Die Missbrauchsskandale 2010, die Folgen und die Beschneidungsdebatte 2012: Eine Schande!

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Die Missbrauchsskandale 2010, die Folgen und die Beschneidungsdebatte 2012: Eine Schande!

      Seit Januar 2010 wurden Fälle von massenhaftem Kindesmissbrauch in Deutschland ruchbar. 30 Jahre lang war geschwiegen und vertuscht worden. Nun begannen Opfer zu reden. So ruhmreiche und mächtige Einrichtungen wie das Canisius-Kolleg der Jesuiten in Berlin, das Kloster Ettal, die Regensburger Domspatzen, die katholische Kirche insgesamt, aber auch die reformpädagogische Odenwaldschule wurden auf das Schwerste belastet. Seit Juni 2011 liegt dem Rechtsausschuss des Deutschen Bundestages ein Gesetzentwurf vor, der den Opfern mehr Rechte hinsichtlich der Verjährungsfristen (30 statt drei Jahre) geben soll. Der Missbrauch verjährt jedoch weiter. Das Gesetz liegt seit über 20 Monaten im "Rechtsausschuss" auf Eis! Viele Opfer bleiben weiterhin rechtlos. Fast nichts ist seitens der Politik in den letzten drei Jahren unternommen worden.

      Viel schneller reagierte die Politik dagegen bei der unsäglichen Beschneidungsdebatte im Jahr 2012. Am 25. Juni 2012 war das wegweisende Urteil des Kölner Landgerichts zur Beschneidung eines vierjährigen muslimischen Jungen veröffentlicht worden. Das Kölner Gericht hatte die religiös motivierte Gewalttat am kindlichen Genital zu Recht als Körperverletzung verurteilt. Prompt ging ein gewaltiger Aufschrei der Religionsgemeinschaften durch unser Land, und es dauerte nur 25 Tage, bis der Bundestag am 20.7.2012 in seiner Sommerpause zusammen kam, um die Dinge "klar zu stellen" und die rituelle Gewalt an Kindern zu legitimieren. Bereits am 12.12.2012 ging das Erlaubnisgesetz über die Bühne.

      Beides - die fehlenden Konsequenzen aus dem Missbrauchs-Skandal und das Beschneidungsgesetz - sind eine unsägliche Schande für unsere Gesellschaft! In beiden Fällen verweigert der Gesetzgeber den Kindern als den Wehrlosesten in unserer Gesellschaft den ethisch gebotenen Schutz. Das ist meine Meinung.
    • Zu diesen Zusammenhängen sagt Ekin Deligöz (Grüne):

      "Die bisweilen schablonenhafte Einordnung der Beschneidung als
      Kindeswohlgefährdung droht die – absolut richtige! – Ächtung und
      Verfolgung von Tatbeständen wie Kindesmisshandlung, Vernachlässigung
      oder sexualisierter Gewalt, aber auch gewaltsamer Erziehung in der
      öffentlichen Wahrnehmung aufzuweichen. Dies würde die gerade in den
      letzten Jahren sehr konstruktiv verlaufende Kinderschutzdebatte belasten."

      Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen!!! - Eine gewaltsame aufgezwungene Genitalgewebereduktion mit lebenslangem möglichen Schädigungspotential eine Kindeswohlgefährdung zu nennen soll die Kinderschutzdebatte BELASTEN!!! und die Ächtung von Misshandlungen SCHWÄCHEN!!! Solange solche Äußerungen nicht ein unerhörter Skandal sind - solange haben wir noch sehr viel zu tun.
    • @Benni

      Vielen Dank für Deine klare Darstellung. In der Tat ein Skandal.

      @Pizarro73

      Vielen Dank auch Dir für das Zitat. In Wirklichkeit ist es ja genau andersherum: es waren nicht die Beschneidungsgegner, sondern die Befürworter, die mit der Legalisierung von Gewalt gegen Kinder die Grenzen zu anderen Gewalttaten "aufgeweicht" und damit die Kinderschutzdebatte belastet haben. Dies ist genau auch der Grund, warum die Befürworter so gebetsmühlenartig den Vergleich mit der Mädchenbeschneidung ( der in der Aufzählung von Frau Deligöz bezeichnender Weise fehlt!!!) bestritten haben. Wegen ihres schlechten Gewissens müssen sie immer wieder die Gebetsmühle anwerfen, und zwar für sich selbst: den Gegnern der kindlichen VA vorzubeten, das Mädchenbeschneidung gegen die Menschenrechte verstösst, ist nämlich völlig überflüssig.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Viel schneller reagierte die Politik dagegen bei der unsäglichen Beschneidungsdebatte im Jahr 2012. Am 25. Juni 2012 war das wegweisende Urteil des Kölner Landgerichts zur Beschneidung eines vierjährigen muslimischen Jungen veröffentlicht worden.
      (Hervorhebung und Unterstreichung von mir vorgenommen.)

      Wer ist eigentlich "die Politik"? Wer hat diese Politiker gewählt?

      Und wen werden wir im September (wieder)wählen...

      Die Mehrheit der Bürger ist gegen Beschneidungen, viele Menschen regen sich über dieses offene Unrecht auf, aber alles geht seinen gewohnten Gang. Wir sind nicht machtlos, sondern mutlos.
      Der Unterschied zwischen Dogmatikern und Aufklärern besteht bei der Beschneidungsdebatte darin, dass die einen kindliche Vorhäute und die anderen alte Zöpfe abschneiden wollen. (Quelle: NoCut)
    • werner schrieb:

      In Wirklichkeit ist es ja genau andersherum: es waren nicht die Beschneidungsgegner, sondern die Befürworter, die mit der Legalisierung von Gewalt gegen Kinder die Grenzen zu anderen Gewalttaten "aufgeweicht" und damit die Kinderschutzdebatte belastet haben.
      Der gleiche Gedanke kam mir beim Lesen auch. Erst dachte ich nämlich, es sollte genau diese Aussage gemacht werden, um kopfschüttelnd fest zu stellen, dass hier wieder einmal die Logik auf den Kopf gestellt wird.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)