Als Österreicher kann ich Deutschland nur gratulieren zu seiner glasklaren Rechtsprechung ohne Rücksichtnahme auf mächtige Lobbys und sonstige unlautere Einflussnahme. Diese Unbestechlichkeit und Geradlinigkeit führe ich persönlich auf das preußische Erbe im besten Sinne zurück. Dieses Urteil ist ein Rest von Preußentum im besten Sinne! (Preußen war Erstes bei der Einführung der allgemeinen Schulpflicht, bei der Abschaffung der Folter, bei der Einführung der Religionsfreiheit usw. und hatte die niedrigste Korruption.)

Zum Unteschied davon gibt es zwar in Österreich auch den sehr guten § 90 StGB Abs. 3, welcher besagt, dass in genitale Verstümmelungen nicht eingewilligt werden kann. Nur hat man dazu wieder Hintertüren mittels Kommentaren gefunden, die dem ausgezeichneten Gesetz die Schärfe nehmen sollen. Dazu rühmen wir uns noch, Weltmeister im Taktieren und Finden von halbherzigen Kompromisslösungen zu sein, damit ja jeder irgendwie auf seine Kosten komme. Mit RECHT hat das schon weit weniger zu tun, finde ich.

China ist halt eine Diktatur, die die Wichtigkeit von Wirtschaft und Wohlstand erkannt hat und sicher nicht mögliche Geschäftseinbußen durch vergraulte westliche Geschäftspartner hinnehmen wird, nur wegen einer "lächerlichen" Menschenrechtsfrage.

In Moskau leben angeblich 20% Muslime und Putin wird daher gut daran tun, sehr bedacht Gesetze zu machen oder zu genehmigen, die eine so starke Bevölkerungsgruppe als "Angriff" auf sich sehen könnte. Kasan ist eine überwiegend moslemische Großstadt mitten in Russland, viele beeindruckende Moscheen wurden seit dem Ende der Sowjetunion neu gebaut. In den verschiedenen russischen Kaukasusrepubliken, die teilweise "Pulverfässern" gleichen, ist der Islam allgegenwärtig und solche Menschenrechtsfragen daher sicher nicht "wert", neuerlich regelrechte Bürgerkriege im wahrsten Sinne des Wortes heraufzubeschwören.

Die lateinamerikanischen Länder sind mir zwar recht sympathisch, doch sind deren Staatsverwaltungen in den letzten Jahrzehnten sicherlich nicht als Musterschüler in Sachen Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Unbestechlichkeit und Effizienz in Erscheinung getreten... Dazu kommt die sehr starke wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA durch verschiedene Abkommen und Finanztransaktionen.

Frankreich ist auch nicht mehr jene Republik, die einst kompromisslos die Menschenrechte eingeführt und in Verfassungsrang gehoben hat. Spätestens seit der Niederlage von 1871 ist Frankreich durch die unseligen Reparationszahlungen finanziell ausgeblutet und völlig bei internationalen Banken verschuldet - und damit eben abhängig.

Sogar die funktionierende Basisdemokratie Schweiz ist historisch immer gerne Kompromisse eingegangen und wird sicherlich nicht ihre hohe internationale (Finanz-) Stellung durch eine Menschenrechtsfrage, wenn auch nur in geringem Umfang, einbüßen wollen.

Kurz gesagt: Viele Länder sind es nicht, von denen ich mir ähnlich klare Standpunkte FÜR das unverhandelbare Menschenrecht auf einen unversehrten Körper erwarten würde: Vielleicht Holland, wegen seiner Erfahrungen der letzten Jahrzehnte? Vielleicht Australien, vielleicht Kanada? Vielleicht Dänemark.