Ganz normal!?? Empfehlung des Kinderarztes, Nieren-OP, Zustimmung Phimose-OP nebenbei ... *lang*

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Ganz normal!?? Empfehlung des Kinderarztes, Nieren-OP, Zustimmung Phimose-OP nebenbei ... *lang*

      Hallo in die Runde und an die, die hier mitlesen und nicht angemeldet sind!

      Die OP war im Sommer 2009, also noch ein paar Tage bis zur Verjährung (3 Jahre) des "Kunstfehlers. ?(

      Ich bin die Mutter und mache mir ziemliche Selbstvorwürfe. ;( ;( ;( ;( Ich bin geschockt wegen der vielen Informationen, die es JETZT im Netz über das Thema gibt und die mir nicht im Ansatz bewußt waren. Und bin andererseits sehr wütend :cursing: :cursing: :cursing: , sowohl auf den Kinderarzt X( X( als auch auf den Urologen in der Uniklinik (würg) (würg) (würg) , die sämtliche Nachteile völlig ausgeblendet haben. Ich kann mich nach 3,5 Jahren an nichts genaues mehr erinnern. Mein Sohn war gerade 10 Jahre alt geworden und ist jetzt 13,5 JAhre alt.

      Ich brauche Hilfe beim Nachdenken, da mir weder der Vater noch sonst eine nahestehende Person dieses Thema auch nur ansatzweise aufgreifen möchte: "Du kannst doch sowieso nichts mehr ändern!" - "Ich hab jetzt eine Überweisung zu einer (Anmerk.: ERSTEN!!) Nachuntersuchung geholt, zu Deiner Beruhigung. S. selbst hat keine Einschränkungen oder Beschwerden. Ich bin auch beschnitten und habe keine Probleme damit." so der Vater - "Wozu soll ich denn zum Arzt. Ist doch alles okay!" so der Sohn.

      2009: Die Nieren-OP stand bei meinem Sohn an und ich habe mich darauf auch konzentriert. Recherchiert habe ich dazu, dass in der Schweiz grundsätzlich zugewartet werden würde. In D wurde 2009 immer operiert. in 2011 ist die Informationslage im Netz auch in Deutschalnd so, dass immer zugewartet wird, wenn keine Beschwerden vorliegen. Die Nieren - OP stellte sich also 2 Jahre später als unnötig heraus. Praktischerweise sollte dann in einem die Beschneidung ans Ende der OP drangehängt werden. Die Nieren-OP war geplant und nicht spontan. Auch zur Beschneidung hatte der Kinderarzt schon länger geraten, das "Rüsselchen" sehr lang und eng, und die Vorhaut an einer Seite verklebt. Der Befund vor der OP auch vom Uro bestätigt. Über die Beschneidung habe ich mir keine Gedanken gemacht ... Auch weil ich schon im Kindergartenalter diese erfogreich vermeiden konnte, dachte ich, jetzt VOR der Pubertät wäre es ja doch wichtig. Und wir unternahmen ja auch noch einen 2-wöchigen, aber nicht sehr konsquenten Versuch mit einer Salbe. Das war's aber offensichtilch nicht und sollte laut Kinderarzt auch nicht besonders erfolgreich sein. Ich wähnte mich also gut informiert, was die Phimose-OP angeht und es war eine leider unumgängliche und ja auch nicht sooo massive Geschichte. Dachte ich bisher...

      ...bis ich dann vor etwa 3 Monaten zufällig auf eine Youtube-Info Beschneidung beim Mann Jungen / OP - YouTube und die seite Circumcision Information and Resource Pages (und pflegewiki) stieß. (Anmerk.: Die religiöse Diskussion hatte ich nur am Rande verfolgt.)

      Ich war sehr sehr traurig und sehr wütend und habe dann mit meinem Sohn darüber gesprochen, dass auch diese OP nicht wirklich notwendig war, wie ich jetzt weiss und auch, dass ich mir Sorgen mache, ob er sich gut fühlt ohne Vorhaut. Wir haben ja auch keine Nachuntersuchung gemacht seit 2009. Wir haben ein sehr offenes Verhältnis und haben in der Familie sehr viel mit Ärzten und dem "Gesundheitssystem" zu tun und stehen dem ganzen aufgrund von eigenen Erfahrungen sehr kritisch gegenüber. Natürlich hat meinen Sohn das auch sehr beschäftigt und er hat seinem Vater erzählt, dass ich mit ihm gesprochen habe. (okay... Ich war sehr voreilig - wahrscheinlich - meinen Sohn damit zu belasten.. :love: .) Für ihn ist es wohl vermutlich eher dieses völlig unnötige Schmerzen gehabt zu haben oder dass jetzt etwas nicht in Ordnung sein könnte... (meiner jetzigen Meinung nach, wahrscheinlich auch das tiefe Gefühl des Verlustes), sich das Ganze zuzumuten, weil ein Arzt meint es müsse so sein und es ginge nicht anders. Herrgottnochmal: ... und das wir wieder vertraut haben, es aber anscheinend ohne eigene Recherchen und ein großes Mißtrauen gar nicht mehr möglich ist, Ärzten überhaupt noch zu vertrauen.

      Der Vater meines Sohnes ist mehrfacher Sohn-Vater und selbst teilbeschnitten. Er hat selbst keine Probleme damit :!: die Vorhaut bedeckt jedoch die Eichel noch.
      (Oder sieht er nur keine Probleme??? :pinch: :?: Nachdem ich die Frauen-Seiten gelesen habe, erscheint mit das nun in einem etwas anderem Licht :whistling: und erklärt MIR auch einige Dinge, die ich vorher eher rätselhaft / merkwürdig / befremdlich fand :wacko: :wacko: ).

      Zurück zu meinem Sohn: Das Resultat der OP ist eine freiligende Eichel, eine "Hautwurst" um den unteren Eichelrand, das Bändchen ist weg, ... mehr kann ich nicht in Erfahrung bringen. Ich habe sehr starke Hemmungen meinen Sohn zu "untersuchen" und habe ihn - mit allem Respekt und auch so formuliert, dass er es auch ablehnen darf, überhaupt mit mir zu reden! - gefragt, ob die Haut spannt oder passt, wenn sein Penis steif ist. (passt schon, sagt er...) Es war ein sehr ernstes und aufrichtiges Gespräch, aber auch ein trauriges. Aber auch schon ein heikles... Ich habe ihn nicht mal im Ansatz über die Informationen hier aufgeklärt, habe aber schon ein wenig Angst (oder auch Hoffnung?!), dass er es in naher Zukunft wohl aus dem Internet erfahren wird. Er wird dort wohl über kurz oder lang nachforschen, wenn ihm etwas komisch vorkommt oder er Probleme bekommt. Die Kids sind ja da oft fitter als man denkt!!

      Sein Vater meint, ich würde mit meiner Überfürsorge eher Probleme "erzeugen". Zum einen habe ich massiv Schuldgefühle :S , weil ich damals nicht so intensiv recherchiert habe (dann wäre ich wahrscheinlich auch 2009 schon auf kritische Seiten gestossen, so habe ich außer netdoctor, eltern.de und noch KidsDoc.at ...nichts mehr gebookmarkt) und eine MORDswut auf den Urologen der Uniklinik, der die Beschneidung sowas von verharmlost dargestellt hat... und von Nachteilen / Komplikationen war überhaupt gar nicht die Rede. Ich weiss nicht mal mehr genau, ob wir und was wir unterschrieben haben. Es gibt eine Skizze, die ich beim Patientengespräch angefertigt hatte, die die Vorhaut nur zum Teil abschneiden würde. Da sie jedoch mit der Eichel verklebt war, kann ich mich erinnern, dass der Uro meinte, evtl. mehr abschneiden zu müssen.

      Nach der OP: Die Wunde hat sehr stark geblutet und es war eine sehr großflächige Kruste vorhanden, die nach ca. 2 Wochen abfiel (Fotos vorhanden). Eine Nachsorge / Nachuntersuchung fand statt und war "okay". Das ringförmige Narbengewebe am Penisschaft am Rand zur Eichel erscheint mir jetzt (vor ca. 2 Wochen,also fast 3,5 Jahre danach) und mein Sohn beginnt zu wachsen, als eng und einschnürend. Aber ich habe dies nur "von weitem" beobachten können und kann das nicht wirklich einschätzen. Er selbst beschreibt sich als völlig "problemfrei" und weiss nicht recht, warum er nun zum Urologen sollte. (Kann es sein, dass er auch aus Angst eher behauptet, alles wäre ok?)

      Ich hatte mich bisher immer als sehr offenen Menschen eingschätzt, aber das Thema schnürt mir jetzt langsam die Kehle zu (traurig auch deshalb, weil sich einige Vermutungen bei weiterem Lesen hier auf dieser Seite so bestätigen nach und nach... Diese Erfahrungen kann ich zum Teil sehr gut bestätigen, da ich mit rel. vielen Männern sexuellen Kontakt hatte in meinem Leben)

      Nicht hilfreich ist vor allem mein Lebensgefährte / Vater des Sohnes, der so aggressiv fast auf meine langsam bohrenden Nachfragen reagiert hatte. Im Übrigen hat er die Links (Video und cirp.org) nicht gelesen und entscheidet nach seinem Gefühl/Wissen, hat aber letzlich eine Überweisung zum Urologen geholt und mit unserem Hausarzt gesprochen, der alles nicht so schlimm findet... hauptsächlich wohl um MICH zu bruhigen (auch darauf bin ich sauer, gelinde gesagt)

      Soll ich es einfach auf sich beruhen lassen?
      Ist es nicht mittlerweile in Verantwortung meines Sohnes sich um seine Befindlichkeit zu kümmern?
      Wieviel "Aufklärung" ist gut, wieviel schon per se aus sich heraus problem-machend oder -fördernd?

      Ich kann's eh nicht rückgängig machen... ist ja was Wahres dran, aber kann ich etwas dazu tun, was es nicht verschlimmert?
      Ich sorge jahrelang für eine möglichst unversehrte Menschenseele und dann wird so etwas menschlich emotional grundlegendes, so wichtiges einfach SCHNIPP_SCHNAPP "abgetötet"...

      Mich würde die Meinung von Müttern ebenso interessieren, wie die von Männern/Vätern...
      Nur alleine bekomme ich da keinen Boden unter die Füße.
      Eine Kunstfehlerklage kann noch bis Ende des Monats eingereicht werden. Aber das werde ich meinem Sohn wohl nicht zumuten können und gegen den Willen des Vaters wohl auch nicht anstrengen wollen. :sarkassmus an: Da muss mein Sohn die "Gleitmittel und Sexualtherapie für Paare" eben später selbst bezahlen... :cursing: :sarkassmuss aus:

      (wie gut, dass man an Weihnachten auch mal ein paar Stunden für sich allein sein kann ;-)) )

      Frau M.
      52J, Sohn 13,5J

      ps. Ich hoffe das das nun anonym genug ist...
    • Herzlich willkommen im Forum und vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Ich bin überzeugt, dass es viele Eltern gibt, die sich wegen einer früheren Entscheidung zur Beschneidung ihrer Söhne Sorgen machen, weil sie entdeckt haben, dass sie unvollständig informiert waren. Immerhin ist das viel besser als Eltern, die alles verdrängt haben.
      Wegen der " Weihnachtsflaute" sind momentan nicht viele Mitglieder hier unterwegs, aber in den nächsten Tagen wirst Du sicher noch einige Antworten bekommen.

      Deine Zweifel und Schuldgefühle kann ich gut verstehen. Ich finde es sehr gut, dass Du mit Deinem Sohn darüber gesprochen hast. So ist das Thema grundsätzlich mal " auf dem Tisch", und er kann "bei Bedarf" darauf zurückkommen, wenn er denn möchte. Für den Moment musst Du Dich wohl auf seine Aussage ("alles ok") verlassen. Ob das wirklich stimmt, kann man von aussen schwer beurteilen. Ich kann mir gut vorstellen, dass er sich im Netz informiert. Ich selbst bin auch als Kind wegen Phimose teilbeschnitten, und bei mir sieht es in etwa so aus wie bei Deinem Sohn. Ich habe mich während der Pubertät immer sehr geschämt, weil ich anders aussah als die anderen. Dieses Schamgefühl hat mir meine erste Freundin genommen, was mich sehr erleichtert hat. Sexuelle Probleme hatte ich keine damit (wenn doch, hingen sie eindeutig nicht mit der Beschneidung zusammen).
      In diesem Forum wurde öfter schon mal über einen Dr. Pfau gesprochen. Vielleicht hat er auf seiner Webseite Infos, die Dir weiterhelfen. Er scheint auch per Telefon bzw. Mail sehr kontaktbereit zu sein. Vielleicht kann er etwas für Dich tun?

      Die Frage der Aufklärung durch die Ärzte haben wir hier ja auch schon behandelt. Da muss man unbedingt dranbleiben.
      "Man muss diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, dass man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt!" K.M.
    • Hallo und herzlich willlkommen!
      Danke für deine ehrliche und ausführliche Mitteilung!

      Ich habe auch zwei Söhne, 14 Jahre alt.

      Dass bei den beiden noch alles dran ist, haben wir der damaligen Rechtslage (die sich nun ja leider ändert) und einer hervorragenden Kinderärztin zu verdanken,die wusste, dass Abwarten und die Eltern beruhigen oft das Mittel der Wahl ist.
      Als sich die Vorhaut bis zur Einschulung nicht gelöst hatte,(und das blieb auch bis ins 12. Lebensjahr so!!!) und es bei einem wirklich sehr eng war mit sehr langen, verengten "Rüssel" , geriet ich etwas in Panik, die schmerzhaft Balanitis meines älteren Bruders im Grundschulalter in lebhafter Erinnerung. Das wollte ich meinen Kindern auf jeden Fall ersparen und sprach unsere Kinderärztin darauf an, ob man nicht zur Vorbeugung die Vorhaut entfernen könne …(Ich war null informiert über deren Funktionen, und gewisse ursächliche Zusammenhänge fielen mir erst schlagartig auf, nachdem eine Bekannte, die mit einem Juden verheiratet ist,vor einem Jahr ein paar Bemerkungen in diese Richtung fallen ließ).

      Diese hervorragende Medizinerin klärte mich rundweg darüber auf, dass es keine Rechtsgrundlage für eine derartige OP gäbe, und sie würde persönlich ohnehin nie ein kerngesundes Kind an den Genitalien operieren. Es folgte eine wochenlange Salbenbehandlung und amüsante Diskussionen darüber, ob nun die Mutter oder der vorhautverlustige Vater (er wuchs im arabischen Raum auf) für die Anleitung zur Intimhygiene verantwortlich sei … Jetzt sind die Jungs in der Pubertät und alles ist nach deren Auskunft so, wie es sein soll.

      Du siehst, es ist leider einfach Glückssache, an wen man so gerät, bei uns hätte es genauso ausgehen können wie bei euch!

      Inwieweit sich die reduzierte Sensibilität einmal auf sein Sexualleben auswirken wird, kann jetzt noch kein Mensch sagen, jeder Mann ist da individuell gestrickt. Vielleicht gehört es zu den (wenigen) veranlagungsmäßig Hyperstsensiblen, die von einer Vorhautentfernung sogar eher profitieren?

      Die Narbe einmal von einem Urologen anschauen zu lassen, ist aber sicher nicht verkehrt, jetzt mitten in der Wachstumsphase (auch vom Penis).

    • Danke für die ausführliche Mitteilung und herzlich willkommen im Forum.

      Wir beschreiben auf unserer Seite www.beschneidung-von-jungen.de alle Probleme die mit einer Beschneidung auftreten können. Leider ist es so, dass viele Ärzte meinen wenn ¼ derMänner weltweit beschnitten sind, kann eine Beschneidung kein Problem sein, und ein paar hundert Euro sind bei einer Operation im Handumdrehen dazuverdient.



      Wir wollen aber mit unserer Seite keine Angst machen, denn nicht jeder hat ob seiner Beschneidung gleich sexuelle Probleme. Und wenn ihr Sohn schon meint, da unten ist alles in Ordnung, dann ist es ja schon ein gutes Zeichen. Sie sollten sich jetzt auch keine Sorgen machen oder gar Schuldgefühle haben, denn eigentlich sollte man den Ärzten vertrauen können. Klar werden mit der Vorhautentfernung 70% der Empfindungsnerven entfernt, wenn man aber bereits in der Kindheit beschnitten wurde, kann man das nicht qualifizieren, da die verbliebenen Nerven ausreichen um einen Orgasmus zu erlangen. Probleme kann es mit der Verhornung der Eichel geben, wenn sei vollkommen frei liegt, aber wenn man weiß warum man nichts mehr spürt, lässt sich auch da etwas machen. Allerdings dauert eine Vorhautverlängerung durch Dehnen Jahre, wohingegen das Amputieren derselben in einer Viertel bis halben Stunde erledigt ist. Vorhautdehnen funktioniert aber nur, wenn noch ein wenig Restvorhaut vorhanden ist.

      Sie sollten Ihren Sohn jetzt nicht weiter darauf ansprechen, es ist ja auch ein psychisches Problem. So wie viele Ihren Kindern nach der Beschneidung einreden, sie hätten nun ein veredeltes Genital, worauf die dann die Beschneidung sehr positiv sehen, kann man einem Beschnittenen auch einreden, er sei jetzt verstümmelt. Auch wenn ich das so sehe, darf man das Betroffenen nicht sagen. Für eine erfüllte Sexualität ist es in erster Linie wichtig, dass man mit seinem Genital zufrieden ist. Und wie bereits oben gesagt, wenn wirkliche Probleme auftreten muss man sich eben drum kümmern.



      Was die Verjährung betrifft ist die Frist dreißig Jahre. Ich kenne nämlich einen Fall, in dem nach gut 29 Jahren Klage eingereicht wurde. Jetzt wäre eine solche sowieso aussichtslos, denn ihr Sohn hat durch die Beschneidung (jedenfalls noch) keine Beschwerden.

      Also Kopf hoch, und vor allem keine Selbstvorwürfe. Sie können am allerwenigsten dafür.




    • Hallo mutter-9m,
      ein herzliches Willkommen auch von mir. Vielen Dank für Deinen offenen und ausführlichen Bericht.
      Ich finde mich darin durchaus wieder, denn auch ich stand vor wenigen Jahren noch vor der Entscheidung, meinen Sohn - auf Anraten unseres damaligen Kinderarztes - beschneiden zu lassen.
      Grund dafür war eine leichte Entzündung seiner Vorhaut. Da sie - mein Sohn war damals 5 Jahre alt - noch mit der Eichel verklebt war - war die geradezu reflexhafte "Therapieentscheidung" des Arztes die Beschneidung. Ich selbst bin ebenfalls beschnitten und glaubte damals noch, völlig problemlos mit ihr zu leben, daher hätte ich dieser OP sofort zugestimmt. Es wäre ja das Beste für ihn gewesen. So dachte ich zumindest.
      Meine Frau bestand jedoch darauf, eine zweite Meinung einzuholen. Die Kinderurologin weigerte sich strikt, unseren an sich gesunden Sohn zu beschneiden. Die anschließende Salbentherapie beseitigte jedes Problem. Unser Sohn ist heute 11, intakt und ohne irgendwelche Beschwerden.
      Was ich damit sagen will, ist: Es ist leider sehr schnell passiert, auf die Falschdiagnose eines Arztes hereinzufallen. Es ist nicht Deine Schuld, dass Dein Sohn damals operiert worden ist. Es ist die Schuld des Arztes.
      Manfred hat völlig recht. Lass Deinen Sohn jetzt erstmal in Ruhe. Sobald er das Gefühl hat, mit seinem Genital sei etwas nicht in Ordnung, wird er auch Probleme bekommen. So überstrapaziert und oft falsch angewendet der Satz auch ist, hier stimmt er: "Sexuelle Probleme hat man oft nur im Kopf".
      Es gibt viele beschnittene Männer, die mit ihrer Situation zufrieden sind. Dass sie nur einen Bruchteil dessen empfinden können, was ein intakter Mann empfinden kann, wissen sie meist nicht.

      Als guten Rat kann ich Dir jedoch folgendes mitgeben:
      Mein Leben wurde durch die Erfahrung der Beschneidung nachhaltig geprägt. Sie hat sich auf meine Psyche ausgewirkt, auf mein Sexualleben, auf meine Beziehungen. Sollte Dein Sohn später mal tatsächlich Probleme bekommen, seien es psychische oder partnerschaftliche, dann sprich mit ihm. Rede behutsam über das Thema Beschneidung mit ihm. Was dabei zerstört wurde und wie sich das auswirken KANN. Aber eben nicht vorher!
      Hilf ihm, Probleme zu lösen, aber löse sie nicht aus. Das ist eine schwierige Gratwanderung, ich weiß.
      Vor allem: Es gibt immer einen Weg. Hier in diesem Forum sind viele beschnittene Männer. Die einen leiden darunter, die anderen kommen recht gut damit klar. Unter denen, die nicht zufrieden sind mit ihrer Beschneidung, sind viele, die versuchen, ihr Empfindungsvermögen wieder herzustellen. Und das klappt auch.
      Es gibt immer einen Weg, es gibt immer eine positive Seite. Und sei es, dass wieder ein Mensch verstanden hat, dass die Beschneidung eines Jungen ohne WIRKLICHEN medizinischen Grund Unrecht ist. Und wenn Du Dich jetzt ein wenig dafür einsetzt, dass in Zukunft weniger beschnitten wird, haben wir wieder ein klein wenig gewonnen.
      Gut, oder? :thumbup:
      Wenn aus Recht Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht! (Bertold Brecht)
      Bräuche und Traditionen können den Menschen an jegliche Abscheulichkeiten gewöhnen (G.B. Shaw)
      Nicht unseren Vorvätern wollen wir trachten uns würdig zu zeigen - nein: unserer Enkelkinder! (Bertha von Suttner)
      tredition.de/autoren/clemens-b…-schnitt-paperback-44889/
    • Ein herzliches Willkommen auch von mir.

      Meine Vorredner haben ja schon ausführlich geantwortet. Ich komme deshalb zu dem Aspekt, über den ich gestolpert bin, als ich Deine Worte gelesen habe.

      Du schreibst, dass Du mit Deinem Sohn zum Urologen möchtest. Zugleich schreibst Du von fehlendem Vertrauen in die Ärzte, von schlechten Erfahrungen auch schon vor der unnötigen Nieren-OP mit der unnötigen Beschneidung.

      Warum? Der letzte Ort, wo ich an Deines Sohnes Stelle hinwollte, wäre zu einem Urologen.

      Was würde ihn dort erwarten? Entweder attestiert ein Arzt, dass alles in Ordnung ist, und das Ganze geht mit einer unangenehmen Untersuchung (bis hin zum möglichen Verletzten des Schamgefühls deines Sohnes) und einer ängstlichen Mutter einher. Dafür das alles in Ordnung ist? Wo er es doch schon selber so gesagt hat. Als ob Du ihm nicht glauben könntest?!

      Oder der Urologe stellt fest, dass es ein Problem gibt. Kann man sich dann auf sein Urteil verlassen?
      Er wird wohl kaum den erigierten Penis untersuchen.
      Auch stellt sich die Frage, was den therapeutisch für Möglichkeiten von Seiten des Urologen angeboten würden, falls er urteilen würde, dass etwas nicht stimmt. Ich rate sehr dazu, sich erst einmal damit zu beschäftigen, bevor es zum Arzt ginge. Eine Untersuchung macht nur dann Sinn, wenn diese eingebettet in eine lösungsorientierte Strategie ist. Sonst steht Dein Sohn am Ende noch da und darf damit umgehen, dass ein Urologe zu ihm sagt, dass seine Beschneidungsnarbe eng einschnürt, oder ähnliches, und er ist verunsichert, hat aber ansonsten nichts vom Arztbesuch. Aber später, wenn es mit einer jungen Frau intim wird, dann erinnert er sich sicher an die Worte des Urologen.

      Also das ist das, was bei mir so als Reflektion auf Deine Worte aufgetaucht ist.

      Ich behandle viele Kinder therapeutisch und bin mir sicher, man kann Kindern zumuten, dass sie mit ihrem Schicksal zu Recht kommen. Auch wenn die Beschneidung später bei Deinem Sohn zu sexuellen Problemen führen sollte, so lass ihm die Würde, dass er sein Schicksal selber trägt. Das ist mein Rat an Dich. Eine Mutter, die ihren Fokus darauf legt, was falsch gelaufen ist und sich selber die Schuld dafür gibt, so eine Haltung von der Mutter könnte zur Belastung der Familie und für Deinen Sohn werden.

      Das ist meine Erfahrung.

      Mit 13 Jahren ist Selbstbestimmung schon ganz wichtig, die Pubertät ist ja gerade dafür da, diese zu entwickeln, und deshalb ein weiterer Rat von mir: Überlasse Deinem Sohn, was er möchte und was nicht. Und biete ihm Deine Hilfe an, ohne Druck auszuüben, offen dafür, wie er seinen Weg gehen möchte. Mit 13 braucht er noch Begleitung, aber auch die Möglichkeit seine eigenen Schritte zu machen.

      Alles Gute!
      Achtsamkeit ist ein aufmerksames Beobachten, ein Gewahrsein, das völlig
      frei von Motiven oder Wünschen ist, ein Beobachten ohne jegliche
      Interpretation oder Verzerrung. (J. Krishnamurti)
    • Hallo an alle (auch die PN-Schreiber),

      vielen vielen Dank!

      Einiges möchte ich kurz aufgreifen und darauf antworten:

      Warum? Der letzte Ort, wo ich an Deines Sohnes Stelle hinwollte, wäre zu einem Urologen.
      Ja, das hab ich mich auch gefragt, ob das nun die richtige Idee ist. Aber das sind ja die "Fachmänner", die ich zunächst als erstes im Blick hatte. Das ich EUCH hier gefunden habe, ist der massiven Öffentlichkeit nach dem Kölner Prozess zu verdanken. Deswegen bin ich jetzt hier! :thumbsup:
      Eine Mutter, die ihren Fokus darauf legt, was falsch gelaufen ist und sich selber die Schuld dafür gibt, so eine Haltung von der Mutter könnte zur Belastung der Familie und für Deinen Sohn werden.
      Ich habe natürlich gespürt, das da mächtig was schräg läuft. Danke aber ausdrücklich für die klaren Worte! Das Thema ist so verdammt komplex und schwierig, dass kaum eine Möglichkeit da ist mal offen seine Wut rauszulassen, seiner Traurigkeit Raum zu geben ... oder nur mal Funktionelles zu klären wie bei einer Knieopreration zum Beispiel... DAS ist in der Tat über kurz oder lang sehr belastend für alle. Ich konnte auch kaum noch mit meinem Partner zusammen sein - in den letzten Wochen dieser "schweigenden" Nicht-Diskussion. Es scheint ein Damm gebrochen zu sein, Erleichterung... nach dem ich Eure Beiträge jetzt alle gelesen habe. Es ist schon etwa anderes von informierten Betroffenen eine Stellungsnahme zu hören, als so alleine den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen.

      Hilf ihm, Probleme zu lösen, aber löse sie nicht aus. Das ist eine schwierige Gratwanderung, ich weiß.
      und:
      Sie sollten Ihren Sohn jetzt nicht weiter darauf ansprechen, es ist ja auch ein psychisches Problem. So wie viele Ihren Kindern nach der Beschneidung einreden, sie hätten nun ein veredeltes Genital, worauf die dann die Beschneidung sehr positiv sehen, kann man einem Beschnittenen auch einreden, er sei jetzt verstümmelt. Auch wenn ich das so sehe, darf
      man das Betroffenen nicht sagen. Für eine erfüllte Sexualität ist es in erster Linie wichtig, dass man mit seinem Genital zufrieden ist. Und wie bereits oben gesagt, wenn wirkliche Probleme auftreten muss man sich eben drum kümmern.

      Auch das war Thema in den PN's: Respekt und Privatsphäre - meine Hemmungen sind also völlig richtig plaziert :) - aber auch Tür öffnen und Vertrauen haben zu ihm, dass er zurecht kommen wird, sich ansonsten schon meldet. Bei wem auch immer... wohl kaum bei einem Urologen.

      Es ist schon sehr hilfreich, seine Gedanken und vor allem Gefühle mit anderen Menschen zu
      teilen und damit ernst genommen zu werden. Im besten Fall mit
      informierten Freunden / Partnern :rolleyes:

      ich danke Euch allen von Herzen!
      m.

      ps. Gibt es irgendwo kleine Flyer für Kinderarztpraxen? Phimose-mäßig... alles andere ist eh schon in den Medien breit drin. Der Artikel in Manndat MANNdat im Gespräch mit Mario Lichtenheldt, Page 1 ist schon sehr gut!!