Wieder einmal Demagogie in "Zeitzeichen": Rolf Schieder

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    • Mal wieder Blödsinn mit intellektuellem Anspruch.

      "...Soll die Beschneidung im Namen des Kindeswohls verboten, die Tötung eines ungeborenen Kindes aber straffrei bleiben?..."


      Die Tötung des Embryos ist unter bestimmten Umständen erlaubt, die Beschneidung nun auch und was ist mit der aktiven Sterbehilfe?!
      Nee, nee, man kann nicht nicht immer Äpfel mit Kläranlagen vergleichen, nur weil beide zufällig ein " Ä" enthalten.


      "...als politisches Urteil bezeichnen kann...."
      Man kann jedes Urteil politisch verstehen- so man es denn möchte. Auch wenn manche Leute es einfach nicht verstehen ( können), so ist die Tatsache, daß zwei Religionsgemeinschaften von dem Urteil betroffen waren, eine marginale Randerscheinung! Es ist wurscht, was die Eltern glauben, die ihr Kind verstümmeln. Eine Tatsache hingegen ist, DASS sie es tun und nur dagegen richtete sich das Urteil.


      "...Kinderschutzbund und Kinderärzte, aber auch religionskritische Vereine haben selbstverständlich das Recht, sich öffentlich gegen die Beschneidung von minderjährigen Jungen auszusprechen. Sie dürfen das selbstverständlich auch vehement tun und ihre Argumente zuspitzen. Und sie haben auch das Recht, eine Vorlage für ein Beschneidungsverbotsgesetz zu erarbeiten und den Gesetzgeber dazu zu bewegen, ein solches zu erlassen...."
      Ein Anflug von demokratischem Bewußtsein?!
      Es ist nicht nur das RECHT, es ist die PFLICHT von Ärzten vor schädlichen Dingen zu warnen. Und schon damit sollte eigentlich die Sache erledigt bzw verboten sein. Noch nie hat es den Fall gegeben, daß ganze Fachgesellschaften sich so vehement gegen einen bestimmten Eingriff aussprachen und daß dann die Politik ihn explizit erlaubte. Man stelle sich das mal an anderen Operationen vor, deren Einwillung hierzu von Dritten getroffen werden.....


      "...Und Frauenärzte hätten darauf hingewiesen, dass eine Beschneidung ein späteres Infektionsrisiko von Frauen vermindere..."
      Öhm....nö! Nur weil man etwas immer und immer wieder behauptet, wird es dadurch nicht richtiger. Diese Studien sind seit Jahren widerlegt( wie jeder interessierte Laie mittlerweile weiß).


      "...Das fällt besonders jenen Altachtundsechzigern schwer, die fest daran geglaubt hatten, Religion sei unter den Bedingungen der Moderne ein anachronistisches Restproblem. Mit ihm müsse man sich intellektuell schon deswegen nicht mehr beschäftigen, weil es bald verschwinden werde. Für sie ist die Einsicht in das weltweite Wachstum der Religionen mit der narzisstischen Kränkung verbunden, sich im Blick auf öffentliche Bedeutung und politische Kraft des Religiösen gründlich geirrt zu haben...."


      Der Gefahr der narzisstischen Kränkung begegnen manche Religiöse sehr pragmatisch: Den Abfall vom eigenen Glauben durch das Kind versucht man zu verhindern indem man es körperlich irreversibel als der eigenen Gruppe zugehörig markiert: Man schneidet einfach einen Teil seiner Geschlechtsorgane ab.
      Mich und die wahrscheinlich meisten anderen Teilnehmer in dieser Diskussion stören religiöse Menschen und ihre Riten gar nicht. Die politische Kraft von gelebter Religion sehe ich kritisch und postuliere einfach mal, daß das in den allermeisten Fällen eher Unfrieden als Frieden schafft... Atheistische Kriege sind eher selten.


      "...Dabei muss man doch von jedem, der ein öffentliches Amt bekleidet, grundlegende Kenntnisse der Geschichte und kulturellen Wirkungen von Judentum, Christentum und Islam fordern...."
      Wozu? Damit wir bald " Judenurteile" vor Gericht fällen können oder Lehrer entscheiden, was muslimische Mädchen der Tradition folgend nicht lernen müssen? Brauchen Christen zusätzliche Feiertage? Oder die Schuldfrage bei der Scheidung?


      "...Für Paulus kommt die Taufe einer Beschneidung des Herzens gleich. Und damit ist der Eingriff in die Identität eines Kindes im Christentum ungleich größer als im Judentum...."
      Tja, nur würde niemand so dämlich sein und TATSÄCHLICH am Pericard herumschneiden- symbolische Handlungen sind ein Gradmesser für Zivilisation....


      Man könnte fast jeden einzelnen Satz dieses Artikels kommentieren und widerlegen. Wie heißt der Lehrstuhl des Autors? Angewandte Demagogie und praktischer Hokuspokus?
    • Das wirklich Schlimme daran ist, dass solche Schreiber keiner mehr ernst nimmt. Gerade aus dem Grund, da sie in der Vergangenheit schreiben und der heutigen Generation Altlasten anhängen. Warum baut man nicht gleich Gefängnisse für die Söhne der Verbrecherväter? Demagogie trifft es in der Tat. Jetzt kann man sich endlich mal wichtig machen und die Debatte für allerlei Schändliches missbrauchen.
      Ich diskutiere nicht ob falsch oder wahr, ich propagiere nicht, ich lege dar (Arno Holz)
    • Das ist es auch, was mich so stört. Selbstverständlich muss die Erinnerung wach gehalten werden, denn nur wer weiß, was damals geschehen ist und wie schrecklich das war, kann auch verhindern, das sich so etwas wiederholt.
      Aber ich wehre mich vehement dagegen, in einen Topf mit diesen Verbrechern geworfen zu werden. Was soll das? Die US-Amerikaner von heute sind nicht schuld daran, dass Sklaven aus Afrika geholt und misshandelt wurden, auch nicht dass die Ureinwohner Nordamerikas fast ausgerottet wurden.
      Die heute lebenden Christen für die Hexenverbrennungen im Mittelalter verantwortlich zu machen und ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden ist ebenfalls Blödsinn.
      Wir müssen uns immer darüber bewusst sein, was geschah und dafür sorgen, dass es Geschichte bleibt. Aber wir haben keine Schuld und sind nicht für die Vergangenheit verantwortlich. Ausschließlich für die Zukunft. Und deshalb wäre es besser gewesen, Kindern das Recht auf einen intakten Körper nicht zu versagen. Denn viele von uns haben ihre Lektion aus der Geschichte, in der ein Teil der Menschheit weniger Rechte hatte als der Rest gelernt. Leider war das nur Teil, der nicht bestimmt, sondern hinnehmen soll. Aber werden wir das?
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Weguer schrieb:

      Die heute lebenden Christen für die Hexenverbrennungen im Mittelalter verantwortlich zu machen und ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden ist ebenfalls Blödsinn.
      So weit richtig. Das gilt dann aber für alle Verbrechen, die im Namen von Völkern in der Vergangenheit begangen wurden: Spanien und die Inquisition, Spanien und die südamerikanischen Völker, die USA und die Sklaven, Pol Pot und seine Landsleute, die Türkei und die Armenier, Karl der Große und die Sachsen, Japan und die Chinesen, Serbien und Srebrenica, die Religionskriege in Europa und und und. Die Liste ist schrecklich lang.

      Aber: Bedenklich und beunruhigend finde ich es jedoch, wenn sich heute noch die gleiche Geisteshaltung zeigt, die die mentale Grundlage der Greueltaten war.
      Da kündigt eine katholische Kirche die Zusammenarbeit mit einem wissenschaftliche Institut, weil sie sich eine Zensur der Forschungsergebnisse über den Kindesmissbrauch in ihrer Kirche sowie Personalentscheidungen bei den Mitarbeitern des Forschungsprojektes vorbehalten will. Zensur der Forschung - das ist voraufklärerische Denke, finsteres Mittelalter, dessen religösem Wahn viel Leid zu verdanken ist. Da werden Anfang des Jahres die Datenverbindungen zur Vatikanbank gekappt, weil diese sich - nachdem sie jahrelang Mafia- und andere Korruptionsgelder gewaschen hat - noch immer keine internationalen Standards gegen Geldwäsche besitzt. Eine Kirche, die sich wohl über dem Gesetz stehend betrachtet. Auch aus dieser Denke heraus wurde von Seiten der Kirchen massives Leiden zugefügt.

      Auf der gleichen Linie liegt für mich der zitierte Artikel: die Auffassung der evangelischen Kirche, dass das Recht auf freie Religionsausübung über dem Menschen- und Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit steht. Religiös wurden auch die Scheiterhaufen begründet - körperliche Integrität war kein Kriterium. Dessen erneute Relativierung - verbunden mit einem Triumphgeheul über das weltweite Wachstum der Religionen - lässt für die Zukunft Schlimmeres befürchten. Zumal der Autor wohlweislich verschweigt, dass ein Teil dieses vom Autor herbeigeredeten Religionswachstums auf der Welt auf das Konto fundamentalistischer, fanatischer Glaubensanhänger geht, nicht nur im Islam sondern auch bei den Evangelikalen.


      Religionswachstum in Deutschland? Ich habe eher den umgekehrten Eindruck. Mich erinnert der Artikel an das berühmte Pfeifen im dunklen Wald. Wunschdenken. Und zur Wachstumsförderung rechtfertigt man schnell einmal einen archaischen, brutalen religiösen Ritus wie die Beschneidung, um es diesen vulgärrationalen Areligiösen richtig zu zeigen. Der Artikel lohnt keine eingehende Besprechung, da er nur altbekannten Käse wiederkäut.
      Aufrichtig zu sein kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht. (JWvG)
      Auch für die Religionsfreiheit gilt: "Freiheit ist immer nur die Freiheit des anders Denkenden." (R.Luxemburg)
    • Pallas schrieb:

      Das wirklich Schlimme daran ist, dass solche Schreiber keiner mehr ernst nimmt.
      Ich bin da gegenteiliger Ansicht: das wirklich Schlimme ist, dass solche Schreiber IMMER noch ernst genommen werden. Professor Schnieder ist ja Wissenschaftlicher und Wissenschaftler sollten ihre Aussagen ja doch belegen. Nach Belegen sucht man jedoch in seinem Artikel vergeblich. Aber auch andere Autoritäten, die in in der Beschneidungsdebatte antisemitische "Stimmen" gehört haben wollen, sind dafür bisher jeglichen (!) Beweis schuldig geblieben. Ebenfalls keinerlei Beleg liefert Professor Schnieder auch für die schon oft geäusserte These, die Beschneidungskritiker wollten "in Wahrheit" etwas ganz anderes.
      Professor Schieders Hauptarbeitsgebiet ist religiöse Bildung. Deren Mangel erkennt er daran, dass viele einen "Gegensatz zwischen dem Kindeswohl und der Aufnahme des Kindes in den Bund mit JHWH aufmachen." Wenn religiöse Bildung in dieser Weise abläuft, bleibe ich gern ungebildet.
      Herausgeber von "Zeitzeichen" sind u.a. Kathrin Göring-Eckardt, Margot Kässmann und Wolfgang Huber. Also die versammelte evangelische Elite Deutschlands. Sie jedenfalls nehmen Wissenschaftler wie Professor Schieder ernst.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • werner schrieb:

      Aber auch andere Autoritäten, die in in der Beschneidungsdebatte antisemitische "Stimmen" gehört haben wollen
      Es waren ev. die selben Stimmen, die der heiligen Johanna von Orleans befahlen die Engländer zu vertreiben
      • Die Vorhaut kann mit einer Rosenknospe verglichen werden. Wie eine Rosenknospe wird sie erst blühen, wenn die Zeit gekommen ist. Niemand öffnet eine Rosenknospe, um sie zum Blühen zu bringen (Dr. med. H. L. Tan).
      • Alle Wahrheit verläuft in drei Stadien: Im ersten wird sie verlacht. Im zweiten wird sie vehement bekämpft. Im dritten wird sie als selbstverständlich anerkannt (Arthur Schopenhauer).
      • Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt (Thomas Mann)
    • Ich finde, einer sofortigen Ökumene steht jetzt nichts mehr im Wege.

      In der Beschneidungsdebatte haben Repräsentanten der EKD Talent und Willen zu religiöser Verbrämung, Machtmissbrauch, Verdrehung von Tatsachen und am schlimmsten: Verweigerung des Mitgefühls mit den Schwächsten in einem Ausmaß offenbart, dass sie mit Vertretern der anderen Konfession locker mithalten können.

      Da passt kein Blatt mehr zwischen.
    • susanna schrieb:

      Ich finde, einer sofortigen Ökumene steht jetzt nichts mehr im Wege.
      Bitte Judentum und Islam auch noch dazupacken.

      Ich habe mal an "Zeitzeichen" geschrieben - einfach nur so für mich - auch um in Übung zu bleiben.

      Übrigens wünsche ich Euch unermüdlichen Kämpfern ein gutes 2013 voller Skeptizismus. Ich bin sicher, dass Ihr Erfolg haben werdet - vielleicht dort, wo Ihr es gar nicht vermutet.
    • Götz schrieb:

      Ich bin sicher, dass Ihr Erfolg haben werdet - vielleicht dort, wo Ihr es gar nicht vermutet.

      Das klingt jetzt sehr konkret. Machst Du mich jetzt zurecht neugierig oder wünscht Du uns das nur?
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
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      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
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    • Götz schrieb:

      Aber ich habe schon meine Frau überzeugt - und dann ist der Rest der Welt nur noch eine Kleinigkeit!

      :thumbsup:
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
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    • Es sollte jedenfalls nicht so weit kommen, dass jemand auch noch ein Verbot der christlichen Taufe wegen des Verdachtes auf "waterboarding" fordert.
      Die einzigen die sich erblöden, diese extrem grausame Folter (die Menschen das permanente Gefühl des Ertrinkens vermittelt und dazu bringt jeden Quatsch zu "gestehen", den der Folterer hören möchte) in Zusammenhang mit ein paar Tröpfchen Wasser auf eine Kinderstirn zu setzen sind regelmäßig Jungenverstümmelungsbefürworter.


      Und christliche Beschneidungsgegner sollten sich stets vor Augen halten: Für Paulus kommt die Taufe einer Beschneidung des Herzens gleich. Und damit ist der Eingriff in die Identität eines Kindes im Christentum ungleich größer als im Judentum.

      Das ist doch bar jeder Logik! Meint Rolf Schieder etwa, bei religiösen Juden (und Muslimen) beschränke sich der religiöse Eingriff in die Identität des Kindes auf die MGM? Und auf Jungen?

      Tatsächliche Christen müssten sich doch eigentlich schämen, solchen Unfug auf einer "christlichen" Seite lesen zu müssen.
      Alle Eltern greifen permanent in die Identität ihrer Kinder ein, das nennt sich Erziehung.
      Die wenigsten machen hierzulande aber gesunde Körperteile ihrer Kinder kaputt.

      Paulus hat nicht die "Beschneidung" des "Herzens" von Kindern (auch noch nur von Jungen) gefordert, sondern die "Selbstbeschneidung" der "Herzen" der Christen. Jeder soll selbst sein "Herz" "beschneiden", freilegen, also ÖFFNEN. Auf dass er Liebe zu geben und zu empfangen vermag, und Empathie empfindet. Zu dieser Empathie sollte auch Empathie gegenüber kleinen Jungen gehören.

      Deuteronomy 10:
      16 So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens und verhärtet euren Nacken nicht mehr!
      bzw. "...und seid fortan nicht halsstarrig"


      Gal 5,6:

      Paulusbriefe schrieb:

      Denn in Christus Jesus vermag weder Beschneidung noch Vorhaut etwas, sondern [nur] Glaube, der sich durch Liebe wirksam erweist.
      Und nicht durch Körperverletzung.
      Vorhaut hat Vorteile. Sonst gäbe es sie nicht.