffnen. Meine allergrößte Sorge wäre nämlich eine Frau, die demgegenüber indifferent resp. ahnungslos ist und daher blind einem typischen deutschen Quacksalber vertraut, ohne sich auch nur selbständig zu informieren oder Widerspruch zu leisten, Zweitmeinung einzuholen etc.

      Frauenzeitschriften werden ja nicht müde, die uralten Propagandamärchen zu wiederholen ("keinerlei Unterschied in der Empfindsamkeit", "keinerlei sexuelle Konsequenzen" etc). In diese Richtung ging von vornherein bei jeder meiner Partnerinnen meine Sorge und mein kommunikatives Bemühen.

      Ich hab also praktisch jede Beziehung damit angefangen, der jeweiligen Frau zu erklären, wie defizitär meine Sexualität ist etc. Anders könnte ich das aber auch gar nicht machen.

      Faszinierend und erhellend ist, dass praktisch jede Frau dachte, ich wäre "unsicher" oder würde mich deswegen "schämen" -- was absolut nicht der Fall ist. Diese Frauen haben nur von sich selbst auf mich geschlossen. Viele (vor allem junge) Frauen sind ja eher unsicher, was ihren Körper angeht. Daher musste ich dann sehr genau ins Detail gehen und erklären, dass es mir eben genau nicht um "Meinungen" geht -- weder um ihre, noch um meine eigene; sondern um die unleugbaren körperlichen Auswirkungen.

      An dieser Stelle haben aber praktisch alle Frauen vollkommen dichtgemacht. Keine einzige wollte glauben (oder lernen...), dass an der Vorhautamputation tatsächlich irgendetwas problematisch sein könnte. Jede einzelne klammerte sich an die Vorstellung, ich sei nur unsicher und würde "aus einer Fliege einen Elefanten" machen.

      Keine von denen wollte wirklich begreifen, was an der VA problematisch ist. Erst recht hat keine einzige selbständig Recherchen angestellt, obwohl ich alle mit den zum jeweiligen Zeitpunkt besten Links und Adressen versorgt habe.

      Nur bei einer Frau kam es zu technischen Problemen, wie sie hier häufig von Frauen geschildert werden (Austrocknen, Wundscheuern). Selbst sie wollte aber nicht begreifen, dass diese Sache, die sich für sie negativ auswirkt, für mich eine regelrecht verheerende Katastrophe ist. Mit anderen Worten: hätte ich das Thema nicht angesprochen, würden diese Frauen sich, entsprechend der Mainstream-Propaganda, weiterhin in dem Glauben befinden, dass es "keinerlei Unterschied" macht. Wie gesagt, mit solchen Frauen (leider wohl die Mehrheit) will ich nichts mehr zu tun haben.

      Und die anderen? Die Intelligenten? Denen würde ich sachlich und nüchtern erklären, dass wir in einem Land leben, in dem etwa 90% der Männer intakt sind -- dass sie also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit einen Mann findet, der ganz genauso gut zu ihr passt wie ich, der jedoch intakt ist.

      Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr leben. Und nur um das klarzustellen, ich könnte auch niemals in ein Land wie die USA auswandern. Dort kann man das Massen-Trauma regelrecht von der Wand streichen. Keine Dummchen mehr, die es "überhaupt gar nicht schlimm" finden, wenn einem Mann etwa 80% der erogenen Nervenenden amputiert worden sind. Die es "überhaupt nicht stört", wenn das natürlich fast nur bei Kindern und Kleinkindern gemacht wird. Die es "nicht verstehen können", was mich so sehr daran stört, warum ich "so unsicher" bin.

      Von den anderen Frauen würde ich mich in beiderseitigem Einvernehmen mit einem freundschaftlichen Händedruck verabschieden -- rasend vor Wut, verzweifelt wünschend ich wäre intakt und könnte eine intime Verbindung eingehen wie es die Natur vorgesehen hat. Aber das ist nie wieder möglich.

      Mittlerweile befinde ich mich seit ein-einhalb Jahren in Therapie, ohne jeden Fortschritt. Wie auch. Mein Problem ist ein rein körperliches. Ich bin sexuell verkrüppelt. Inzwischen ist ja auch schon bekannt, dass sich in der inneren Vorhaut Östrogen-Rezeptoren befinden, die wahrscheinlich eine für heterosexuelle Partnerschaften essentielle Bonding-Funktion besitzen. Zerstört, für immer. So ist das eben. Wäre ich eine Frau, könnte ich viel Geld mit einem Buch verdienen. Als Mann jedoch, scheißt die Gesellschaft auf mich und meine Grundrechte.
    • generic_username schrieb:

      Ich will nicht mehr leben.
      Hallo generic_username und willkommen im Forum!
      Ich habe gelesen und verstanden, dass Du keine Ratschläge suchst, aber ich kann mir ein Statement hierzu nicht verkneifen, weil ich Dein Gefühlsleben nur allzugut verstehe.
      Wir unterscheiden uns in einem Punkt: Mir war bis vor wenigen Jahren nicht klar, was mit mir geschehen war. Ich war einer der zahlreichen Männer, die leugneten und beschönigten. Die gerne glaubten, dass sie zum Segen der weiblichen Hälfte der Menschheit veredelt worden seien. Insofern unterscheiden wir uns.
      Aber ich habe exakt dort gestanden, wo Du jetzt bist und ich war in jedem Wortsinne nur einen Schritt davon entfernt, als nichts weiter als ein Fleck auf der Straße zu enden.
      Ich wurde damals davon abgehalten und mein Dank dafür hielt sich in sehr engen Grenzen, noch tage- und wochenlang.
      Ich kenne Deinen Schmerz, ich weiß, wie es ist, das eigene Leben beenden zu wollen und sicher zu sein, der Welt etwas Gutes damit tun zu können, sie nicht mehr mit der eigenen, lästigen Existenz zu belasten. Ich war mir so sicher, dass meine Familie mir irgendwann dankbar dafür sein würde, dass ich endlich Schluss gemacht hatte.
      Heute weiß ich, dass das ein großer Irrtum war.
      Es geht nicht darum, das eigene Leben zu beenden, sondern den Schmerz zu überwinden. Damals war das ein und dasselbe. Aber das ist es nicht. Wenn Dein Schmerz, Dein Problem überwunden ist, dann ist das Leben wieder schön, es ist wunderbar. Pack das Problem an, generic, nicht das Symptom.
      Wenn Du willst, führen wir diese Unterhaltung als PN weiter. Ich bin sicher, da geht was.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Ok, dann entschuldige, dass ich Deine Aussage in die falsche Richtung interpretiert habe. Ich sah hier durchaus einen Zusammenhang.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
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    • Weguer schrieb:

      Wir unterscheiden uns in einem Punkt: Mir war bis vor wenigen Jahren nicht klar, was mit mir geschehen war. Ich war einer der zahlreichen Männer, die leugneten und beschönigten. Die gerne glaubten, dass sie zum Segen der weiblichen Hälfte der Menschheit veredelt worden seien. Insofern unterscheiden wir uns.
      Zu dieser Sorte gehörte ich auch mal. Es ist ja immer nur davon die Rede, wie toll die Beschneidung doch für die Gesundheit ist und wie sauber man ist. Viele Frauen finden Beschnittene Männer toll, doch dies dürfte wohl eher am exotischen liegen. Das exotische hat immer einen Reiz.

      Auch meine Frau fand es toll, dass ich beschnitten bin. Die Prozedur gefiel ihr zwar nicht, jedoch das Resultat. Sieht doch super aus und alles ist doch so schön sauber. Als sich die Beziehung irgendwann in Richtung Ehe bewegte und die vom Kondom gebotene Lubrikation weg war, fingen die Probleme an. Sie konnte nicht verstehen, warum das Eindringen ein Problem war und warum es auf ein man scheuerte. Vorher und mit den Männern vor mir war das ja nie ein Problem gewesen.

      Irgendwann kam dann die Erleuchtung...
    • generic_username schrieb:

      An dieser Stelle haben aber praktisch alle Frauen vollkommen dichtgemacht. Keine einzige wollte glauben (oder lernen...), dass an der Vorhautamputation tatsächlich irgendetwas problematisch sein könnte. Jede einzelne klammerte sich an die Vorstellung, ich sei nur unsicher und würde "aus einer Fliege einen Elefanten" machen.

      Keine von denen wollte wirklich begreifen, was an der VA problematisch ist. Erst recht hat keine einzige selbständig Recherchen angestellt, obwohl ich alle mit den zum jeweiligen Zeitpunkt besten Links und Adressen versorgt habe.


      Hm das finde ich schon merkwürdig... diese Reaktion könnte ich mir bei mir selbst überhaupt nicht vorstellen... bis vor einiger Zeit wußte ich ja auch nichts über Beschneidung. Aber wenn mir das einer erklärt und gesagt hätte, er leide darunter, dann wäre ich hellhörig geworden. Versteh mich bitte nicht falsch, es wird natürlich so sein, wie Du es beschreibst, ich sage nur: für MICH könnte ich mir das gerade gar nicht vorstellen.
    • Weguer schrieb:

      Wir unterscheiden uns in einem Punkt: Mir war bis vor wenigen Jahren nicht klar, was mit mir geschehen war. Ich war einer der zahlreichen Männer, die leugneten und beschönigten.

      noskin schrieb:

      Zu dieser Sorte gehörte ich auch mal. Es ist ja immer nur davon die Rede, wie toll die Beschneidung doch für die Gesundheit ist und wie sauber man ist.
      Ich hab das schon von diversen anderen Betroffenen gehört. Hm. Wie gesagt, mir war intuitiv immer klar, dass es sich dabei um eine negative Sache handelt. Das kommt aber einfach daher, dass ich nie die Energie aufgewendet hab, die zur Verleugnung nötig ist. Wenn man einfach nur mal entspannt in sich geht, ist die Realität selbst ohne Kenntnis der anatomischen Details etc sofort ersichtlich. Man muss regelrecht Aufwand betreiben, um die Erkenntnis auf Distanz zu halten -- einem entschlossen rationalisierenden Raucher nicht unähnlich ("wenn ich heute aufhör, werd ich morgen vom Laster überfahren" etc).

      Maria Werner schrieb:

      Hm das finde ich schon merkwürdig... diese Reaktion könnte ich mir bei mir selbst überhaupt nicht vorstellen... bis vor einiger Zeit wußte ich ja auch nichts über Beschneidung. Aber wenn mir das einer erklärt und gesagt hätte, er leide darunter, dann wäre ich hellhörig geworden. Versteh mich bitte nicht falsch, es wird natürlich so sein, wie Du es beschreibst, ich sage nur: für MICH könnte ich mir das gerade gar nicht vorstellen.
      Ich wollte darauf noch näher eingehen, bin mir aber selbst noch nicht ganz im Klaren, warum das so ist. Bislang war ich immer der Auffassung, dass die Frauen, mit denen ich zusammenwar, sehr unterschiedliche Typen sind, und vor allem dass die Beziehungen sehr unterschiedlich waren. Vielleicht gibt es aber doch einige fundamentale Ähnlichkeiten.

      Im Umkehrschluss habe ich andere Frauen wohl unbewusst gemieden, meistens nichtmal attraktiv gefunden. Die Ähnlichkeit dieser Frauen bzgl. ihrer Reaktion auf Infos über Beschneidung ist sehr wahrscheinlich nur eines von vielen "Symptomen" dieser zugrundeliegenden Ähnlichkeit -- jedoch ein Symptom, das ich durch meine rigorosen Aufklärungsversuche bei allen von Anfang an zutage gefördert habe.

      Es gab immer auch Frauen (die "anderen"), bei denen ich irgendwie... intuitiv spüre, dass ihnen ein intakter Partner wesentlich lieber ist, unabhängig davon, wieviel sie bereits über VA an sich und ihre Folgen wissen. Denen würde ich meine verkrüppelte Sexualität gar nicht erst antun. Daher hab ich also die Wahl zwischen mittelmäßigem Sex und keinem Sex. Von mittelmäßigem Sex hatte ich jede Menge und davon hab ich mittlerweile die Schnauze gestrichen voll.
    • generic_username schrieb:

      Das kommt aber einfach daher, dass ich nie die Energie aufgewendet hab, die zur Verleugnung nötig ist. Wenn man einfach nur mal entspannt in sich geht, ist die Realität selbst ohne Kenntnis der anatomischen Details etc sofort ersichtlich. Man muss regelrecht Aufwand betreiben, um die Erkenntnis auf Distanz zu halten
      Das war bei mir gar nicht so aufwändig.
      Vor der Pubertät wars mir noch unangenehm. Vor anderen ausziehen und duschen war schrecklich.
      Aber als ich dann älter wurde und begann, die Bravo zu lesen, handelte gleich einer der ersten Artikel über Beschneidung. Und da war nicht von Nachteilen die Rede, ganz im Gegenteil.
      Wenn ein 12 oder 13jähriger Junge liest, dass sein Glied in jeder Hinsicht exakt das ist, was sich Frauen wünschen, warum sollte der dann zweifeln? Ich war wahnsinnig stolz darauf, so zu sein wie ich war.
      Es dauerte Jahre, bis ich aufgrund der sexuellen Probleme, die wir bekamen, langsam verstand, was wirklich Sache war. Aber dass ich Energie aufgewendet hätte, um die Wahrheit zu verleugnen... nö, könnt ich tatsächlich nicht sagen. Energie war nötig, um die Lügen zu überwinden und klar zu denken. Lügen sind lange Zeit einfacher und bequemer als die Wahrheit.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
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    • generic_username schrieb:

      Ich hab das schon von diversen anderen Betroffenen gehört. Hm. Wie gesagt, mir war intuitiv immer klar, dass es sich dabei um eine negative Sache handelt. Das kommt aber einfach daher, dass ich nie die Energie aufgewendet hab, die zur Verleugnung nötig ist.
      Mag sein.

      Ich hab auch von Leuten gehört, welche sich im Erfahsenenalter die Vorhaut abmachen lassen mit dem Ziel des besseren Sex. Dies obwohl es keinen Grund dazu gab. Ich kann mir gut Vorstellen, dass sich diese Leute einreden, dass jetzt alles viel besser ist.
    • Weguer schrieb:

      Wenn ein 12 oder 13jähriger Junge liest, dass sein Glied in jeder Hinsicht exakt das ist, was sich Frauen wünschen, warum sollte der dann zweifeln?
      Hast du denn nicht deinen eigenen Wunsch, deine eigene Motivation als bereits Betroffener wahrgenommen, an diese Propaganda glauben zu wollen? Allein dieser plausible Wunsch daran zu glauben, hat mich von vornherein misstrauisch werden lassen. Im wahrsten Sinne: "Zu schön, um wahr zu sein." Außerdem hat diese typische Zeitschriften-Pro-VA-Propaganda immer etwas erkennbar Obszönes, oder?

      Und ebenso offensichtlich ist ja, dass wenn es tatsächlich so toll wäre, sich viel mehr Typen freiwillig unters Messer legen würden. Aus all dem hab ich im gleichen Alter abgeleitet, dass ich nicht an die Propaganda glauben kann, so schön es auch wäre. Das Leben in der Matrix ist nichts für mich. Das Steak hat Pixel...

      Ich hab auch von Leuten gehört, welche sich im Erfahsenenalter die Vorhaut abmachen lassen mit dem Ziel des besseren Sex. Dies obwohl es keinen Grund dazu gab. Ich kann mir gut Vorstellen, dass sich diese Leute einreden, dass jetzt alles viel besser ist.
      Ich hab es ja nicht freiwillig machen lassen. Dass viele Männer (ob freiwillige oder unfreiwillige VA) sich mehr oder weniger erfolgreich einreden, es wäre dadurch alles viel besser oder zumindest nicht schlechter, ist sehr plausibel . Zu plausibel, um nicht misstrauisch zu werden. Ich war schon immer bemüht, meine eigenen Motivationen zu durchschauen, um ihnen nicht ausgeliefert zu sein.
    • generic_username schrieb:

      Hast du denn nicht deinen eigenen Wunsch, deine eigene Motivation als bereits Betroffener wahrgenommen, an diese Propaganda glauben zu wollen?
      Nö Du, so weit war ich in dem Alter noch nicht. Ich war damals viel zu unsicher, diese Artikel zu hinterfragen. Der Tenor war: Manche Männer sind beschnitten, aus den verschiedensten Gründen. Aber das ist nicht schlimm, denn Frauen lieben das.
      Zumindest wollte ich das so lesen. Kann sein, dass ich damals auch was reininterpretiert hab. Tatsache ist, dass bei mir nur die "besten" Argumente durchkamen. Und die hab ich nur zu gern geglaubt.
      Ich bin sicher, genauso geht es heute den allermeisten Jugendlichen, seien es die (Schein-) Phimoseopfer oder die muslimischen und jüdischen Jungen, die aus kulturellen Gründen dran glauben mussten. So wird es ihnen unter anderem verkauft und genau das glaubt nahezu jeder nur zu gern.

      Heute bin ich schlauer.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
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    • generic_username schrieb:

      Ich hab nicht gesagt, dass ich mich umbringen will, sondern dass ich nicht mehr leben will.

      Dein Beitrag klang schon etwas besorgniserregend, und in Internetforen ist schlecht einzuschätzen, wie so etwas gemeint sein könnte.
      Ansonsten kann ich Dich verstehen. Auch wenn ich gar nicht betroffen bin, haben mich die Ereignisse vom vergangenen Jahr dermaßen schockiert und aus der Bahn geworfen, daß ich mehrfach über der Frage gegrübelt habe, ob ich in einer Welt, in der Religion mehr gilt als genitale Unversehrtheit, überhaupt noch leben will. Leider gibt es keine andere, also werde ich damit zurechtkommen müssen.
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Cato schrieb:

      generic_username schrieb:

      Ich hab nicht gesagt, dass ich mich umbringen will, sondern dass ich nicht mehr leben will.

      Dein Beitrag klang schon etwas besorgniserregend, und in Internetforen ist schlecht einzuschätzen, wie so etwas gemeint sein könnte.
      Ansonsten kann ich Dich verstehen. Auch wenn ich gar nicht betroffen bin, haben mich die Ereignisse vom vergangenen Jahr dermaßen schockiert und aus der Bahn geworfen, daß ich mehrfach über der Frage gegrübelt habe, ob ich in einer Welt, in der Religion mehr gilt als genitale Unversehrtheit, überhaupt noch leben will. Leider gibt es keine andere, also werde ich damit zurechtkommen müssen.

      Ach komm, ist ja gut jetzt. Ich hab ja schon erklärt, wie ich das gemeint respektive nicht gemeint hatte. Dein Kommentar war jetzt echt nicht noch notwendig, insbesondere da du zum Thema des Threads nichts beiträgst. Hättest du dir wirklich sparen können, wenn du sonst nichts zu sagen hast.

      Außerdem ist es doch vollkommen egal, selbst wenn jemand Selbstmord begehen will. Ist doch nicht deine Sache. Begreifst du eigentlich gar nicht die Ironie, ausgerechnet auf diesem Forum mit diesem anerzogenen christlichen Reflex von wegen "Selbstmord ist falsch und böse" zu reagieren? Leben ist wie Tierporno, es ist einfach nicht jedermanns Sache.
    • generic_username schrieb:

      Außerdem ist es doch vollkommen egal, selbst wenn jemand Selbstmord begehen will. Ist doch nicht deine Sache.
      Hey, nu mal langsam. Wenn jemand Selbstmord begehen will und einem anderen geht das nicht am Arsch vorbei, ist das nicht ein Einmischen in die Angelegenheiten anderer, sondern eventuell das Retten eines Lebens.
      Ein Suizidversuch ist in den allermeisten Fällen ein letzter, verzweifelter Versuch, einen nicht aushaltbar scheinenden Schmerz, eine ausweglose Situation zu beenden. Der Tod ist in diesem Moment der letzte, noch mögliche Ausweg. Dabei ist eine echte Todessehnsucht in den seltensten Fällen der Grund. Das Problem, an dem der Lebensmüde leidet, scheint ihm unüberwindlich. Wenn ihm dabei ein Aussenstehender hilft, das Problem zu akzeptieren oder gar zu lösen, dann mag das zunächst als störend empfunden werden, nach einer gewissen Zeit des Abstandes jedoch als das, was es wirklich ist: Als Lebenshilfe.
      Ich habe es so empfunden. Ich war nach meinem missglückten Suizidversuchs fertig mit der Welt und absolut nicht dankbar darüber, dass sich jemand in meine Angelegenheiten gemischt hatte. Doch es war der letzte und heftigste Rüttler, den ich gebraucht hatte, um aufzuwachen. Ich habe zurück ins Leben gefunden, diesmal ins echte Leben.

      Ich finde Deine Sprüche ziemlich überheblich generic_username:

      generic_username schrieb:

      insbesondere da du zum Thema des Threads nichts beiträgst. Hättest du dir wirklich sparen können, wenn du sonst nichts zu sagen hast.
      cato hat seine Meinung und seine Sicht der Dinge mit uns geteilt. Ihn deswegen so anzupflaumen halte ich für nicht angebracht.
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Maria Werner schrieb:


      Was ich jetzt aber als Frau nicht tun würde, das wäre, einen Mann von mir aus auf die Beschneidung anzusprechen. Vielleicht würde ich "indifferent" wirken, ohne es zu sein. Stell Dir mal vor, ein Mann fühlt sich letztlich glücklich über seine Beschneidung und ich zähle ihm dann die Nachteile auf. Allein die Herabwürdigung, die darin liegen würde - auch wenn ich bloß Fakten aufzähle. Oder jemand verdrängt das - dann ist auch das eben sein Umgang mit dem Zustand. Die Sache betrifft pikanterweise das Zentrum seiner Männlichkeit, und es ist mehr als heikel, das Thema als Frau anzuschneiden. Ich würde beim nächsten Mal genauso die Klappe halten wie früher, als ich noch nichts darüber wusste.

      Genau das glaube ich nicht, dass ein Mann jemals mit seiner Vorhautamputation wirklich glücklich wird, auch wenn viele das behaupten! Vielleicht ist ein Mann mit der Beschneidung zufrieden, solange er keine sexuellen Probleme hat aber dann, wenn er infolge der Verhornung der Eichel Orgasmusprobleme kriegt und event. jahrelang nicht mehr beim Geschlechtsverkehr den Höhepunkt erreicht, dann frage ich mich, wie glücklich kann dann ein Mann mit seiner Beschneidung sein?

      Das kann man mit einem fast blinden Mann vergleichen der sagt: "Ich habe auch Vorteile blind zu sein, da muss ich auch nicht die verschmutzen Strassen und Toiletten sehen, die toten Menschen in den Nachrichten usw." Dafür aber kann er auch nicht die schönen Seiten sehen.

      Man(n) kann sich aber auch alles schön reden! Man(n) kann die "Vorteile" der Beschneidung wie ästhetische, hygienische oder die längere Standhaftigkeit aufzählen und sich darüber sogar "freuen". Doch, was nutzte meiner kurzen Bekanntschaft die potenzielle Standhaftigkeit als ich tiefe Unterleibsschmerzen bekam und wir den Akt abbrechen mussten und nie wieder mit mir schlafen wollte? Diese Probleme hatte er auch mit anderen Frauen. Er "testet" eine nach der anderen und meldet sich danach nie wieder bei den Frauen, so wie er auch mich "probierte", ob er den Höhepunkt erreicht. Jede seiner Frauen wurde eigentlich auch "Opfer" seiner Beschneidung. Und gerade deshalb - nach meiner ausgiebigen Recherche über das Thema - sprach ich ihn darauf an, bzw. sande ihm unzählige Links unter anderem auch diese Website.

      Nein Maria, wir Frauen sind /waren auch davon betroffen und deshalb hatten wir Recht die Beschneidung anzusprechen, denn es betrifft eigentlich uns Frauen, wenn nicht direkt doch unmittelbar viel schlimmer, weil wir sind diejenigen, die beim Sex wundgescheuert werden oder gar recht heftige Schmerzen bekommen können. Die beschnittenen Männer können ja selten oder gar keine Schmerzen haben, insofern ist für sie die Beschneidung überhaupt kein Problem (abgesehen von der Orgasmusunfähigkeit). (Ein fast vom jahrzehnten (!) Reiben an der Unterwäsche betäubter Penis kann auch keine Schmerzen empfinden!). Ein Mann der sich weigert hinzuschauen und die schlimmen Folgen der Beschneidung zu begreifen und akzeptieren, der hat auch kein Recht von einer Frau zu erwarten, dass sie bei ihm bleibt!

      "Männlichkeit" hin oder her! Nicht der Penis - ob intakt oder beschnitten - macht einen Mann zum richtigen Mann! Biologisch unterscheidet er sich von der Frau, weil er ein Penis hat und die Frau eine Vagina, aber frage mal Frauen, wann ein Mann für sie ein richtiger Mann ist? Sicherlich nicht einer, der seine Probleme nicht nur leugnet sondern dafür die Frau (mich) verantwortlich macht, mit den Worten: "Ich hatte noch nie dieses Problem", was sich viel später dank meiner Hartnäckigkeit als Lüge herausstellte. In die Enge getrieben lieferte er mir die groteske und lächerlichste Erklärung, sein Glied wäre ziemlich unempfindlich und betäubt wegen der Schmerzmittel, die er seit längerem nehmen musste! (Pino) X(

      Wenn es nicht tragisch wäre, dann wäre es nur komisch! Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Diesem Mann, der glaubt es liegt immer nur an den Frauen, ist nicht mehr zu helfen! Wie generic_username schreibt, wird er vermutlich so lange er lebt verzweifelt die Wahrheit und die evidenten Tatsachen leugnen.

      Mir als Frau wäre es lieber, er hätte genauso wie generic_username die Frauen über die Folgen der Beschneidung selber aufgeklärt! Es ist tatsächlich eine behinderte Sexualität!
      "Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen" (Hermann Hesse)
      "Die schönste Frucht der Gerechtigkeit ist Seelenfrieden" (Epikur)

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Aphrodite ()

    • generic_username schrieb:

      Vor etwa 15 Jahren, Ende Neunziger hatte ich zum ersten Mal Zugang zum Internet und wurde sofort Mitglied der damals existierenden englischsprachigen Mailinglisten zum Thema Intaktivismus/Foreskin Restoration. Fast ebenso lang habe ich mich an der "Vorhautwiederherstellung" versucht -- wie sehr viele andere Männer auch (so jedenfalls mein Eindruck aus jenen Mailinglisten und diversen einschlägigen Foren) ohne jeden Erfolg, trotz des beharrlichen Einsatzes verschiedenster Methoden. Für manche funktioniert das, für viele andere eben leider nicht. Dies ist für mein Thema direkt relevant.
      Welcher Methoden hast du zur Widerherstellung verwendet und wie lange?
    • Aphrodite schrieb:

      Nein Maria, wir Frauen sind /waren auch davon betroffen und deshalb hatten wir Recht die Beschneidung anzusprechen, denn es betrifft eigentlich uns Frauen, wenn nicht direkt doch unmittelbar viel schlimmer, weil wir sind diejenigen, die beim Sex wundgescheuert werden oder gar recht heftige Schmerzen bekommen können. Die beschnittenen Männer können ja selten oder gar keine Schmerzen haben, insofern ist für sie die Beschneidung überhaupt kein Problem (abgesehen von der Orgasmusunfähigkeit).

      Das klingt jetzt so, als wäre Beschneidung (des Mannes!) hauptsächlich für Frauen schlimm, nicht so sehr für den Mann selbst. In einem Forum wie diesem finde ich das, vorsichtig formuliert, arg mißglückt. Eine Frau kann sich aussuchen, ob sie mit einem Beschnittenen oder einem Unbeschnittenen Sex hat, ein beschnittener Mann kann sich nicht aussuchen, ob er mit oder ohne Vorhaut Sex hat.
      Im übrigen wurde ja im Eingangsbeitrag auf genau dieses Problem hingewiesen: Ein beschnittener Mann ist gleich doppelt um seine Sexualität betrogen, weil er nicht nur in seiner Orgasmusfähigkeit eingeschränkt ist, sondern außerdem Mühe haben wird, eine Sexualpartnerin zu finden.
      Ein gerupfter Spatz verspottet das Gefieder seiner Artgenossen. (Sorbisches Sprichwort)
    • Wir sollten keine Opfer-Hierarchie etablieren.
      Es ist doch wohl so, dass beschnittene Männer, ohne subjektives Mangelempfinden. ihre Frau wundscheuern. Dabei gibt es welche, die sich darüber weghelfen mit Sprüchen wie "es hat sich (bei mir) noch keine beschwert", "du hast ein Problem, nicht ich", usw.
      Erst wenn die Vermutung nicht mehr von der Hand zu weisen ist, werden Sie (ebenfalls) zum Opfer, und dann gleich doppelt: erst die Trauer um den eigenen Verlust, und dann die Schuldgefühle, einen anderen Menschen damit zu belasten.
      Und während dieser Bewusstwerdung, steht ein Frau an seiner Seite und leidet, körperlich und seelisch.
      Insgesamt nur Verlierer, da kommt keiner von beiden wirklich gut weg.
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • @ Cato, Guy hat Recht, denn ich hatte schon vor etwa 7 Jahren gute und völlig unproblematische sex. Erfahrungen mit einem Mann aus dem arabischen Kulturraum. Aus diesem Grund hielt ich die männliche Beschneidung für belanglos sowohl für mich als auch für den Mann, denn dieser Araber hatte selber keine Orgasmusprobleme und der Akt dauerte normal lang wie bei intakten Männern oder gar wenig kürzer.

      Darum machte ich mir keine Gedanken darüber, dass es mit diesem Probleme geben könnte! Zu seinem "Glück" aber meinem Pech konnte er mich, wie auch andere Frauen, testen und mich sogleich in der 1. Nacht u.a. mit den Worten "wie lange wird es wohl dauern, bis ich von dir eine böse sms kriege?" abschreiben. Ich erfuhr, dass spätestens nach zwei Wochen einige Frauen das taten! Er "testete" sie und meldete sich nie wieder bei ihnen.
      Einige Tage vor der Liebesnacht deutete er wohl das bevorstehende Fiasko an mit den Worten, es könne sein, dass ich frustriert sein würde und er auch und dass ich danach enttäuscht sein würde!

      Ich wunderte mich, warum er das sagte, ohne ihn jedoch zu fragen, was er damit meinte und warum ich frustriert sein sollte. Einige Tage nach der Liebesnacht sagte er mir, in Zukunft würde es zw. uns sexuell gleich bleiben, dass wir beide oder sehr wahrscheinlich er den Höhepunkt nicht erreichen würde. Heute weiss ich - da ich es mit einem Trick herausgefunden habe - dass er diese Probleme mindestens 3-4 Jahre hat, wenn nicht noch viel länger!

      Dafür aber belog er mich später bewusst, er hätte nie solche Probleme gehabt und vergass, dass er sich schon in der Nacht verplapperte. Auf die Schmerzen beim Akt angesprochen meinte er, es wäre nicht sein Penis. Nein ich hätte Sex mit einem Besenstiel!!! "ironie off". X(

      Wir Frauen würden den Mann nicht wegen der Beschneidung ablehnen, obwohl wir in Europa tatsächlich die Wahl haben einen Intakten zu suchen, aber die subtilen Schuldzuweisungen, die Frau sei Schuld, wenn es sexuell nicht läuft, das geht absolut gar nicht! Dann hat ein solcher Mann auch tatsächlich keine Partnerin verdient - und das nicht in erster Linie wegen der Auswirkungen der Beschneidung, sondern wegen seiner Verweigerung den schmerzhaften und schlimmen Folgen ins Auge zu schauen! Auch hier hat Guy Recht: es gibt nur Verlierer mit viel Leid und Schmerz, denn ich hatte ihn sehr gerne gewonnen und hätte gerne mit ihm versucht, eine schöne Beziehung aufzubauen.

      Cato dieser Mann beklagte sich anfangs bei mir, er hätte keine Chancen bei den Frauen und dabei ist er derjenige, der die Frauen schon nach der ersten Nacht (er hatte einige ONS) "wegwirft". Da sogar beschnittene Männer schon ohne Gummi den Höhepunkt nicht erreichen, wie wollen sie das mit einem Kondom schaffen, welches für ihn bei jedem ONS Pflicht ist?

      Generic_username ist mir wesentlich sympathischer in seiner schonungslosen Ehrlichkeit!
      "Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen" (Hermann Hesse)
      "Die schönste Frucht der Gerechtigkeit ist Seelenfrieden" (Epikur)

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    • noskin schrieb:

      Welcher Methoden hast du zur Wiederherstellung verwendet und wie lange?

      Manuelle Methoden (für die ersten Jahre exklusiv und auch danach noch ständig begleitend), Crosstaping, Reverse Taping (hab ich recht schnell wieder aufgegeben), DTR, DTR balloon.

      Manchmal denke ich, dass ich ständig mit einem gewissen Widerwillen an die Sache herangetreten bin, etwa im Sinne von: "Falls das funktioniert, kann ich mich nicht mal mehr als Opfer fühlen, da die Frau dann ja praktisch keine negativen Folgen mehr mitbekommt."

      Ich meine, die eine Sache die man daraus "gewinnt", ist das Recht, sich als Opfer zu fühlen. Da die Gesellschaft die Anerkennung des Opferstatus im Großen und Ganzen verweigert, muss man sich selbst darum kümmern. Wenn ich eine Frau hätte, die meinen Opferstatus anerkennt unabhängig davon, ob es sich auf sie selbst negativ auswirkt, würde ich wahrscheinlich so ernsthaft an das Projekt gehen wie niemals zuvor.

      Aber so eine Frau gibt es wahrscheinlich überhaupt nicht. Was schon interessant ist, wenn man mal so drüber nachdenkt. Eigentlich müsste sogar eine Frau, die (nehmen wir mal einen wohl fiktiven Extremfall an) nur mit beschnittenen Männern zum Orgasmus kommen kann, aus ethischem Prinzip trotzdem 100% dagegen sein, dass das bei Kindern gemacht wird. Ich finde es auffallend, dass die allermeisten Frauen, die sich gegen die VA aussprechen, dies aus ihrer eigenen negativen Erfahrung heraus tun und eben nicht aus ethischem Prinzip.