Beschneidung und Masturbation, neuer Artikel über eine alte Geschichte

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    • Es ist einfach erschreckend zu lesen wie vor 100 Jahren öffentlich ganz offen eine Genitalverstümmelung die Gesellschaft bessern sollte. Bei meiner Beschneidung kam es mir auch so vor, dass meine Chirurgin mir möglichst viel nehmen wollte. Ist es zwingend notwendig einen 12-jährigen Jungen das Frenulum und fast die komplette innere Vorhaut zu entfernen und dann so straff wieder zu vernähen, dass die Eichel freiliegt und abstumpft? Ich spüre dadurch wenig beim Geschlechtsverkehr und Masturbation ist nicht wirklich angenehm.

      Warum wird so radikal beschnitten? Damit der Junge vor einem endgültigen Resultat steht und sich nur sehr schlecht, z.B. durch Dehnen verbliebener Haut, wieder angenhmer machen kann?

      Olaf
    • Frau Deusel nennt die Problematiken die mit Masturbation nach einer Beschneidung einhergehen einen "positiven Nebeneffekt".

      Ihr Ordinationswerk habe ich inzwischen zweimal gelesen, da einige Widersprüchlichkeiten auftauchten und wie beim (Christentum) Katholizismus oder den Evangelen die Ansichten der Geistlichen exorbitant abwichen. Wenn es z.B heißt "Selig sind die die da geistig arm sind", wird es von verschiedener Seite unterschiedlich interpretiert. Selig ist der, welcher geistlich arm ist. Also ein Lamm, ein Mensch welcher nur eine menschliche Seele ohne das geistliches Auge besitzt. So kann man sagen, dass bei den Katholiken die Gläubigen Seelenmenschen sind und die Bischöfe, der Papst, das Göttliche. Dann wird es wiederum so interpretiert, dass es geistig unwissend bedeutet. Ein Ungelehrter, folgsamer Gläubiger.
      Das Paradoxe ist, dass die Beschneidung so viele Aspekte hat, dass man sagen kann, man weiss überhaupt nicht warum sie denn praktiziert wird. Die Argumente glichen einer Drainage innerhalb der Debatte, um eine zu finden, welches kanalisierend wirkt. Die Möglichkeit besteht aus dem Aspekt, da die Rabbiner sich untereinander auch uneins sind, man sieht es innerhalb des iberalen Reformjudentums und des Islams, welche in der Geschichte immer wieder Diskussionen darüber entfacht haben. Da im alten Ägypten der rote Faden seinen Ursprung hat, Adam und Eva nicht beschnitten sind, kann man davon ausgehen dass die Beschneidung, welche ja auch ein Zeichen eines Sklavens darstellt, ohne besondere Gründe übernommen wurde und sich daraus eine Tradition entwickelte. Schlicht, als Bundeszeichen durch Sklaverei. Von Gott geliebt durch die Welt gehasst. Die Traditionellen argumentieren dahingehend mit allem nur erdenklich Möglichen, hauptsache sie haben ihren Adepten. Sei es aus hygienischer Sicht oder man bezieht man sich auf Abraham, dann wieder auf das alte Ägypten und den jahrtausende alten Abwehrritus um das Böse von den Beschneidern und der Gemeinschaft abzuwenden (Peschach Opfer,- Lamm/Fest), eben die genannte Adeptschaft, Säuglingsopfer in abgemildeter Form (um die Aggressionen des Vaters gegenüber seinem Sohn abzuschwächen (Abraham)), Masturbationsverhinderung oder um die chymische Hochzeit zu beschleunigen (was jedoch keine Tatsächliche ist, da die Begierde nicht verinnerlicht wird).

      Da wird das Salz der Erde sauer.

      An diesem Punkt kann man auch keine Quintessenz ziehen. Es verwischt sich im Dunkel des alten Ägyptens, so sehr man sich auch in seinen Recherchen bemüht. Die Beschneidung hat keinen Fixpunkt an welchem man sie festnageln kann um zu sagen: Aus diesem Grund wird sie praktiziert. Daher entgleist die Debatte auch in alle Richtungen mit per fas et nefas. Theoriengebilde und Mutmaßungen.
      Ich diskutiere nicht ob falsch oder wahr, ich propagiere nicht, ich lege dar (Arno Holz)
    • Mir kommt es eben auch so vor, dass - vielleicht nicht die Verhinderung - zumindest die Einschränkung auch heute noch teilweise mit einer Beschneidung verfolgt wird. Dabei scheinen Mediziner aber auch Eltern dies zu verfolgen. Aber wie wir alle wissen werden heutzutage andere vorgeschobene Gründe für eine (möglichst zeitige) Beschneidung angegeben.

      @Pallas:

      Das von Frau Dr. Deusel letztes Frühjahr erschiene Buch habe ich letztes Jahr gelesen. Dort kann ich mich nicht erinnern, dass sie von einem "positiven Nebeneffekt" nach einer Beschneidung bzgl. der Masturbation geschrieben hätte. Hast du dazu ein Zitat?

      Sicherlich kann aber in Judentum dies ebenfalls verfolgt werden, auch wenn es vielzählige Aspekte der Beschneidung gibt. So wird doch bei der jüdischen Beschneidung ebenfalls darauf geachtet so wenig Vorhaut übrigzulassen wie möglich und die Eichel vollständig freizulegen. Irgendwo habe ich auch gelesen, dass in der griechischen Antike jüdische Männer versuchten ihre Eichel bei den nackt auszuführenden Sportaktivitäten zu verdecken und so die jüdische Herkunft zu verleugnen. Deshalb wäre man zu dieser Zeit dazu übergegangen mehr Vorhaut zu entfernen und so die Vorhautwiederherstellung möglichst zu erschweren!?

      Aber nun gut mit den Mutmasßungen

      Olaf
    • Pallas schrieb:

      'Säuglingsopfer in abgemildeter Form (um die Aggressionen des Vaters gegenüber seinem Sohn abzuschwächen (Abraham)
      Das finde ich einen interessanten Aspekt. Abraham wollte seinen Sohn ja ursprünglich töten, Gott hat ihn dann aber noch rechtzeitig davon abgehalten und von da an die Beschneidung gefordert.
      Das heißt für mich, dass der "Bund mit Gott" bedeutet, dass sich Väter beim Töten ihrer Söhne zurückhalten und stattdessen nur ihre Sexualität beeinträchtigen, das Vorhautabschneiden ist also eine Ersatzhandlung fürs Töten des eigenen Kindes.
      Aber was ist, wenn man gar nicht das Bedürfnis hat, das eigene Kind zu töten? Warum muss man es dann trotzdem beschneiden?
    • >>Irgendwo habe ich auch gelesen, dass in der griechischen Antike jüdische Männer versuchten ihre Eichel bei den nackt auszuführenden Sportaktivitäten zu verdecken und so die jüdische Herkunft zu verleugnen. Deshalb wäre man zu dieser Zeit dazu übergegangen mehr Vorhaut zu entfernen und so die Vorhautwiederherstellung möglichst zu erschweren!? <<

      Ich halte genau DAS für einen wichtigen Punkt.

      siehe:

      Den Gesetzgeber hat der Teufel geritten -hpd

      HaWeHa schrieb:

      G-D sei Dank hat Herr Putzke klare Worte zu der Korruptheit des Rituals, dessen Heimtückische Verschärfung gefunden. Da wird, bei allem Respekt, die Rabbinische "P"riesterschaft nicht mehr herauskommen:

      >>Zusätzlich hätte man mit den Religionsgemeinschaften darüber reden müssen, ob es nicht Alternativen zur radikalen Beschneidung gibt. Denn bei der sogenannten Periah handelt es sich lediglich um eine von Rabbinern eingeführte Tradition; das göttliche Gebot der Milah wurde lange Zeit in einer deutlich weniger eingriffsintensiven Form praktiziert. Was hätte dagegen gesprochen, zum ursprünglichen biblischen Gebot zurückzukehren? Das wäre immerhin eine deutlich weniger eingriffsintensive Verletzung gewesen und nicht verbunden mit mehr als 50 Prozent Verlust sensitiven Gewebes des männlichen Geschlechtsorgans.<<

      Herr Putzke bezieht sich auf das was erörtert ist in
      Milah vs Periah

      Nicht nur auf das "ob" kommet es an, sondern auch auf das "wie"?
      Aber bis zu diesem Niveau konnte der Politische Willens"bildungs"prozess ja gar nicht kommen, weil der von vorneherein gefaked war.

      Ich bin froh, dass Herr Putzke das erwähnt hat.
      Ressource: Links zum Thema "Beschneidung"
      pastebin.com/KLQ6UBff
      Noch ne tolle Übersicht - auf Deutsch
      Zottelhexe
    • Du stellst mich vor Herausforderungen Olaf. Werde das Zitat heraussuchen müssen. Habe es vor dem Kollektiv des Rechtsausschusses gelesen und in eine Buchrezension verfasst. Leider ohne Seitenangabe.

      Das was HaWeHa anspricht ist auch Teil des Ordinationswerkes von Frau Dr. Antje Yael Deusel. Die Sportler haben versucht ihre Vorhaut wiederherzustellen, da sie von den Römern aufgrund des beschnittenen Penis schikaniert wurden. Sie haben das entweder in Form von Gewichten versucht, die Vorhaut mit diesen zu überdehnen und sie somit wiederherzustellen oder sie haben sie zusammengebunden über der Glans. Beides muss wohl ziemlich schmerzhaft gewesen sein in Verbindung mit sportlichen Aktivitäten.
      Ich diskutiere nicht ob falsch oder wahr, ich propagiere nicht, ich lege dar (Arno Holz)
    • @HaWeHa:

      Hätte ich mal nicht nur die erste Seite gelesen. Genau das meine ich. Die Ausführung der Beschneidung ist sicherlich ein wichtiger Aspekt ob ein Junge/Mann gut mit seiner Beschneidung zurecht kommt oder nicht. Absichtlich den erogensten Bereich des Penis berauben zu dürfen ist nicht in Ordnung.



      Deutliche Kritik ist an der missglückten Zweckklausel zu üben. Beschneidungen seien dann nicht erlaubt, wenn unter Berücksichtigung ihres Zwecks das Kindeswohl gefährdet sei. Das sei etwa der Fall, wenn Eltern ihr Kind zur Masturbationserschwerung oder aus ästhetischen Gründen beschneiden lassen wollen. Zum einen ist diese Regelung nicht justiziabel, weil Eltern nach dem Willen des Gesetzgebers ja zum Zweck der Beschneidung gar keine Angaben machen müssen. Aber selbst wenn sie es müssten, würde der Verweis auf „Religion“ oder „Gesundheit“ genügen, um das Kind beschneiden lassen zu dürfen. De facto erlaubt das Gesetz Eltern also, ihren Kindern nach Lust und Laune die Vorhaut zu amputieren.

      Auch dieser Abschnitt ist sehr interessant. Herr Putzke geht hier auch nocheinmal darauf ein, dass es Eltern gibt, die ihren Söhnen die Masturbation mit einer radikalen Beschneidung erschweren wollen und dies dem Gesetz nach auch problemlos können!

      @Pallas:

      Sollte die Suche mit Aufwand verbunden sein, dann bemüh dich bitte nicht. Vielleicht habe ich ihre Ansicht auch hier Stellungnahme Deusel gefunden:



      Wenn Maimonides in seinen Schriften darauf hinweist, daß die Beschneidung einer sexuellen Mäßigung dienen und der Geschlechtsverkehr lediglich der Fortpflanzung dienen solle, so hat er damit nicht eine Einschränkung des sexuellen Empfindens an sich im Blick, sondern er postuliert, daß sich die Männer auf die Vervollkommnung des Geistes konzentrieren und weniger an physische Dinge denken sollten.

      Olaf

    • OlafS. schrieb:

      Aber nun gut mit den Mutmasßungen
      Bei dem, was Pallas, HaWeHa, Dagmar und auch Du selbst angesprochen haben, handelt es sich ja im wesentlichen um historische Fakten, und nicht etwa um blosse Mutmassungen. Die jahrhunderte alte innerjüdische Diskussion wurde ja sowohl im Ethikrat als auch im Rechtsausschuss fast völlig weggelassen. Man wollte auf religiöser Seite eine geschlossene Front aufbauen, die genauso unüberprüft übernommen wurde wie die Behauptung, 99,9% aller Juden würden die Beschneidung durchführen. Wären die innerjüdischen Debatten deutlicher geworden, wäre die Behauptung, es sei ein unabdingbares Gebot möglichweise ins Wanken geraten.
      Zudem wurde ja allein schon die historische Textanalyse von einigen Verbandsvertretern nicht nur als Einmischung, sondern als Blasphemie bezeichnet.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.